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Autor Thema: [Intime] In der Höhle des Opferlamms  (Gelesen 121851 mal)
Beschreibung: Teil Eins - Kapitel II
Aphiel
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« Antworten #60 am: Januar 07, 2010, 16:36:07 »

"Ich danke euch, Hüter des Hauses Alechsandro." Remy nickte dankbar und schob dann den Umschlag zurück in seine Tasche. Dabei wandte er sich an Nathalia.

"Sieht ganz so aus, als müssten wir noch einmal an den Rittern am Tor vorbei." Sein Gesichtsausdruck verriet, wie wenig begeistert er von dieser Idee war.

"Lass uns keine Zeit verlieren. Ich weiss noch nicht, wie schnell ich mit diesen Sandalen laufen kann, aber ich gebe mein Bestes, um noch vor Sonnenaufgang die besagte Höhle zu erreichen. Sobald wir aus der Stadt hinaus sind, werde ich mich aber auf deine Erfahrungen verlassen müssen. Du bist doch Jägerin, also kennst du dich gewiss besser mit den Pflanzen des Waldes und den Wegen der Wildnis aus. Wenn du mitkommst, heisst das."

Remy sprach es nicht aus, aber in seinem Blick lag die Hoffnung, dass Nathalia dennoch mitkommen würde. Wenn sie sich entschied, lieber gleich nach einem Unterschlupf für den Tag zu suchen, so konnte er ihr das wohl kaum übelnehmen. Es war eine Reise ins Ungewisse.
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Remy le Duc (Vampir)
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Steinbock


« Antworten #61 am: Januar 07, 2010, 19:28:28 »

"Ähm ja danke Herr Alechsandro!", bekam Nathalia nur mühsam zusammen. Sie sah erschrocken und erstaunt zu Remy. 'Was hatte ihn denn gebissen? Ein Mönch, der die Beherrschung verlor...?! Das konnte noch spannend werden.' Ehe sie lächeln konnte oder sich nur weitere Gedanken machen konnte, war sie auch schon gleich auf der Straße.

"Ja klar...lass die Ritter meine Sorge sein, Remy. Meine Fähigkeiten stehen dir offen zur Verfügung und ich versuche mein Bestes...um euch helfen zu können, Bruder. Ich habe es geschworen...beim Tod von Elaine!"

'Ich wusste doch, ich hätte mir Hosen anziehen sollen!' dachte sie verärgert und ging zur Türe. So kam sie wieder in den Wald und war sicher. Es stank nciht mehr nach Jauche und Dreck. Wenn ihnen nun jemand im Weg stand, dann war sie bereit ihr Messer zu nehmen und dann endlich BLut sehen zu können. In ihren Augen lag ein funkeln.

Nathalia hob die Hand wie zum Schwur. "Gott soll mein Zeuge sein, Bruder."

Sie wandte sich an Alechsandro. "Habt ihr noch Waffen? Ich wünsche, dass sich uns keiner in den Weg stellt." Sie sprach ernst. "Im Wald gibt es Gefahren... . Wenn ihr versteht."

Das kleine Mädchen was sie vorgab zu sein war wie weggewischt.
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« Antworten #62 am: Januar 08, 2010, 13:07:46 »

Alechsandro legte den Kopf schief und blickte Nathalia an.
"Waffen?" fragte er verwundert, "Mein Herr braucht keine Waffen...
Aber vielleicht kann ich Euch anders behilflich sein...," dachte er laut nach und sagte dann: "Folget mir."

Er ging sicher, daß sie ihm folgten, und führte sie in die Küche. Sein Gang glich einem Starksen und sein Kopf bewegte sich wie der Hals eines Vogels vor und zurück.
In der Feuerstelle brannte es, doch gab es wenige Kochutensilien.
Er öffnete eine Falltür im Holzboden, die normalerwiese zur Speisekammer führte. Eine kleine Leiter führte hinunter. Der kleine Raum entpuppte sich auch als solche und war so klein, daß höchstens zwei Personen darin Platz hatten.
Es war neben Tonkrügen sogar ein Regal darin zu finden, daß etwas halb so hoch gebaut war wie er selbst.
Der reiherartige Mann machte sich daran zu schaffen und zog seitlich daran, bis es sich wie eine Tür öffnete. Ein niedriger Gang kam dahinter zum Vorschein. Leichter als gedacht stieg er die wenigen Sprossen wieder epor und wandte sich ihnen zu:
"Folgt diesem Gang. Er bringt euch direkt außerhalb des Tores wieder ans Sonnen...," er verbesserte sich schnell, "ich meine Mondlicht."
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Aphiel
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« Antworten #63 am: Januar 08, 2010, 15:18:12 »

Remy war zunächst irritiert über die kämpferischen Ansagen von Nathalia. Dennoch konnte er ein Zucken im Mundwinkel nicht unterdrücken, als er feststellte, dass sie es scheinbar aufgegeben hatte, ihn zu höflich anzusprechen. Das musste wohl an der Situation liegen. Er jedenfalls störte sich nicht daran.

Viel interessierter war er am Hilfsangebot des Hausdieners. Würde er ihnen tatsächlich helfen können? Aber wie nur, wenn nicht durch die verlangten Waffen?

Als Alechsandro ihnen jedoch den Ausweg in Form eines Fluchttunnels offenbarte, waren alle Zweifel wie weggewischt. So würden sie die Stadt schnell und ungesehen verlasen können, ohne den Rittern ein zweites Mal zu begegnen. Dies war in der Tat die beste Hilfe, die man in dieser Lage erhoffen konnte.

"Oh, das ist wirklich wunderbar. Habt vielen Dank!" Das erste Mal, seit er ein Kainskind geworden war, lächelte Remy mit tatsächlicher Freude.

Ohne zu zögern griff er in seine Umhängetasche und grub darin nach seiner Kerze. Er würde die kleine Kerzenflamme auf dem Weg durch den Tunnel mit der Hand schützen müssen, doch sollte sie genügen, dass sie nicht völlig im Finsteren gehen mussten. Und er hatte ja auch noch seine verstärkten Sinne.

Als er die Kerze schließlich gefunden hatte, machte er sich daran, sie zu entzünden, doch vor der Feuerstelle wich er instinktiv zurück. Rasch sah er sich um, ob es nicht vielleicht lieber eine andere Kerze gab, an der er seine entflammen konnte.
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« Antworten #64 am: Januar 08, 2010, 15:57:48 »

Nathalia senkte ihre Hand, die sie gerade noch zum Schwur erhoben hatte, langsam. Ihr Kopf legte sie schief und sah den kleinen, menschlichen Reiher an. Ein anderer Weg? Waffen waren nicht immer von Vorteil. Die Fähigkeit, heimlich irgendwo hinzugelangen, war eigentlich immer die erste Wahl bei ihr gewesen.

Misstrauisch begutachtete Nathalia die Kammer, in die sie den beiden folgte. Enge Räume waren noch immer nicht ihr Fall. Sie brauchte die Luft zum Atmen...und den Himmel über ihren Kopf. Sie atmete nun bewusst ein und aus, bevor sie hinunter stieg. Mit schief gelegtem Kopf sah sie zu, wie der kleine Gang vor ihnen erschien. Ein Hinterhältiges Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen.

"Wenn ihr vorgeht Bruder, bleibe ich in eurem Rücken." Sie wandte sich an Alechsandro. Ein leichter Knicks erfolgte. "Habt dank für eure Hilfe. Nun werden wir ganz sicher ans Ziel kommen." Nathalia sah in den Gang hinein und kniete sich dann hin.

Nathalia drehte sich zu Remy um bzw. rief aus der Speisekammer. "Bruder, kommt ihr dann?! Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich will genau so wie ihr endlich die Aufgabe zu ende bringen. Los!"

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« Antworten #65 am: Januar 10, 2010, 02:22:03 »

Remy konnte keine andere Lichtquelle oder eine andere Möglichkeit, die Kerze zu entzünden, entdecken. Jedoch flackerte das Feuer nur schwach, das er es zwar instiktiv fürchtete, jedoch bei rationalem Betrachten keine Gefahr davon ausging.
Alles geschah im halbdunkel, denn im Gegensatz zu den anderen Räumen waren hier keine schweren Vorhänge, sodaß der Mond ein fahles Licht in den Raum werfen konnte, welches bis zum eingang des Tunnels reichte.

Nathalia konnte sehen, das die Erde, in die er gegraben war, gut festgeklopft und mit Holzbalken abgestützt war. Der Boden war eben. Wie lang der Tunnel sein mochte, konnte sie nicht erahnen, jedoch machte er bald einen Bogen. Sie würden ihn in der Hocke oder auf den Knien durchqueren müssen. Er war sogar so eng, daß sie sicher war, das ein gerüsteter Ritter nicht hindurchgepassen würde.
« Letzte Änderung: Januar 10, 2010, 14:33:33 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #66 am: Januar 10, 2010, 14:17:35 »

Kaum hatte er die Kerze entzündet, machte sich Remy schon auf den Weg hinab in die Kammer. Ein letztes Dankeschön warf er Alechsandro noch hin, dann war er die Stufen hinunter und am Eingang des Tunnels angekommen. Wie vorgeschlagen würde er voran gehen - oder eher kriechen. Aber das war ihm ganz recht, denn so konnte er immer mal wieder die Kerze abstellen und mit der Hand die Flamme schützen, wenn sie vom Windzug zu sehr flackerte. Es war auch diese Situation, in der er dann anschliessend die Kerzenflamme so abschirmte, dass ihr Licht nicht direkt in seine Augen, sondern nach vorn scheinen konnte.

Seine noch immer verstärkten Sinne genügten, um ihn den Tunnel gut erkennen zu lassen, weshalb er dann schnell weiter kroch. Insgesamt beeilte er sich schon, denn ihm war es ebenso wichtig, schnell die genannte Höhle zu erreichen. Nicht nur würden sie dort Schutz vor der Sonne finden müssen, sondern sollten sie ja nun endlich Marcin treffen. Und mit ihm konnten sie dann endlich einen Plan zur Befreiung Jonathans schmieden.

Hinter sich hörte er Nathalia und er wusste, dass er ohne sie draussen in der Wildnis hilflos war. Wie gut, dass die Jägerin weiter bei ihm blieb. Aber was wohl aus Heinrich geworden war?

Wenn er das Tunnelende erreichen würde, musste er als erstes die Kerze löschen. Dann galt es, sich zu orientieren. Falls es möglich war, musste er sich den Ort merken, andem sie wieder herauskamen. Man konnte ja nie wissen, wann man nochmals einen solchen Weg in die Stadt hinein (oder wieder hinaus) noch brauchte. Vielleicht würde er ihn das nächste Mal mit Jonathan gemeinsam benutzen und dann würden sie Krakau ein für allemal den Rücken kehren, zu ihrer neuen Wohnstätte reisen und dort mit Guillaume in Ruhe leben und studieren können...
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« Antworten #67 am: Januar 10, 2010, 20:45:09 »

"Bringt meinen Herren sicher zurück!" rief ihnen Alechsandro nach.

So schnell sie in ihrer Haltung konnten, bewegten sie sich fort. Auf dem Boden lagen kleine Erdklumpen, aber keine Steine. Der Gang bot keine abwechsung, Träger aus Holz folgte auf Träger. Die Kurven waren sanft, aber schlugen drei weite Bögen. An manchen stellen war es so eng, daß sie sich fast auf dem Bauch liegend fortbewegen mussten.
Frische Luft kam Remy entgegen, also sie sich dem Ausgang näherten.
Er war von den Zweigen verschienender Sträucher verdeckt, in Form eines abfallenden Ganges mit einer Kreisrunden Öffnung.
Remy konnte, nachdem nichts zu hören war, einen Blick Riskieren und erkennen, daß sie Außerhalb der Burgstadt waren. Nicht  sehr weit davon entfernt, aber nicht in sichtweite der Torwachen. Er konnte sie von hier aus selbst nicht sehen.
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« Antworten #68 am: Januar 10, 2010, 21:15:47 »

Nathalia wartete, bis Remy in den Gang hinein gekrochen war. Vor dem Licht, welches seine kleine Kerze ausstrahlte zuckte sie kurz zurück, dennoch war es kein großes Feuer. Das Tier in ihr akzeptierte dies. Nachdem Remy ein paar Meter vor ihr in den Tunnel gekrochen war, stieg auch sie in den langen, dunklen Gang hinein. Sie hob die Hand zum Abschied und schenkte dem Diener noch ein nettes Lächeln.

"Bis Bald Alechsandro. Danke für eure Hilfe!"

Mit den letzten Worten verschwand sie in dem Gang und zog auch schnell den Kopf ein. Es ging hinein in die dunkle Röhre. Nathalia hielt sich Wacker. Sie musste immer wieder inne halten und ihr Kleid straffen. Sie versuchte Remy so gut es ging einzuholen. Wie sie so hinter ihm her kroch, fragte sich die junge Frau, was ein Mönch eigentlich unter seiner Kutte trug. Sie riskierte einen Blick, als der Gang enger wurde. Wegen des Lichtes schaffte sie es nicht, alles zu erkennen. 'Vielleicht frage ich ihn einfach danach.'

Sie musste schmunzeln und kroch dann einfach weiter. Sie bereitete sich Instinktiv vor. Die Enge machte ihr ein wenig zu schaffen. Es erinnerte sie an den Tag, als sie von Elaine in der Erde festgehalten wurde. Es war einfach...scheußlich. Zum Glück musste sie nicht mehr atmen. Nachdem Remy nun endlich langsamer wurde, richtete sie ihre Instinkte aus. Sie rief sich im Kopf wieder Dinge auf, die sie gelernt hatte und wusste. Der kreisrunde Gang, aus dem sie gekommen waren, prägte sie sich ein. Nicht jeder würde diesen sofort erkennen.

Draußen an der Luft, atmete Nathalia tief durch. Sie streckte ihre toten Glieder einmal richtig aus. Es knackte leicht in ihren Armen. Nun klopfte sie ihre Kleid aus und sah Remy an. Sie flüsterte leicht.

"Wir haben es geschafft...nun lasst uns schnell laufen. Ich will nicht von der Sonne erwischt werden. Wir halten uns eine Weile parallel zur Straße und dann wieder auf ihr, bis wir einen Wald finden, wo die Farne wachsen sollten... oder so."

Remy konnte beobachteten, wie sich Nathalia einmal um sich selbst drehte. Sie sah hinauf zum Himmel und versuchte sich zu Orientieren. Der Weg aus der Festung Raus. Sie begann sich zu konzentrieren. Sie setzte sich langsam in Bewegung, dreht esich aber noch mal um. Kam Remy nach?!

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« Antworten #69 am: Januar 11, 2010, 00:45:13 »

Schon einige Meter vorher hatte Remy die Kerze gelöscht, um sich und den Tunnelausgang nicht zu verraten. Nun prüfte er mit nassen Fingern nochmals, ob der Docht wirklich kalt war und verstaute den Rest seiner Lichtquelle wieder in der Umhängetasche.

Auch er hatte sich gestreckt, kaum dass er wieder auf den eigenen Füßen stand. Instinktiv atmete auch er die Nachtluft ein, musste aber feststellen, dass es ihm schwerer fiel, als er es zunächst erwartet hatte. Und warum roch es hier eigentlich nach altem Blut? Erst jetzt stellte er beschämt fest, dass er noch immer die zusammengerollten Teile seiner Bandage in den Nasenlöchern trug, die den Gestank der Gosse hatten abmindern sollen. Nun war ihm auch klar, wieso Alechsandro ihn so seltsam angesehen hatte. Natürlich war dann auch dessen zweifelnde Nachfrage ob Remys und Jonathans Verbindung berechtigt gewesen. Eigentlich wunderte es ihn gar nicht. Hätte er sich selbst so gesehen, hätte er sich wohl auch gefragt, wieso der kluge Jonathan einen so offensichtlichen Narren zum Kind nahm. Wäre Remy noch immer ein lebender Mensch, wäre ihn wohl ob der peinlichen Erkenntnis der Kopf rot geworden.

So unauffällig er es vermochte, nahm er die Leinenfetzen aus der Nase und liess sie in der Umhängetasche verschwinden. Dann klopfte auch er sich den Schmutz von der Kutte und sah hinüber zu Nathalia, die in den Sternenhimmel hinauf sah. Er tat es ihr gleich, suchte nach dem Mond und einigen Konstellationen und stellte eine Schätzung an, wie viel Zeit ihnen noch bis zum Sonnenaufgang blieb. Üblicherweise war er damit recht genau.

"Wir haben noch einige Stunden," liess er seine Begleiterin wissen, "aber ich möchte sie nicht verschwenden. Laufen scheint mir eine gute Idee zu sein. Übersieh nur ja keine Farne, ich möchte ungern zu weit laufen."

Sie war die Jägerin, sie kannte das Land und die Pflanzen, also liess er sie vorangehen. Er war kein besonders guter Läufer, und seine wilde Zeit in der Natur war seit Kindertagen vorbei. Er war nun ebene Fußböden gewohnt, die glatten Mauersteine eines Klosters oder die sauberen Dielen eines Zimmers oder einer Bibliothek. Dies zeigte schon sein Schuhwerk, einfache seiner Sandalen, deren festen Sitz er nun nochmals prüfte. Um die schnelle Jägerin nicht zu verlieren, würde er sich sehr anstrengen müssen. Ohne sie würde er sich gewiss verlaufen. Glücklicherweise ließen die verstärkten Sinne ihn den Weg gut genug erkennen, so dass er Wurzeln, Steinen und anderen Stolperfallen hoffentlich rechtzeitig ausweichen konnte.  Er folgte Nathalia und und fiel hinter ihr in den Dauerlauf, so schnell es ihm möglich war.

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« Antworten #70 am: Januar 12, 2010, 22:40:38 »

Als Remy zum Himmel sah, war es Mitternacht. Er schätzte, das sich die Sonne in etwa fünf Stunden am Himmel zeigen würde, vielleicht etwas später. Der Stand der Sterne und des Mondes verrieten es ihm.

Sie hatten zuvor schon gespürt, daß sie besser laufen konnten als früher... außer Atem zu geraten war unmöglich, und auch sonst zeigten sich keinerlei ermüdungserscheinungen zu Anfang.
Dies änderte jedoch nichts daran, daß Remy dem Mädchen nicht folgen konnte... so sehr er versuchte, mit ihr Schritt zu halten, er brachte es einfach nicht zu Stande.
Nichts desto trotz näherte sich nach etwa zwei Glockenschlägen der Waldrand. Hier draußen war es viel dunkler als in der Stadt. Trotzdes freien Feldes waren nur wenige Tiergeräusche in weiter ferne zu Hören. Ein Vogelschrei wurde an ihr Ohr getragen, denn der Wind Frischte auf.

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« Antworten #71 am: Januar 12, 2010, 23:19:50 »

Remy fragte sich noch lange hinterher, wie er es unbeschadet bis hier geschafft hatte. Wo war er hier überhaupt? Und wo Nathalia? Und waren sie noch auf dem richtigen Weg?

"Nathalia?" fragte er halblaut. Seine Sinne waren zwar schon gesteigert und dennoch starrte er so angestrengt in die Gegend, als wolle er noch mehr erkennen, als es da schon zu sehen gab. Irgendwo musste sie sein. Hatte sie etwa schon die gesuchten Farne gefunden?

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« Antworten #72 am: Januar 12, 2010, 23:52:06 »

Nathalia lief wie ein junges Reh über die Wiesen. Sie wollte sich die Zeit nehmen und ihre Schuhe ausziehen. Sie unterließ es jedoch. Hin und wieder sah sie über ihre Schulter. In der Ferne konnte sie den Mönch sehen. 'Da sollte er mal ein bisschen üben... .' Nathalia blieb am Rande des Waldes stehen. Sie näherte sich dem Wald und wurde langsamer. Sie erinnerte sich im Geiste an Worte, die ihr Elaine bei gebracht hatte. Sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung. Die Augen hatte sie geschlossen.

Die Geräusche im Wald.
Das Flüstern der Winde.
Sie fühlte den Kalt Wind auf ihrer Haut.
Die Feuchtigkeit an ihrem Beinen.
Mit geöffneten Augen:
Das Bild wurde klarer die Umrisse der Umgebung.

Sie hörte Remy deutlich rufen, dachte sie. Sie sah sich um und bewegte sich dann über die Wiese, den Weg in seine Richtung. Sie konnte nun den Duft des Waldes wieder riechen. Remy konnte eine kleine Veränderung sehen. Die junge Frau strahlte über das ganze Gesicht wie ein Stern am Himmel. Sie war endlich wieder frei unter dem Himmel. Allerdings wirkte ihr Gesicht wie das einer Puppe. Kein Leben schien in ihm zu sein und auch keine Atemwolke.

"Es hat Vorteile, wenn man tot ist", flüsterte sie ihm zu. Sie stellte sich an seine Seite und sah sich den Waldrand genau an. Sie legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter des Mönchs und deutete ihm mit einem Zeigefinger vor ihren Lippen an, dass er leiser sein sollte. "Hier Draußen will ich nicht überrascht werden." Sprach sie leise weiter. Ich will die Nacht meiner Verwandlung nicht mit machen.
 
Die Augen lagen ruhig und gekonnt auf dem Waldrand und suchten nach Farnen.

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« Antworten #73 am: Januar 14, 2010, 23:53:29 »

Am Waldrand konnten sie nichts entdecken. ein wenig tiefer mussten sie hineingehen, auch, wenn die dunklen Laubbäume ihnen Unbehagen bereiteten. Ihr Blätterdach ließ kaum etwas von dem Licht durch, das sie noch auf der Ebene gespürt hatten.
Beinahe war ihnen sogar, als gehörten sie nicht hierher.
Augenblicklich verloren alle Gedanken ihre Wichtigkeit, denn nach einem Stück der Straße folgend, erreichten sie die gesuchten Pflanzen. Sie waren ganz leicht zu erkennen, das sie sich fragten, warum sie überhaupt so viel Anstrengung hineingesetzt hatten. Andererseits hätten sie sie vor Wochen noch leicht übershen können.

Und tatsächlich, wenn man die Farne zur Seite bog, enthüllte sich dahinter ein Pfad, der weniger als ein Trampelpfad war. Er führte ins unbekannte Dickicht hinein.
« Letzte Änderung: Januar 15, 2010, 00:41:03 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #74 am: Januar 15, 2010, 16:15:18 »

Remy fühlte sich definitiv unwohl, fast wie auf einem Präsentierteller. Hier waren viel zu viele Geräusche um ihn herum, und obwohl er sich an die meisten davon nach einer Weile gewöhnte, liess jeder neue Laut ihn aufschrecken und den Kopf drehen. Nein, dies war ganz sicher nicht mehr seine Welt. Seine Welt waren die gut gefüllten Regale einer Bibliothek, in welcher die Stille, falls überhaupt, nur durch das Umblättern von Seiten durchbrochen wurde.

Die Geräusche der Wildnis und des Waldes gefielen ihm nicht. Die meisten davon schienen weiter weg zu sein, aber auch Tiere konten schnell laufen. Besonders wilde Raubtiere. Und auch um ihn herum knackte, raschelte und knarrte es. Das war beinahe zu viel für ihn und er wollte schon seine gesteigerten Sinne fallen lassen, doch Nathalia führte ihn geradewegs ins unbekannte Dunkel hinein. Da war es wohl besser, weiterhin aufmerksam zu bleiben, so sehr es auch an seinen Nerven zerren mochte. Nein, er würde sich konzentrieren und das hier durchstehen, Jonathan zuliebe.

Auf Überraschungen gefasst folgte er dem Pfad. Nathalia durfte ruhig vorangehen, sie war schliesslich die Expertin für die Wildnis.
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« Letzte Änderung: Januar 15, 2010, 16:21:18 von Aphiel » Gespeichert

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