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Autor Thema: [Background] Der Kreis des höheren Bewusstseins  (Gelesen 76182 mal)
Beschreibung: Rujanel: Charakterbogen, Präludium, Korrespondenz
Vomo
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« Antworten #30 am: Januar 25, 2009, 19:49:34 »

Langsam nahm Barnuta Platz, bereit jederzeit wieder aufzuspringen.

Vorsichtige Kommunikation? Merkwürdige Formulierung, die er da benutzt. Nur mit einem kleinen Seitenblick streifte Barnuta das Gefäß, welche soeben hereingetragen wurde. Der größte Teil seiner Aufmerksamkeit galt seinem Gastgeber. Ja, auf eure Erklärung bin ich äußerst gespannt. Vor allem würde ich gerne mal erfahren, um was für eine »Sache« es denn nun geht.

Sicher dürfte Marcin nicht entgangen sein, dass Barnuta alles andere als entspannt Platz genommen hat. Aber mit etwas gutem Willen würde er das einfach der Aufregung und gespannten Erwartung des Westslawen zuschreiben.

"Ich bin ganz Ohr, was eure Erklärung angeht", liess Barnuta sich vernehmen und überließ damit Marcin das Wort.
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Wuschel
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« Antworten #31 am: Januar 26, 2009, 17:59:37 »

"Ich beginne am Anfang..." setzte Marcin an, während er sich scheinbar zufrieden zurücklehnte.
"Ich bin Gelehrter. Mein Spezialgebiet ist die Erforschung biblischer Schriften. Ich reise durch die bekannte Welt um Originalschriften und Zeitzeugen zu besuchen. Damit meine ich alte Tempel, verborgene Höhlen und ihre Statuen. Eines Tages stieß ich in Anatolien auf eine Steintafel. Sie war tief in einem Stollen im Berg Ararat verborgen und von Fallen und einem Wächter beschützt. Ich nahm sie an mich.
Erst später, als ich sie aus dem Enoiischen übersetzt hatte, erkannte ich, was ich da gefunden hatte: Das Fragment eines Testamentes. Das Testament eines großen Herrschers, eines geistigen Führers an sein Volk."
Marcin trank schlürfend einen Schluck und befeuchtete sich sie Lippen. Der Wein schwappte beinahe über den Rand der Schale, doch das schien ihn nicht zu stören. Er hielt sie mit beiden Händen, als wollte er sich daran wärmen, fest.
"Was hätte jeder gute Forscher nun getan?" Er beantwortete sich die Frage selbst: "Weitersuchen natürlich. Es wurde zu meinem Lebenswerk. Nun ein Teil fehlt noch...."

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« Antworten #32 am: Januar 27, 2009, 11:42:25 »

Barnutas Aufmerksamkeit galt ausschließlich den Worten seines Gastgeber. Bei den Worten "... und Zeitzeugen zu besuchen." wanderten Die Augenbrauen des Slawen kurz nach oben und seine Stirn legte sich in Falten, was jedoch unter dem weißblonden Haaren, die ihm bis über die Brauen hingen jedoch nur zu erahnen war. Vermutlich veranlaste Barnutas Verwunderung seinen Gastgeber zu den erklärenden Worten, zu welchern dieser sofort anhub.

"... ein Teil fehlt noch....", klang es nach und Barnutas Gedanken begannen zu wandern. Sagte Marcin im ersten Gepräch am  Morgen nicht etwas ähnliches über mich? "... ihr seid ein fehlendes Stück eines komplexen Rätsels.", waren seine Worte - wenn ich mich recht entsinne. Aber er wird mich doch nicht wirklich für das fehlende letzte Teil seiner Suche halten! Und was habe ich mit diesen alten Schriften zu tun? Enoisch ist mir völlig fremd! Egal, von welcher Seite es Barnuta betrachtete, eine Erklärung, wie das alles zusammenhing würde er vorerst nur aus dem Munde Marcins erhalten. Also zügelte der Slawe seine seine Gedanken, übte sich in Schweigen und wartete geduldig darauf, dass Marcin mit seiner Erzählung fortfahren würde.
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« Antworten #33 am: Januar 27, 2009, 17:30:13 »

Marcin beugte sich vor.
"Meine Nachforschungen und Reisen führten mich auch nach Akkon, wo ich zusammen mit Joel jahrelang nach dem zu Letzt gefundenen Fragment des großen Geheimnisses suchte. Ich bat ihn mir zu folgen, doch er verblieb in Akkon. Ich zog weiter. Nun bin ich auf eine alte Legende gestoßen, die mein Interesse geweckt hat. Ich verdinge mich als Buchhalter um meine Anstrengungen zu Finanzieren. Das ist keine Anstrengung für mich, es bereitet mir sogar Freude... und welch glückliches Schiksal wiederfuhr mir, als die Pietrygas euch einstellten. Ein Jahr habe ich auf Joels Antwort warten müssen, doch dann war nach langer Korrespondenz klar, wer ihr seid. Ich freute mich, denn euch kann ich vertrauen, wenn Joel es konnte. Ich habe keine Zweifel an eurer Aufrichtigkeit, und ergriff die Initiative..."
Dabei beugte der Mann leicht den Kopf.
"Es wird ein schwieriges Unterfangen. Ich bin alt und habe nicht mehr die körperliche Stärke und Ausdauer, die ich einst besaß. Ich bin müde geworden. Doch ich werde nicht eher Ruhen, bis ich das Geheimnis um dieses Vermächtnis gelüftet habe."
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Vomo
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« Antworten #34 am: Januar 27, 2009, 17:47:44 »

Marcins Worte schlugen Barnuta in Bann. Ein Fragment zu suchen und finden, nach welchem schon Joel geforscht hatte. Im Geiste stiegen die Bilder von den gemeinsamen Abenden und Gesprächen auf und in die sonst traurig blickenden Augen des Slawen stahl sich ein freudiges Funkeln.

Auch Barnuta neigte sich nun seinem Gastgeber zu, als dieser sich nach vorn beugte. Die Selbstdarstellung Marcins fand Barnuta leicht übertrieben, doch war er sich nicht sicher, ob er vom Tatendrang des Forschers geblendet war. Die Schwierigkeit des geplanten Unterfangens schreckte den Slawen nicht. Vielmehr ließ ihn die Gewissheit zögern, dass er den sicheren Hafen, den er hier in Krakau gefunden hatte wieder verlassen musste.

Unschlüssig, wie er sich nun entscheiden sollte, - sofern er zu einer sofortigen Entscheidung gezwungen wäre - wartete er aufmerksam die weiteren erklärenden Worte Marcins ab.
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« Antworten #35 am: Januar 27, 2009, 18:51:41 »

Marcin fuhr fort, ohne sich in eine bequemere Position zu begeben: "Wie ich schon sagte, eine Legende lockte mich hierher. Einst, vor der Erbauung des Wawel, wurde der Fels, auf dem die Burg erbaut wurde von einem Drachen bewohnt, der sich Tief in den Kalksteinhöhlen einnistete. Ein Ritter, Krak, überlistete den Drachen und besiegte ihn... soviel zu Legende.
Ich fand herraus, unser mysteriöser Verfasser war auf dem Weg zu einem Drachen, was ich aus alten Tagebüchern und Aufzeichnungen herausgesucht habe. Er muß von einem Krieger begleitet worden sein... Und so schließt sich der Kreis. Ich vermute, das letzte Stück befindet sich irgendwo hier in der Gegend."

Selbstverständlich kannte Barnuta die Legende des Drachentöters Krak. Ihr wurde hier eine große Bedeutung unter dem einfachen Volk beigemessen, auch in dem Haus in dem er lebte.
Marcin stand auf.
"Bevor ich euch die Beweise für meine Worte vorzeige, muß ich euch bitten, mir zu schwören, Stillschweigen zu halten."
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« Antworten #36 am: Januar 27, 2009, 20:48:20 »

Barnuta nahm sich die Zeit, die Worte Marcins zu bedenken, bevor er etwas darauf erwiedern würde. Im Geiste führte er sich noch einmal die Fakten und Andeutungen vor Augen, welche der alte Forscher ihn hatte wissen lassen. Mit dem Stillschweigen hatte Barnuta kein Problem. Es gab nur einen Menschen auf dieser Welt, vor dem er keine Geheimnisse hatte und mit dem er über alles reden konnte. Nur war diese Person nicht hier und er hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Das Schwören, das war schon etwas schwieriger. Welchem Glauben auch immer Frederic Marcin angehörte, es war keinesfalls der Glaube Barnutas. Er selbst verstand sich als Suchender, andere würden ihn als Heiden bezeichnen, da er nicht zu ihrem Gott betete.

"Nun", begann Barnuta bedächtig, als er nach einiger Zeit des Schweigens das Wort an Marcin richtete, "was das Stillschweigen angeht, so kann ich euch lediglich mein Wort geben." Jeder Schwur den ich leisten würde, wäre hohl und seiner Heiligkeit beraubt.  Und mit ernster Mine fuhr er fort, "ich hoffe sehr, dass euch dieses genügt, denn das ist alles, was ich euch zu geben im Stande bin."
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« Antworten #37 am: Februar 01, 2009, 17:12:33 »

"Ich...verstehe." Marcin nickte.
"Also gut, folgt mir." Er stand ein wenig mühsam auf und begab sich zu einem der überlasteten Bücherregale. Zwischen Kamin und Schrankwand Fädelte er seine schmalen Finger ein, und zog an dem hölzernen Konstrukt, daß Barnuta fürchtete, es würde über ihn stürzen.
Doch dann sprang es es auf und lies sich leicht wie eine dünne Tür aufziehen. Es öffnete sich in Barnutas Richtung, sodaß er nicht erkennen konnte wo es hinfürhte. Marcin zauberte zwei Fackeln hinter der Wand hervor und reichte sie ihm. Nachdem sie im Kamin entzündet wurden, konnte Barnuta nun endlich einen Blick hinter die Geheimtür werfen. Viel brachte ihm das nicht, er sah den Ansatz einer in Stein gehaunen Treppe und Dunkelheit.

Marcin ging vor. Die Treppe wand sich so eng, daß Barnuta beim runtesteigen aufpassen mußte, Marcin nicht mit den Schuhspitzen am Kopf zu Treffen. Sie folgten ihr solange, bis Barnuta Druck auf den Ohren bekam, und ihm dazu noch leicht schwindelig wurde. Beide schwiegen und konzentrierten sich auf den Abstieg. Alles war steinern um ihn herum.

Erst als Marcin wieder auf bekannter Augenhöhe mit ihm war, registrierte Barnuta, daß die Treppe endlich zu ende war. Sie standen in einem kleinen Raum, der gerade genug Platz für beide bot. Eine Seite wurde komplett von einer schweren beschlagenen Tür eingenommen.
Marcin zog einen überdimensionalen Schlüssel aus dem Ärmel, der so lang war wie seine Elle.
Er bracuhte ein wenig um die Tür zu öffnen, doch schließlich sprang sie mit einem lauten Klacken auf.
Was Barnuta im Schein der Fackel sah, machte Eindruck auf ihn.

Sie traten in eine Tropfsteinhöhle, wie sie für die Gegend nich ungewöhnlich war. Sie war nicht besonders groß vielleicht fünf mal vier Schritt. In der Mitte stand ein mit Notizen überhäufter wackeliger Tisch. Doch das war es nicht, was Barnutas Neugierde weckte.
Es waren die Ständer, die mit verschiedenen Dingen beladen waren.
Sein Blick machte die Runde und flog über eine Tontafel, Eine Kiloschwere Steintafel, eine lederne Schriftrolle, die er Dank seines guten Gedächtnisses wiedererkannte, ein Stück Treibholz und einen Faustgroßen Halbedelstein.
Alle Gegenstände waren mit Schriftzeichen verschiedener Art und Herkunft geziert, wußte Barnuta, auch wenn der Inhalt de Schriftrolle augenscheinlich verborgen war.
« Letzte Änderung: Februar 01, 2009, 17:34:36 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #38 am: Februar 01, 2009, 17:47:59 »

Barnuta platzierte seine Fackel in einer Halterung neben der Tür und ging zwei Schritte in den Raum hinein.

"Ihr gestattet?", fragte der Slawe den alten Forscher und wies dabei auf die ausgestellten Gegenstände. Bedächtig näherte sich Barnuta einem dieser Beweise nach dem andeeren, um sie zumindest einmal aus der Nähe gesehen zu haben. Sie zu berühren wagte er nicht. Die Schriftrolle in dem ledernen Etui kam Barnuta vertraut vor; es handelte sich um den Papyrus, welchern er am Morgen zu übersetzen versucht hat. Die Steintafel musste das Fundstück aus der Erzählung Marcins sein und die schwer zu entziffernden Schriftzeichen ähnelten denen vom Papyrus in keinster Weise. Ebenso verhielt es sich mit der Tontafel, dem Stück Treibholz und dem Edelstein, auf welchem die Gravuren im flackernden Licht der Fackeln am schwersten zu erkennen waren.

Barnuta riss sich zusammen und seinen Blick von den Schriftstücken los. Er wandte sich seinem Gastgeber zu. "Eine wirklich eindrucksvolle Sammlung, die ihr hier zusammengetragen habt. Doch muss ich zu meinem Leidwesen gestehen, dass ich wohl nicht im Stande sein werde, euch hilfreich zur Seite stehen zu können. Nicht, dass es mir an Begeisterung mangelt, doch ein kurzes Betrachten eurer Schätze macht mir deutlich, dass ich diese Sprachen und Schriftzeichen nicht kenne." Barnuta tat es in der Seele weh, den alten Mann auf diese Art enttäuschen zu müssen. Er schaute kurz zu Boden und atmete tief durch. "Ich werde euch als Übersetzer keine Hilfe sein", gestand der Westslawe mehr sich selbst, denn seinem Gegenüber ein. Sein betrübter Blick suchte die Augen des Forschers. "Was hattet ihr gehofft? Und was von mir erwartet?"
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« Antworten #39 am: Februar 14, 2009, 17:49:50 »

"Ich will ehrlich mit euch sein. Als übersetzter brauche ich euch nicht," sagte Marcin leise. Trotzdem hallte es in der kleinen Höhle etwas nach.
"Ich mußte sehen, ob ihr euer Herz an die Sache hängen könnt. Ich habe bereits alles übersetzt..."
Er blickte nicht auf, wohl um sich dem Ausdruck auf Barnutas Gesicht nicht stellen zu müssen.

Er fuhr fort: "Ich vermute das Schriftstück in der Stadt, genauer gesagt, in oder unter dem Wawwel. Ich brauche jemanden, dessen Gesicht man nicht kennt, der Erfahrung hat im Verbergen und Untertauchen. Irgendwie muß ich in Erfahrung bringen, was der Inhalt des letzten Teiles ist, ganz gleich ob ich es nun in Besitz nehmen kann oder nicht. Aber wartet,"  er ging hinüber zum Tisch, zog einen weiteren Schlüssel aus dem Gewand, diesmal einen kleineren, und schloß eine der Schubladen des ächtzenden Tisches auf. Nach einigem scheinbaren Wühlen förderte er ein Schriftstück zutage, ein verknittertes Pergament, daß er Barnuta mit ebenso zitternden Händen reichte.
"Lest es. Ihr werdet es zuerst nicht verstehn, doch ich erkläre es euch."

der Slawe nach das Schriftstück und las die klare Handschrift Marcins in lateinischer Sprache:


Wisset, daß ihr entsteht, um zugrunde zu gehen
Ihr seid das weiße Lamm, das sanfte Opfer
Ihr seid der größte teil von Kains spende
Und auf Euren Schultern soll seine größte Sünde lasten,
Denn ich allein unter den Kainskindern habe
Ihn Droben um Vergebung angefleht,
Und ich empfing Besuch von den schlimmsten Dämonen dessen Drunten
Jenen Schlangen die mich im Schlaf bissen
Jenem üblem Gewürm, das mein Blut aussaugte,
Von ihnen lernte ich, dem Blut die Schwärze zu nehmen der Seele das Böse.
Und obzwar ich sterben mag,  werdet ihr, meine Kinder weiterleben.
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« Antworten #40 am: Februar 14, 2009, 18:05:10 »

Beihnahe erfürchtig nahm Barnuta das Schriftstück in die Hand und las es langsam. Als er am Ende angekommen war las er es noch einmal.

"Verstehe ich euch recht, wenn diese Übersetzung all diesen Texten entspricht, die hier in verschiedensten Sprachen von euch zusammengetragen wurden?" Barnuta wartete kurz auf eine bestätigende Geste Marcins, bevor er fortfuhr. "Wenn dem so ist, was vermutet ihr auf dem noch fehlenden Schriftstück? Wird es nicht den gleichen Inhalt haben?"

Barnuta wurde bewusst, wie aufgeregt er im Moment war und zwang sich innerlich zur Ruhe. Marcin hatte sich sicherlich mit Bedacht an ihn gewand und Barnuta wollte ihm zumindest die Zeit einräumen, dass der Forscher sich, seine Sache und auch den gelesenen Text erklären konnte.
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« Antworten #41 am: Februar 17, 2009, 02:45:05 »

Marcin schüttelte den Kopf: "Jedes dieser Dinge, " er wies auf die Austellungsstücke, "Ist ein Fragment des Textes. Nicht alle Fragmente sind hier, einige konnte ich nicht mitnehmen. Ich kopierte sie lediglich.
Seit Ewigkeiten folge ich diesem Kinde Kains und sammle seine Letzten Worte. Jedes Fragment ist aus einem anderen Land und einer anderen Epoche. Von steinzeitlicher Keilschrift bis zum modernen Arabisch reicht die Vielfalt. nun glaube ich, ich habe den Verfasser endlich eingeholt. Vielleicht liegt hier das Ende des Textes, vielleicht hat er noch mehr zu sagen. Ich weiß nur, er Prophezeiht seinen Tod, und zieht nach Osten."
Marcin holte kurz Luft.
"Ich bin alt, Barnuta, älter als ich scheine." Er begann im Kreis zu laufen und über die Fragmente zu streichen, als wären es Kinder.
"Könnt ihr Euch etwas unter dem Begriff Kainskind vorstellen?"
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« Antworten #42 am: Februar 17, 2009, 10:18:48 »

Barnuta dachte kurz nach, aber schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich meine dieses Wort noch nie zuvor vernommen zu haben." Und auch wenn es über Marcins Frage hinausging, so fügte er noch hinzu, "aber den Namen Kain habe ich bisher auch nur im Bereschit der Tora gelesen. Dort steht auch, dass er im Land Nod eine Stadt namens Henoch gründete. Ebenso ist dort sein Stammbaum über sieben Generationen aufgeführt, der jedoch mit der großen Flut endete."

Dem Westslawen wurde noch während er sprach klar, dass er viel zu weit ausholte. Was ist das nur? Ich muss doch vor diesem alten Forscher nicht behaupten oder mit meinem Wissen prahlen, wies er sich in Gedanken selbst zurecht. "Aber ein solches Kind Kains werdet ihr wohl kaum gemeint haben, als ihr vom Verfasser dieser Texte gesprochen habt ..."

Barnuta lauschte dem Nachklang seiner Stimme und dachte über die Worte Marcins nach. "Seid ihr euch sicher, dass es sich beim Verfasser dieser Textfragmente nur um eine Person handelt? Sie müsste ja eine Lebenspanne haben, welche die eines Methusalem in den Schatten stellen würde. Vielleicht sind die Fragmente jüngeren Datums ja nur Abschriften?"
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« Antworten #43 am: Februar 22, 2009, 17:22:01 »

"Gut Kombiniert, Barnuta, ihr seid gebildeter als ich dachte, muß ich zugeben. Jedoch verfügt ihr nicht über das Wissen, daß ich gesammelt habe."
Marcin machte ein paar Schritte und fohr dann fort: "Es gibt Teile der Bibel, die nicht vielen bekannt sind... Einer dieser Teile erzählt eine andere Seite der Genesis. Kain soll einen anderen Weg gegangen sein. Laut dem, was ich erfuhr und las, hat der verfluchte und zum ewigen Leben verurteilte aus Einsamkeit Kinder gezeugt, die aber auch sein Mal trugen. Diese zeugten wieder Kinder und die wieder. Sie waren alle besonders mächtig doch jede neue Generation würde schwächer.
Eines Tages begehrten die Kinder auf und mordeten ihre Ahnen. Namen ihre Macht in sich auf. Da schickte Gott die Sintflut, um die Brut von der Welt zu Fegen. Nur Kain und dreizehn seiner Enkel überlebten. Sie gründeten eine neue Zivilisation. Doch die Enkel hatten nichts gelernt und Kain Schritt selbst ein. Er verfluchte seine Enkel und ihre Kinder, daß sie von ihrer größten Arroganz geschlagen waren."
Marcin warf einen Blick zu Barnuta, als wolle er sich vergewissern, daß dieser noch folgen konnte.
"Ich vermute, der Verfasser dieser Fragmente," er wies wiederum auf sie, "ist eines der Enkel Kains. Er wurde zur Unsterblichkeit verflucht, warum nicht auch seine Kinder? Viel, von dem was ich auf meinen Reisen erfuhr, deutet darauf hin, daß die Kindeslkinder Kains heute noch wandeln. Könnt ihr mir soweit folgen?"
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« Antworten #44 am: Februar 23, 2009, 09:59:58 »

"Ewiges Leben ...", wiederholte der Westslawe leise für sich. Oft hatte er mit Joel über den Schriften gesessen, von welchen die Juden, Christen und Moslems behaupteten, sie wären die Fundamente ihres Glaubens. Aber eine Schrift, die derart detailiert über Kain und seine Nachkommenschaft Auskunft gab und deren Sünden für die große Flut verantwortlich machte ...? Nein, davon hatte er nie auch nur vernommen.

"Ich verstehe wohl, was ihr sagt und kann eurer Argumentation durchaus folgen. Wenn dies die Wahrheit wäre, müsste es ewiges Leben geben, aber den Schriften nach hat ER -  der HERR, ober wie auch immer die Gläubigen ihren einen Gott nennen mögen - den Menschen das ewige Leben verwehrt." Barnuta fasste sich. Er war durchaus Willens, der Argumentation Marcins zu folgen, nur stellte sich dies gerade als äußerst schwierig heraus, da sie viel Neues und auch Unglaubliches anführte. Aber das würde ihn nicht davon abhalten sich damit auseinanderzusetzen, wie er es auch mit den anderen Schriften getan hatte.

Ich vergebe mir nichts, wenn ich ihm weiter zuhöre. Ich werde dieser Erzählung meine Aufmerkamkeit schenken und mir meine Gedanken darüber machen; vielleicht diese sogar mit Marcin erörtern. Mit offenem Geist und Blick sah Barnuta seinen Gegenüber an. "Fahr doch bitte fort. Sofern ich eine Frage habe haben sollte werde ich diese auch zu stellen wissen."
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