Jules Verne - Reise zum Mittelpunkt der Erde
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Autor: Jules Verne
Seiten: 159
ISBN: 3401002597
Verlag: Arena
Erstveröffentlichung: Oktober 1999
Entstanden: 1864
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Im Jahre des Herrn 1864 - In einer alten Chronik entdeckt der berühmtberüchtigte Hamburger Professor für Mineralogie Otto
Lidenbrock ein vergilbtes Pergament mit einer verschlüsselten Botschaft eines isländischen Gelehrten. Obwohl die
Geheimschrift nur schwer zu knacken ist, gelingt es dem Professor mit der Hilfe seines Neffen Axel schließlich doch und es
offenbart sich ihnen eine schier unglaubliche Nachricht: Steigt man in den Krater des isländischen Vulkans Snäfields Yocul, so gelangt man zum Mittelpunkt der Erde.
Diese Zeilen lassen Professor Lidenbrocks Forscherelan und Abenteuerlust aufblühen. Er drängt zur schnellen Abreise nach
Island, um zum Mittelpunkt der Erde vorzustoßen. Seinen völlig überrumpelten Neffen gedenkt er mitzunehmen, obwohl dieser
der ganzen Expedition sehr skeptisch gegenübersteht und lieber bei seiner heimlichen Verlobten Gretchen bleiben würde.
Nichtsdestotrotz kann Axel sich dem Willen seines Oheim (wie Axel seinen Onkel liebevoll bezeichnet) nicht erwehren und
ein paar Tage später sitzen die beiden schon vollbepackt mit allerei wissenschaftlichen Instrumenten und Bergsteiger-
Werkzeugen im Zug nach Kiel. Ein Dampfboot nimmt sie von dort aus mit nach Dänemark, wo sie schnell ein Segelschiff
auftreiben, dass sie sicher nach Island bringt.
Kaum angekommen brechen die beiden alsbald auf, in Begleitung des Isländers Hans Bjelke, der sie sicheren Schrittes zum
Snäfields führt und sie auch weiterhin begleiten soll. Nach ein paar Tagen Wanderung erreichen die drei den Krater des
mittlerweile längst nicht mehr tätigen Vulkans und die abenteuerliche Reise von Professor Lidenbrock, Axel und Hans
beginnt.
Ihr oft beschwerlicher Weg führt sie viele tausend Kilometer tief hinein in den Leib der Erde und noch lange bevor die
Reise zu Ende geht erleben die drei äußert aufregende und häufig lebensbedrohliche Abenteuer. So haben sie nicht nur mit
Wassermangel, Verirrung und anderen Gefahren zu tun, sie dringen auch tief in die Geschichte unseres Planeten vor und
treffen andere gänzlich unerwartete Feinde... doch mehr sei hier noch nicht verraten.
"Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" ist ein Buch für Träumer. Auch wenn Jules Verne bzw. Axel, denn aus seiner
Perspektive erleben wir das Geschehen, oft mit sehr einfacher Sprache, kurzen Sätzen und unter Aussparung allzu langer
Beschreibungen arbeitet, so weckt er bei seinen Lesern doch mit Leichtigkeit die eigene kindliche Lust auf Abenteuer, auf
waghalsige Fahrten und führt uns zugleich den uralten Traum der Menschen vor Augen, vorzustoßen in unbekannte Welten, deren Reize
und Gefahren stets neue Herausforderungen bedeuten.
Obwohl sich diese utopische Vision Jules Vernes wohl niemals erfüllen wird und auch wenn viele Stellen des im 19.
Jahrhundert geschriebenen Romans unschwer als unglaubhaft oder unlogisch bezeichnet werden können, so nimmt das alles dem
Buch doch nicht seine unglaubliche Spannung, die bis letzen Satz anhält und den Leser mit sich reißt in Tiefen der Erde
und wieder hinaus.
Man fiebert aber nicht nur mit den Protagonisten, sondern erfährt außerdem nebenher einiges Wissenswertes über die
Geschichte unserer Erde bis zu ihren prähistorischen Anfängen.
Das Buch ist meiner Meinung nach mit Sicherheit für Kinder (so etwa ab 10 Jahren) lesenswert, aber auch Jugendliche
und Erwachsene werden ihre Freude an diesem Roman haben.
Leseprobe:
Dieses Arbeitszimmer sah aus wie ein richtiges Museum. Alle Musterstücke aus dem Mineralreich standen, sorgfältig mit
Etiketten versehen, in drei großen Abteilungen: den brennbaren, den metallischen und den steinartigen Mineralien.
Wie oft hatte ich, anstatt die Zeit mit meinen Kameraden zu verbringen, meine Freude daran, diese Sammlung abzustauben!
Aber als ich in das Arbeitszimmer trat, dachte ich nicht an diese Wunder; mein einziger Gedanke war mein Oheim. Er hatte
sich in seinen großen, mit Utrechter Samt beschlagenen Lehnstuhl vergraben und hielt ein Buch in den Händen, das er mit
tiefster Bewunderung anschaute.
"Welch ein Buch! Welch ein Buch!" rief er aus. Dieser Ausruf erinnerte mich, dass mein Oheim in früherer Zeit ein
Büchernarr war: Eine alte Scharteke hatte in seinen Augen nur insofern Wert, als sie schwer aufzufinden oder wenigstens
unleserlich war.
"Aber", sagte er, "siehst du denn nicht, was ich hier für ein unschätzbares Kleinod in den Händen halte? Ich habe es heute
morgen in Hevelius' Laden gefunden"
"Prachtvoll!", erwiderte ich mit geheuchelter Begeisterung. Wahrhaftig, wozu so viel Lärm um einen alten Band in Leder,
eine vergilbte Scharteke mit verblassten Buchstaben.
Der Professor fuhr indessen in seiner Begeisterung fort.
"Siehst du nicht, wie hübsch es ist? Was für ein Einband! Man sieht dem Buch nicht an, dass es bereits einige hundert
Jahre alt ist."
Ich konnte nichts Besseres tun, als nach dem Inhalt zu fragen, obwohl der mich wenig kümmerte.
"Und wie heißt dieses merkwürdige Buch?", fragte ich hastig.
"Dies Werk", erwiderte mein Oheim lebhaft, "ist die ‚Heinskringla' von Snorro Sturleson, dem berühmten isländischen
Chronisten des zwölften Jahrhunderts. Es enthält die Geschichte der norwegischen Fürsten, die auf Island herschten."
"Wirklich?" rief ich so überrascht wie möglich, "und es ist doch bestimmt eine deutsche Übersetzung?"
"Warum eine Übersetzung?", entgegnete der Professor lebhaft. "Wer würde sich um eine Übersetzung kümmern? Es ist das
Originalwerk in isländischer Sprache, der prächtigen, reichen und zugleich einfachen isländischen Sprache."
[...] "Und wie schön die Schrift gesetzt ist" rief ich, meine Gleichgültigkeit verbergend.
"Schrift? [...] Wie? Du meinst das sei gedruckt? Nein, Dummer, es ist ein Manuskript, ein Runen-Manuskript!"
"Runen?"
"Ja! Kennst du keine Runen?"
"Natürlich" erwiderte ich beleidigt.
Aber mein Oheim begann schon mich über Dinge zu belehren, die ich gar nicht wissen wollte.
"Die Runen", fuhr er fort, "sind vor uralten Zeiten auf Island in Gebrauch gewesen und von Odin, sagt man, selbst erfunden.
Aber schau doch her, du musst sie bewundern, die Zeichen, die ein Gott ausgedacht hat!"
Ein altes, schmutziges Pergament, das aus dem Buch herausfiel, unterbrach meinen Oheim und gab unserem Gespräch eine
andere Wendung.
Mit begreiflicher Hast fiel mein Oheim über diesen Quark her. Ein altes Dokument, das vielleicht seit langer Zeit in einem
alten Buch lag, musste in seinen Augen kostbar sein.
"Was ist das?" rief er aus.
Und sofort breitete er sorgfältig das doppelt gefaltete Pergamentstück auf dem Tisch auseinander, auf dem ein
unverständliches Gekritzel von Zeichen zu sehen war[, welche] den Professor Lidenbrock nebst seinem Neffen zu der
sonderbarsten Expedition des neunzehnten Jahrhunderts veranlassten.
Rezension erstellt von Phönix