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Autor Thema: [Intime] Die Nacht des Feuers  (Gelesen 77615 mal)
Beschreibung: Teil Eins - Kapitel III
Wuschel
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« am: Mai 18, 2010, 18:49:33 »

Eins



III

Die Nacht des Feuers





--- 18. Mai 1204, tief in den Kerkern der Burg Krakau, bei Sonnenuntergang ---


Francois de la Champagne lief  auf und ab.
Hinter dem schmiedeeisernen Gitter vor ihm stand die Leiche. Er wußte es war eine Leichtigkeit für sie, das Gefängnis zu verlassen., ihn vielleicht sogar selbst zu überwältigen. Er überlegte. Warum stand dieser Kadaver einfach nur hier herum und erwartete sein endgültiges Ende?
"Ich verstehe Euch nicht….," begann er.
Jonathan von Sternberg schwieg einen Moment. Der Kainit, der dem Tode näher war als dem Leben, faltete wortlos die Hände.
Monotone Worte verließen des trockenen Mund des Untoten:

„Pater noster, qui es in caelis… „

"… weshalb wehrt ihr Euch nicht? Weshalb verteidigt ihr Euch nicht, angesichts des Todes?" fragte der Inquisitor hart.

„Sanctificetur nomen tuum…
Adveniat regnum tuum…
Fiat voluntas tua,
Sicut in caelo, et in terra… „


De la Champagne fuhr fort, Auf und Ab laufend: "Ich weiß was ihr seid…. ein Mörder… ein Tier, ein Dämon! Auch wenn ihr euch als Diener Gottes ausgebt, erkenne ich Euch!"

„Panem nostrum cotidianum da nobis hodie...„

"Was maßt ihr euch an, denn Herrn anzurufen? Ich bin sein Richter und Henker, ihr werdet noch in diese Nacht vor den Schöpfer treten!"
Nächtelang hatte er versucht, durch geschickte Rhetorik an Jonathans Geist heranzukommen. Etwas zu erkennen, das ihm die Möglichkeit gab, einen Keil in sein Herz zu treiben. Er war schuldig, ohne Frage, er von Gott selbst verflucht, doch immer noch spielte er die reine Seele.

„Et dimitte nobis debita nostra...„

"Gebt es zu, der Herr hat Euch verlassen und ihr fürchtet den Tod!" rief de la Champagne außer sich. Beinahe hätte er mit dem Fuß aufgestampft. Er hatte sich gerühmt jeden Geist seiner Gefangen brechen zu können, doch der Wille dieses Monster war stark, vielleicht stärker als sein eigener.

„Sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in tentationem...„


Jonathan rührte sich nicht, noch schenkte er dem fluchenden einen Blick. Er schien alles keine Bedeutung für ihn zu haben, was mit ihm geschah. Ob er wohl dem Tode schon so oft ins Auge geblickt hatte, daß er sich nun nicht zu ängstigen brauchte?, dachte de la Champagne bei sich.

„Sed libera nos a malo...„

Er sah ein, daß dieser überführte Ketzer ohne sein Geständnis sterben würde. In diesem Fall brauchte es keinen Beweis in Form seiner eigenen Aussage. Er würde es öffentlich beweisen, daß sein Urteil von Gottes Hand unfehlbar war.

„Amen...„

Er ließ Jonathan allein.
Heute Nacht würden sie alle brennen.
Er würde mit Glorien und Ruhm in seiner Heimat empfangen werden - und auf dem Weg dorthin würde er sich diesen Guillaume schnappen, der ganz sicher ein Diener des Teufels in Gestalt von Jonathan war.
Schade eigentlich daß er nie herausfinden würde, was wirklich mit dem Reliquienträger geschehen war…

Der Vertreter vom Clan des Todes lächelte sinister. Er war bereit auf die andere Seite zu gehen. Er wußte, was ihn erwartete.
Das dachte er zumindest…


--- 18. Mai 1204, auf den Feldern, gerade in Sichtweite des Wawel, kurz vor der Geisterstunde ---


Stumm bewegte sich die Gruppe von Personen mit etwas Abstand über die Feldwege. Hier war es wesentlich heller als im dunklen Wald, doch auch heller, als es gestern auf dem Hinweg noch gewesen war.
 
Der Wilde hatte auf sie gewartet, seinen Bussard auf der Schulter tragend. Es schien immer so, als würde er sich mit ihm in seiner Sprache unterhalten. Unterwegs durch den Wald hatte er immer wieder den Eindruck gehabt beobachtet zu werden, doch konnte er keine Beweise dafür finden, als wäre es etwas Ungreifbares gewesen, das aus irgend einem Grund entschieden hatte, ihn ziehen zu lassen.
Ihn ruhig stehen und zur Stadt blicken zu sehen, täuschte nicht darüber hinweg, daß wenn man ihn beobachtete, das Tier in einem ahnte daß dies ein Predator war. Das, weswegen er auf die anderen gewartet hatte, gefiel ihm ganz und garnicht.

Gero, "der Fremde", der bislang nicht viel Preis gegeben hatte, blieb ebenfalls stehen. In der erleuchteten Nacht konnte man ihn noch deutlicher erkennen. Sein besudeltes Aussehen hatte er bisher nicht erklärt, doch der Greruch des getrockenten rostroten Blutes, das immernoch stark und lebendig roch, obwohl es längst tot war, lenkte die Aufmerksamkeit des Durstigen auf ihn. Irgendetwas hatte der Verlorene an sich, das man nicht mochte, auch wenn er nicht agressiv oder gar bösartig wirkte.
Noch wusste er nicht, was es bedeuten würde, Marcins Erbe anzutreten, aber das, was er da in der Ferne sah, hätte ihn fluchen lassen können.

Die Unholdin, die mit ihrem Hochgebundenen Kleid etwas seltsam anmutete - und sich sichtlich unwohl darin fühlte - gesellte sich zu ihnen, den Blick nicht von der Szenerie wenden könnend. Auch sie hatte seltsames im Wald gespürt, doch nichts und niemand hatte sich gezeigt. Ihre Mission, Marcin zu finden, war gescheitert. Dem Fürsten würde dies jedoch wenig interessieren, konnte man schließen. DIe konnte ein wenig die Freiheit auf den Feldern genießen, bevor sie sich wieder in die Klauen des Fürsten und mitten unter ihre Feinde begab, was ihr schlagartig Bewusst wurde. Das Mädchen hatte etwas verbotenes an sich, etwas anziehendes.

Obwohl sie den ihren Eilmarsch eine Stunde lang nicht verlangsamt hatten, zeigte niemand Anschein von Ermüdung. Auch die Leiche, die immer wieder zurück gefallen war, gewöhnte sich allmälich an das Laufen und fand ihren Schritt. Bald störten den Mönch auch die kleinen Steine, die immer wieder zwischen seine Zehen gerieten, nicht mehr. Als er zur Gruppe aufschloss, stockte ihm jedoch der Atem. Seinem von Tod zeugenden Gesicht, entglitt die Mimik.
Alle Hoffnung, trotz des Verlustes von Marcin seinem Sire noch zu Hilfe Eilen zu können, schwanden von einem Augenblick zum nächsten.


Die Burgstadt stand in Flammen.

Aus der Ferne, sah es so aus als würde sie brennen, doch dafür waren die Feuer zu gut platziert. Hell erleuchtet prangte sie am Horizont, die Nacht zum Tag machend.
Jedes Fenster, jeder Turm, jeder Platz und jede Gasse war beleuchtet.
Aus dem innenhof heraus ragten riesige erhöhte Holzkreuze.
Scheiterhaufen.
Trommelschlage und Rufe wurden mit dem Wind herangetragen.
Menschen strömten in die Stadt.
Vor den Mauern brannte ebenfalls ein riesiges Feuer.
Sie sahen Männer, die Sachen nach draußen trugen und sie hineinwarfen.
Sie rochen verbranntes Papier, verbranntes Holz.
« Letzte Änderung: Oktober 15, 2011, 16:46:01 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #1 am: Juni 13, 2010, 15:39:13 »

Hier im Wald fühlte der Gangrel sich wohl. Wären nicht die Schritte der 3 anderen, welche einfach nicht zu überhören waren, könnte er hier sicherlich noch auf die Jagd gehen. Aber nein, die Tiere würden hier vertrieben sein lange bevor man sie stellen und erlegen konnte.
Außerdem war da immer diese Unruhe gewesen die tief ihn ihm das Tier erfasst hatte. Er spürte es wenn man ihn verfolgte. Sei es nun die Erfahrung oder der Instink seines Tieres. Er verließ sich auf seine innere Stimme. Auch wenn er immer wieder im Wald verschwand, mal zurückfiel und mal vorauspirschte, nie konnte er einen Nachweis für die Verfolgung oder Beobachtung finden. Dennoch war er davon überzeugt sie sich nicht einzubilden.
Hin und wieder sprach er sich mit seinem Vogel ab, dann begab er sich wieder auf seine Aufklärungsmission.
Hier stimmte etwas nicht, und vielleicht war es ganz gut als sie den Wald hinter sich ließen und zu den Feldern vor der Stadt zu gelangen.
Knurrend blieb er aber stehen, Skraal landete auf seiner Schulter und dessen Fänge gruben sich in die Schultern des Gangrel. Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Hass und Zorn trieben das Tier in ihm an und schürten die Blutlust. Er kannte was er dort sah. Er hatte es schon oft gesehen. Sein Heim war nur das letzte Mal gewesen und er hätte genauso gut dort auf einem der Scheiterhaufen landen können. Das Glühen seines Auges ließ nach und verlosch schließlich völlig. Er brauchte es nicht mehr, man sah auch so gut genug welche Verbrechen die Häscher der Christen dort begingen.

"Seht die Liebe eures Gottes und eurer Glaubensbrüder."

Man konnte nicht mehr Verachtung in Worte legen als der Gangrel es gerade getan hatte. Am liebsten würde er jedem dieser verdammten Christen die Kehle aus dem Leib reißen und ihr Blut der Erde zurück geben. Hier ging es nicht um das stillen des Hungers. Er wollte diese Menschen bestrafen. Ihnen zeigen, dass die Angst vor der Dunkelheit einen guten Grund hatte. Das es Monster gab in der Finsternis die auch ihre Scheiterhaufen nicht vertreiben würden. Er knurrte bedrohlich vor sich hin und ballte die rechte Hand zu einer Faust während die linke sich fest um das Heft seines Schwertes krallte.
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« Antworten #2 am: Juni 14, 2010, 09:58:30 »

Der Eilmarsch der Gruppe brachte sie alle schnell der Stadt näher. Den Weg kannte er, schließlich war er ihn schon einmal gegangen und das expedieren des Gangrel nahm er als dessen Eigenart zur Kenntnis. Alles zog ihn nach Krakau, weg von dem Ort seiner Zeugung, hin zu dem, was die letzten Jahre seines menschlichen Lebens ein sicherer Ort für ihn gewesen war. Am Rande registrierte er mit leichtem Erstaunen, dass der anhaltende Laufschritt ihm keinerlei Mühe bereitete. Luft holen musste er nur dann, wenn er versuchte dem unaufhörlichen Fragen des Mönches mit kurzen Antworten ein Ende zu setzen. Irgendwann verlegte er sich darauf gar nichts mehr zu sagen.

Was ihn jedoch aus dem Tritt brachte, war der Anblick der Stadt, als sie in sein Sichtfeld geriet. Jegliches Volk schien auf den Beinen zu sein, denn ganz Krakau war mit Fackeln und Lagerfeuern erleuchtet. Was geht da vor?, fragte er sich, und kam zwei Schritte links hinter dem Dämonenpaktierer und seinem Vogel zum stehen, denn auch er hatte angehalten um das Bild, welches die Stadt bot, die gerade ins Blickfeld gerückt war, zu betrachten.

"Seht die Liebe eures Gottes und eurer Glaubensbrüder", presste der Dämonenpaktierer im verächtlichen Ton heraus. Rujanels Gesicht spiegelte für den Bruchteil eines Augenblicks Erstaunen wider. Verfügt der Dämonenpaktierer über die Gabe der Prophetie, um schon von hier zu erkennen, wer dort zugange ist? Oder erlaubt ihm sein verbliebenes Auge dererlei Fähigkeiten, die ihn zu solcher Erkenntnis führt? Es war nicht von Belang, denn die wichtigste Erkenntnis lag für Rujanel im Ausbruch des Gangrels selbst. Er wusste nicht, an wen dessen Bemerkung gerichtet war, doch fühlte er sich nicht davon angesprochen. Vermutlich galt sie dem Mönch, der jedoch noch einige Schritte entfernt war.

Mit einigem Interesse stellte Rujanel für sich fest, dass diesem tierhaften Kainit das fehlte, was man gemeinhin gesunden Menschenverstand nannte. Wer auch immer dafür verantwortlich sein mochte, dass die Stadt so hell erleuchtet war. Es hatte nichts mit der Liebe irgendeines Gottes zu tun. Viel zu oft hatte er in seinem Leben als Barnuta erfahren müssen, dass Menschen die unterschiedlichsten Dinge taten und nie hatte ein Gott seinen Anteil daran. Menschen mochten sich auf ihren jeweiligen Gott berufen, um sich und ihre Taten zu rechtfertigen, doch letztendlich waren es immer die Menschen selbst, die für diese Taten verantwortlich waren. Der blinde Hass, den er aus den Worten des Dämonenpaktierers hörte, stellte ihn auf die gleiche Stufe mit denen, die dieser selbst so zu verabscheuen schien. Man konnte die Taten von einzelnen Menschen nicht allein mit ihrem Glauben gleichsetzen und diese Taten auf alle, die ebenfalls diesen Glauben hatten, verallgemeinern. Derartige Dummheit und Ignoranz war der Boden, auf dem nur Uneinigkeit und Krieg gedeihen konnten. Aber vielleicht lag das ja auch in der Absicht eines Wesens, welches offenbar mit finsteren Mächten im Bunde war.

Als Mensch Barnuta hätte Rujanel dem mit dem Vogel sofort widersprochen; hätte versucht, ihn auf den Fehler in seinen Gedanken aufmerksam zu machen um nicht gegen alle anderen ungerecht zu werden, die damit nichts zu tun hatten. Als Kainit war ihm das egal. Es ging vorerst nur um sein eigenes Fortbestehen. Sein Instinkt riet ihm, sich nicht dazu zu äußern, auch wenn sich ob des Ausspruchs des Dämonenpaktierers ein tiefes Grollen des Unmuts in seiner Kehle entstand. Auch sein Verstand sagte ihm, dass jedes Wort, das er an diesen Einäugigen richten würde, nicht die Mühe wert wäre dafür die Luft einzuatmen, um eben jene Worte daraus entstehen zu lassen.

Er wandte sich angewidert vom Anblick der erleuchteten Stadt und des hasserfüllten Fanatikers ab und sah nach den anderen beiden Kainiten. Wenn sie nicht noch irgendetwas zu sagen hätten, was ein Verweilen an dieser Stelle begründete, so würde er sich schnellstmöglich wieder in Bewegung setzen, um die Stadt schnellstmöglich zu erreichen.
« Letzte Änderung: Juni 15, 2010, 23:53:16 von Vomo » Gespeichert

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« Antworten #3 am: Juni 14, 2010, 15:30:57 »

'Behaltet das Weib bei euch... .', wiederholte Nathalia die Worte des Gangrel in ihrem Kopf. Mit funkelnden Augen und einer finsteren Miene sah sie ihm nach. Egal, was er von ihr hielt. Frauen konnten ebenso stark sein wie Männer. Er war nicht der einzigste Jäger hier. Schnell und sicher bewegte sie sich über die Feldwege zurück auf den Hauptweg zur Stadt. Die Freiheit auf dem kurzen Weg genoss sie sichtlich, als es über die Felder ging. Alle Sorgen schienen von ihr abzufallen. Es schien ihr egal zu sein, was der Fürst denken mochte, doch dann kam es ihr wieder in den Sinn: Ihre Freiheit war bald wieder vorbei. In ihren Blicken lag Sehnsucht.

Ihr kam es immer noch seltsam vor, dass niemand in ihrer Nähe war. Sie hatte immer noch so ein Gefühl. Sie waren hier nicht alleine. Es spielte dabei keine Rolle, dass Remy dafür verantwortlich war, dass keine Tiere in der Nähe waren. Wenn sie allerdings bedachte, dass der Esel weggeschleift worden ist, wurde ihr anders. Die Unruhe kehrte wieder in ihr ein. Gerade wollte sie ihren Unmut hinunter schlucken und stattdessen die Freiheit genießen, als sie vorbei am Gangrel die hell erleuchtete Stadt sah.

Das was sich ihr hier bot, ließ sie automatisch einen Schritt zurück gehen, bevor sie es schaffte, dem Tier einzuflüstern, dass sie weit genug weg waren. Staunen sah sich Nathalia die ganze Szenerie an. Ihr fielen keine Worte ein. Es ließ sie sprachlos werden. Die Panik, wegen des Feuers, hielt sie mit ihrem Willen zurück.

"Heilige, Mutter Gottes... . Was passiert hier?"

Kam es dann doch leise über ihre Lippen. Nathalia suchte Abstand zu Fedai und dem Fremden. Die Unheimliche Aura war ihr nicht geheuer. Sie unterdrückte ein Knurren. Das Gefühl, das sie ihm am liebsten anfallen wollte, schob sie mit Mühe beiseite. Einige Meter entfernte sie sich von dem Fremden und auch Fedai erschien ihr wiedereinmal gefährlich und respekteinflößend. Sie konnte nun beruhigt auf die Szenerie schauen. Ihr Tier war weniger aufgewühlt und sie musste nur noch ab und zu zu den anderen schauen. Die Augen hatte sie zu schmalen Schlitzen verengt. Flammen! Ihre schmalen Augen suchten die Burgmauern ab sowie den das Gebiet davor. Sie wollte wissen, wer da etwas in das Feuer warf. Ihr Sehsinn war immer noch geschärft.

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« Antworten #4 am: Juni 14, 2010, 18:50:48 »

Trotz der Geschwindigkeit ihrer Schritte und der beständig störenden Steine, Wurzeln und Zweige, die sich zwischen Fußsohle und Sandale verfingen, ließ es sich Remy nicht nehmen, auch während des Marsches den unbekannten Kainiten aus der Höhle anzusprechen. Die meisten seiner Fragen blieben unbeantwortet, trotzdem er immer wieder versuchte, mehr über den Mann, über den vernichteten Marcin, über die Verbindung der beiden und den Ursprung ihrer Bekanntschaft zu erfahren. Doch je hartnäckiger er bei diesen Themen nachfragte, desto weniger erreichte er. Zumindest war er aber in der Lage, dem neuen Kainiten zu entlocken, dass sein Name Gero war, und dass er als Übersetzer für Marcin tätig gewesen war. Marcin hatte ihn wohl in der Höhle treffen wollen, doch war Gero dort letztendlich Zeuge von Marcins Vernichtung geworden. Weitere Auskunft erteilte der andere ihm nicht, so sehr Remy es auch versuchte. Also verlief ein Teil des Weges im Schweigen, bis der Mönch plötzlich feststellte, dass alle anderen stehen geblieben waren.

Was der Grund dafür war, offenbarte sich dem Kappadozianer nur schemenhaft. Obgleich er die Augen zusammenkniff und sich anstrengte, so vermochte er doch lediglich auszumachen, dass Feuerschein die noch ferne Burg erhellte. Erst mit geschärften Sinnen vermochte er zu erkennen, dass nicht die Gebäude brannten, sondern dass lediglich mehrere hell lodernde Flammenberge diesen Eindruck hervorriefen. Für weitere Details würde er aber erst näher herangehen müssen - und hier spürte er den leichten aber deutlichen Widerstand des Tiers im Inneren.

So aufgeklärt und klug sein Geist auch sein mochte, der das ferne Feuer noch nicht als unmittelbare Gefahr betrachtete, so genügte doch allein der Gedanke an eine Annäherung daran, um eine sträubende Haltung seiner dunklen Stimme im Inneren hervorzurufen. Überhaupt war es ziemlich launisch in dieser Nacht. Es war fast, als würde es sich unwohl oder bedroht fühlen und als ob dieses Gefühl scheinbar von Gero dem Übersetzer ausgelöst würde, doch konnte es sich Remy nicht besser erklären. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass das Blut in ihm mit jeder weiteren Nacht weniger wurde.

Den Kommentar Fedais hatte er wohl gehört, doch bedachte er ihn lediglich mit einem mitleidigen Lächeln und einem spöttischen Tonfall, als er zur Antwort gab: "So weit ich informiert bin, ist das Brandschatzen keine rein christliche Tugend, wurde doch schon Rom von den Vandalen in Brand gesteckt. Wenn Ihr es jedoch vorzieht, Euch in blinde Behauptungen zu stürzen, Fedai, werde ich Euch nicht abhalten. Ich glaube es erst, wenn ich die Fakten dafür sehe."

Und doch konnte er den Gedanken nicht beiseite schieben, dass in der Tat Christenhände für jene Feuer verantwortlich sein könnten. Nämlich die Hände ebenjener christlichen Inquisitoren, die seinen Erzeuger geholt und in den Kerker geworfen hatten. Diese verblendeten Narren, die in der Heiligen Schrift nicht den Aufruf zum Mitgefühl und zur Brüderlichkeit sahen. Dies hatte nichts mit den Kreuzzügen zur Verteidigung des Glaubens gemeinsam, dies war nur feige und hinterhältig. Es war eine noble und ehrenwerte Sache, ungläubige Sarazenen davon abzuhalten, die gesegneten Stätten des Heiligen Landes für sich zu beanspruchen. Der Zorn der Schwertbrüder war gerechtfertigt und ihre Klingen von der Kirche gesegnet, und ihnen stellten sich ebenfalls Krieger, schlachten-geprüfte Männer, die zu kämpfen verstanden.

Es war jedoch etwas ganz anderes, einen unschuldigen alten Mann, einen Gelehrten obendrein, inmitten der Nacht aus seinen Gemächern zu zerren und ihn wegen falscher Anschuldigungen einzukerkern. Hatte sein französischer Landsmann, der Großinquisitor, nicht selbst mit Unnachgiebigkeit und Härte verdeutlicht, dass er alle Vampire auszurotten suchte? Der blinde Eifer eben solcher Inquisitoren, aus reiner Unwissenheit geboren, war wie eine Flasche griechischen Feuers, die jederzeit entzündet werden konnte. Und jemand wie Fedai, der aus derselben Unwissenheit alle Christen gleich betrachtete, konnte viel zu leicht zum dem Funken werden, der dieses Feuer entfachte. Von daher zog es Remy vor, nicht näher auf die Diskussion einzugehen, dazu war hier weder der Ort noch die Zeit. Was auch immer der Gangrel auch als nächstes zu diesem Streitthema sagen würde, Remy würde ihm nicht darauf antworten.

"Wir sollten weitergehen. Was auch immer dort gerade geschieht, es könnte sein, dass Jo... dass Fürst Krak unsere Hilfe noch heute Nacht benötigt. Wir müssen uns möglichst gleich mit ihm treffen. Außerdem ist bei ihm der einzig sichere Zufluchtsort, den ich derzeit kenne."

Das waren seine hörbaren Worte an die anderen, und doch steckte so viel mehr dahinter. Denn die Macht, die ihn dies sagen und jeglichen Widerstand des Tiers gegen das Feuer für den Augenblick dahinschwinden ließ, war einzig und allein die Sorge um Jonathan. Vielleicht war heute Nacht die letzte Möglichkeit, ihn noch zu befreien. Die Chancen hatten sich dramatisch verschlechtert, doch Hoffnung und Sorge beflügelten Remys Schritte, der nichts unversucht lassen wollte.
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« Letzte Änderung: Juni 14, 2010, 19:16:56 von Aphiel » Gespeichert

Ihr wünscht Euch mit mir zu messen? Bedenkt, zum wahren Können braucht es Agilität, Grazie und Stil - wie bedauerlich, dass die Passionen an Euch bei diesen gespart haben, mein Freund.

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« Antworten #5 am: Juni 14, 2010, 20:05:13 »

"Ich erkenne Scheiterhaufen wenn ich sie sehe. Meine gesamte Familie ist ihnen zum Opfer gefallen."

Er schloss die Augen, schüttelte den Kopf und berührte sachte die tiefe Narbe welche sich durch sein verlorenes Auge zog. Er hatte sich von diesen Menschen abgewand. Der Tod gehörte zum Leben aber er hatte sich entschieden zumindest nicht mehr zu morden.
Ob seine alten Freunde wohl noch da draußen waren? Auch sie dürften inzwischen alt geworden sein. Es war ohnehin unwahrscheinlich sie je wieder zu sehen, also brachte es auch nichts sich über sie Gedanken zu machen. Nein, es musste weiter gehen. Der Tag war nicht mehr so fern wie er sich dies wünschte und man musste noch in eine Stadt gelangen die nun hell wach war.
Nur wunderte es ihn, dass man Nachts die Feuer aufstellte. Es wäre sinnvoller gewesen es bei Tag zu tun. Vor allem vor der Stadt schienen sie nicht sehr sinnvoll. Nicht so nah an den Toren ...

"Hier stimmt noch etwas ganz anderes nicht ... wisst ihr ob diese Ritter in der Stadt sind?"

Er blickte zu Skraal, ein kurzer Laut kam aus seiner Kehle den vermutlich nur Nathalia verstand. Flieg vor und sieh nach was da passiert.

Das hier konnte zu schnell in eine Selbstmordaktion ausufern als das er einfach so weiter auf die Stadt zu gehen würde. Und ihm fehlten hier eindeutig seine Waffenbrüder um sich darauf einzulassen.
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Wuschel
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« Antworten #6 am: Juni 17, 2010, 19:02:56 »

'Bist du des Wahnsinns? Am Ende erkennen sie mich noch, diese Mörder!'
schrie Skraal langezogen zurück in Fedais Ohr. Beinahe dachte er, der Vogel empfände selbst Wut - oder gar Hass.
'Das hier ist deine Prüfung, meine ist eine andere.'
Trotzdem stieg er hinauf in die Lüfte. Fedai war sicher, er würde weite Kreise ziehen und ihn warnen, wenn er eine Gefahr entdeckte. Wenn er wieder in Richtung Stadt sah, würde er es empfinden als habe sie sich, während er sich auf den Bussard konzentriert hatte, an ihn herangeschlichen wie bei dem Kinderspiel "Eins, Zwei, Drei, Vier, Ochs am Berg!" (, wobei sich der Rufende wegdrehen musste, während die Spielkammeraden sich schnell auf ihn zubewegten. Solange der Spruch nicht gerufen wurde, musste man aber komplett still verharren, sonst hatte man verloren.)

Mit jedem Schritt, den Remy vorwärts machte, wurde sie Szenerie für ihn schärfer, als hätte er zig Schritte zurückgelegt. Er konnte langsam die einzelnen Türme erkennen, sein Gedächtnis trug dazu bei, sich zu orientieren. Es viel ihm schwer, die einzelnen Feuer zu unterscheiden, das Hitzflimmern, das von ihnen ausging, ließ ihre Konturen verschmelzen. Beinahe automatisch fand er Jonathans Kammer, den Ort seines eigenen Todes.

Gero erging es ähnlich wie Remy. Mit jedem Schritt kam die Burgstadt auf unnatürliche Weise näher, verschärfte sich, als würde ein Vergrößerungsglas davor schweben.
Im Laufen durchfuhr ihn ein Schaudern.

Unwillkürlich riß Rujanel seine Augen auf, als wäre sein Körper nicht sein eigener. Auf seiner Stirn zog und zerrte es, als wollte sie wie ein Deckel aufspringen, nahm er wahr, aber sein Körper ignorierte es. Als würde er im Flug an sie heran getragen, kamen die Feuer immer näher. Er sah jeden Stein, jedes Kreuz, jeden Menschen ganz genau. Er spürte das erste Mal ansatzweise, welche Macht von seinem Inneren ausging. Ihm wurde bewusst, das er über die Gabe des Sehens verfügte, und das dies erst der Anfang war. Er erinnerte sich, wie einfach es war, seine Sinne beliebig zu schärfen, getrennt voneinander.[/i]

Die Verführung, sich daran zu berauschen, wurde groß. Ein Mann trat aus dem Tor, er war schwer beladen. Die Verführungskünste des Tieres wurden von sich selbst unterbrochen, als sein Blick etwas streifte, was er unter Tausenden hätte erkennen können:
Eine Tontafel, eine Kiloschwere Steintafel, eine lederne Schriftrolle, ein Stück Treibholz und einen faustgroßen Halbedelstein.
Sie alle wurden von dem Mann, einem Ritter in Purpur und Gold ohne sichtliche Mühe, obwohl das alles zusammen sehr unhandlich war, nach draußen getragen. Der Schein des Feuers ließ seine Rüstung beinahe blendend werden. Die Schriftrolle und das Holz warf er gedankenlos, fast beiläufig, in das große Feuer vor den Toren. Er war ganz unverhofft nach draußen getreten, und kein anderer seiner Art war zu entdecken.

Remy erkannte ihn. Seine Bewegungen, seine Statur, waren in sein Gedächnis eingebrannt, genauso wie sein Name:

Xavier y Aragon.
Nathalia hatte sich gleich einen Überblick verschaffen wollen, sodaß sie das Phänomen, das die anderen verblüffte, gar nicht wahrgenommen hatte. Trotz der stärker werdenden Kopfschmerzen, die das anstrengende Sehen verursachte, konnte sie ebenfalls eindeutig den Ritter ausmachen, doch näher konnte sie ihn deswegen nicht erkennen.
Die stellte jedoch fest, daß er die Steinplatte - die er kurz auf einem Arm getragen hatte, um die anderen Dinge ins Feuer werfen zu können, wo sie schon nicht mehr auszumachen waren - ablegte und den faustgroßen Violetten Stein auf ihr drappierte. Auf einen schwer wahrnehmbaren Wink hin kam ein Junge herbeigeeilt, einen schweren riesigen Hammer hinter sich herschleifend.

Für Fedai, wie auch den anderen, war die Szenerie indes noch näher gerückt, von einem Moment zum anderen, wobei er wahrscheinlich nicht blinzelte. Das Glänzen des Goldes ließ auch ihn unzweifelhaft erkennen, was da aus dem Tor getreten war. Unwirsch riß der herrische Südländer dem Jungen den Stiel einhändig weg. Konzentriert holte er zu einem Schlag aus, indem er mit beiden Händen den Hammer hinter dem Rücken hielt. Wie ein Katapult war er gespannt, um einen einzigen mächtigen Hieb auszuführen.
Mit einem Brüllen, das weit zu hören war und schlafende aufscheuchte, ließ er den Hammer, dessen Stein doppelt so groß war wie sein Kopf, herniederschmettern.

Die Welt schien den Atem anzuhalten.
« Letzte Änderung: Juni 24, 2010, 15:38:10 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #7 am: Juni 17, 2010, 22:20:58 »

Die Augen öffneten sich. Erstaunen und Faszinationen wechselten sich ab. Die Augen huschten hin und her. Jede Mauer wurde betrachtet. Jeder Feuerschein in Augenschein genommen. Das Flimmern zwischen den Häusern konnte die junge Kainitin fühlen. Die Umgebung um sie herum fühlte sich wärmer an. Ein Rauschen ging durch ihre Adern, als sie sich dieses Schauspiel immer mehr in ihr Gedächtnis rannte. Ein altes Spiel unter den Kindern kam ihr wieder in den Sinn. Es kam näher... .

Es waren die zweiten Eindrücke, die ihr fast entgangen waren. Der Blick lag zuvor auf dem Mann, der aus dem Tor getreten war. Die Farben kamen ihr bekannt vor. Es juckte ihr in den Fingern. Ihre Körperhandlung spannte sich. Wie ein lauerndes Tier hatte sie diesen Mann fixiert. Er war ihr zuerst nur nicht aufgefallen. Das geschehen hatte sie eingenommen. Es kam näher... . Es wurde schwer. Sie wollte endlich ihre Rache haben.

Ihre Augen lagen ruhig auf diesem Mann. Der Junge schien unwichtig zu sein. Der Hammer. Die Zeit schien durch das Flimmern wie in Zeitlupe abzulaufen. Es zerrte an ihr und berauschte sie. Angespannt verharrte sie wie ein Jäger, der gierig seine Beute im Auge hatte. Es war verlockend, sich daran zu ergötzen. Etwas anderes in ihr, wollten sie beruhigen. So sehr es auch faszinierte, der Schrecken saß tief. Ihr Willen meldete sich, sich zu beruhigen. Das Feuer - trotz der Wut...des Durstes nach Rache, die die Angst ausblendeten - war wie ein Sonnenaufgang.

Sie konzentrierte sich, damit das Verlangen nicht überhand nahm. Eine Fratze schlich sich auf ihr Gesicht, die unter Zwng verstand. Sie musste ruhig bleiben. Den Blick vom Ziel abwenden.

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« Antworten #8 am: Juni 22, 2010, 15:18:50 »

Mit jedem Schritt, den Remy vorwärts machte, wurde die Szenerie für ihn schärfer.

Er unterschied nicht länger zwischen normaler Sicht und den geschärften Sinnen, die sein Augenlicht verbesserten, ihm dafür aber Kopfschmerzen bereiteten. Seine Blicke glitten über die gesamte Szene, immer wieder blieben sie an einzelnen Details hängen, die dann für einen Moment gestochen scharf und groß erschienen. Ebenso die kalten aber stärker werdenden Versuche des Widerstands seines Tiers im Inneren, das den Anblick der lodernden Flammen beunruhigend fand und es Remy auch immer deutlicher spüren ließ. Dieses Inferno an Flammen ... das konnte einfach nichts mit der christlichen Nächstenliebe zu tun haben, wie er sie in den Worten der Heiligen Schrift las. Dies war systematische Vernichtung, und obgleich er in dunkler Ahnung spürte, dass Fedai recht haben mochte, verweigerte sein Verstand es, anzuerkennen, dass Verantwortlichen vielleicht wirklich unter dem Zeichen des Erlösers handelten.

Gott ist nicht so!kreisten seine Gedanken. Der Allmächtige hat einen Plan für jeden von uns, so verworren seine Wege auch sein mögen, und doch offenbart er sich uns, wenn wir nur genau hinsehen. Zu behaupten, diese Zerstörung geschähe in seinem Namen, ist Blasphemie, und zu denken, man selbst stünde über seinen Gesetzen ist Hochmut.

Diese Gedanken galten Fedai, der so selbstsicher und unerschütterlich in seiner Anklage gewirkt hatte und Remy spürte deutlich, dass er mit ihm fortwährend in Konflikt stehen würde, so lang er sie begleitete. Es war eine Prüfung seiner Glaubensfestigkeit, kein Zweifel. Doch er würde dem Dämonenpaktierer und seiner Häresie widerstehen, würde ihm nicht die Genugtuung eines Zweifels am großen Plan Gottes gönnen. Und was die Scheiterhaufen anging - nun, er würde dem Gangrel nicht aufzählen, wie viele christliche Missionare als Brandopfer für die alten Götter der Slawen geendet hatten, obgleich sie ihnen nur die frohe Botschaft der Erlösung hatten bringen wollen. Niemandes Hände waren hier unbefleckt, auch wenn manche dies nicht wahrhaben wollten.

Doch dann sah er ihn ... Xavier y Aragon! In dieser Sekunde brach über Remy die ganze Welt zusammen. Nicht nur, dass hier tatsächlich christliche Mächte am Werk waren, wie ein dunkler Teil seines Selbst die ganze Zeit über befürchtet hatte - sie waren sogar zu solch offenen und abgrundtiefen Verbrechen wie dort in der Stadt imstande und sie tarnten ihre Gräueltaten mit dem Gewand der Heiligen Mutter Kirche! Und dieser dort, der Spanier, war einer der schlimmsten von ihnen, er und der Franzose, alle beide; doch war es Xaviers Stimme gewesen, die durch die Tür hallte, als Jonathan abgeführt wurde. Remy hatte sie noch genau im Ohr und in seinem Gedächtnis stiegen die Erinnerungen von vorletzter Nacht wieder herauf ... die Hilflosigkeit, als er in der Kiste steckte, in der Jonathan ihn verbarg, um ihn zu schützen, während die Inquisitoren ihn gefangen nahmen... er hatte sich für ihn geopfert!

Diese Sünder haben vergessen, was es heißt, Gottes wohlgefällige Werke zu verrichten! Sie sind nicht anders als der Wilde, nur dass er sich nicht den Anschein einer zivilisierten Fassade gibt, wie sie es tun, diese Ketzer!

Der Gedanke durchschnitt seinen Schädel mit einer Schärfe und einer Eiseskälte, die ihn körperlich zum Zittern brachte. Deutlich prangte ihm das Gesicht des Spaniers entgegen, der soeben dabei war, irgendetwas mit einem Hammer zu vernichten. Das beständig lauter gewordene Zischen seines Tiers dröhnte ihm in den Ohren, während er seinen Blick nicht von dem Spanier abwenden konnte.

Vernichtung! Zerstörung! Tod! Ist das alles, was du kennst, du Ketzer? Oh, möge der Allmächtige dich in gleicher Weise richten!

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Remy le Duc (Vampir)
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« Antworten #9 am: Juni 22, 2010, 19:53:58 »

Das inzwischen schon wieder eine Weile nicht mehr glühende Auge weitete sich leicht je länger er auf die Flammen starrte. Seine Instinkte riefen ihm zu dies hier wieder hinter sich zu lassen. Die Feuer wären, wenngleich er in seiner jetzigen Form noch keine gesehen hatte, in der Lage ihn zu verletzen. Viel schwerer als alles was er sonst getroffen hatte. Schon früher war das Feuer für ihn ein Instrument des Terrors und der Vernichtung durch die Hände der Kirche der Christen gewesen, aber die neuen, wilderen Instinkte in ihm sagten ihm, dass das Feuer nun noch gefährlicher für ihn wäre als früher.
Hier würde ihm seine neue, übermenschliche Widerstandkraft nicht viel helfen.

Einzig als sein Blick auf die schimmernde, goldene Rüstung fiel wurde er von den Flammen angelenkt. Seine Augen weiteten sich und der Gangrel ging finster grollend in die Hocke. Sein Blut loderte und brannte instinktiv am stärksten in seinem Auge und seinen Fingern. Fast augenblicklich begann das Auge wieder zu glühen und erhellte die Nacht für ihn noch zusätzlich. Auch seine Klauen traten wieder hervor. Inzwischen konnte er sie schon ganz gut nach seinem Willen rufen und kontrollieren.
Rüstungen aus Gold ... Mörder, Brandschatzer ... Beute. Eines der Ziele seiner Rache stand dort am Eingang der Stadt. Etwas in ihm rief ihm zu Vorsicht walten zu lassen, dieser Hammer sah zu schwer aus als das was dort möglich war. Dennoch wollte er diesem Mann die Gliedmaßen vom Leib reißen. Knurrend und seine Fänge fletschend beobachtete er die Szenerie vorerst noch und versuchte seine Instinkte im Zaum zu halten um nicht in die sichere Vernichtung zu rennen.

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« Antworten #10 am: Juni 28, 2010, 16:58:14 »

Beinahe wäre er ins Straucheln gekommen, als seine Wahrnehmung anfing sich zu verändern. Der Effekt der Vergrößerung kam so plötzlich, dass er davon im ersten Augenblick überrascht war. Die "Erinnerung", die Sinne seines Körpers selbst in ihrer Wahrnehmungstiefe steuern zu können, ging mit dem Effekt einher, weshalb er diese Art der Wahrnehmung auch sofort beendete. In diesem Moment war es etwas, was ihn eher hinderte.

Un dennoch war das, was er für einen Augenblick gesehen hatte, unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt. Der Anblick der Gegenstände, die der in Gold und Purpur gewandete Mann bei sich trug kam ihm nur allzu vertraut vor. Zum ersten Mal hatte er sie im Kellergewölbe unter dem Haus des Frederik Marcin gesehen, als welcher sich Rachamiel zu diesem Zeitpunkt noch ausgegeben hatte. Es waren die gesammelten Worte seines Clansgründers, die hier der Vernichtung preisgegeben wurden! Seine Gedanken rasten und seine Beine griffen weiter aus, um so schnell wie möglich die Entfernung zu überwinden, die im kurz zuvor nur noch wie ein paar Schritte vorgekommen waren.

Der logische Teil seines Denkens wusste, dass er auf jeden Fall zu spät kommen würde, um das, was Rachamiel dereinst zusammengetragen hatte, vor der Vernichtung zu retten. Er wusste, dass die Worte selbst unauslöschlich in seiner Erinnerung bewahrt bleiben würden und es völlig belanglos war, ob sie in ihrer materiellen Form erhalten bleiben würden oder nicht. Und dennoch war da etwas Wildes in ihm, das das Gesehene nicht wahr haben wollte, dass das Kommende abwenden wollte und dass für das Geschehene bestrafen wollte.

Mit ansehen zu müssen, wie die Worte seines Clanvaters den Flammen übergeben würden hatte den schalen Beigeschmack des Versagens. Nach dem körperlichen Ende der Existenz Rachamiels fühlte er sich in gewisser Weise für diese Gegenstände verantwortlich. Er spürte, wie sich in seinem Inneren ein wilder Schrei formte und mit aller Macht versuchte sich seinen Weg durch die Kehle zu bahnen.

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« Antworten #11 am: Juni 29, 2010, 18:03:58 »

Die Welt atmete aus.

Als der Hammer y Aragons auftraf, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, der sogar das unmenschliche Brüllen übertönte, das während ihrer Gedanken durch die Ebene gehallt war, wie Donner. Die Steinplatte - und wohl auch der Edelstein - barsten, als hätten sie nur aus Sand bestanden. Eine unsichbare Druckwelle riß sie nach ein paar Augenblicken von den Füßen, und ein unglaublicher Schmerz traf sie. Soetwas hatten sie nie zuvor gespürt, er war am ehesten mit flüssigem Feuer vergleichbar, das ihnen frontal entgegen geschüttet wurde, er schwang in dem Druck mit, der sie niederpresste wie die Grashalme in der Ebene.

Remy hatte dies als einziger vorher gekannt, er hatte es an der Reliquie gespürt und an Jonathan, doch damals hatte es ihn nicht bedroht, eher beschützt.
Fedai nahm wahr, wie Skraal in der Luft getroffen und trudelnd zurückgeworfen wurde.

Eine ungekannte Macht musste den Gegenständen innegewohnt haben, eine Wahrheit, die größer war als sie.
Der Junge, der den Hammer herbeigeschleppt hatte, wurde wie ein Sack Getreide gegen die Burgmauer geworfen und blieb liegen. y Aragon verschwand in der Staubwolke, die bald die ganze Szenerie in Nebel hüllte.
« Letzte Änderung: Juni 29, 2010, 21:47:07 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #12 am: Juni 29, 2010, 19:47:20 »

Sie hatte sich bemüht, den Blick abzuwenden, doch zum Schluss siegte einfach die Neugierde. Bevor der Hammer sein Ziel traf, waren ihre Augen erneut auf den Hammer gerichtet.

Es war wie ein Neubeginn. Eine Geburt. Verlust. Wie eine Ohrfeige traf es Nathalia. Rücklinks lag sie auf dem Boden. Ein wütender schmerzerfüllter Schrei entfuhr ihrer Kehle. Wut vermischte sich mit Schmerz. Nathalia ließ ihre Blockade fallen. Der Schmerz war groß. Niemand durfte sie schlagen oder es. Der Wut verzerrte Schrei wurde zu einem kehligen Knurren, während sich die junge Frau wieder aufsetzte. Die Zähne waren gebleckt, die Fänge deutlich zu sehen.

Das Gesicht spiegelte ihre Wut wieder. Dennoch war zu sehen, dass sie mit sich Rang. Ein Teil von ihr, wollte los eilen und endlich Rache üben und dem Instinkt nachgeben, der so verlockend wirkte. Da war jedoch noch immer eine andere Stimme, die ihr sagte, dass sie warten müsse. Es war wie die Stimme des Verstandes. Nathalia hockte wieder angespannter als zuvor auf dem Feld. Ihr Knurren hielt an. Sie musste sich verhalten wie ein Wolf besser ein Katze und Geduld üben, so wie es die Stimme sagte.

Langsam kehrte auch ihr Verstand zurück. Sie beruhigte sich langsam, dennoch blieb das Knurren zu hören. Sie "leckte ihre Wunden", niemand...sollte ihr Schaden zufügen... .

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« Antworten #13 am: Juni 30, 2010, 12:24:09 »

Der Knall war ohrenbetäubend, und in ihm lag so viel Macht, dass es Remy schien, als hätte der Himmel selbst sein stummes zorniges Stoßgebet vernommen. Als hätte der Finger des Allmächtigen selbst hinabgereicht und den Spanier gestraft. Und dabei jeden von ihnen auf den Boden gezwungen, um in Demut vor der göttlichen Präsenz zu verharren, die sich hier offenbarte.


Doch es war nicht so. Remy erkannte es, dieses übernatürliche, erhabene und unendliche Gefühl, das ihn überkommen hatte, als er der Reliquie nahe war, die Wärme, die Güte, die Gnade und die grenzenlose Liebe, zu der nur Gott fähig war, und die sich in seinen Heiligen manifestierte.

Und dann kam die Erkenntnis über ihn, eiskalt und doch brennend wie Feuer, und sie umspülte sein Herz wie das tosende Meer einen Felsen am Strand, umhüllte es und benetzte es von allen Seiten, so dass es keinen Zweifel mehr geben konnte: diese Liebe galt ihm nicht länger. Er war verdammt und er hatte diesen Fluch selbst auf sich geladen, und die spürbare Erkenntnis, dass Gottes Gnade anderen zuteil wurde, während sie ihm verwehrt blieb, war ein Schmerz, der größer war als tausende Peitschenhiebe. Es wurde Remy erst in dieser Sekunde wirklich bewusst, was er aufgegeben hatte, als er sich für Jonathans Weg in die Dunkelheit entschieden hatte. Der Himmel war ihm zum Greifen nahe gewesen, doch er hatte seine Schritte in eine andere Richtung gelenkt. Der Weg zurück zu Gottes Liebe würde länger sein, um vieles länger, als er es noch vor einer Woche geglaubt hatte.

Remy stiegen die Tränen in die Augen, als er dem Schmerz mit seiner Stimme Ausdruck verlieh und ein heulendes Kreischen entrang sich seiner Kehle, in das selbstverständlich auch das Tier im Inneren mit einstimmte, denn es war der spürbare und unheilige Teil, der von Gottes Allmacht zurückschreckte und dessen Präsenz ihm Unwohlsein bereitete. Remy ließ es aber zu, so sehr das Tier auch dagegen ankämpfte. Dieser Schmerz, dieser unsägliche Schmerz und die Trauer über den Verlust - er hatte beides verdient, weil er sich willentlich von Gottes Himmelreich abgewandt hatte.

Und mitten in dem unauslöschlichen Schmerz, den er in seiner gewählten Verdammnis erfuhr, fasste Remy einen Entschluss.

Ich weiß, mein Weg zurück zu dir wird ein langer sein, Herr, aber ich werde ihn gehen; ich werde ihn in deinem Namen gehen und deinen Geboten Folge leisten, bis du mich eines Tages wieder als dein Kind lieben kannst. Dies schwöre ich.

Er wollte sich erheben, wollte sehen, wo Gottes Hand die Erde berührt hatte, wollte dorthin eilen - doch etwas hielt ihn zurück. Etwas, das er die ganze Zeit über hatte kontrollieren können, doch das sich nun, angesichts der Ereignisse, immer deutlicher Gehör verschaffen wollte. Das Tier im inneren wollte fort von hier, wollte nicht näher an die Stätte heran, und es war stark, so stark. Gierig war es auch, hungrig und wild. Und es stellte sich mit seiner ganzen Macht gegen Remys Entschluss.

Remy bot all seine mentalen Kräfte auf, um es zurück an seinen Platz zu verweisen. Noch hatte er hier das Sagen und so sollte es auch bleiben.


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« Antworten #14 am: Juli 02, 2010, 19:11:57 »

Grollend und wuterfüllt blickte der Gangrel auf die Szenerie da vor ihm. Was da zerschlagen wurde war ihm eigentlich egal, ihm ging es nur um den Mann der dort stand.
Sein Blickfeld färbte sich langsam rötlich ein als das Tier begann mehr und mehr Kontrolle über ihn zu erlangen. Aufgehalten wurde sein Vorstoß wohl recht deutlich durch die Druckwelle als dieses Was auch immer vom Inquisitor zertrümmert wurde.
Fedais Augen rissen sich auf und er versuchte sich mit allem was er hatte gegen diese Welle zu stämmen.


Es schauerte ihn, hielt ihn zurück und der Blick den er nach oben in den Himmel zu seinem Begleiter richtete ließ etwas auf sein Gesicht treten was sicherlich noch keiner der anderen dort gesehen hatte und der Mönch mit Sicherheit verleugnet hätte, dass es dort auftauchen konnte. Wenn Fedai sah wie der Vogel ebenfalls von der Welle getroffen wurde trat Sorge auf sein Gesicht.
Der Vogel gehörte für ihn zu seinem Rudel und alles in ihm sagte ihm, dass das Rudel zu schützen wichtiger war als seine Rache jetzt schon einzufordern. So ungern er es vielleicht tat aber in diesem Moment würde er Gangrel allen Willen darauf fokusieren dem Tier diesmal nicht zu verfallen um im Notfall seinem Begleiter zu Hilfe eilen zu können.

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