So wie ich es verstehe, ist das RedBrick ED anders, eben aufgrund des Pool Systems und der neuen Talente, die in die "althergebrachte" Version von ED nicht mehr hineinpassen würden (hab ich doch oben richtig verstanden, oder?)
Das Problem (gedanklich) ergibt sich in diesem Fall aus dem, was Vomo "Kundenbindung" nennt. Wenn man normalerweise eine optionale Regel ausprobiert, kann man sich dann wieder dagegen entscheiden. So haben wir das mit unseren Hausregeln auch immer gehalten, auch in anderen Runden. Erstmal sehen, ob es machbar ist, und bei Nichtgefallen einfach wieder abschaffen. Ist zwar nur einmal vorgekommen, aber das System funktionierte weiterhin.
Hier allerdings scheint es sich um eine so tiefgreifende optionale Veränderung zu handeln, die das Charakterkonzept selbst betrifft. Und da kann man hinterher nicht mehr sagen "nein, lassen wir weg", denn dann müsste man den ganzen Charakter nochmal neu basteln. Und wenn man das nicht will, sondern weiterspielen möchte, wäre so die Bindung an die Produkte dieses Verlages gegeben.
Ich weiss, dass das Folgende nicht 100%ig zum Thema passt, aber ich war dem RedBrick ED gegenüber immer etwas .. sagen wir mal "vorsichtiger" eingestellt. Die Ankündigung, dass sie das ganze System verbessern wollen, hat mich schon damals verwirrt.
"Never change a running system" heisst es, und ich fand dass die 2. Edition doch sehr viel aus ED rausgeholt hat, was in der 1. Edition noch nicht da war. Für mich genug, um mir jahrzehntelang damit Geschichten und/oder Charaktere auszudenken. Wenn man allein mal gedanklich beim Aspekt der Magie verweilt, den Nile so hervorgehoben hat: in den Zusatzbüchern "Kompendium", "Magie" und "Arkane Geheimnisse" stehen sehr viele Dinge drin, die wirklich jeden Helden extrem individualisieren können.
Wer kann schon sagen, ob der Magiewirker da vorn nicht die zwei entsprechenden Talentkniffe besitzt, um SELBST ZAUBER entwickeln zu können, die man noch nicht gesehen hat? Wer weiss schon, ob dieses Blutamulett nicht von dem hochrangigen Geisterbeschwörer selbst entwickelt worden ist und was für Fähigkeiten es hat? Und will man wirklich wissen, wie viele Elementargeister dieser Elementarist dort hinten mit einem Fingerschnippen herbeirufen kann? Und der Schütze, der wie jeder andere Schütze aussieht, könnte den Pfeil, den er grade auf die Sehne legt durch den ensprechenden Talentkniff in einen explodierenden Feuerball von mehreren Schritt Durchmesser verwandeln. Die seltsam aussehende Mischung aus Tänzer, Naturbursche und Geisteskranken könnte in Wirklichkeit ein Schamane (neue Disziplin) sein. Und wer hat schonmal gesehen, dass das Reittier eines ganz gewöhnlichen Kriegers ihm so bedingungslos ergeben ist und aufs Wort folgt, als wäre der Held von der Disziplin her ein Steppenreiter - aufgrund des Magischen Gefährtenbandes zwischen beiden ist das möglich!
Die Möglichkeit zur Individualisierung ist meines Erachtens beim "althergebrachten" System durchaus gegeben, selbst wenn man "nur aufs Blatt" schaut. Darüber hinaus muss ich mich der genannten Meinung anschliessen, dass die Individualität des Charakters sich aus Konzept und Erfahrungen ergibt, nicht nur aus den Werten auf dem Blatt. Mein Elementarist hat einen Grund, warum er jede Minute des Tages akribisch mit sinnvollen Tätigkeiten vollbringt, anstatt auch mal die Füße hochzulegen und Spass zu haben wie ein gewisser T'skrang-Schwertmeister
Wenn er eine andere Herkunft, Kindheit und (um regeltechnisch zu argumentieren) andere Abstammung hätte, wäre er sicher auch ein entspannterer Zeitgenosse, wohingegen der T'skrang ebensogut ein verbissener, blutrünstiger Schlachtenbummler und Duellant sein könnte. Es sind die kleinen Dinge, die durch Konzept, Hintergrundgeschichten und kleine optionale Regeln gestützt werden, aber erst zur vollen Entfaltung kommen, sobald man hinter die Werte auf dem Blatt schaut.
Das passt wieder nicht ganz zum Thema, aber meine Abneigung zum RedBrick Verlag ist auch darin begründet, dass sie (gerüchteweise) die Ideen von Spielern zu neuen Disziplinen und Talenten aus dem Internet sammeln und publizieren wollen. Verkauf fremden Gedankenguts? Das klingt arg nach Geldschneiderei (und eventuell auch Urheberrechtsverletzung). Wahrscheinlich deshalb auch die Ankündigung, dass das ganze System verbessert werden sollte. Vom ökonomischen Standpunkt aus, ist das auch nicht verkehrt, schliesslich will man ja Geld verdienen. Ich persönlich bleibe gegenüber RedBrick skeptisch. So lange ich keinen Grund habe, auf ein anderes System zurückzugreifen, werd ich wohl beim guten alten ED der 2. Edition verweilen.
Was aber IMHO kein Grund für einen Streit ist. Schliesslich geht es ja auch um den Spass am Spiel und der ist zweifelsfrei in beiden Systemen gegeben, wenn ich meine Schwärmerei mit der von Nile vergleiche
Soviel von mir
mfg
Aphiel