......ärgert mich zwar jetzt aber es gibt doch etwas was ich vermehrt HASSE.
Hab versucht etwas auf freiwilliger Basis zu arbeiten. und das einzige was ich höre ist: Tut uns leid aber dort gibt es nur noch 1-Euro-Jobs (Und da ist nichts frei). Also Nutzloser kann man sich in dieser Gesselschaft nicht mehr fühlen.
Deswegen muss ich mir hier mal Luft machen. Sehts mir bitte nach.
Die Spiele der Wirtschaft im letzten Jahrhundert hießen „Expansion um jeden Preis" und „Nimm soviel du kannst". Maßstab der Großkonzerne war fast immer ausschließlich der Gewinn, den das Unternehmen einbrachte. Personal wird bei Bedarf entlassen. Bei der Beschaffung von Rohstoffen wurden (und werden!) die Gesetzmäßigkeiten der Biosphäre verletzt, und der Erde wurde im vergangenen Jahrhundert der industriellen Ausdehnung großer Schaden zugefügt, indem Ressourcen aus ihr herausgeholt wurden, die sie längst nicht mehr in der Lage ist zu geben.
Die Zweiklassengesellschaft ist während dieser Entwicklung immer größer geworden, bis der Mensch beinahe nur noch nach der Höhe seines Einkommens beurteilt wurde. Je mehr Einkommen, desto mehr Ansehen und mehr Freiheit. Neue Technologien wie z. B. das Fernsehen ließen den Menschen gleichzeitig in eine bequeme Konsumhaltung hineinrutschen, die immer mehr den Takt dafür angab, was man an Geld benötigt, um sich das leisten zu können, was man meinte zu brauchen. Die Abhängigkeiten wurden größer, und damit auch der Zwang, für Geld zu arbeiten anstatt das zu tun, was einem Freude macht.
Der Mensch zwingt sich die meiste Zeit seines Tages zu etwas, was er nicht will, tut aber so, als ob es ihm Spaß macht, um seinen Vorgesetzten zu zeigen, dass er motiviert ist, weil er Angst hat, seinen Job zu verlieren. Da es in der Erziehung anfängt, und es irgendwann „normal“ war, Kinder dazu zu zwingen, einen „ordentlichen Beruf“ zu erlernen, um abgesichert zu sein, wurde es für den Menschen von heute normal, zu vergessen, dass es eigentlich sein Geburtsrecht ist, sich zu entfalten. Der Mensch von heute hat vergessen, was es heißt, etwas zu tun, was ihm von Herzen Freude macht. So ist das Hobby entstanden. Anstatt im Beruf etwas zu tun, was mit den eigenen Fähigkeiten übereinstimmt, wurde diese Begabung auf den Feierabend verlegt. Die eigentliche Produktivität, die ja nur in einer Tätigkeit entstehen kann, die man gerne tut, wurde also zunehmend auf einige wenige Stunden verlegt, bei denen Kreativität und Freude – aber natürlich ohne Bezahlung – ausgelebt werden konnten. Die Bezahlung erfolgt gegen den Preis der Unzufriedenheit im Job, den man mit innerlichem Murren macht. Irgendwann schaltet jeder Mensch innerlich ab, der acht Stunden täglich mit etwas zubringen muss, was er eigentlich gar nicht will.
Viele Menschen haben sich von der Konsumhaltung, die im letzten Jahrhundert in Mode gekommen ist, so einlullen lassen, dass sie nicht nur abhängig vom Geld geworden sind, um ihren Freizeitspaß bezahlen zu können, sondern dass sie auch noch nicht mal mehr in der Lage sind, ein „Hobby“ zu finden, weil sie sich viel zu sehr an den Prämissen orientieren, die ihnen die Gesellschaft an Idealbildern und Erwartungen auferlegt.
Und umso mehr sie sich am Außen orientieren, sich von sich selbst entfernen und nicht der Stimme ihres Herzens folgen, umso größer wird die Gefahr, dass sie sich noch mehr Fremdsteuern lassen, Berufe ergreifen, die ihnen nicht liegen und Dinge tun, die sie nicht wollen. Dass dann eine große Unzufriedenheit – nicht nur im Beruf, sondern im Leben überhaupt – auftritt, ist verständlich.
Ein Gutachten aus dem Jahr 2002 hat festgestellt, dass in Deutschland 85% aller Berufstätigen in Unfrieden mit ihrem beruflichen Tun sind. Bei so viel Unzufriedenheit wundert es natürlich nicht, dass die Wirtschaft einbricht und die Zahl der Arbeitslosen ständig steigt. Die Qualität von Produkten wird z. B. mit viel Aufwand schriftlich dokumentiert, jeder Fertigungsschritt ist auf dem Papier festgehalten, es gibt Maßnahmenkataloge für alle Eventualitäten, womit wiederum die Angst vor Fehlern, die Unsicherheit und das Mißtrauen in das eigene Können genährt werden. Man wollte lückenlose Sicherheit und den beliebigen Austausch von Menschen, erreichen, hat aber letztendlich nur Handlungsunfähigkeit erreicht.
Unsere Fähigkeit, Dinge zu produzieren, übersteigt den Bedarf. Die Automatisierung erzielt mit immer weniger Arbeitskraft eine immer größere Produktivität. Dass das Wachstum, das daraus entstanden ist, nicht unendlich ist und alle Menschen mit der so genannten Erwerbsarbeit versorgt, ist auch verständlich. Seither herrscht eine Allparteien-Einigkeit, über die Wirklichkeit hartnäckig hinwegzusehen. „Ein Schweigegelübde unseres Establishments“ nannte es der ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Lotz. Seine These von der Zwei-Drittel-Gesellschaft besagte, dass immer weniger Menschen gebraucht würden, um die sagenhaften Produktivitätsgewinne der modernen Ökonomie zu erwirtschaften. „Der Rest kann das Spiel nicht mitspielen oder will es nicht. Die leben von Vermögen, Erbschaften, Sozialhilfe, Schwarzarbeit – und bringen sich irgendwie über die Runden.“ Heute ist das tatsächlich so: Gut 15 Millionen Menschen leben in Deutschland so, wie Lotz es beschrieben hat. Ein Drittel davon ist als Arbeitslose registriert, der Rest lebt vom Ersparten oder schlägt sich mit Gelegenheits- oder Schwarzarbeit durch, die ein knappes Fünftel des Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Das Gerede von Vollbeschäftigung durch 1-Euro-Jobs z.b. sei, so Glotz, „sinnloses Geschwätz“. Im Gegenteil: Das Ende der Vollbeschäftigung ist erreicht, denn Vollbeschäftigung passt nicht zum Ziel jeder Produktivitätssteigerung, mehr Ergebnis mit weniger Aufwand zu erzeugen.
Letztendlich führt der Weg, den die heutige Regierung versucht, zum Scheitern, weil ihr nicht klar ist, woran es wirklich liegt, dass die Arbeitslosenrate ständig steigt. Der Arbeitsmarkt, so wie er jetzt ist, wird zusammenbrechen, wenn die Ursache für diese Entwicklung nicht verstanden wird.