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Autor Thema: Himmlisches Feuer - Hadmar von Wieser  (Gelesen 5462 mal)
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Loewe


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« am: Januar 13, 2008, 18:36:17 »

Hadmar von Wieser - Himmlisches Feuer

Autor: Hadmar von Wieser
ISBN: 3492700527
Verlag: Piper

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"Vier Autoren, zwölf Romane und eine phantastisch-realistische Welt: Auch der zweite Band der "Gezeitenwelt" erzählt von Katastrophen, von Träumen, die wahr werden, der Jagd auf einen Gott und von einer Liebe, die Kontinente überspannt.

"Der Himmel hatte die Farbe alter Knochen. Südwind trieb zerfetzte Wolken gegen die Gipfel der Weltenmauer. Der riesenhafte Gott hob seine sechs Arme. Kommt nur her, ihr Wurmtreter!" So beginnt die Schlacht um den Unvollendeten Palast - Über Serkan Katau steht ein Komet. Der Kaiser sieht ein neues Zeitalter heraufziehen und befiehlt, einen leibhaftigen Gott zu töten, um sich an dessen Lebenskraft zu nähren. Inmitten des Chaos, das der fremde Stern heraufbeschwört, nimmt der Götterfresser Kang die Verfolgungsjagd auf, um seinem Herrscher den toten Gott zu Füßen zu legen. Weder Flutwellen noch Vulkanausbrüche bringen ihn von seinem Ziel ab. Zweites Buch eines Epos voller Abenteuer, Magie und bizarrer Naturphänomene, das vier Autoren in einer wunderträchtigen Welt, aber auf naturwissenschaftlicher Basis angesiedelt haben. Jeder Roman ist in sich abgeschlossen.

Und wirklich wahr, ich war wieder einmal schlicht weg begeistert von dem Buch. Während sich Bernhardt Hennen in "Der Wahrträumer" im mediterranen Gebiet aufhielt, ist von Wieser nun in die asiatische Gegend eingetaucht. Immer wieder lassen sich auch ungefähre Gleichheiten zwischen der asiatischen Kultur, so wie wir sie im heute kennen und der Kultur in Serkan Tau finden.

Das Reich der Tugenden, so wie Serkan Tau auch genannt wird ist der Beginn dieses Romans. Es wird von Kriegern erzählt, von Göttern, von den Kasten und ihren Unterschieden. Von Intrigen und Verrat. Zwischen all diesen hohen Tieren ist auch der Strauchdieb Strolch zu finden, der als Sklave nach Serkan Tau kam. Ausgerechnet dieser flüchtige Sklave findet einen abgeschlagenen blaue Hand. Die Hand eines blauen Gottes, welcher ihm sofort nach jagt. Doch nicht nur er ist ein Jäger, der blaue Gott "Fünfarm" ist auch der Gejagte von den Götterfressern unter dem Kommando von Kang, welcher ihm genau diese Hand abschlug. Beide befreunden sich miteinander und begeben sich auf eine Reise. Eine Reise, wie sie merkwürdiger nicht sein könnte. Sie werden verfolgt von den Götterfressern und letztendlich stellt sich doch nur die eine Frage:"Was bin ich?"

Die Reise erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft, von dem Glauben, von Intrigen und Verrat, aber auch von Liebe und Zusammenhalt. Das Buch hat mich fasziniert und ich habe es förmlich verschlungen. Wieser drückt sich sehr deutlich und klar aus, vermittelt dem Leser sehr gut, was die Charaktere empfinden, wie sie denken, warum sie so handeln. Eine Reise zu sich selbst letztendlich, welche niemals wirklich endet.

Leseprobe:
Der Blaue Gott
Der Unvollendete Palast, Serkan Katau, am Morgen des 22. Tages im Vierten Mond im Jahr 472 der Blauen Götter

Der Himmel hatte die Farbe alter Knochen. Ein steifer Südwind trieb die zerfetzten grauen Wolken gegen die fernen Gipfel der Weltenmauer. Zwischen den Wolkenhaufen war der neue Stern zu sehen, eine Faust aus kaltem Licht, die heller als ein zweiter Mond inzwischen auch bei Tag leuchtete.
Der Blaue Gott stand unbeweglich auf dem Ringwall - wie eines jener Standbilder, die in beinahe jedem Tempel des Kontinents zu finden waren. Sein Gesicht war einem Alptraum entsprungen, den Kinder in ganz Serkan Katau geträumt hatten. Die tellergroßen Augen waren wie im Wahn aufgerissenen. Das Maul wirkte riesig genug, einen Unterarm zu verschlingen - und niemand auf der Welt zweifelte daran, daß der Blaue Gott ebendies auch jederzeit täte, wann immer er die Gelegenheit dazu bekäme. Aus dem Unterkiefer ragten, Dolchen gleich, zwei Stoßzähne bis hinauf zu den Nasenlöchern, welche unaufhörliche Tobsucht zu blähen schien.
Es hätte selbstmörderischen Mutes bedurft, dem Blauen Gott so nahe zu kommen, um zu bemerken, wie seine Augen sich bewegten. Aus der Nähe aber war unverkennbar, daß der glotzende Blick über die Ebene unter ihm schweifte. Irrlichternd glitt er über das gewaltige Heer, das den Unvollendeten Palast von allen Seiten umgab.
Der Marschtritt der letzten Aufstellung nehmenden Einheiten war verklungen. Doch das Knattern der roten Fahnen im Wind, das Rumpeln und Quietschen der Belagerungsmaschinen und Geschütze, die zahllosen kleinen Geräusche Hunderttausender Harnische und Waffen und das nervöse Schnauben Zehntausender Streitrösser vereinigten sich zu einem beunruhigenden Rauschen, das so stetig war wie die Stimme des Windes.
Schlagartig ging ein Ruck durch die kolossale Gestalt des Blauen Gottes. Sein metallener Lendenschurz klirrte. Die sechs Arme hoben drohend die monströsen Waffen. Und aus dem grotesken Maul dröhnte eine Stimme mit einer Lautstärke, die in der Tat geeignet schien, bis in die hintersten Reihen des feindlichen Heeres zu dringen: "Kommt nur her, ihr Wurmtreter, wenn ihr eine auf die Fresse haben wollt!"

Am Labyrinth
Grenzfestung Tartang Tung, das Labyrinth, Turga-Busch, nordöstliches Serkan Katau, nach der Großen Regenzeit im Jahr 471 der Blauen Götter, zehn Monate vorher

"Sie werden durchbrechen!" Die Stimme des Waffenmeisters unter dem roten Maskenvisier klang erregt.
"Nicht solange du lebst, Waffenmeister!" antwortete Hauptmann Kang streng, ohne den Blick vom Feind zu wenden. Stählerne Gewißheit lag in seiner Stimme. Er haßte es, wenn ein Offizier vor seinen Kriegern Unruhe zeigte. Zu oft hatte er erlebt, wie diese Unruhe in den Kriegern Widerhall fand. Und er wußte, daß es sein Vorbild war, welches wiederum den Wachtmeistern und Waffenmeistern Sicherheit gab.
Aber natürlich hatte der Krieger recht. Wenn ihm nicht bald eine überraschende Lösung einfiele, würden die berittenen Turga durchbrechen. Kang hatte seine Leute ehrgeizig weit auseinandergezogen: fünfhundert Krieger fast über ein Läng verteilt, eine Manneslänge zwischen jedem Ziang.
"Es ist nun einmal schon fast Tradition", sagte Kang grimmig hinter seinem Visier, "daß sie angreifen, wenn der Boden nach der Regenzeit wieder fest ist."
Ein Stamm der Turga war auf seinen struppigen kleinen Pferden und schmutzigen Kamelen in das Labyrinth eingedrungen. Fast jedes Jahr beschloß ein Khan, die undurchdringlichen Mauern anzugreifen.
Irgendwann hatten die Buschreiter gemerkt, daß sie in die Falle geritten waren: Was wie eine Lücke zwischen zwei Festungen gewirkt hatte, war nichts anderes als eine Sackgasse innerhalb des Labyrinths. Nun sahen sie die Mauern, die sich dreitausend Götterfuß zur Linken und dreitausend Götterfuß zur Rechten erstreckten; vor ihnen ragte eine weitere Festung auf.
Kangs Faust bekam die gefährlichste Aufgabe zugeteilt: durch ein Tor hinaus zwischen die Mauern stürmen und eine Sperrlinie aus Lanzenträgern bilden. Es ging nicht darum, die Turga einzusperren, sondern sie aufzuhalten, bis die bereits verständigte Barbarenreiterei eintreffen und die Angreifer gegen die Mauern drängen würde, wo die Kreuzbogenschützen und Bambusschleudern die Horde zerschlügen.
"Hauptmann..." Die Stimme des Ersten Wachtmeisters klang deutlich verunsichert.
Indessen griff die Unruhe von dem Glied auf den Finger über. Der turgische Kriegskhan hatte seine Brüder und Sippenhäuptlinge um sich geschart und beratschlagte - aber Kang wußte, daß die heißblütigen Buschreiter nie lange redeten. Gleich würde der Anführer den Ausbruch befehlen. Er hatte mindestens vierhundert Reiter hinter sich. Sie würden als Keil durch die katauekischen Lanzenträger fegen wie ein Kreuzbogenpfeil durch das Fell eines Kamels.
"Übernimm das Kommando, Erster Wachtmeister!" Kang gab seine Position auf, senkte die Standarte und schritt mit stolzen Kriegerschritten von seiner Linie fort.
"Komm her, Khan!" Kang klappte das Visier hoch und schrie so laut, daß ihn nicht nur die Turga, sondern auch möglichst all seine Leute hörten. "Oder bist du zu feige, allein gegen einen Lanzenkämpfer anzutreten?" Kangs Worte ertönten selbstverständlich in der Sprache des Reiches der Tugend; ein jeder Kataueke erwartete, daß man ihn verstand. Und der Khan hatte in der Tat genug verstanden, um sich mittels einiger Zügelhiebe aus dem Pulk seiner Berater zu befreien. Mit einem schrillen "Turga!" ging er zum Galopp über.

Kang lief ihm entgegen. Ein Zweikampf mußte in ausreichender Distanz zu allen anderen Kämpfern stattfinden. Gleichgültig, wie er ausginge - er würde die Turga eine kostbare achtel Stunde lang beschäftigen. Sie liebten es, ihre Kraft, ihren Mut und ihre Ehre zur Schau zu stellen. Sie haßten es, wenn sie ihre Herausforderungen zu den Mauern des Labyrinths hinauf johlten und die disziplinierten Ziangs des Länder überspannenden Feldes der Krieger nicht einmal antworteten. Diesmal hatten sie ihre Antwort.
"Turga!" Der Khan sprengte heran wie ein gereizter Wasserbüffel - ein Wasserbüffel mit Lederhaube, Tätowierungen und Nasenring. Sein Umhang aus Hundefell flatterte im Wind. Am Zaumzeug des struppigen kleinen Pferdes hingen mindestens vier Skalps. Er hielt die Zügel zwischen den Zähnen und hatte Wurfspeer und Krummsäbel erhoben. Den Hornbogen jedoch hatte er stecken lassen. Er zeigte deutlich, daß er einen ehrbaren Kampf begehrte - soweit es Ehre gab für einen Reiter, der einen Fußkämpfer angriff. Aber der Fußkämpfer war ein Standartenträger im kaum durchdringbaren roten Harnisch der Kataueken.
Der Wurf kam früher als erwartet, aber mit erschreckender Kraft: Beinahe schnurgerade flog der Speer heran. Kang wandte sich aus der Hüfte heraus zur Seite und wehrte den Speer mit dem Schaft ab. Die Spitze schrammte am Kachelpanzer über seine Brust hinweg, und der Schaft dröhnte schmerzhaft gegen das Maskenvisier.
Betäubt schüttelte Kang den Kopf, als der Turga auch schon herankam, den Krummsäbel über seinem Haupt kreisend. Die Zügel in der Linken, riß er das Pferd mit einem brutalen Ruck zur Seite.

Doch die Spitze von Kangs Standarte hatte nicht, wie erwartet, auf die Brust des Pferdes gezielt. Die Turga beschimpften die Kataueken als Feiglinge, weil sie ihre Pferde töteten. Kang aber waren Turga-Ehre und Tierliebe gleichgültig; für ihn galt die Finte.
Der Zusammenprall raubte beiden fast das Bewußtsein. Die Klinge schlitzte dem Khan Oberschenkel und Hüfte auf und riß ihn aus dem Sattel, während der Säbelhieb Kangs Helm sprengte. Der Hauptmann raffte sich auf, in den gepanzerten Fäusten einen gesplitterten Standartenschaft; ein Keil aus Eisenblech riß ihm die Kopfhaut auf, Blut troff ihm in die Augen. Der Khan wand sich am Boden, unfähig, sich zu erheben, aber den schartig geschlagenen Krummsäbel noch immer wie den Stachel eines Skorpions gereckt.
Ohne über einen Waffenwechsel auch nur nachzudenken, sprang Kang hinzu. Das Stück Holz in seiner Hand wehrte den ersten Säbelhieb ab, dann traf sein Tritt den Ellbogen des Turga, und ehe der sich herumwerfen konnte, trieb ihm der Krieger den geborstenen Schaft in den Hals.
"Die acht Künste des Tötens, auch mit Stock, Bein und Faust", knurrte Kang grimmig, ehe ihm schwarz vor Augen wurde.



Rezension erstellt von Cassio

zuerst erschienen bei Roter Dorn
Gespeichert

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