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Autor Thema: [Background] Traumtanz  (Gelesen 43682 mal)
Beschreibung: Mira Herbich: Charaktarbogen, Präludium
Wuschel
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« Antworten #15 am: November 14, 2008, 12:42:41 »

Auch der Junge nickte ernst.
Als würde ein Notar der Geister ihren Schwur beglaubigen, frischte der Wind plotzlich auf. Eine starke Böe fegte die Straße entlang, sodaß daß sie beiden mehr oder minder vor Schreck noch einmal fester einhakten, währen der Wind ihnen das Haar zerzauste und die Tränen von ihren Wangen forttrug.


--- 11. Mai 1204, Vor den Toren Krakaus, am Abend ---


Pušomori streckte sich. Sie waren nun schon den ganzen Tag unterwegs gewesen. Das sitzen hinten im Wagen war sehr anstrengend. Apsara lächelte sie an. Sie war nach ihrer kurzen Rückzugsphase auf Pušomori zugegangen und hatte sie in eine Kunst eingeweiht. Das Kartenlegen. Anfangs hatte sie an der Kraft der Wahrsagerei gezweifelt. Doch als sie Apsaras Karten (Sie waren aus gehärtetem Leder, in das Bilder eingebrannt waren) zu ersten mal in der Hand hielt wußte sie, daß es wahr war.
Mittlerweile gelang es ihr, einen roten Faden in der Kombination der Bilder und Begriffe zu sehen.
 
Gerade hatte sie das vierunddreißigste hauchdünne Holzbrett zur Seite gelegt, daß sie mühsahm mit etwas Sand und einem dickeren Klotz abgeschliffen hatte, bis die Oberfläche ganz glatt war. Zum Glück hatte sie die Scheiben nicht selbst von dem Baumstamm absägen müssen. Der alte Kurt, der ein begabter Zimmermann war sägte sie wie von Zauberhand alle gleich dünn. Sie überlegte schon, wie sie am Besten die Bilder auf ihren eigenen Satz Karten bringen sollte. Apsara würde ihr sicher weiterhin helfen, immerhin hatte sie gesagt, daß man mit den eigenen Karten eine tiefere Verbindung habe. Auf der anderen Seite schweiften ihre Gedanken bei der arbeit ab, und sie sah die Bilder genau vor sich.

"Wir sind da! Wir sind da!" rief Lázló laut von draußen.
« Letzte Änderung: Juli 12, 2010, 13:14:09 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #16 am: Dezember 01, 2008, 09:29:11 »

Pušomori sprang auf. "Hast du gehört? Wir sind da!"

Sie schaute hinten aus dem Wagen um zu sehen, wo sie genau waren und ob sie schon was interesantes sehen konnte. "Was wollen wir den hier? Warum treffen sich die Babas?"
erwartungsvoll schaute sie Aspara an.
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Wuschel
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« Antworten #17 am: Januar 11, 2009, 16:14:20 »

Apsara hielt ihr Plane beiseite und spähte selbst nach vorn.


von http://www.wawel.net/malarstwo/glowacki.htm

"Das muß der Wawel sein." Sie deutete auf die Burg, die auf einer Halbinsel in der Moldau lag. "Dort residiert der König, weißt du? aber sieh mal da drüben, da wollen wir hin. In die Burgstadt würden sie uns nicht hinein lassen..."
Sie folgte dem deutenden Finger und sah das riesige Lager. Noch nie hatte sie so viele Wagen und Zelte, Tiere und Menschen auf einmal gesehen. Alles war bunt und überall tanzten die Leute und lachten. Ständig kamen aus allen Richtungen Wagen und Karren heran.
"Etwas kommt auf uns zu, mein Schatz. Aber wir werden eine Lösung finden. Ich werde mit dir darüber sprechen, wenn ich mit den anderen gesprochen habe. Es ist für dich an der Zeit, erwachsen zu werden, mein kleiner Floh."
Pušomori platzte fast vor Spannung, als sie nöher kamen. Kinder kamen angerannt und schrien den Erwachsenen zu, wer das gekommen war. Auf beiden Seiten ließ jeder alles Stehen und liegen und lang getrennte Freunde und Familienmitglieder wurden in die Arme geschlossen. Selbst Apsara sprang vom Wagen und lief auf eine Frau zu, die ihr sehr ähnlich sah, wohl ihre Schwester, und drückte sie herzlich.
Zunächst kam sie sich ein wenig fehl am Platz vor, denn sie kannte kaum jemanden aus anderen Yati. Doch als ihre mit Freudentränen überströmte Ziehmutter ihre Schwester Kamila herbeizog und sie einander vorstellte vorstellte, wich aller Zweifel aus Pušomori und sie fühlte sich zu Hause. Sofort schloß sie ihre neue "Tante Kamila", wie sie sie nennen sollte, ins Herz.
Ihre Augen konnten sich nicht satt sehen.
Als der klaine Lázló die für ihn lästige Begrüßung überstanden hatte, zog er sie am kleinen Finger: "Los, laß uns alles erkunden!", drängelte er.
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« Antworten #18 am: Januar 12, 2009, 18:11:02 »

"Ja, ich komme." Pušomori drehte sich zu Apsara um winkte ihr und Tante Kamila zu und lief Lázló nach.

Sie schauten sich die vielen Wagen an, und spielten mit den Kindern. Mira gab mir ihren erlernten Tricks vor den Kleineren an und rannte mit ihren neuen Freunden um den Wagen.
Lange hatte sie nicht soviel Spaß, allerdings ging Ihr eine Sache nicht aus dem Kopf. Was meinte Apsara mit, "Es ist für dich an der Zeit, erwachsen zu werden, mein kleiner Floh"?

Pušomori nahm sich fest vor abends bei den Erwachsenen zu lauschen, was los war. Und vielleicht würde sie dann auch rausbekommen, was Apsara damit meinte.

Als es hieß, dass die Kinder ins Bett sollen, tat Floh wie ihr geheißen, allerdings nicht lange, als sie sich sicher war, das kein Erwachsener mehr in der Nähe des Wagens war, schlich sie sich raus, um die "Großen" zu belauschen.
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« Antworten #19 am: Januar 18, 2009, 19:25:12 »

Lázló, ihr "kleiner Bruder", war anscheinend schon eingeschlafen, als sie hinaus schlich.
Schwer war es nicht, das richtige Gespräch zum Belauschen zu finden. Inmitten des Lagers brannte in Feuer in einem Steinkreis. Drum heurum saßen nur Frauen, die leise sprachen. Als sie Apsara und Tante Kamillia zwischen ihnen entdeckte, wußte sie, daß sie richtig war. Sie postierte sich leise hiner einer naheliegenden gespannten Plane und lauschte. Eine Ältere Frau hatte das Wort, erkannte sie an der Knorrigen Stimme.
"Nun gut. Es ist beschlossene Sache. Hat noch jemand etwas zu sagen? ich bin müde."

"Ja, ich habe etwas zu sagen," ertönte Apsaras Stimme. Jetzt wurde es interessant. Sie hielt den Atem an.
"Ich möchte, daß meine Tochter Pušomori am Ritual teilnimmt. Nehmt ihr die Prüfung zur Erwachsenen ab.Sie soll meine Nachfolgerin werden."
Ein leises raunen ging durch die Frauen. durch das ganze gezischel konnte sie kaum etwas verstehen.
Doch eines hörte sie eindeutig hinaus: Sie ist keine von uns.

"Ruhe, meine Schwestern, " versuchte die Älteste die Wellen zu glätten. "Apsara, denkst du wirklich, sie ist geeignet? Wir alle erachten dich als weise. Bist du sicher daß du dies willst?"
"Ja das bin ich. Das Schicksal hat mir eine Tochter geschenkt. Sie ist keine Gebürtige, doch glaube ich, daß sie Fähigkeiten besitzt. Sie ist noch jung, doch ihr Herz ist offen für die Wahrheit," antwortete ihre Ziehmutter mit einem stolzen Unterton.
"Wir werden sie befragen, dann werden wir sehen, was du ihn ihr siehst. Die Slawin soll geprüft werden. Sonst noch jemand?"
Schweigen trat ein.
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« Antworten #20 am: Januar 21, 2009, 15:50:25 »

Die Worte, 'Sie ist keine von uns.' hatten sie gekränkt, aber ihre Neugier war größer.
"Worin soll ich geprüft werden? Und was für eine Nachfolge?" murmelte Pušomori leise.

In Gedanken merkte sie kaum, dass keine der Frauen mehr sprach. Was ist das nur für eine Versammlung, und warum wollen sie mich prüfen? Wofür? Da anscheinend nichts interessantes passierte, ging sie wie in Trance, die Strin nachdenkend kraus gezogen zum Wagen zurück und legte sich neben Lázló, und dachte dort weiter, bis Apsara kam.
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« Antworten #21 am: Januar 23, 2009, 22:09:23 »

Sie schreckte hoch, als die Baba in den Wagen zurückkletterte.
Sie mußte eingenickt sein, denn es graute bereits der Morgen. Nur schwammig erinnerte sie sich an die Gedanken, denen sie nachgehangen war.
"Floh, bist du wach? flüsterte Apsara, "Pssssst...ich muß mit dir sprechen. Kommt mit nach draußen.."
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« Antworten #22 am: Januar 30, 2009, 12:35:59 »

Pušomori kletterte leise aus dem Wagen, immer darauf bedacht, Lázló nicht zu wecken.

Als sie aus dem Wagen kam, rieb sie sich den Schlaf aus den Augen, und blinzelte ihr Mutter verschlafen an. "Was ist den, Apsara?" flüsterte sie. Floh lehnte sich an Apsara und war schon fast wieder im Reich der Träume angelangt, bevor sie den Satz überhaupt komplett ausgesprochen hatte.
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« Antworten #23 am: Februar 10, 2009, 12:54:58 »

Die Baba legte den arm um das schlaftrunkene Mädchen und rüttelte sie leicht.
"Mein Kind, hör mir genau zu. Das, was ich dir jetzt sage ist sehr wichtig."
Apsara führte sie ein Stück fort vom Lager, sie wollte wohl sichergehen, daß niemand ihr Gespräch mitbekam. Sie setzten sich ins zertrampelte Gras.

"Pušomori," begann sie und atmente noch einmal tief durch. "Wir haben viele Geheimnisse. Es wird Zeit, daß du ein paar davon erfährst.
Unser Volk ist alt. Immer wurden sie von Mutter zu Tochter weitergegeben. Du weißt, ich habe nie eine Tochter geboren. Doch das Schiksal führte dich zu mir. Längst habe ich dich adoptiert, doch um in die Familie aufgenommen zu werden, mußt du eine Prüfung bestehen, oder jemanden aus der Sippe heiraten. Erst dann darf ich dich einweihen."
Apsara strich ihr über den Kopf. "Fürchte dich nicht... dir steht ein großes Schicksal bevor. Doch du wirst es selbst in die Hand nehmen können, das habe ich gesehen."
Apsara blickte auf. Es dämmerte. Die Welt war in ein fahles Licht getaucht.
Feierlich sagte sie:"Entscheide dich, meine kleine große Tochter. Entweder nimmst du die Prüfung an, und holst etwas bestimmtes aus der Burg, oder du heiratest jemanden, den die Babas für dich auswählen. Erst dann darf ich dir mehr sagen, so ist unser Gesetz."
Die weise Frau hatte als letztes einen geheimnisvollen Ton angeschlagen, der ihr unmißverstandlich klar machte, daß sie an einem Scheidepunkt ihres Lebens stand.
« Letzte Änderung: Februar 10, 2009, 13:00:36 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #24 am: Februar 16, 2009, 17:49:35 »

Pušomori versuchte ihr Gedanken zu klären. Was? Wie? Geheimnisse? Heiraten?

"Mutter, das versteh ich nicht, warum jetzt auf einmal? Warum hat mir nie jemand gesagt, das ich nicht zu euch gehöre, ohne diese Prüfung? Mögen die anderen mich den nicht, dass ich eine Prüfung machen muss?"

Ihr schwirrte noch ein bisschen der Kopf, so zwischen schlafen und wachen. "Was muss ich den holen? Und wann? Wie lange hab ich um mich zu entscheiden? Muss ich es jetzt sofort sagen?"

Je mehr Fragen Mira stellte um so mehr schwirrte ihr der Kopf. Sie rieb sich kräfig die Augen und schüttelte ihr Haupt um sich Klarheit zu verschaffen.

Okay, denk nach... Diese Heirat kommt nicht in Frage! Ich werde mich nicht an irgendeinen verschachern lassen. Nein! Dazu hab ich hier zu viel gelernt. Und ausserdem will ich mir wenn selbst aussuchen, wen ich heirate, also bleibt nur diese Prüfung. Ich muss was aus der Burg holen. Bestimmt heimlich. Vielleicht ein Relikt unseres Volkes? Oder einen Schatz?

Plötzlich stieg Aufregung in ihr auf. Im Grunde hatte Floh ihre Entscheidung schon getroffen, aber die Unsicherheit blieb noch zum Teil, darum wollte sie die Antworten von ihrer Mutter abwarten.
« Letzte Änderung: Februar 16, 2009, 17:51:20 von Nile » Gespeichert

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« Antworten #25 am: Februar 17, 2009, 04:10:48 »

"Zuerst einmal hat das nichts mit deiner Selbst zu tun. Es gibt Regeln, die wir einhalten müssen. Es geht um Blutsverwandtschafen, Floh. Du mußt dich würdig erweisen oder einheiraten. Vom Herzen her gehöst du bereits dazu.
Ich habe dir gesagt, wir haben schwere Zeiten vor uns. Wir werden mit der Ältesten aller sprechen müssen. Daszu brauchen wir etwas, daß die Älteste jemandem in der Burg zur Verwahrung gegeben hat. Niemand kann hinein von uns, doch du kannst es. Sie werden dich nicht als eine von uns erkennen und du kennst ihre Bräuche.
Wir alle werden sie lernen müssen, wenn wir überleben wollen. Die Christen machen wieder Jagd auf "Heiden" wie sie uns nennen. Sie bezichtigen uns mit dem Teufel im Bunde zu sein... und dann..." Apsara schluckte, Angst warf einen Schatten auf ihr Gesicht, und fing neu an: "Sie könnten ganze Familien auslöschen. Wir müssen handeln. Solange wir hier zusammen sind, ist es gefährlich. Wir wissen nicht, wie sie vorgehen, was sie suchen. Sicher ist nur, daß Leichen ihr Wege Pflastern. Viel mehr Wissen wir nicht."
Sie sah Mira fest in die Augen: "Verstehst du den Ernst der Lage? Du mußt tückisch wie der Fuchs sein und genauso schlau, dann kannst du es schaffen, dich in die Stadt zu schleichen. Ich möchte daß du mit zur Ältesten kommst, von ihrer Weisheit gestreift wirst. Das sie wird dich nur in ihrem Angesicht dulden, wenn du vom Gesetz her eine von uns bist."
« Letzte Änderung: Februar 17, 2009, 04:15:19 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #26 am: März 03, 2009, 19:59:36 »

Langsam nickte Floh. Sie hatte Angst, vor dem was kam, freute sich aber auch auf das Abenteuer.
"Ich verstehe den Ernst, Mutter. Was muss ich holen? Wie kann ich zur Hilfe beitragen?"

Fast schon flehend schaute Pušomori ihre Ziehmutter an. Jetzt war sie vollkommen wach und zu allen Schandtaten bereit.
Ich werde helfen, dann gehöre ich richtig zu euch. Dann kann mich keiner mehr wegschicken

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« Antworten #27 am: März 06, 2009, 18:09:20 »

Apsara lächelte traurig. Kurz drückte sie das Mädchen. "Gut, hör mir genau zu. Du wirst dich in die Burgstadt einschmuggeln. Wir werden sehen, was wir da haben, um dich zu verkleiden wie eine Christin. In der Straße wo die Kaufleute wohnen, suchst du das Haus von Frederic Marcin. Merk dir den Namen: Marcin. Ihm gibst du das hier..."
Die Baba kramte in ihren Taschen, die - wie sie wußte - in die Falten ihres Rockes eingenäht waren. Sie zauberte ein faustgroßes Amulett an einem spröden Lederband hervor. Sie hielt es Floh hin. Es war Fünfeckig und schien aus einem Knochen geschnitzt zu sein. Schriftzeichen waren darauf eingraviert, die, seltsam verschlungen, für sie unlesbar waren.
Ihre Ziehmutter und nun Adjutantin fuhr fort: "Du wirst Marcin, und nur ihm, sagen, du hättest ein Botschaft von Shah Kahn. Sie lautet:
Ich, die Königin der Lügen, erbitte mein Leben zurück."
Apsara machte eine Pause, damit Pušomori einem Moment Zeit hatte, das alles zu verinnerlichen.
"Der Mann wird dir darufhin etwas geben. Es ist eine Kristallflasche. Sie ist sehr wertvoll, öffnen darfst du sie auf keinen Fall. Dann würde der Inhalt sofort verderben. Die bringst du zu uns zurück. Damit wäre die Aufgabe erfüllt."
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« Antworten #28 am: Juli 12, 2010, 21:21:23 »

--- 16. Mai 1204, in einer Kalksteinhöhle unweit von Krakau, nach Sonnenuntergang. ---


Pušomori legte unwillkürlich die Hand um das Amulett, das sie immernoch turg. Sie hielt Apsaras Hand und folgte ihr und den anderen Babas im Gänsemarsch. Mit Fackeln erleuchteten sie die abgelegene Höhle, die mitten im Wald lag.
Viel war in den letzten Tagen passiert.

Floh hatte sich tatsächlich verkleidet und war in die Stadt aufgebrochen. Es war nicht schwer für die gewesen, der Hauptstraße zu folgen und in der linken Straße das Haus mit dem Einhornwappen zu finden. Im Hausflur hatte sie mit einem Diener gesprochen, und später sogar mit Marcin. Er war nett zu ihr gewesen, hatte ihr sogar eine lederne Umhängetasche geschenkt, in der sie die Kristallflasche, die Kamila, die oberste Baba, nun trug.
Die Flasche war mit einer roten Flüssigkeit gefüllt. Durch den stumpfen Kristall konnte man die Farbe kaum erkennen, doch natürlich hatte Floh sie genau in Augenschein genommen. Sie war mit einem Stopfen verkorkt, nichts weiter, keine Zeichen und keine Siegel. Außerdem hatte sie keinen flachen Boden, sondern war eher geschnitten wie eine Phiole, am unteren und oberen Ende spitz zulaufend.


In der Höhle war es muffig und feucht, von Zeit zu Zeit hustete jemand. Sie drangen immer weiter ins Innere vor, vorbei an Tropfsteinen, die eine kleine Melodie spielten. Manchmal traf sie ein Tropfen. Das Wasser war eiskalt.

Die letzte Woche hatte sie mit Apsara verbracht, die ihr noch einige Dinge über ihre neue Familie beigebracht hatte. Auch ihre Sprache brachte sie Floh weiter bei. Apsara war wie immer gewesen, ruhig und mütterlich. Niemals schalt sie Floh, wenn ihr etwas nicht gleich begreiflich war, oder sie mit ihren Fragen abschweifte. Sie waren nicht lange vor der Burgstadt geblieben man hielt es für besser, aufzubrechen und sich wieder zu verteilen. Die Babas hatte sich von unterschiedlichen Punkten im Umland auf den Weg zur Höhle gemacht. Laszlo mußte zurückbleiben, so sehr er auch gedrängelt hatte. Oft hatte er dabei gesessen, wenn Apsara ihre Lektionen abhielt, so meist hatte er es nicht so lange ausgehalten, und war nach draußen gerannt. Ihr Kartensatz war nun ebenfalls blankgeschliffen, bereit, bemalt zu werden.

Noch immer hallten die Worte in ihrem Kopf nach, die ihre Baba in in der letzten Nacht zu ihr gesprochen hatte. Beinahe hatte sie geflüstert. Sie saßen im dunkeln, im Wagen, Lazslo hatten sie fortgeschickt.

"Pušomori, meine Tochter, versprich mir etwas: Du mußt jetzt stark sein und darfst keine Angst bekommen."
Als das Mädchen genickt hatte, wurde Apsaras Stimme unheilvoll, und Sorge trat auf ihr Gesicht.
"Ich werde dir jetzt etwas über Shah Khan, die Königin der Lügen, erzählen.

Die Königin gehört zu unserem Volk, viel mehr als wir selbst. Es mag die vorkommen wie in einem Märchen, doch sie ist sehr alt. Lange bevor du, ich oder meine Urgroßmutter geboren wurden, ging sie fort aus Ihrer Heimat, Indien, und kam in dieses Land, mit ihrer Familie. Du weißt ja schon, das wir in alle Winde verstreut sind. Warum sie sich dieses Land aussuchte, weiß niemand. Sie reiste von Yati zu Yati, durchstreifte das Land und starb einfach nicht. Sie wacht über ihre Kinder. Ich selbst habe sie nur einmal gesehen, als ich ein Kind war.
Sie erscheint nur des Nachts. Einmal habe ich mich rausgeschlichen, um den Babas zu lauschen. Ich habe erfahren, daß sie sich zur Ruhe legen will, und solange die Verantwortung bei den Weisen Frauen liegen würde.
Als ich selbst alles lernte, was meine Mutter wußte, um irgendwann ihren Platz einzunehmen, erzählte sie mir, was hinter der Legende von Shah Khan steckt."


Was Floh damals erfuhr, hatte sie verstört. ... Mittlerweile konnte sie etwas besser damit umgehen. Langsam näherte sich die Gruppe einem niedrigen Durchgang. Die befand sich in der Mitte. Hinter der Passage trat Apsara mit ihr zur Seite. Die Frauen drängten sich nebeneinander. Der Durchgang hatte in eine weitere Höhle geführt, die niedriger war, als die, die sie zuvor passiert hatten. Ihre Familie packte Unruhe, vielleicht sogar Angst.

Shah Kahn… Die Gemeinschaft der Familie hatte bereits zugestimmt, sie als Adoptivtochter Apsaras aufzunehmen. Doch die, die über solche Dinge wachte, war nunmal die Sagengestalt. Vor sie musste Pušomori treten um ihre Aufnahme perfekt zu machen. Ihre Ziehmutter hatte ihr erklärt, daß sie Shah aufwecken mussten, weil sie dringen ihren Rat brauchten, wie sie weiter verfahren konnten. Außerdem wachten die Frauen über sie, und konnten sie in einer solchen Gefahr nicht einfach ungeschützt liegen lassen. Wieso jemand so tief und fest schlief, anscheinend für Jahre, war dem Mädchen noch ein Rätsel.

Der Ort, an dem sie sich befanden, war rings herum mit roten und braunen Tüchern ausgekleidet, die feucht und schlaff herunterhingen. Wie sie befestigt waren, konnte Floh nicht ausmachen. Die Fackeln wurden in Halterungen am Boden gesteckt. In der Mitte war ein Sarg aufgebaut, der ebenfalls mit Tüchern umschlungen war, die allerdings goldene Verziehrungen an den Rändern hatten. Die Frauen bildeten nun einen Kreis um die Grabstätte herum. Apsara hielt Flohs rechte Hand. Auf ihrer anderen Seite stand Kamila.
« Letzte Änderung: Juli 12, 2010, 22:11:35 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #29 am: Juli 13, 2010, 19:56:52 »

Floh sah sich nervös in der Höhle um, damit sie sehen konnte, wie sich die anderen Frauen verhielten. Sie wollte ja nichts falsch machen, sonst würde sie hinterher nicht in die Familie aufgenommen, oder man würde sich ganz fort schicken.

Fester umschloss sie Apsaras Hand. Pušomori schaute vorsichtig zu ihr hoch und schrie in Gedanken ICH HAB ANGST! Was wenn ich was falsch mache, oder sie mich nicht mag? Inbrünstig hoffte sie auch einen Blick oder ein beruhigendes Wort von ihrer Mutter. Aber Aspara schien zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu gewesen zu seinen. Hatte den verstärkten Druck von Flohs Hand nicht einmal bemerkt.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich das schaffen soll. Energisch schüttelte sie den Kopf Nein, ich schaff das!! Ich muss das schaffen, Aspara brauch mich, meine Familie brauch mich! Ich werde sie nicht enttäuschen!

Entschlossen alles richtig zu machen, und ihrer Familie zu helfen, drückte sie die Schulter durch und stellte sich ganz aufrecht hin. Nichts kann mich umwerfen, solange meine Familie hinter mir steht! Diesen Gedanken hielt Floh ganz fest, stärkte damit ihren Willen und auch ihr Selbstbewusstsein, bis sie selber nicht mehr wusste, warum sie gerade noch an sich gezweifelt hatte.

Gespannt, aber mental gut gestärkt wartete Pušomori auf den Beginn der Zeremonie und ihren Einsatz vor die Shah Khan, die linke Hand fest um das Amulett geschlossen.
« Letzte Änderung: Juli 13, 2010, 19:58:51 von Nile » Gespeichert

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