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Autor Thema: [Intime] In der Höhle des Opferlamms  (Gelesen 95935 mal)
Beschreibung: Teil Eins - Kapitel II
Alukard
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Steinbock


« Antworten #45 am: Dezember 13, 2009, 15:00:58 »

Nathalia nickte Remy zu. Sie trat einen Schritt näher heran. Es hatten sich Sorgenfalten in ihrem Gesicht gebildet. Heinrich war ein verschlossener Mann gewesen. Er war auf seine Art erhaben gewesen. In seiner Nähe hätte sie sich sicher fühlen können. Er hatte die Rüstung und das Schwert bei sich gehabt und kein kleines Wurfmesser. Was hatte ihn veranlasst, sie im Stich zu lassen. Die Gedanken und Vorurteile gegebenüber Heinrich waren wie weggewischt. Nun merkte sie erst, wie dringend man einen Beschützer brauchen konnte.

Ein Kopf nicken und Nathalia drehte sich zum Tor. Sie bewegte, ohne ein Wort zu sagen, ihre Lippen. Es sollte der Anschein gewahrt werden, dass sie eine Beichte ablegen wollte. Nichts. Unruhe. Nervös hob sie einen Fuß und scharte im Morast. Nachdem Remy beschloss weiter zu gehen, blieb Nathalia brav an seiner Seite.

"Ich mache mir Sorgen, Bruder. Ein Schwert an unserer Seite zu wissen, könnte mein Gemüt beruhigen."

Ihre Sorge war nicht zu überhören in ihrer Stimme. Wenn ihre Anfälligkeit gegen Heinrich spürbar war, so war es jetzt etwas anderes.

"Der Herr möge ihn schützen."

Bevor sie ees vergaß, schaute sie sich um. SIe dachte wieder an die Stille. Es war, als wenn ein Wolf durch den Wald ging, Es wurde still um sie herum. Nathalia konnte keinen Spatzen oder weitere Tiere sehen. Was hatte es damit auf sich. Vielleicht wusste der Mönch mehr.

"Bruder, bevor ich es vergesse. Fällt euch diese Stille auf? Es ist wie im Wald, wenn ein großer Jäger des Nachts oder Tages umher schleicht... . SIE ist greifbar!"
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Aphiel
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Stier


« Antworten #46 am: Dezember 13, 2009, 16:24:34 »

Remy nickte nur und bat stumm um Schutz und Beistand für den Schwertbruder. Er unterdrückte aber den Drang sich zu bekreuzigen. Bei allem, was die Ritter auch getan haben mochten, sie waren immer noch Teil der Heiligen Mutter Kirche und wenn einer über ihre Taten richten konnte, dann nur der Allmächtige. Er allein sollte über Heinrich wachen, sollte es zu einem Kampf kommen. Eine Segensgeste fühlte sich aber in dieser Situation falsch für den Mönch an.

Dem beschriebenen Weg folgend, liess er sich Nathalias Bemerkung durch den Kopf gehen. Stille kannte er, aus der Bibliothek in Fleury und eigentlich jeder anderen Bibliothek, die er besucht hatte. Und nicht zuletzt aus der Gruft, in der er seine wenigen Nächte mit Jonathan verbracht hatte. Dort war Stille etwas andächtiges. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass Stille auch ein Warnsignal sein konnte, doch die Jägerin an seiner Seite musste sich doch zwangsläufig besser damit auskennen.

"Ich weiss nichts von diesen Dingen. Aber gehen wir besser mit Vorsicht weiter."

Seine verstärkten Sinne waren noch immer aktiv, und so begann er auf ihrem Weg die von Nathalia angesprochene Stille zu überprüfen. Tatsächlich regte sich kein Leben. Lag es an ihnen, den Raubtieren der Nacht ... oder betraten sie gerade das Revier eines anderen Raubtiers? Aufmerksam, aber langsamer als zuvor setzte Remy seinen Weg fort.
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Remy le Duc (Vampir)
Wuschel
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« Antworten #47 am: Dezember 26, 2009, 16:13:33 »

Kein Leben regte sich auf der Straße, die sie entlang gingen. Der Lemige Boden war hier nicht so festgestampft wie auf der Hauptstraße, sodaß in der Rinne, die den Unrat richtung Haupstraße transportierte, den Boden Rings um sie eingeweicht hatte, daß er quatschende Geräusche verursachte, wenn man in seine Nähe trat.
Die Häuser bestanden hier meist aus zwei Stockwerken. Eine aus Stein gemauerte Basis wurde von einem Fachwerk gekrönt. Das Wappen, das sie suchten, konnte sowohl in Stein gemeißelt, als auch in Holz geschnitzt sein, oder war es vielleicht nur aufgemalt worden?
Die Wärme des Tages strahlte noch von den Häusern ab, sie hatte sich in der Straße gesammelt, denn die Dächer den nebeneinander und gegenüber liegenden Häuser lagen sich sehr nah.
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Alukard
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Steinbock


« Antworten #48 am: Dezember 26, 2009, 17:26:05 »

Nathalia hielt bewusst Abstand zur Rinne. Sie hatte den Geruch schon wahrnehmen dürfen, der aus der brackigen Suppe aufstieg. Um das Atmen nicht unterbrechen zu müssen, hielt sie sich dezent die Nase zu und dem Dreck aus dem Weg. Mit wachen Augen betrachtete sie ihre Umgebung.

"Manchmal frage ich mich, wer dreckiger ist...das Land oder die Stadt."

Brummelte Nathalia und sah sich nach diesem Wappen um, was sie suchten. Es viel ihr schwer sich zurecht zufinden, dennoch bemühte sie sich, mit ihren Augen jede Wand genau z betrachten bei diesem schwindenden Licht.

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Stier


« Antworten #49 am: Dezember 26, 2009, 21:26:11 »

"Alle Dinge folgen ihrer Natur" kommentierte Remy, der jedes ihrer Worte überdeutlich vernommen hatte. "Nur sieht man hier mehr davon, weil hier auch mehr Wesen im selben Lebensraum wohnen. Allerdings könnte man sich durchaus etwas wegen der Reinlichkeit der Strassen einfallen lassen, wo man doch offensichtlich sieht, das die bisherigen Bemühungen nicht genügen. Selbst ein Stall wird von Zeit zu Zeit ausgemistet. Da sollte es doch einem Menschenwesen mit Klugheit und Vernunft nicht schwerfallen, dasselbe für sich und seine Stadt zu tun."

War es an ihrem verabredetem Treffpunkt gerade noch auszuhalten gewesen, die Umgebung mit den gesteigerten Sinnen im Auge zu behalten, so erwies es sich hier nun als zunehmend schwieriger. Jeder Schritt brachte eine neue Duftnote heran, die es ihm zunehmend erschwerte, sich auf seine Suche zu konzentrieren. Dennoch wollte er vor dem Mädchen nicht kneifen, und so ging er weiter, aufmerksam und mit wachem Blick, immer nach einem Anzeichen für das Wappen oder eine mögliche Gefahr Ausschau haltend. Die aufkommende Übelkeit ob der Gerüche unterdrückte er mit schierer Willenskraft, so lange er konnte. Als es drohte, wirklich unerträglich werden, blieb er stehen, wandte sich ab und krempelte seinen linken Ärmel hoch.

Dort, in seiner Armbeuge, befand sich eine Bahn aus Leinen, die seinen Arm mehrere Male umschlang und mit einem Knoten gesichert war. Es war der Ort seiner Wunde, durch die Jonathan ihn aus seinem Leben als Sterblicher entlassen hatte. Er machte sich nicht die Mühe, diese Wunde jede Nacht zu heilen, da sie ihn nicht wirklich in seinen Tätigkeiten störte. Der provisorische Verband sollte nur verhindern, dass der gröbere Stoff der Kutte daran scheuerte und ihn so ablenkte. Nun sollte er noch einem weiteren Zweck dienen.

Remy löste den Knoten und riss ein Stück des Verbandes ab, das er sich zwischen die Zähne klemmte, während er den Knoten wieder festigte. An der Stelle der Wunde selbst hatte sich das Leinen schon leicht verfärbt. Er würde sich in näherer Zukunft einen frischen Verband organisieren müssen, aber noch war es nicht notwendig. Als der Verband wieder befestigt war, nahm Remy das Stück, das er zwischen den Zähnen gehalten hatte und riss es entzwei. Er rollte erst das eine, dann das zweite Stück leicht schräg zusammen und schob sich jeweils einen der Stoffkegel in ein Nasenloch.

'Das sollte den Gestank der Gosse zumindest auf ein erträgliches Mass reduzieren' dachte er sich. Er brachte seine Kleidung wieder in Ordnung und sah sich nach Nathalia um. Sie war schon ein Stück weiter gegangen, aber er konnte sie ohne Probleme einholen. Weiter aufmerksam nach dem Wappen suchend, schritt er voran. Der weiche Untergrund gab seinen Schritten nach und mehr als einmal versank er mit den Sandalen bis zu den Zehen in dem Gemisch der Substanzen, über deren Zusammensetzung er lieber nicht nachdenken wollte. Würde er sich eben die Füße waschen müssen; keine große Angelegenheit.

"Wir müssten bald am Ziel sein" erklärte er mit Bestimmtheit in der Stimme, während er seinen Schritt verlangsamte. Er wandte sich kurz um und verglich den bisher zurückgelegten Weg mit den Anweisungen, die Igor ihnen gegeben hatte. Abermals fiel ihm die Stille auf, die Nathalia erwähnt hatte. Ob sie etwas damit zu tun hatte, dass sie sich ihrem Ziel näherten? Wo mochte dieses Wappen sein?
'Wenn es tatsächlich ein Erkennungszeichen ist, das nur Eingeweihten bekannt sein soll, wird man es sichtbar anbringen. Aber wenn jemand Unbefugtes Kenntnis über die Bedeutung erlangt, wäre das Wappen ein Leuchtfeuer. Und es sind Inquisitoren in der Stadt. Falls sie das Wappen sähen und Kenntnis darüber hätten, wäre die Zuflucht des Marcin nicht sicher.' Remy schlussfolgerte still in seinen Gedanken. 'Man würde so ein Wappen zwar sichtbar, aber nicht offensichtlich anbringen, wo man es fände, wenn man danach suchte, aber nicht so dass man es auf den ersten Blick sähe.'
Die Ecken eines Türrahmens, die Seiten einer Eingangsschwelle oder auch die Eckbalken eines Hauses waren seiner Ansicht nach ganz vorzügliche Orte, um ein derartiges Zeichen unauffällig anzubringen. Die Alternative war, das Wappen als eines unter vielen zu verbergen, also würde er auch jedes Haus mit auffälliger Verzierung eingehend studieren müssen. Suchend, nein, prüfend ging sein Bick umher, jede Fassade genau studierend, besonders um die Türrahmen und Schwellen herum.

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Remy le Duc (Vampir)
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« Antworten #50 am: Dezember 27, 2009, 17:29:42 »

Nathalia endeckte es als erstes, auch wenn Remy durch ihre Reaktion sofort aufgeschreckt wurde und erriet, wo es zu suchen war.

Sie traten vor eine Tür, eine fast typische Tür. Der Ringförmige Klopfer, der in einer Schmucklosen Halterung angebracht war, offenbarte es. Eigentlich offensichtlich prankte es in seiner Mitte.



Es war sehr klein, nur daumennagelgroß. Nur Remy konnte es - Dank seiner Kräfte - genau in der Dunkelheit erkennen.

Das Haus lag in der Mitte der Gasse. Licht konnte man im Erdegeschoss kaum wahrnehmen, denn schwere Vorhänge verdeckten das einzige Fenster, das man von der Straße aus hätte einsehen können.
« Letzte Änderung: Dezember 28, 2009, 10:19:52 von Wuschel » Gespeichert
Alukard
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« Antworten #51 am: Dezember 27, 2009, 18:22:30 »

"Da, Bruder!"

Nathalia blieb stehen und schaute lange auf den Punkt, auf den sie das Wappen gesehen hatte.
Langsam ging sie auf das Wappen zu. Sie hatte ein solches bisher noch nie gesehen und berührte es mit ihren Fingern.
Vorsichtig fuhr sie darüber. Den Klopfer rührte sie ansonsten nciht weiter an.

"Das müsste es sein. Ich hätte nicht gedacht... . Ein seltsames Wappen. Was hat es damit aufsich Bruder?!"

Ihre Augen widmeten sich achnell dem Haus selbst. Sie sa es sich von Außen an und trat ein paar Schritte zurück.
Sie besah es sich genau. Eine Hand an das fester Mauerwerk gelegt, umrundete sie das Haus, soweit es ging,
um danach wieder zu Remy zurück zukehren.

Sie sah zu dem Fenster. Die Vorhänge...waren zu gezocken. Hatte das was mit der Sonne zu tun?
Wollte sich hier jemand verbergen?

Was sollten sie nun machen. Nathalia sah zu Remy. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich unmerklich. Fremde Häuser.
Es läuteten Glocken in ihrem Kopf, die sie an etwas erinnerten. Es war eine besondere Suppe gewesen. Sie zuckte leicht zusammen
bei dem Gedanken.

"Sollen wir einfach klopfen? Vielleicht ist ja keiner da!"


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« Antworten #52 am: Dezember 27, 2009, 21:20:19 »

Remy lies bei ihrem Ruf sofort vom gegenwärtig untersuchten Gebäude ab und näherte sich Nathalia. Er erkannte die Elemente des Wappens als die von Igor beschriebenen: ein Schild mit drei Augen und ein Einhorn. Zur Frage der Bedeutung konnte er aber nichts sagen.
"Mir sind diese Elemente in dieser Zusammenstellung unbekannt. Allerdings bin ich auch nicht in der Wappenkunde geschult, wie ein Herold oder Hofschreiber wäre. Vielleicht solltest du Marcin selbst nach der Bedeutung fragen."

Ihre letzte Frage beantwortete er jedoch zielstrebig durch seine nächste Handlung: er griff nach dem Klopfer und betätigte ihn vernehmlich vier Mal. Sie hatten gefunden, wonach sie suchten. Es gab keinen Grund zu zögern.

Vielleicht sehe ich Jonathan noch heute nacht hoffte er still, während er ungeduldig auf eine Reaktion aus dem Inneren des Hauses wartete.
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« Antworten #53 am: Dezember 28, 2009, 02:33:57 »

Nathalia wollte sofort nach der Hand von Remy greifen und ihn von seiner Handlung abhalten. Sie hielt ihre Hand dann doch zurück. Stattdessen wanderte ihre Hand unter den Saum ihres Rockes, wo sie ihr Wurfmesser sicher verwahrt wusste. Ihr Kopf bewegte sich aufmerksam hin und her. Ihre Augen sahen in jede schwarze Ritze, die sich hier in der Nähe befand.

Es hatte sich etwas in den Kopf des Mädchens eingegraben. Bei so einer ähnlichen Gelegenheit war sie überrumpelt worden. Es war schon verdammt seltsam...aber Nathalia hielt sich zurück und sang in Gedanken lieber ein Lied. Hoffentlich war keiner da...oder besser doch...aber einf reudliches Gesicht und kein Monster oder so ein anderes Wesen.

"Irgendwann...werde ich bei euch beichten, Bruder... ."

Flüsterte Nathalia und wartete leicht nervös ab, was passieren konnte. Ihre Muskeln spannte sie an.
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« Antworten #54 am: Dezember 28, 2009, 15:11:44 »

Als das letzte Klopfen im Haus verhallt war, hörten sie watschelnde Schritte sich auf die Tür zubewegen.
Nach kurzem Zögern öffnete sich die Tür einen Spalt. Ein kleiner, reiherartiger Mann schielte zu Remy hinauf. Aus ihrer Position konnte Nathalia sein Gesicht nicht sehen. Remy aber erhaschte einen eingeschränten Blick auf das gemütlich und warm eingerichtete Heim im innern. Nußbaum und dunkelgrün beherrschten es.
"Was wünscht ihr Bruder?" krächzte er durch den Spalt.

Misstrauen schwappte zu ihnen herüber.
Bei näherer Betrachtung war er eigentlich nicht klein, sondern nur alt und gebeugt.
Sein Hals war so stark nach oben gebogen, daß sie sich fragten, wie er in dieser Haltung noch sprechen konnte.
Ein dringender Blick durchbohrte Remy. Der Alte starrte ihm unverholen direkt in die Augen, und erschien eine prompte Antwort zu erwarten.
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« Antworten #55 am: Dezember 28, 2009, 21:22:38 »

"Ich bin Frèr Remy de Fleury, und mich begleitet Nathalia. Wir erbitten ein Treffen mit Marcin, wenn möglich sofort. Es geht um Jonathan von Sternberg, der dringend Hilfe benötigt. Man gab uns dieses Schreiben mit."

Er hatte bereits seine Umhängetasche weit genug geöffnet, um den Umschlag hervorziehen zu können. Dies tat er nun auch, doch sein Blick ruhte nicht auf dem, was er tat, sondern auf dem alten Mann und dessen Reaktionen. Seine verräterisch blasse Haut konnte einem Eingeweihten bereits verraten, wer sie tatsächlich waren. Dennoch hatte Remy es sicherheitshalber vermieden, den Namen seines Clans, den von Krak oder gar Worte wie "Erzeuger" oder "Kainskind" zu verwenden. Und die Inquisition wollte er schon gar nicht zur Sprache bringen, so lange er hier auf der Strasse stand. Seine Angaben waren keine Lügen im eigentlichen Sinne gewesen; er hatte lediglich gewisse Details verschwiegen, bis er sich sicher sein konnte, dass der alte Mann, den er für Marcins Diener hielt, auch vertrauenswürdig war. Das Schreiben würde er aber festhalten, mit dem Hinweis, dass es für Marcin persönlich bestimmt war.

Aber vielleicht war dieser ja selbst der gesuchte Marcin? Seine nächsten Worte würden es verraten. Genau beobachtete er die Wirkung seiner Worte auf den Alten. Den Umschlag hielt er sichtbar in der bleichen Hand, ohne ihn in die Reichweite des anderen gelangen zu lassen.

"Dürften wir wohl eintreten?" hakte er noch höflich aber direkt nach.
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« Antworten #56 am: Dezember 29, 2009, 19:45:17 »

Der Vogelhalsige beugte sich wieder nach vorn.
Er war in seiner normalen Haltung wirklich sehr klein. Remy konnte ihm auf den Kopf schauen, wo dünnes graues Haar Keisförmig ausfiel.
"Kommt herein...," war das einzige das er von sich gab. Er trat beiseite.
Nathalia und Remy mussten sich hintereinander durch den Spalt zwängen, denn obwohl so klein hielt er die Tür mit eiserner Hand möglichst geschlossen.
Er lugte nocheinmal nach draußen, denn Hektik hatte sich unauffällig in ihm breit gemacht. Seine grauen Augen bewegten sich schnell.
Er bat sie nicht weiter heirein, sie blieben gedrängt im Eingangsraum stehen. Im Inneren war es warm.
"Wer seid ihr und was habt ihr mit Jonathan zu schaffen?" fagte der kleine Mann misstrauisch, fügte aber noch hinzu: "Ich bin Alechsandro. Hüter des Hauses."
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« Antworten #57 am: Dezember 29, 2009, 20:42:21 »

Nathalia ließ Remy reden, denn ein Mönch wusste bestimmt besser, wie man sich höfliches Gespräch begann. Sie schielte so gut es ging um die Ecke und versuchte leider vergeblich, einen Blick auf den kleinen Mann zu werfen. Die Hände wie ein braves Mädchen vor ihrem Körper gefaltet, wartete sie ab. Schließlich konnte sie hinein gehen. Sie warf einen Blick auf den Mann. Ihre Augen weiteten sich erstaunt. 'Der erinnert mich irgendwie an einen Vogel... .' Nathalia schmunzelte leicht und ertappte sich noch rechtzeitig dabei, um wieder ein normales, höfliches Gesicht aufzusetzen.

Als der Mann sich schließlich vorstellte in diesem engen Raum, sah sich das Mädchen gründlich um. Die Enge war ihr zuwider. Es hatte immer noch was von diesem kleinen Verließ, in dem sie vor ein paar Tagen noch gesessen hatte. Still blieb sie stehen. Nur ihre Augen sahen sich um. Was passierte hier mit ihnen. Ein Gefühl sagte ihr, dass hier etwas anders war. 'Was macht ein Mann bei einem Vampire?'

Nathalia machte einen leichten Knicks, bevor sie sich vorstellte. "Ich bin Nathalia Salem, Kind von Elaine. Ich begleite Bruder Remy in der Hoffnung, dass ich ihm bei der Befreiung von Jonathan helfen kann. Elaine kann uns aber nicht mehr helfen." beantwortete sie als erste die Fragen. Sie machte einen Schritt zurück. Sie sah dem Mann in die Augen, damit sie eine Reaktion sehen konnte. Konnte der Vogel mit dem Namen von Elaine etwas anfangen? Sie schaute traurig aus. Die Wärme des Hauses half ihr auch nicht dabei, auf andere Gedanken zu kommen.
« Letzte Änderung: Dezember 30, 2009, 13:58:45 von Alukard » Gespeichert

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« Antworten #58 am: Dezember 29, 2009, 21:32:29 »

Remy sah sich schnell um, während er eintrat. Als der alte sprach, richtete er seinen Blick wieder auf diesen. Alechsandro also, wahrscheinlich Marcins Hausdiener. Nun, der würde einiges über seinen Herrn wissen, was er der Öffentlichkeit nicht weiter erzählte. Und er kannte Jonathan, das erleichterte die Angelegenheit.
Er überlegte noch, wie er das Thema möglichst unverfänglich auf die Kainskinder lenken konnte, aber da hatte Nathalia schon das Wort ergriffen. Und sie nahm ihm dies ab, indem sie von sich als Kind sprach. War sie sich eigentlich bewusst, dass sie vielleicht gerade eine der Traditionen brach? Was, wenn der Diener nun doch nicht eingeweiht war...

Rasch schob er seine Bedenken beiseite. Stattdessen hob er die Hände und schob sich die Kapuze vom Kopf. Sein leichenhaft blasses Gesicht konnte man nun wirklich nicht falsch verstehen. Er setzte alles auf eine Karte.

"Jonathan ist mein Erzeuger" erklärte er hastig "aber man hat ihn gefangen genommen. Wir wollen ihn retten, brauchen dazu aber Hilfe. Krak sagte, Marcin wäre der einzige, der uns helfen kann. Er schrieb ihm diesen Brief hier."

Nun hatte er selbst die Tradition verletzt und sich offenbart. Im Nachhinein würde er sich fragen, wie es soweit kommen konnte, doch für den Augenblick überwog die Sorge um seinen Erzeuger, und das machte ihn momentan blind für mögliche Folgen seiner Taten.

"Bitte, wir müssen Marcin sprechen so bald es geht!"

Er starrte den Vogelhalsigen an, und Ungeduld lag dabei in seinem Blick.
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« Antworten #59 am: Januar 07, 2010, 16:11:15 »

"Sein Kind?"
Der Hausiener wirkte verwundert. Er bog seinen Hals noch einmal nach oben, um Remy nochmals genau zu betrachten.
"Jonathan ist ein Freund meines Herrn," erklärte er.
"Wenn er wirklich in Gefahr ist, habt ihr wohl keine Zeit zu warten..."
Remy und Nathalia konnten sehen, wie er eine Entscheidung fällte, denn sein Blick veränderte sich.
"Ich glaube Euch, Bruder Remy," begann er, "Ich werde euch sagen, wo ihr ihn findet.
Geht durch das Haupttor und folgt der Straße, die nach Osten führt.
Ein Wanderer braucht 4 Stunden um den Weg zurück zu legen, ich rate Euch, Euch zu beeilen, denn die Nacht ist nicht mehr lang.
Haltet Ausschau nach einem verborgenen Pfad, der von Farnen versteckt wird.
Es sind die einzigen Farne, die dort in der Nähe wachsen.
Dann folgt ihr dem Weg, bis ihr eine Lichtung erreicht.
Dort irgendwo muß ein Höhleneingang sein, das ist der Ort, zudem sich mein Herr aufgemacht hat."
Er gab ihnen einen Moment Zeit, das Gesagte zu verinnerlichen.
"Nehmt euch in Acht, wenn ihr die Höhle betretet," fügte er hinzu, ohne weitere Erklärungen.
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