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Autor Thema: [Background] Der Kreis des höheren Bewusstseins  (Gelesen 78254 mal)
Beschreibung: Rujanel: Charakterbogen, Präludium, Korrespondenz
Vomo
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»Nicht schlagen - du könntest dir weh tun.«


« am: September 04, 2008, 08:36:37 »

Hier, am Beginn der Geschichte, steht sich der ursprüngliche Charakterbogen von Barnuta. Der aktuelle Charakterbogen findet sich hier.



Barnuta

Zitat:
"Nur weil Ihr eine Waffe in der Hand haltet, wird das, was Ihr diesem armen Mann gegenüber behauptet, nicht zur Wahrheit."

Geschlecht:männlich
Alter:35 Jahre
Sieht aus wie:35 Jahre
Geburtsdatum:Rudens saulėgrįža 1168
Todestag:-
Haarfarbe:weiß-blond
Augenfarbe:blau
Hautfarbe:weiß
Nationalität:Westslawe
Größe:1,80 m
Gewicht:68 kg

Äußerliche Beschreibung / Erster Eindruck:

Obwohl der Westslawe mit seinem weißblonden Haar und den blauen Augen recht groß gewachsen ist, hat sein Gesicht keine offensichtlichen Auffälligkeiten, welche ihn aus der Masse hervorheben würden. Ein "Allerwelts-Gesicht" könnte man sagen, dass man sehr schnell wieder vergisst. Das lange Haar, welches ihm bis zu den Schulterblättern fällt, ist im Nacken zu einem Zopf geflochten, während es vorne ihm fast bis zu den Augen über die Stirn hängt. Das schmale, fast spitz zulaufende Kinn ist mit einem dicht wachsenden Vollbart versehen, welcher jedoch recht kurz geschoren ist und einen gepflegten Eindruck macht. Die Augen sind nicht zuletzt wegen ihrer auffälligen Farbe das, was ein Gegenüber als erstes an ihm wahrnimmt. Meist schauen sie ernst und wenn man sie lange genug betrachten kann, entdeckt man in ihnen eine tiefe, unergründliche Traurigkeit.

Von der Statur her ist er schlank und sehnig und man könnte ihn ob seiner Körpergröße fast für schlaksig halten, wenn man nicht erlebt hat, mit welcher katzengleichen Gewandtheit er sich bewegen kann.

Fremden gegenüber ist er sehr zurückhaltend, doch wer in seiner Wahl erprobt ist, hat in ihm einen treuen Freund, der bis in den Tod gehen würde. Und so wortkarg er sich auch im täglichen Leben geben mag, ist es für ihn kein Problem die richtigen Worte zu finden, wenn es gilt eine Ungerechtigkeit zur Sprache zu bringen - gleich für wen er sich dabei einsetzt.


Wesen:Verteidiger
Verhalten:Helfer
Clan:-
Schwäche:-
Generation:-
XP:0


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ATTRIBUTE
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Körperlich
Gesellschaftlich
Geistig
Körperkraft:●●○○○Charisma:●●○○○Wahrnehmung:●●●○○
Geschick:●●●●○Manipulation:●●○○○Intelligenz:●●●○○
Widerstandskraft:●●○○○Erscheinungsbild:●●○○○Geistesschärfe:●●●○○
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FÄHIGKEITEN
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Talente
Fertigkeiten
Kenntnisse
Aufmerksamkeit:●●●○○Bogenschießen:●○○○○Akademisches Wissen - Trivium:●●○○○
Ausdruck:●○○○○Etikette:●○○○○Folklore:●○○○○
Ausweichen:●●○○○Heimlichkeit:●●○○○Gesetzeskenntnis:●○○○○
Empathie:●○○○○Nahkampf:●○○○○Linguistik:●●●○○
Handgemenge:●○○○○Reiten:●○○○○Medizin:●●○○○
Sportlichkeit:●○○○○Überleben:●○○○○Nachforschungen:●○○○○
Vortrag:●○○○○Theologie:●○○○○
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VORTEILE
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Disziplinen
Hintergrund
Tugenden
Kontakte:●○○○○Überzeugung:●●●○○
Mentor:●○○○○Selbstbeherrschung:●●●○○
Verbündete:●○○○○Mut●●●●○
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ZUSÄTZLICHES
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Andere Eigenschaften
Vorzüge
Schwächen
Beidhändigkeit (●)Dunkles Geheimnis (●)
Einklang mit dem Himmel (●)Feind (●●)
Konzentration (●)Bekennender Heide (●●●●)
Fotografisches Gedächtnis (●●)
Leichter Schlaf (●●)


Sprachen
Muttersprache:
  • Slawisch (Westslawisch / lechischer Zweig / polabischer Dialekt)
Fremdsprachen:
  • Germanisch
  • Latein
  • Hebräisch
  • Arabisch

Pfad der Menschlichkeit (Via Humanitatis): ●●●●● ●○○○○
Aura (Mod.): Verlorener (± 0)

Willenskraft: ●●●●● ○○○○○

Blutvorrat: ■■■■■ ■■■■■

Ausrüstung:

xxx

Persönliche Geschichte:

1168 gelingt es den Dänen unter König Waldemar I. und dem Roskilder Bischof Absalon unter dem Banner des Christentums die Tempelburg auf dem Kap Arkona zu erobern. Die auf der Insel Rügen ansässigen Slawen kapitulieren daraufhin.

Nur eine Minderheit beugt sich den neuen Herrschern und ihrer Religion nicht und befindet sich auf der Flucht. Darunter auch die Familie von Barnuta, welcher in diesen Wirren in der Abenddämmerung des slawischen Feiertags rudens saulėgrįža, dem Tag des herbstlichen Äquinoktiums, das schwindende Licht der Welt erblickt.

Seine Familie findet in der nördlichen Mark Brandenburg unter der Herrschaft von Otto I. eine neue Heimat und kann dort ihr Leben bestreiten und weiterhin ihren Glauben praktizieren.
Der junge Slawe lernt von seinem Vater die Praktiken der Jagd und des Kampfes. Auch wird er in der Religion der Slawen unterwiesen, doch zweifelt er an der Allmacht der Götter seiner Vorfahren. Wie konnte es beispielsweise Svantovit zulassen, dass die Dänen sein Heiligtum auf Arkona eroberten und zerstörten? Auch der Glaube der Christen, mit dem er durch die Freundschaft zu einem Nachbarsjungen in Kontakt kommt, spricht ihn nicht an. Zu widersprüchlich ist die Botschaft der Nächstenliebe gegenüber den mitunter gewaltsamen Methoden, mit denen sie den »Heiden« gebracht wird. Er weiß für sich sehr wohl, dass es eine Kraft geben muss, die diese Welt und was in ihr ist erschaffen hat – doch es ist für ihn völlig offen, ob irgendeine der ihm bekannten Religionen die Wahrheit für sich beanspruchen kann.

Nach dem Tode des Landesfürsten 1184 übernahm dessen Sohn Otto II. die Staatgewalt in der Mark und für die Slawen brach wieder eine harte Zeit an. Die Toleranz des Vaters ersetzte der neue Herrscher durch die Forderung, dass alle seine Untertanen den christlichen Glauben annehmen sollten. Wer sich dem nicht beugte, wurde von der christlichen Gemeinschaft gemieden. Barnutas Familie hatte darunter sehr zu leiden und es musste ein Weg gefunden werden, die erwirtschaften Erträge in Geld zu wandeln, um ihr Leben weiterhin bestreiten zu können.
So wurde der Sohn nach Arneburg geschickt, um die Feldfrüchte und den Honig auf einem Markt feilzubieten, wo ihn niemand kannte. Dort angekommen wurde er Zeuge der Willkür eines Adeligen, der einem alten Mann die Töpferwaren zerschlug. Es lag in der Natur des jungen Slawen, dieser Ungerechtigkeit Einhalt zu gebieten und so ergriff er furchtlos Partei für den alten Händler. Tragischerweise eskalierte die Situation und endete mit dem Tod des jungen Adligen.
Vom Fürsten der Stadt des Mordes beschuldigt, da dieser zufällig Augenzeuge des Todes seines Junkers wurde, blieb dem jungen Slawen keine andere Wahl als zu fliehen. Auf keinen Fall konnte er zurück zu seiner Familie, da er diese somit in Gefahr gebracht hätte. So zog er gen Süden und erreichte nach zwei Jahren des Versteckens die Stadt Akkon im »heiligen Land«.

Hier lernte er alsbald einen alten Mann namens Joel kennen, der sich seiner annahm und ihn in seinen Dienst stellte.
Doch die Zeiten waren unruhig und es zog der Schatten des dritten Kreuzzugs herauf. Es dauerte es nicht lange, bis die beiden Zeugen der Belagerung Akkons durch die Kreuzfahrer wurden. Barnuta gelang es immer wieder, die Stadt zu verlassen und sich in der 1190 gegründeten Hospitalgemeinschaft der Deutschen nützlich zu machen. Er tat dies nicht zuletzt, um auch Neuigkeiten aus der Heimat zu erfahren. Nach dem Ende der Belagerung wurde er, wenn es sein Dienst bei Joel zuließ und er in der Stadt weilte, zu einem dienstbaren Geist in dem Kreuzfahrerhospital.
Auf den vielen gemeinsamen Reisen, die er mit Joel in den darauf folgenden Jahren durch die Gebiete Palästinas und der arabischen Welt unternahm, lernte der nunmehr erwachsene Slawe die Sprachen der Region und führte angeregte Gespräche mit seinem Mentor über die Fragen des Glaubens. Aber auch diese Erörterungen erweiterten vor allem sein Wissen über die verschiedenen Religionen; eine Entscheidung, welche die wahre sei, konnte er für sich immer noch nicht treffen.

Es war im März 1198, als Barnuta wieder im Hospital tätig war und verwundert feststellte, dass sehr viele Besucher aus Deutschland angereist waren. Aus einem Gespräch zweier Gäste, welches er zufällig mithörte, entnahm er, dass die Hospitalgemeinschaft nunmehr in den Stand eines Ritterordens erhoben werden sollte. Seine Überraschung musste ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn einer der beiden sprach ihn an, ob er vielleicht lausche. Doch dass wurde augenblicklich zur Nebensächlichkeit, denn der Mann war unverkennbar der Fürst von Arneburg! Und auch dieser schien mit dem Gesicht des Slawen etwas zu verbinden – nur was genau, dass war ihm in diesem Moment wohl selbst noch nicht klar. Unter einem Vorwand entfernte sich Barnuta, um alsbald sich bei Joel zu verabschieden und wieder abzutauchen.

Erneut auf der Flucht wandte sich der Slawe nach Norden und versuchte dort unterzutauchen, wo man als Slawe sich wohl am ehesten verstecken konnte – inmitten anderer Slawen.
So kam er bald in die Nähe der Stadt Krakau, wo er ein Jahr verbrachte, bis er dann in die Stadt zog. Hier lebt er nun seit drei Jahren und verdient sein Lebensunterhalt als Lehrer für die Kinder einer Kaufmannsfamilie.
« Letzte Änderung: Oktober 15, 2011, 16:42:59 von Wuschel » Gespeichert

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« Antworten #1 am: September 13, 2008, 18:26:58 »

Es war ein ganz normaler Tag. Genauer der erste Mai im Jahre des Hernn 1204. Barnuta erwachte vom Straßenlärm. Er schrak hoch. Welche Stunde hatte es geschlagen? Erleichtert stellte er im nächsten Moment fest: Er hatte heute frei.
Er entspannte sich, als ihm alles wieder einfiel. Eine Base mütterlicherseits des Familienoberhauptes Mariusz Pietrigaa war verstorben. So hatte die sechsköpfige Familie die Reise zum nicht allzu weit weg gelegenen Großbauernhof angetreten, und seine Dienste in dieser Zeit nicht für notwendig befunden.
Er hatte das Haus zu hüten, denn das Dienstmädchen mußte die Herrschaften natürlich auch in der Ferne umsorgen und schlief sogar im Kinderzimmer, falls die lieben kleinen Sorgen haben sollten. Wenigstens schrie der einjährige dann nicht dauernd wie am Spieß in der Nacht.
Er selbst hatte es da schon etwas besser getroffen. Er hatte ein Zimmer unter dem Dach für sich allein. Es war nicht grroß, aber er hatte es sich behaglich einrichten können.
Aus dem kleinen Fenster sah er, daß die Wolken sich verzogen hatten und es versprach ein angenehmer Tag zu werden.
Doch schon nahm er wahr, was ihn da eigentlich aus dem Schlaf geholt hatte:
Ein Klopfen.
Es war jemand an der Haustür.
« Letzte Änderung: Februar 09, 2010, 13:07:50 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #2 am: September 13, 2008, 20:35:20 »

Es war das unvermeidliche Schicksal eines Menschen, der Jahrzehnte lang auf der Flucht war - man schlief nie wirklich tief und das kleinste Anzeichen von Gefahr lies einen hochschrecken. Die letzten vier Jahre hatten ihm inzwischen schon eine Idee von Geborgenheit vermittelt, aber dies war eine der Angewohnheiten, die er nie hatte ablegen können.

Der vertanen Gelegenheit auszuschlafen trauerte Barnuta keinen weiteren Augenblick hinterher. Es gab vieles was er tun konnte und fast genausoviel, was er noch erledigen wollte. Also schlüpfte er flugs in seine bereitliegenden Sachen, nachdem er sich zuvor in der Waschschüssel erfrischt hatte. Kein Vergleich mit einer Morgentoilette an fließendem Wasser, so wie es die Juden praktizierten, aber immerhin eine Möglichkeit, der persönlichen Hygiene nachzukommen.

Die Frage, wer an der Haustür des Kaufmanns geklopft hat beschäfftigte Barnuta nur am Rande. Auch wenn ihn mit Mariusz inzwischen ein freundschaftliches Verhältnis verband, so hielt er sich doch nach Möglichkeiten aus seinen geschäftlichen Belangen heraus. Ausserdem müsste ja noch Olek, das Faktotum des Hauses anwesend sein, dem hier immer noch trotz seines Alters die Rolle des Majordomus zukam.

Beschwingten Schrittes machte sich Barnuta auf den Weg in die Küche um sich ein kleines Frühstück zu bereiten. Dannach würde er sich wieder dem Studium und der Übersetzung der Schriftrollen widmen, die er aus dem Orient mitgebracht hatte.
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« Antworten #3 am: September 14, 2008, 12:35:36 »

Er stieg die engen Treppen des Hauses hinunter. Sie knarzten trotz seines leichten Schrittes. Zwei Treppen überwand er, bis er endlich in der Küche stand.
"Guten Morgen!" wurde er von Olek begrüßt, der gerade Wein mit Wasser verdünnte und das Ganze in einem Becher auf einem Tablett platzierte. Barnuta konnte sich ohne schlechtes Gewissen an der Vorratskammer bedienen. "Äh... da ist ein Gast für euch gekommen, es ist Herr Marcin... er ist in der Bibliothek..."
Geschäftig brachte der alte gebeugte Mann das Tablett in Richtung der bescheidenen Bibliothek des Hauses.
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« Antworten #4 am: September 14, 2008, 13:00:07 »

"Auch dir einen wunderschönen Guten Morgen, Olek", antwortete Barnuta. Noch bei seiner Ankunft in diesem Haus vor drei Jahren hätte er sich niemals auch nur gewagt, den alten (aber immer noch rüstigen) Hausdiener anders als Aleksander anzusprechen. Doch drei Jahre sind eine lange Zeit und der Alte hatte Barnuta schon schnell nach seinem Dienstantritt bei Mariusz ins Herz geschlossen und ihm dabei auch erlaubt ihn mit Olek anzusprechen.
Doch nach dessen nächsten Satz erstarrte Barnuta in seiner Bewegung auf die Speisekammer zu.

Herr Marcin? Zu so früher Stunde? Welch eine Überraschung! "Lass mich das machen." Das Frühstück kann warten - im Gegensatz zu Herrn Marcin ...
Bevor Olek auch nur an Widerspruch denken konnte, hatte Barnuta ihm schon das Tablett aus den Händen stibitzt und steuerte die Bibliothek an.

Dann verharrte er kurz und drehte sich zu Olek um. "Hat er erwähnt, worum es geht?", fragte er wider besseren Wissens den Alten. Natürlich klärt ein Besucher - und schon gar nicht Herr Marcin - den Hausdiener über seine Angelegenheiten auf, aber auch wenn man es Olek nicht ansieht, so bin ich doch der festen Überzeugung, dass er immer sehr gut Bescheid weis, was vor sich geht. Vielleicht hat er ja eine Ahnung?
« Letzte Änderung: September 14, 2008, 17:03:57 von Vomo » Gespeichert

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« Antworten #5 am: Oktober 05, 2008, 12:25:52 »

"Er sagte nur, es ginge um etwas Privates..."

Seltsam kam es Barnuta schon vor, denn nur selten hatte er mit dem etwas merkwürdigen Buchhalter der Familie zu tun gehabt. Er kam für gewöhnlich alle zwei Tage, meist während des frühen Abends. Der Morgen war eine ungewöhnliche Zeit für sein Auftauchen.. Immerhin schien er sein Fach zu verstehen, denn die Geschäfte der Familie liefen gut, wenn er bedachte, was für einen Schnickschnack in letzter Zeit angeschafft wurde. Auch schien der Mann eng mit dem Ehepaar befreundet, denn oft tranken sie zusammen Wein.

Der Mann machte sich auf dem Weg zu seinem Gast, das Tablett in der Hand. Die Bibliothek lag im Erdgeschoß - eingentlich war es eher ein wilde Sammlung zur Schau und er bezweifelte, daß irgendjemand im Haus alle Bücher gelesen hatte - und hinter der schweren Holztür erwartete ihn das gewohnte Bild: der brennende Kamin, die unsortierten Bücher, die beiden schweren Sessel aus schwarzem Leder und der niedrige Tisch, an dem der Hausherr seine wenige freie Zeit zu verbringen pflegte.
Nur wollte Marcin nicht ins Bild passen. Er saß der Tür zugewandt und lächelte Barnuta offen an. Er trug ein einfaches, aber strahlend weißes Gewand.

"Grüß Euch Gott, " sagte er, und fügte hinzu, bevor man eine Begrüßung zurückgeben konnte: "Verzeiht, daß ich Euch an einem freien Tag störe, doch ich brauche Eure Hilfe."
« Letzte Änderung: Oktober 17, 2008, 15:37:42 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #6 am: Oktober 07, 2008, 10:59:19 »

"Auch euch einen guten Morgen, Herr Marcin."

Ohne Hast und ohne das geringste äusserliche Anzeichen von Neugier setzte Barnuta das Tablett mit dem Wein ab und goß seinem Besucher etwas in einen Becher.

Schon ungewöhnlich, dass Herr Marcin sich direkt an mich wendet und dann auch noch mit einer Bitte, bevor ich ihn auch nur begrüßen konnte.

Den gefüllten Becher reichte Barnuta an den Buchhalter. Dann ließ er sich in dem freien Sessel nieder und blickte seinen Gast fest in die Augen. "Was führt euch zu mir und wie kann ein einfacher Hauslehrer euch behilflich sein?"

Auf nahezu alles gefasst wurde Barnuta seltsam ruhig. Und wachsam. Der Blick des Slawen glitt noch einmal durch den Raum. Kurz schoss ihm der Gerdanke durch den Kopf, dass auch die Bibliothek seiner ordnenden Hand dringend bedurfte, aber solange Mariusz diesbezüglich keinen Bedarf anmeldete, würde er sich weiterhin zurückhalten. Zumindest freute es ihn innerlich, das Mariusz sein Geschenk aus dem Orient zu nutzen wusste. Er selbst hatte nie viel mit der Shisha etwas anzufangen gewusst.

Doch diese Gedanken waren nur von der Dauer eines Augenblicks. Aufmunternd nickte er seinem Besucher zu, damit dieser fortfuhr.
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« Antworten #7 am: Oktober 18, 2008, 17:00:40 »

Dieser lächelte
"Sehr gut, ihr seid ein Mann der Tat. Das gefällt mir."
Marcin lehnte sich zurück. Er strahlte etwas ungeheuer friedvolles aus. Barnuta entspannte sich schnell in seiner Gegenwart.
"Ich brauche eure sprachlichen Fertigkeiten. Mariusz erzählte mir, daß ihr begabt seid..."
Er hatte eine Stofftasche bei sich, die er unauffälig unter dem Sessel postiert hatte. Nun zog er sie hervor. Heraus holter er eine Lederne Rolle, die mit einem Band zusammengehalten war. Er entknotete es und hielt Barnuta die Rolle hin.
"Ich würde nur zu gern wissen, was dort geschrieben steht."
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« Antworten #8 am: Oktober 18, 2008, 21:35:58 »

Eine Übersetzung!? Erstaunt erhob sich Barnuta sofort wieder und ging auf seinen Gast zu. Im Verständnis des Slawen waren Schriftrollen und Bücher Kostbarkeiten, die man als solche auch behandeln sollte. Mit einem vergewissernden "Darf ich?" hielt er beide Hände ausgestreckt vor, damit Herr Marcin die Schriftrolle darin ablegen konnte. Behutsam nahm er diese entgegen und trug sie, gleich einem kostbaren Schatz, zum Tisch nahe dem Fenster.

Über die Schulter hinweg - und doch ohne den Blick von der ledernen Rolle abzuwenden - stellte er seinem Gast Fragen über die Herkunft dieses Schriftstückes. "Woher habt Ihr diese Schriftrolle? Und habt ihr eine Ahnung, um welche Sprache es sich handeln könnte?" Beinahe entschuldigend fügte er hinzu, "Es ist durchaus möglich, dass ich Euch nicht weiterhelfen kann... Mariuzs übertreibt sehr gerne, was meine Befähigung angeht..."

Am Tisch angekommen legte Barnuta die Rolle ab und betrachtete das Leder, welches nur die Schutzhülle sein konnte sehr genau. Dann öffnete er die Rolle und entnahm das vorsichtig das Schriftstück. Auch dieses unterzog er einer genauen Inspektion, bevor er begann es langsam auf dem Tisch auszubreiten.

Wissen und Informationen auf Pergamenten und Papieren festzuhalten ist die größte Errungenschaft der Menschheit, die ich mir vorstellen kann. Wie alt mag dieses Schriftstück sein? Wer sein Verfasser? Und was sein Inhalt? Barnuta schloss kurz die Augen und sog den Duft von Leder und ... - Was für ein Material mag das wohl sein? - durch die Nase. Behutsam glitten seine dünnen und langen Finger über die Rolle und erspürten die Beschaffenheit des Materials. Dann öffenete er die Augen und versuchte die Zeichen zu erkennen und aus aus ihnen sinnvolle Wörter zu ersehen, was ihm selbst dann den Sinn des Inhaltes erschließen sollte.
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« Antworten #9 am: Oktober 19, 2008, 18:03:39 »

Was er da entrollte, war kein Papier, sondern Papyrus. Es raschelte bedrohlich.

"Es ist arabisch," drang es zeitgleich mit seinem Gedaken an sein Ohr. "Ich brachte das Stück von meinen Reisen nach Anatolien mit."

Entweder war es eine veraltete Schrift, oder der Verfasser hatte einen furchtbaren Duktus.

Die natürlich von rechts nach links geschrieben Buchstaben ergaben zunächst keinen Sinn. Es war willkürliches Kauderwelsch - zuminest kam es ihm so vor.

ofhpz, dts pjl rwafeeg, uo rszftzt, po izfizf
zrd po9g das weiße Lamm, das sanfte Opfer
Ihr seid der größte Teil von szval Spende
Und auf Euren Schultern soll seine lzpcre sngzo lasten,
Denn ich allein kvsu oug jfoinvfolbdhzjn ljtc
mzk fohbtk hl rzbbukng ngdeijht,


So las er es nach arabischer Grammatik.

"Und, könnt Ihr es lesen?" fragte Marcin und trat näher.
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« Antworten #10 am: Oktober 19, 2008, 19:24:15 »

Sorgsam fuhr Barnuta mit seinem Finger die Zeilen des Papyrus. Die Konzentration stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und halblaut vor sich hin murmelnd übersetzte er die Textpassage, die vor ihm lag.

"Hmm, ... das weiße Lamm, das sanfte Opfer
Ihr seid der größte Teil von ... Gabe? - nein, Spende
Und auf Euren Schultern soll seine ... lasten,
Denn ich allein ..."

Was ist das für ein Text? Irgendwie ergibt das noch keinen rechten Sinn. Erneut beugte sich der Slawe über die Schriftrolle und versuchte den Schriftzeichen ihre Geheimnisse zu entlocken. Doch das Ergebnis blieb das gleiche.

Mit einem entschuldigenden Blick drehte sich Barnuta zu seinem Gast herum, welcher nun dicht hinter ihm stand. "Ich bedaure, euch hierbei keine Hilfe sein zu können. Einen Teil kann ich entziffern, aber es ist bei Weitem nicht alles. Mit einer vollständigen Übersetzung kann ich Euch leider nicht dienen, Herr Marcin."
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« Antworten #11 am: Oktober 19, 2008, 19:39:50 »

"Das steht dort tatsächsich?"
Er war ganz aus dem Häuschen. "Dann wahr meine beschwerliche Reise nicht umsonst!"
Er schien einen Luftsprung machen zu wollen, besann sich jedoch rechtzeitig auf Barnutas Anwehsenheit.
Er fasste sich und richtete sich förmilich auf.
"Mein Herr, Ich bin Frederic Marcin, meines Zeichens Forscher und Sammler von Artefakten."
Er ergriff Barnutas Hand und Schüttelte sie wie beim ersten Mal.
"Mein Instikt sagt mir, ihr seid ein fehlendes Stück eines komplexen Rätsels. Mit Euren Fähigkeiten und meinem Wissen, können wir ein großes Geheimnis aufdecken...aber,"
Er setzte sich unsicher.
"Ich wollte nicht unhöflich sein, Euch in meine Angelegenheiten hineinzuziehen..." der gute Mann schien gar nicht mehr zu wissen wie ihm geschah, geschweige denn, was er sagen sollte.
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« Antworten #12 am: Oktober 19, 2008, 20:13:04 »

Die unbändige, beinahe kindliche Freude seines Gastes war für Barnuta nur schwerlich nachzuvollziehen und die Irritation stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Das kann doch gar nicht sein ...

"Mögt Ihr mir verraten, was Euch die paar Brocken gesagt haben, was mir entgangen sein muss?" Mag sein, dass ich jetzt zu weit gehe, aber ich würde es schon gerne verstehen. Vielleicht erschliest sich mir dann ja auch der Rest des Textes?

Es dauert einen Moment, bis Barnuta realisiert, wie er soeben von Herrn Marcin genannt wurde. Ähhh "... ein fehlendes Stück eines komplexen Rätsels"? Wie kommt er denn dazu? Was mag in diesem Menschen vorgehen? Ich hab doch nur ein paar Wörter übersetzt!
« Letzte Änderung: Oktober 19, 2008, 20:35:04 von Vomo » Gespeichert

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« Antworten #13 am: Oktober 19, 2008, 20:37:16 »

Marcin wurde todernst und sprach nun etwas gedämpft.
"Folgendes....
Ich stieß vor einigen Jahren zufällig auf ein ganz ähnliches Schrifstück. Allerdings ist es auf einer Steintafel graviert. Es wies die selben Merkmale auf wie das, was ihr in Händen haltet...Ich hoffe nun, etwas über den Verfasser hier in der Gegend herauszufinden, oder ein weiteres Teil zu finden...
Ich zauderte lange mich an Euch zu wenden, denn ihr seid ein unauffälliger Mann... wie einer, dem ein großes Geheimnis anlastet.."
Es sprach keine drohung aus seinem letzten Satz... eher Verständnis und Mitgefühl...
"Die Ganze Zeit war ich mir ungewiss, wie es weiter gehen sollte.
Ich ahne nur so viel: Es sind wichtige Worte.. ein Gesetz, eine Prophezeihung... Ich wüßte zu gern, wer sie verfasst hat und wann..."
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« Antworten #14 am: Oktober 19, 2008, 21:07:19 »

Barnuta hatte sich inzwischen darangemacht, das Papyrus wieder aufzurollen und in der ledernen Hülle zu verstauen, da er sich selbst am Ende seiner Möglichkeiten sah. Allein bei der Andeutung eines großen Geheimnisses in Bezug auf seine Vergangenheit seitens Herr Marcin, stutzte er einen Augenblick - und hoffte, sich damit nicht verraten zu haben.

Und ich dachte, ich hätte hier einen sicheren Hafen gefunden... Hoffentlich hat er nichts bemerkt, denn egal wie freundlich und mitfühlend jemand klingen mag, so erkennt man die wahren Absichten doch nur an den Taten. Und dazu will ich es gar nicht erst kommen lassen müssen.

Mit viel Sorgfalt verschliest Barnuta die lederne Hülle und überreicht das kostbare Schriftstück dessen Eigentümer. "Ich sehe im Moment keine Möglichkeit Euch hierüber hinaus behilflich zu sein", erklärt Barnuta unverbindlich seinem Gast, "doch wenn ihr weitere Texte habt die einer Übersetzung bedürfen, so könnt Ihr Euch sehr gerne meiner Fähigkeiten bedienen."
« Letzte Änderung: Oktober 19, 2008, 21:10:10 von Vomo » Gespeichert

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