Anne Rice - Die Königin der Verdammten
  
  
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  Autor: Anne Rice 
  Seiten: 541 
  ISBN: 3-442-45418-2 
  Verlag: Wilhelm Goldmann Verlag, München 
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Seit Lestat de Lioncourt, Sohn eines verarmten französischen Landadligen und einer italienischen Mutter, Ende des 18. 
Jahrhunderts durch einen ekstatischen Nackenbiß in die Welt der Vampire aufgenommen wurde, verzehrt er sich nach der Liebe 
der Menschen. Doch sein Fluch ist das, was er liebt, zerstören zu müssen. Von jeher der jugendliche Rebell, vermag Lestat 
auch als Vampir nicht den ungeschriebenen Gesetzen der Untoten zu gehorchen. Seine unerhörten und respektlosen Taten 
beschwören den Zorn seiner Artgenossen herauf, aber sie erwecken auch die Liebe von Akascha, der Königin der Verdammten. 
Und während die Vampire aus aller Welt aufgebrochen sind, um Lestat zu vernichten, erhebt sich Akascha aus ihrem 
jahrtausendelangen Todesschlaf, um den geliebten Jüngling zu retten. In ihren Armen erlebt Lestat den Taumel ungeahnten 
Glücks; sie weiht ihn in die geheimen Kräfte der Unsterblichkeit ein und läßt ihn vom Rausch der Macht kosten.
  
"Die Königin der Verdammten" ist die Fortsetzung des "Fürst der Finsternis", der Biographie Lestats. Dieses Buch ist in 
vielerlei Hinsicht eine Ausnahme in den Chroniken. Obwohl ebenfalls Lestat die Geschichte niederschreibt, wird sie nicht 
nur aus seiner Sicht erzählt, sondern zeigt zum größten Teil die Abenteuer anderer Vampire. Immer wieder wechseln die 
Charaktere, deren Gefühle, Gedanken und Erlebnisse immer in der dritten Person geschildert werden, es sei denn Lestat 
selbst ist an der Reihe. Eine weiterer Gegensatz zu den anderen Büchern ist die Handlung insgesamt. Die Geschichte findet 
in einem sehr kurzen Zeitraum statt, während die meisten der anderen Erzählungen sich über Jahre hinziehen und das Leben 
einzelner Unsterblicher beschreiben. Die Königin der Verdammten ist auferstanden und um ihre Herrschaft zu verhindern 
haben die wichtigsten Vampire der Chroniken, Junge wie Alte nur wenig Zeit. Als sie schließlich alle zusammen gefunden 
haben wechseln die Sichtpunkte schneller und es kommt zu einem großen Finale in dem sich Lestat entscheiden muss auf 
wessen Seite er steht.
Das Buch ist am Anfang noch recht ungewohnt zu lesen, doch je schneller die Ereignisse aufeinander folgen desto packender 
wird die Geschichte, in dem man zum ersten Mal einen Einblick in die vielen Verschiedenen Figuren bekommt, während sie 
aufeinander treffen. Anne Rice schildert ihre Geschichten stets so, als wäre es keine Fiktion und solle doch dafür 
gehalten werden und gerade das macht es so leicht, die Realität zu vergessen und an das zu glauben was man liest. "Die 
Königin der Verdammten" ist ein komplexes Buch, das nicht ganz so einfach zu lesen ist, wie die beiden Vorgänger, da man 
sich in jedem Kapitel neu orientieren muss. Erst ab der Mitte des Romans, wenn man alle wichtigen Figuren kennt, wird die 
Geschichte immer flüssiger und man fiebert dem Höhepunkt entgegen. Und auf dem Weg dahin fügen sich mehr und mehr 
Puzzleteilchen zusammen, die am Anfang der Erzählung noch verwirrend waren, bis sie sich plötzlich zu einem logischen Bild 
ergänzen, genau wie die Charaktere selbst es erkennen.
Einmal mehr überzeugt Anne Rice mit einer spannenden Geschichte, auch wenn sie ein wenig aus der Art schlägt. 
Leseprobe:
"Ein Vampir", flüsterte ich. "Ein blutsaugender Teufel. Er lockt sie herbei und schlachtet sie nach Belieben ab. Es 
riecht nach Tod."
"Und noch mehr Tod wird es geben", flüsterte sie und küßte zärtlich mein Gesicht. "Jetzt, ganz schnell, so schnell, daß 
sterbliche Augen dich nicht sehen können. Bring uns in den Hof, genau neben dem Scheiterhaufen."
Ich hätte schwören können, daß es geschah, bevor ich überhaupt nur den Entschluß gefaßt hatte; ich hatte den Gedanken kaum 
erst in Erwägung gezogen! Und schon stürzte ich gegen ein rauhes Gemäuer, harte Steine unter meinen Füßen; ich bebte, mein 
Kopf schwirrte, meine Eingeweide drohten vor Schmerz zu bersten. Mein Körper wollte noch weiter nach streben, durch den 
Felsen hindurch.
Ich ließ mich an die Mauer sinken und hörte den Gesang, ehe ich noch irgend etwas sehen konnte. Ich roch das Feuer, die 
brennenden Körper; dann sah ich die Flammen.
"Das war etwas holprig, mein Prinz", sagte sie sanft. "Wir wären beinahe in der Mauer gelandet. Ich glaube, du mußt noch 
einiges lernen."
Ihre kalte Hand berührte meine Wange, berührte meine Lippen und strich dann mein zerzaustes Haar zurück.
"Du hast nie einen Lehrer gehabt, oder?", fragte sie. "Eigentlich hatte dich Magnus in der Nacht, da er dich schuf, zum 
Waisen gemacht. Dein Vater und deine Brüder waren Narren. Und was deine Mutter anbelangt, sie haßte ihre Kinder."
"Ich bin immer mein eigener Lehrer gewesen", sagte ich kühl. "Und ich muss gestehen, ich bin auch immer mein 
Lieblingsschüler gewesen."
Sie lachte. Das Feuer spielte in ihren Augen. Ihr Gesicht leuchtete, es war erschreckend schön. Ergib dich", sagte sie, 
"und ich werde dich Dinge lehren, von denen du nie geträumt hast. Eine Schlacht hast du nie kennengelernt. Eine wahre 
Schlacht. Und du hast nie die Reinheit einer gerechten Sache erfahren."
Ich schwieg. Mir war schwindelig, nicht nur wegen der langen reise durch die Luft, sondern auch wegen der zärtlichen 
Liebkosungen ihrer Worte und wegen der unergründlichen Schwärze ihrer Augen. Ich wußte, wenn ich mich gehenließ, würde ich 
entsetzt sein über das, was kam. Sie muß das auch gespürt haben. Sie nahm mich wieder in ihre Arme. "Trinke, mein Prinz", 
flüsterte sie. "Nimm dir die Kraft, die du brauchst, um das zu tun, was ich dich zu tun heißen werde."
Ich weiß nicht, wieviel Zeit verging. Als sie sich losriß, war ich einen Augenblick wie benebelt, dann war alles von 
überwältigender Klarheit, wie immer. Die monotone Tempelmusik drang durch die Gemäuer.
"Azim! Azim! Azim!"
Sie zog mich hinter sich her, und ich hatte das Gefühl, als würde mein Körper nicht mehr existieren. Mein Gesicht, die 
Knochen unter der Haut fühlten sich völlig neu an. Was war von mir noch übrig?
Wie von Zauberhand bewegt, öffneten sich uns die Holzportale. Wir durchschritten stumm einen langen Korridor mit weißen 
Marmorsäulen und verzierten Bögen und näherten uns rasch einem riesigen Raum in der Mitte des Tempels. Und der Saal war 
voll von rasenden, kreischenden Gläubigen, die unsere Gegenwart nicht einmal wahrnahmen, während sie zu tanzen fortfuhren, 
zu singen, in die Luft zu springen, in der Hoffnung, einen Blick ihres großen Gottes zu erhaschen.
"Halte dich an meiner Seite, Lestat", sagte sie.
  Rezension erstellt von Elayne