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Autor Thema: [Background] Tanz der Schatten  (Gelesen 11896 mal)
Beschreibung: Jacob Prewett: Charakterbogen, Präludium, Interview mit Ahriman
Bloodmage
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Jungfrau


« am: Juni 30, 2010, 19:11:50 »

Charaktername: Jacob Prewett

Zitat: "Der Buchstabe ist nicht der Geist, und die Bibel ist nicht die Religion."

Geburtsjahr/-datum: 1122
Todesjahr/-datum: 1169
Sieht aus wie: Anfang 20
Haarfarbe: schwarz
Augenfarbe: silber
Hautfarbe: weiß
Nationalität: Engländer
Größe: 1.77m
Gewicht: 72kg
Geschlecht: männlich

Charakterbeschreibung:

Das blutrote Kreuz prangte auf dem Wappenrock, welcher früher einmal in blütenreinem weiß gestrahlt hatte. Heute war er zwar immer gepflegt, aber auch eindeutig schon nicht mehr neu. Darunter das sorgsam gepflegte Kettenhemd, sowie das Schwert im Gurt an seiner Seite und der Dolch an der anderen komplettierten das Bild eines Kreuzritters. So konnte man ihn antreffen. Aber auch in feinem Stoff, mit einer Kette, welche ein Wappen abbildete das, so munkelt man, zur Familie de Beaumont gehört. Für gewöhnlich jedoch, trug der junge Mann, von vielleicht 20 oder 25 Wintern, sein Kettenhemd und darüber simples Leder und wurde durch den schweren Umhang mit dem Kreuzfahrerkreuz eingehüllt, der sicher gut gegen die Kälte geschützt hätte wenn er denn noch frieren würde.
Wäre nicht seine Ausrüstung würde man bei dem schmalen Gesicht und Körperbau, den smaragdgrünen Augen und den etwa 1 Meter 75  kaum darauf schließen, jemanden vor sich zu haben der ein Schwert auch nur heben konnte, geschweige denn es zu führen.
Dennoch wirkt er sehr selbstsicher und auch befehlsgewohnt, was jedoch kein Anlass ist die Manieren zu vergessen oder ausfallend zu werden. Nach außen hin schien er vielleicht sogar den jungen Adligen noch besser zu verkörpern als den Ritter. Höflich, ja fast freundlich und dennoch irgendwo verschlossen, verborgen in den Schatten die er so zu lieben schien, konnte man ihn nennen solange kein Grund vor lag an diesem Verhalten etwas zu ändern.

Clan: Lasombra
Generation: 8
Erzeuger: Pharnabazus

Chronik: Dreizehn

Wesen: Architekt
Verhalten: Verteidiger
Konzept: Kreuzritter

Attribute

körperliche
Körperkraft xxxx
Geschick xxx
Widerstand xxx

gesellschaftliche
Charisma xx
Manipulation xxx
Erscheinungsbild xxxx

geistige
Wahrnehmung xxx
Intelligenz xx
Geistesschärfe xxx

Fähigkeiten

Talente
Aufmerksamkeit xxx
Ausdruck x
Ausflüchte xx
Ausweichen xxx
Diebstahl
Einschüchtern xx
Empathie x
Führungsqualitäten xxx
Handgemenge x
Sportlichkeit xxx

Fertigkeiten
Bogenschießen x
Etikette xxx
Handel
Handwerk x
Heimlichkeit x
Nahkampf xxxx
Reiten x
Tierkunde
Überleben x
Vortrag

Kenntnisse
Akademisches Wissen x
Folklore
Gesetzeskenntnis x
Linguistik xxxx (Latein, griechisch, arabisch, französisch, deutsch, italienisch, spanisch, alt-griechisch)
Medizin
Nachforschungen
Okkultismus xxx
Politik
Seneshall x
Theologie x

Sekundäre Fähigkeiten
Strategie xxx
Geographie x
Clanskunde Lasombra xxx
Kainskinderkunde xx

Hintergründe
Arsenal xxx
Ressourcen xx
Status xx
Generation xxxx

Disziplinen
Schattenspiele xxx
Stärke xxx
Beherrschung x

Tugenden
Überzeugung: xxx
Selbstbeherrschung: xxx
Mut: xxxx

Pfad der Erleuchtung:
Via Regalis xxxx x

Willenskraft
xxxxx xx

Blutvorrat:
15/3

Vorzüge:
Dunkler Stahl xxx
Sprachtalent xx

Schwächen:
Feind xxx
Rache xx
Beuteausschluss x
« Letzte Änderung: Oktober 15, 2011, 16:41:56 von Wuschel » Gespeichert

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Jungfrau


« Antworten #1 am: Juni 30, 2010, 19:26:36 »

Die Nacht war kühl, wie immer in England, als ich St. Augustinus betrat. Auf meiner Brust prangte das blutrote Kreuz der Kreuzfahrer auf dem weiß meines Waffenrocks. Es strahlte sicherlich nicht mehr so blütenrein wie zu dem Zeitpunkt als ich es, vor nun mehr gut 60 Jahren das erste Mal überstriff, aber es erfüllte seinen Zweck. Die alten Benediktiner ließen mich in ihr Kloster ein und auf meine Frage nach Leon de Beaumont hin, wurde ich zu einer Kammer geschickt welche in der Nähe der Kapelle lag. Das sie so viel Pragmatismus besaßen einen alten Mann für seine Gebete möglichst wenig laufen zu lassen hätte ich den alten Mönchen aus meiner Erfahrung her gar nicht mehr zugetraut. Keiner von jenen welchen ich begegnete war alt genug um mich noch aus den Tagen meines Menschseins zu kennen, höchstens als kleine Kinder und dann hatten sie den jungen Adligen sicherlich vergessen, der höchstens ein Mal im Jahr gekommen war um seinen Bruder zu besuchen. Und ich sollte schließlich im heiligen Land gefallen sein und für die Toten gehörte es sich nicht heilige Stätten zu betreten. Dennoch hörten meine scharfen Sinne auch angstvolles Gewisper. Türen die knarrend zugezogen wurden und Gebete welche eilig geflüstert wurden. Törichte Narren. Als ob es sie schützen würde gegen mich. Als ob ich mich an heiligen Männern vergreifen würde. Gott mag meine Seele verdammt haben, dennoch vergriff man sich nicht an seinen Dienern, schon gar nicht wenn sie unbewaffnet waren.
Ich kam an der Kammer an zu welcher man mich geschickt hatte. Ich klopfte leise, dennoch bestimmt und eine schwache Erlaubnis für Eintritt kam vom Inneren der Kammer. Mit ruhiger Hand öffnete ich die schwere Holztür als sei sie aus Papier. Das Bild vor mir versetzte mich scheinbar in meine Kindheit zurück. Leon hatte nichts verändert, seit er ein Kind gewesen war und seine Kammer eingerichtet hatte. Einzig Bücher waren in Unmengen hinzugekommen. Im Raum waren zwei Personen. Ein jüngerer Mönch, kaum 20 Winter alt. Und ein alter Mann. Fast schauderte ich wenn ich bedachte, dass dies auch mein Schicksal hätte sein können. Gebrechlich, halb verwirrt, zu schwach um lange zu laufen.
Meine Augen fixierten den Jungen.
„Wie ist dein Name Junge?“
„Adrian, Sire.“
„Nun Adrian, dann sei so gut und verlasse diese Kammer. Steh draußen Wache auf das niemand lauscht. Ich habe mit Bruder Leon einige private Dinge zu bereden.“
Ich sah seine Verunsicherung in den Augen, ein Blick zu Bruder Leon aber nach einem weiteren Blick in meine Augen schien ihm ein Schauer den Rücken herunter zu laufen und er wagte es nicht zu widersprechen.
„Ja, Sire.“
„Und Adrian … achte darauf, dass du selbst nicht lauscht. Erfülle meine Bitte gewissenhaft und es soll dein Schaden nicht sein.“
„Natürlich, Sire.“
Und der Junge verließ den Raum.
Wenn er klug war würde er seine Ohren dort behalten wo sie hingehörten … wenn nicht … nun … Ungehorsam musste bestraft werden.
Aber erst hatte ich anderes zu tun, Informationen einzuholen die nur mein ältester noch lebender Verwandter mir beantworten konnte. Gehorsam wie sie waren formten die Schatten sich, zogen einen Stuhl zum Bett meines greisen Bruders. Ich schnürte mein Schwert vom Gürtel und lehnte es an die Wand neben dem Kopfende meines Bruders. Dann setzte ich mich.
„Leon …“
Ein Schütteln ging durch den schlafenden Leib meines Bruders.
„Wach auf Leon“
„Ahhhh…“
Mit einem Stöhnen schlug mein Bruder die Lider auf. Ich war wahrlich gerade rechtzeitig gekommen, lange würde es nicht mehr dauern bis Gott ihn zu sich rufen würde.
„Du bist alt geworden Leon.“
„Wer seid ihr?“
Ein Auge des alten Mannes schien Blind zu sein, auch das andere wurde bereits trüb. Seine Stimme war schwach, aber immerhin lebte er noch und sein Verstand schien halbwegs klar.
„Erkennst du mich nicht? Nun gut … wie solltest du auch. Es ist lange her seit wir uns das letzte Mal sahen … wir waren beide noch nicht einmal 30 bei unserem Abschied.“
„Wer seid ihr? Ich mag alt sein aber nicht dumm … ihr müsstet so alt sein wie ich wenn wir uns so lange nicht gesehen hätten.“
„2 Jahre jünger um genau zu sein. Ich bin auf der Suche nach Antworten Leon. Antworten über die Familie Prewett, erinnerst du dich?“
Langsam sah ich eine Mischung aus Erkennen und Furch in seinen Augen aufglimmen … der Name meines Hauses schien mein Gesicht wieder in einen Kontext zu rücken. Furchtsam stammelte er.
„Aber … aber du bist tot. Wir hörten, dass du gefallen bist … du bist auf dem Kreuzzug gefallen.“
„Ja und nein Leon. Ja und nein. Aber schön, dass du dich an mich erinnerst. Und nun lieber Bruder … will ich dir meine Geschichte erzählen … am besten von Anfang an. Hör gut zu, ich werde mich nicht wiederholen.
An meinen Namen erinnerst du dich sicher, aber es wäre keine vollständige Geschichte wenn ich ihn verheimlichen würde. Du kennst mich als Jacob Prewett, Earl of Worcester, Kreuzritter des 2. Kreuzzuges. 4. Sohn von Roger de Beaumont, dem 2. Earl of Warwick.
Nun. Heute nennt man mich Jacob Prewett, Neugeborener der Magister, Kind des Pharnabazus“

„Was für eine Teufelei ist das? Neugeborener? Clan? Magister? … welcher Verdammnis ist deine Seele anheim gefallen Teufel?“
„Schhhh … hör zu und unterbrich mich nicht wenn es nicht wichtig ist und es schickt sich nicht Blutsverwandte mit Teufel zu bezeichnen.“
„Dämonen und Widergänger sind mit mir nicht verwandt!“
Schweig!
Bruder Leon verstummte noch im selben Moment und seine Augen weiteten sich furchtsam. Ich schüttelte leicht den Kopf, seufzte leicht.
„Verzeih, aber in meiner Erziehung habe ich gelernt den Gesprächspartner ausreden zu lassen … und ihn nicht zu beschimpfen. Dummerweise erwarte ich selbiges von jenen mit denen ich mich unterhalte. Nun … wo war ich:“

„Ach ja … geboren wurde ich als Jacob de Beaumont am 12. Dezember 1122 auf Warwick Castle. Erinnerst du dich noch an das Schloss? Ich war dort ehe ich dich besuchen wollte. Unser werter Bruder ist nun auch schon an die 40 Jahre tot. Ein Neffe, oder Großneffe von uns sitzt nun auf dem Platz unseres Vaters. Aber ich bin froh, dass du noch lebst. Wir verstanden uns ob unseres gemeinsamen Schicksals immer besser als mit Waleran oder William … die lieben beiden Brüder die auf Warwick bleiben durften.“
In meine Stimme schlich sich ein Hauch Verbitterung gemischt mit Zorn auf meine älteren Brüder. Ich hatte nie verwunden, dass sie scheinbar bevorzugt worden waren. Sicher verstehe ich die Notwendigkeit Geld und Zeit zu sparen und nur 2 mögliche Thronfolger auszubilden, außerdem brachte man uns dadurch in Sicherheit vor möglichen Attentätern, dennoch … erklärt dies einmal einem kleinen Jungen von 6 oder 7 Jahren.
„Stell dir vor ich hätte zu einem der beiden gehen müssen für meine Antworten … nicht auszudenken. Nein, es trifft sich gut, dass ich zu dir kommen konnte. Unser gemeinsames Schicksal verbindet uns eben doch irgendwie. Unsere Eltern haben wir nie wirklich kennen gelernt. Ich noch weniger als du, da ich mit 3 Sommern schon meiner Amme entrissen wurde um nach St. Augustinus zu kommen, du warst schon 5. Auch hast du dich immer besser in das Kloster eingepasst als ich. Nun, beweis genug ist ja dass du heute noch immer hier bist, während ich so etwas wie ein eigenes Leben hatte.“
Ich sah den stillen Protest in Leons Augen. Ich wusste, dass die Mönche dies hier nicht als Zwang ansehen aber für mich war es immer genau dies. Ein Gefängnis im Namen Gottes.
„Nun. Das war nun mal das Schicksal der Spätgeborenen nicht wahr lieber Bruder? Aber dann sah Gott ein anderes Schicksal für mich vor. Er schickte seinen Diener, Geoffrey, Bischof von Lincoln mit seiner Schar in unser Kloster. Unter ihnen auch Tirune. Erinnerst du dich noch an den Mohren? Ich entsinne mich noch an die Episode als ich auf einem der Apfelbäume im Klostergarten saß und du verzweifelt versucht hast mich davon zu überzeugen wieder herunter zu kommen…“
Ich musste leicht lachen. Es war so lächerlich gewesen meinen gottesfürchtigen Bruder rufen zu hören „Komm runter oder Gott wird dich mit einem Blitz bestrafen“ und das am helllichten Tage bei strahlendem Sonnenschein. Es war schon eine kleine Kostprobe von Dominanz gewesen mich gegen meinen Bruder durchzusetzen. Sicher war es nicht schwer gewesen, aber es machte in mir einen Unterschied aus zwischen dem dumpfen gehorchen der Ordensregeln.
„… und dann kam Tirune und beim Klang seiner Stimme fiel ich fast automatisch aus dem Baum heraus und landete zu seinen Füßen. Ich glaube ich spüre selbst heute noch manchmal die Schmerzen der Trachtprügel die ich danach von ihm bekommen habe. Dennoch veränderte der Mohr mein Schicksal maßgeblich. Vater kam eines Tages ins Kloster. Sie verhandelten fast den ganzen Tag bis Vater schließlich herauskam und mir mitteilte, dass ich das Kloster verlassen konnte. Er hatte vermutlich schon lange gewusst, dass das Klosterleben für mich nichts ist. Tirune wurde mein Mentor und ich fing als Page meinen Dienst an. Fortan gehörte ich zu Geoffreys Gefolge. Allerdings begab es sich auch, dass ich damit, unwissentlich natürlich, endgültig der Möglichkeit entsagte unserem Vater einmal auf den Thron zu folgen.
Weißt du warum Tirune bei Geoffrey Leibwächter war? Ich hörte, dass er ein bekehrter Moslem sein soll und aus dem heiligen Land gekommen sei um hier in England, im bürgerkriegsverwüsteten England, für seine Sünden büßen wollte. Wie er in den Dienst von König Stephan kam wurde mir nie enthüllt. Aber ehrlich gesagt interessierte ich mich auch herzlich wenig dafür. Für mich war nur wichtig, dass er ein Ritter war und mich damit zum Knappen ausbilden und später selbst zum Ritter machen konnte. Dies war im Übrigen auch die Zeit in der man mir den Namen Prewett gab. Offiziell hieß es, damit ich meine eigene Blutlinie gründen könnte. Ich glaube aber ehr, dass es Vater peinlich war einen einfachen Pagen und Leibwächter als Sohn zu haben und er deshalb nicht wollte, dass ich weiterhin den Namen de Beaumont trage. Wie dem auch sei. Ich bekam meinen eigenen Nachnamen und als 7 jähriger Junge ist man mit der Erklärung zufrieden die einem von den Erwachsenen gegeben wurde. Dies war übrigens auch das letzte Mal das ich Vater in den nächsten 7 Jahren sah. Überhaupt sah ich die nächsten Jahre bis zu meiner Schildweihe niemanden der Familie mehr.
Nun gut … ich kam also in den Dienst Geoffreys unter Tirunes Obhut. Wie es sich für einen Pagen gehörte musste ich in den ersten Jahren hauptsächlich als Diener für Tirune arbeiten. Ich erlernte allerdings auch den höfischen Umgang, Mathematik, Literatur, Taktik und Kriegskunst. Dennoch war ich im Grunde nicht mehr als ein Stallbursche oder Laufjunge. Insgesamt ging es mir aber besser als dir im Kloster.“
Von meinem Bruder kam ein verächtliches Schnauben, ich nickte, konnte ihn verstehen. Hin und wieder wünschte ich mir tatsächlich ich hätte wieder im Kloster sein können. Das Leben als Page erschien mir ehr ein Rückschritt denn ein Fortschritt zu sein. Dennoch lernte ich eine wichtige Sache in diesem Abschnitt meines Lebens. Nämlich, dass ein Rückschritt auch gleichbedeutend sein kann mit Anlauf nehmen. Außerdem erwies es sich in meinen späteren Lebensjahren durchaus als praktisch zu wissen wie ich meine Ausrüstung selbst instand halten konnte.
„Du brauchst deine klerikale Arroganz nicht an mir auszulassen … letztlich hat sich doch gezeigt wer von uns etwas aus seinem Leben gemacht hat. Nun … meine ersten Jahre waren sicherlich nicht ruhmreich. Aber wir kamen in Lincoln an. Geoffrey nahm seinen Platz als Bischof ein und ich tat was man mir befahl. Die nächsten 7 Jahre waren ruhig. Es war fast eintönig, außer dass ich hin und wieder von Tirune im Schwertkampf, und wie es sich für einen wahren Normannen gehört auch im Bogenschießen trainiert wurde. Und dann kam mein 14. Lebensjahr. Meine Schildweihe. Die ganze Familie war anwesend. Vater, Mutter, unsere Geschwister und auch du. Ich war so furchtbar stolz darauf, dass Geoffrey höchst persönlich mir mein Kurzschwert gab. Wir feierten diesen Anlass bis in die Nacht hinein und schon am nächsten Tag reisten alle Verwandten wieder ab. Komisch, dass ich sie erneut nicht wieder sah bis ich schließlich meine Schwertleite erhalten würde.
Nunja. Meine Ausbildung änderte nun ihre Ausrichtung. Es wurde mehr Wert auf das erlernen des Waffenhandwerks gelegt. Ich bekam meine eigene Ausrüstung mit Kurzschwert, Eisenhelm, Lederrüstung und Schild die ich nun zusätzlich zu Tirunes Ausrüstung zu pflegen hatte. Nun hatte ich auch das Glück, dass Tirune zwar ein Ritter war, aber in seinem gottgefälligen Dienst zu Geoffrey bereits seine Erfüllung fand und kein großes Interesse an Turnieren hatte. Somit konnte er sich voll und ganz auf meine Kampfausbildung konzentrieren und mir einige seiner im heiligen Land erlernten Manöver beibringen. 3 Jahre nach meiner Erhebung zum Knappen gab Geoffrey allerdings seinen Posten als Bischof von Lincoln wieder ab und wurde Kanzler am Hofe seines Vaters, Stephane, dem er, obwohl er nur ein Bastard war, dennoch immer treu geblieben ist. Durch seine neue Stellung am Königshof erwarb er natürlich eine Vorzüge die zu Teilen auch auf sein Gefolge abfärbten. Wir schlossen uns dem Wanderhof des Königs an und somit konnte ich als Schildknappe auch an einigen Turnieren im Reich teilnehmen. Allerdings konnte ich dies nur an Kurzschwertduellen oder der Buhurt zeigen. Ich sammelte so endlich auch praktische Kampferfahrung die ich gut mit dem „Trockentraining“ Tirunes verbinden konnte. Mit den Jahren wuchs ich zu einem recht passablen Kämpfer heran und habe durchaus das ein oder andere Turnier für mich entschieden.
Nun kam mein großer Tag. Das Jahr 1141 und mein 21. Geburtstag  nahten. Allerdings überschatteten einige dunkle Ereignisse diesen Tag. Tirune wurde letztlich doch vom Alter überwältigt. Er verstarb nur 2 Wochen vor meiner Schwertleite. Auch Vater war erst vor 3 Jahren gestorben. Ich bete das Gott den Seelen der Beiden Gnade erwies. Tirune hat es mit Sicherheit verdient gehabt. Dennoch wurde meine Schwertleite abgehalten. Nun war ich aber meines Vaters und meines Mentors beraubt also musste sich jemand anderes für meine Schwertleite finden. Ich danke Geoffrey heute noch dafür, dass er für mich bei seinem Vater vorsprach und ihn dazu bewegte diese Ehre höchst persönlich vorzunehmen. Das Zeremoniell wurde auf Warwick Castle abgehalten. William war inzwischen zum 3. Earl of Warwick ernannt worden. Aus der gesamten Grafschaft waren Sondersteuern eingetrieben worden und ein gewaltiges Fest hatte man auf dem Gelände des Schlosses gefeiert. Schließlich begab es sich, dass der König selbst mir den Schwertgut umband, mir den Treueid abnahm und schließlich den Schlag ins Gesicht verpasste. Es sollte der letzte unerwiderte Schlag sein den ich in meinem Leben erhielt.
Nun gehörte ich also zu den Erwachsenen. Meine Kindheit war geprägt von Neid, Missgunst und hartem Training. Dazu mein Ehrgeiz mehr zu werden als ich bisher war. Nun, ich denke meine Kindheit und Jugend hat sehr dazu beigetragen wie ich heute bin.
Allerdings gab es noch etwas was ich nie erwartet hatte. Als ich Geoffrey in die Augen sah erkannte ich sein amüsiertes Funkeln über meine Verwunderung. Sein Vater sprach mir die Grafschaft Worcestershire zu. Ich wurde somit zum 2. Earl of Worcester. Der Titel war seit 20 Jahren vakant gewesen als ein anderer Zweig der Beaumont Familie ihn für sich beansprucht hatte, ihn aber in den Wirren des Bürgerkriegs nicht hatte halten können. Nun sollte ich, als treuer Diener Geoffreys und treuer Vasall des Königs dieses Lehen erhalten und es nach bestem Wissen und Gewissen verwalten.“
Ich konnte ein Lachen bei dem Gedanken an dieses Ereignis nicht unterdrücken. Ich als 4. Sohn eines Earls, Diener eines Klerikers wurde plötzlich zum Earl erhoben. Ich denke dies geschah vor allem wegen William. Meinem werten Bruder konnte man zwar keine Verrat nachweisen aber im Grunde wusste jeder, dass der verwöhnte kleine Adlige dem König nicht mehr als ein Lippenbekenntnis entgegen brachte. Nun bekam ich die Grafschaft direkt neben seiner zugesprochen. Ich vermute damit ich ein Auge auf ihn werfen konnte oder er sich zurückhielt. Mir war es gleich. Für mich zeigte sich nur, dass Ehre und Treue gepaart mit Ehrgeiz zum Erfolg führen konnten.
„Oh ich habe es genossen Walerans Gesicht zu sehen als ich zum Earl ernannt wurde. Noch dazu auf seinem Schloss. Ihm drohten sämtliche Gesichtszüge zu entgleiten und vor sich hinzubrabbeln. Aber er hielt sich, und ich konnte es auch gar nicht richtig auskosten ihn so zu sehen, war ich doch selbst viel zu überrascht. Es war ein berauschendes Gefühl. Ich hatte es geschafft und ich hatte es mir verdient. Kennst du das? Du erhältst eine Ehrung ohne wirklich etwas dafür getan zu haben? Es schmeckt schal. Aber wenn du es dir durch deine Handlungen verdient hast ist jeder noch so kleine Erfolg eine Euphorie für sich.
Ich begann also mein Land zu verwalten. Ich weiß noch, ich bin jedes Jahr hier ins Kloster gekommen um dich zu besuchen und eine kleine Spende für das Kloster zu hinterlassen, schließlich soll man nie vergessen woher man kommt.
Meine Ausbildung in Mathematik halfen mir die Erträge meines Landes zu verbessern und die Bücher auf Vordermann zu bringen. Nach etwa einem halben Jahr hatte ich mich gut eingelebt und es ging bergauf, als die nächste Zäsur in meinem Leben kam. Auf einem Ball begegnete ich Isabell d’Aubigny. Sie war gerade 17 Jahre jung und eine Schönheit sondergleichen. Ich glaube ich verliebte mich noch beim ersten Anblick in sie. Ihr Vater war William d’Aubigny , Earl of Arundel, leider lebte er schon nicht mehr zu diesem Zeitpunkt der er 12 Jahre zuvor den Tod durch das Alter gefunden hatte. Sein Sohn, mit Namen ebenfalls William verhandelte mit mir über die Hochzeit. Nach etwa 2 Wochen war es beschlossen und Isabell und ich heirateten zur Jahreswende 1142. Für Isabell war es zu Beginn der Ehe eine reine Zweckhochzeit um das Herzogtum Norfolk, über welches ihr Bruder regierte, zu stärken. Aber ich denke im Laufe des nächsten Jahres entwickelte auch sie Liebe. Schon 10 Monate nach unserer Hochzeit wurden wir mit unserem Sohn belohnt. Zu ehren meines Mentors nannten wir den Burschen Tirune. Ich glaube, der alte Mohr hätte sich geehrt gefühlt. Kein Jahr später empfing meine geliebte Gattin ihr zweites Kind. Wir nannten es nach ihrer Mutter, Elisabeth. Aber schon im Frühjahr des Jahres 1144 meinte das Schicksal es nicht mehr so gut mit mir …“
Nun verstummte ich, wurde ruhig. Mein Bruder wusste vermutlich warum. Natürlich wusste er es. Er gehörte zu den einzigen beiden Vertrauten die ich außerhalb meiner eigenen Familie hatte und ich war zu ihm gegangen um Rat von ihm zu erhalten. Plötzlich fühlte ich mich wieder so klein und hilflos wie damals als ich vor Leon gesessen habe und nicht wusste was ich tun sollte.
„Es war nicht meines Bruders Schuld Dämon … das Weib und Kinder an Pocken erkrankten war Gottes Wille, nicht seiner. Und er hat getan was er konnte um Gott dazu zu bringen Gnade zu erweisen … was er schließlich ja auch getan hat.“
Ich sah meine Bruder eine Weile an. Nickte dann.

„Damit habe ich schon meine erste Antwort, aber es werden noch andere folgen müssen. Und du hast Recht. Ich ging nach der Diagnose der Ärzte erst zu dir, dann zu Geoffrey, der inzwischen Erzbischof von York war. König Stephane war gestorben und Heinrich I. war ihm auf den Thron gefolgt. Der Bürgerkrieg war vorbei und es schien als wollte der Papst einen neuen Kreuzzug ausrufen. Du und Geoffrey rietet mir beide mich Konrad III. von Deutschland auf den Kreuzzug anzuschließen um dort Gott gnädig zu stimmen und meine Familie zu retten.
Es fiel mir schwer … die drei allein zurückzulassen. Meine Ausrüstung und die Ärzte hatten viele Gelder verschlungen und ich konnte mir gerade einmal leisten mich auszurüsten und mein Pferd verpflegen zu können. So schloss ich mich als Jacob Prewett dem Kreuzzug an und nicht als Earl of Worcester. Dennoch wusste Konrad um meine Teilnahme und gab mir eine kleine Schar unter meinen Befehl. Ich sollte auf dem Seeweg ins Heilige Land gelangen. Ich schloss mich der deutsch, englisch, flämischen Flotte an welche über Spanien durch das Mittelmeer ins heilige Land gelangen sollte. Auf dem Weg dorthin belagerten wir das von den Mauren beherrschte Lissabon um es aus den Händen der Moslems in die unsrigen zurückzubringen.
Es war der Herbst 1147 als wir Lissabon belagerten. Dieses Datum wird sich wohl auf ewig in mein Gedächtnis eingebrannt haben, denn es war das erste mal, dass Blut durch meine Hände vergossen wurde. Und es waren nicht nur Ungläubige die wir töteten. Es waren auch Christen, die auf Geheiß ihres Herren kämpften und die wir nicht für Gott sondern für Ehre, Reichtum und Macht töteten.
Dennoch zögerte ich nicht dem Befehl meines Königs zu folgen. Noch am selben Tag hatten wir Lissabon erobert. Leider war mein Tier einem Pfeil dieser maurischen Bastarde zum Opfer gefallen. Dummerweise habe ich mir dabei mein Bein unter dem Pferd eingeklemmt. Ich war nicht wirklich verletzt, aber für den Moment bewegungsunfähig. Zum Glück begab es sich, dass einer der Leute die Konrad unter mein Kommando gestellt hatte in direkter Umgebung zu mir kämpfte und dies mitbekam. Er verteidigte mich so lange bis ich mich von meinem Pferd befreit hatte und selbst wieder zur Waffe greifen konnte. Als die Schlacht vorbei war dankte ich ihm natürlich entsprechend. Sein Name war John Caroux, ein ehemaliger Söldner der auf dem Kreuzzug Vergebung für seine Sünden erreichen wollte. Ich versprach ihm, ihm vor Ende des Kreuzzuges ebenfalls das Leben zu retten oder ihn zurück in England in mein direktes Gefolge aufzunehmen und ihm Land und Lehen zu geben.
Fortan trainierten wir jeden Tag zusammen. John war als Söldner natürlich erfahrener und versierter als ich im Schwertkampf, aber nach einigen Wochen des Trainings in Portugal begannen die Grenzen zu verwischen und wir glichen uns immer weiter an. Bald konnte man uns fast nur noch gemeinsam antreffen und ich bin mir sicher wir kämpften und trainierten doppelt so hart und viel als die anderen Männer im Lager. Mein Kampfstil wandelte sich, nun da ich ohne Pferd war. Mein Schild wurde immer lästiger und ich begann ohne es zu kämpfen. Ich hatte eine dieser neuen Erfindungen ausprobiert. Einen Anderthalbhänder. Man kann ihn zwar auch einhändig führen, aber der Griff ist so gearbeitet, dass auch die zweite Hand mit hinzugezogen werden konnte. Ich lernte diese Klinge schließlich zu meistern und auch mit ihr zu parieren bis ich das Schild irgendwann gänzlich aus meiner Ausrüstung strich. In den 7 Monaten Aufenthalt in Lissabon hörte ich kaum etwas aus der Heimat. Ich bekam einmal einen Brief von dir, dass meine Gattin und die Kinder auf dem Weg der Besserung waren, was ein wenig Trost spendete.
Anfang April rüsteten wir uns für die Überfahrt nach Palästina. Das französische Heer war bereits am 30. März in Messina ausgelaufen, am 10. April folgte Konrad mit seinem Heer der über den Landweg durch Kleinasien reisen wollte.
Gott jedoch schien andere Pläne mit uns gehabt zu haben. Bei Kreta gerieten wir in einen heftigen Sturm. Das Hauptheer sammelte sich in Rhodos, allerdings wurden ein paar Schiffe abgetrieben und strandeten in Zypern. Mein Schiff barst an die Küste nahe Limassol. Ein anderes Schiff hatte einen Großteil der Kriegskasse an Bord, außerdem gehörten Berengaria von Navarra, die Verlobte König Konrads und seine Schwester Johanna zur Besatzung eines der Schiffe.
Die zypriotischen Truppen unter Isaak Komnenos sahen ihre Chance und versuchten uns gefangen zu nehmen, raubten außerdem die Kasse des Zuges. Das Schiff auf dem John und ich uns befanden erlitt Schiffbruch und wurde noch etwas weiter an der Küste entlang gespült. Kurz nach Einbruch der Nacht entbrannte auch bei unserem Schiff ein Scharmützel. Etwa 20 Kreuzritter hatten den Schiffbruch überlebt. 70 Mann von Komnenos wollten uns gefangen nehmen und anschließend Lösegelder verlangen. Wir hatten jedoch kein Interesse uns kampflos gefangen nehmen zu lassen. Unsere kleine Schar kämpfte verbissen, allerdings waren uns die Zyperioten einfach zahlenmäßig überlegen. John und ich wurden etwas abgedrängt als wir uns gegen 4 Krieger zur Wehr setzen mussten. 2 fielen durch unsere Klingen, doch mit einem Schlag war es uns als wäre sämtliches Licht dieser Welt erloschen. Ich hörte Schreie, panische Schreie zu erst, dann Schmerzensschreie, dann spürte ich einen dumpfen Schlag und verlor das Bewusstsein.“
Ich lehnte mich zurück, strich mit meiner behandschuhten Hand den Waffenrock glatt und erhob mich. Ich ging ein paar Schritte. Weg vom Feuer des Kamins in Richtung eines der Bücherregale. Ja, das war mein menschliches Leben gewesen. Eine Mischung aus Torheit, treuem Dienst, Ehre und Ehrgeiz. Außerdem noch das Glück eine Schachfigur des Königs zu sein, denn sonst wäre ich kaum zum Earl gemacht worden. Natürlich konnte ich auch meinen Eltern danken, dass sie Waleran so verzogen hatten, dass es nötig wurde mich als Versicherung neben ihn zu setzen. Aber im Grunde ist das „Warum“ nebensächlich. Wichtig ist nur, was daraus gemacht wurde. Ich drehte mich wieder zu meinem Bruder um, der noch immer alt und gebrechlich in seinem Bett lag. Ich gab ihm noch ein paar Tage, vielleicht Wochen. Er sah für mich schon nicht mehr nach Nahrung aus, zumindest nach keiner die es Wert wäre sie zu mir zu nehmen wenn ich anderes zur Auswahl hatte.
„Nun, das ist der Teil meiner Geschichte den du sicher kennst. Für euch in der Heimat bin ich in Zypern gefallen. Das stimmt auch in gewisser Weise, aber nicht ganz. Lass mich dir nun, nach der Geschichte von Jacob Prewett, dem Menschen, die Geschichte von Jacob Prewett, dem Ghul und späteren Kainskind erzählen.“
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« Antworten #2 am: Juni 30, 2010, 19:27:43 »

Ich setzte mich wieder, lehnte mich zurück und begann:
„Es war der 1. Mai 1148. Ich erinnere mich noch genau an diese Nacht. Erst der Sturm, dann der Schiffbruch und schließlich dieser Kampf mit den Soldaten des Herrschers von Zypern. Den krönenden Abschluss bildete diese tiefe Finsternis und schließlich meine Bewusstlosigkeit. Ich erwachte im Dämmerlicht einer brennenden Kerze. Nie hätte ich erwartet jemals einen solchen Durst verspüren zu können. In meinem Mund fühlte es sich an als hätte ich das gesamte Salz des Mittelmeers verspeist. Noch ehe ich meine Umgebung richtig wahrnehmen konnte sah ich schon eine Karaffe auf einem Nachttisch stehen. Ohne zu zögern griff ich danach, trank einen tiefen Schluck nur um eine Sekunde später das Gefäß von mir zu werfen und zu spucken. Ich kannte diesen Geschmack. Es war Blut, und doch schmeckte es anders. Ich weiß nicht, was anders war aber das Blut schmeckte einfach … potenter. Es hatte auch das Brennen in meiner Kehle etwas gelindert, was aber nicht lange anhielt denn schon einen Augenblick danach übergab ich mich ob dem Eckel. Die Karaffe war auf dem Boden zerschellt und der restliche Inhalt breitete sich langsam dort aus. Als ich mich vom Würgen halbwegs erholt hatte sah ich mich um. Ich musste träumen. Ganz sicher träumte ich, denn ich hatte das Gefühl wieder in Sizilien zu sein. Zumindest war das Zimmer in diesem Stil eingerichtet worden auch wenn es dennoch etwas … nunja … veraltet wirkte. Nichts fassbares, aber die Ornamente und Stoffe erweckten den Eindruck als wäre alles hier aus schon vergangenen Tagen. Ich hatte auf einem Himmelbett gelegen wie ich es von zu Hause kannte. Schwarze Seidentücher bildeten das Bettzeug, waren aber nun verfärbt von Blut und Erbrochenem. Das Holz Im Raum war insgesamt dunkel. Ob es nun durch das Alter verfärbt war, schon immer so gewesen ist oder diese Illusion einzig durch das schwache Licht erzeugt wurde konnte ich nicht sagen. Erstaunt betrachtete ich auch meine Kleidung. Ich trug nach wie vor mein altes Kettenhemd, allerdings hatte der Waffenrock sich verändert. Das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi war einem anderen, fremdartigen Wappen gewichen. Nach kurzem Blick sah ich auch mein Schwert welches ich direkt angürtete. Ich fühlte mich noch schwach auf den Beinen, dennoch hatte ich nicht vor mich einfach in mein Schicksal zu ergeben. Dass man mir Blut in einer Karaffe gab musste irgendeine häretische Teufelei sein oder etwas um meinen Ehre zu beschmutzen. Mir meine Waffe zu lassen zeugte entweder von Mut oder Dummheit. Wie närrisch es war von mir zu glauben ich könnte mit Stahl gegen Schatten ankommen. Mein Schwert in der Hand, die Kerze in die andere nehmend versuchte ich die Tür meines Verlieses zu öffnen … und siehe da … es gelang mir auch. Ich nahm dies als Zeichen Gottes auf, dass der Vater mich frei sehen wollte. Mir blieb nur ein Gang den ich gehen konnte also wählte ich ihn. Die Kerze vor mir ausgestreckt und meine Klinge gefasst schritt ich vorwärts. Etwas was mir schon bald auffiel waren die vielen Gemälde an beiden Seiten des Ganges. Diese Eigenart wurde noch absonderlicher als ich erkannte, dass auf jedem dieser Gemälde ein und dieselbe Person abgebildet war. Einmal in einer griechischen oder römischen Toga, mal im Mönchsgewand und später im Harnisch. Auch fand sich überall das seltsame Zeichen welches auch auf meiner Brust prangte wieder. Ich folgte nun schnelleren Schrittes dem Gang. Angst kroch in mir auf. Ich hatte auf dem Schiff Gerüchte gehört von seltsamen Geheimbünden die ihre Gefangenen erst wie Könige behandeln um sie später umso bestialischer zu töten. Oder andere die sich hohe Lösegelder versprachen wenn ihre Gefangenen heil nach Hause kehrten. Nach vielleicht 3 Minuten Marsch durch diesen seltsamen Korridor rannte ich fast. Die Schatten schienen mich zu verfolgen. Sie waren dichter als sie es seien sollten und ich hatte das Gefühl als würde ich beobachtet. Endlich sah ich eine Tür. Verstand hatte ich offensichtlich nicht mehr, denn ich riss sie einfach auf ohne mich zu versichern ob es denn sicher wäre. Die Paranoia hatte mich mit einer Panik versetzt wie ich sie noch nie gekannt hatte. Aber in dem neuen Raum wurde es nicht wirklich besser. Er war rund, vielleicht von 20 Metern Durchmesser. Am Gemäuer wechselten sich Fackeln und Gemälde mit Türen ab. Insgesamt zählte ich 3 Türen plus die aus der ich gerade gekommen war. Es war seltsam, denn dieser Raum schien exakt spiegelsymmetrisch aufgebaut zu sein. Die Gemälde welche sich fanden waren im Raum jeweils 2 Mal zu finden und auch an der gleichen Stelle wie auf der anderen Seite der Symmetrieachse. Es gab nur einen Bruch und das war am „Kopfende“ des Raumes. Dort stand ein steinerner, in Ermangelung eines besseren Wortes, Thron. Hinter diesem Thron hing ein Wandteppich der das Zeichen welches sich auch auf meiner Brust befand zeigte. Vor diesem Thron stand ein kleines Podest und davor, dem Thron entgegen ein kleinerer Sitz.
Meine Hände waren schwitzig und ich musste mein Schwert immer wieder neu umgreifen um es richtig halten zu können. Die Kerze wurde nun nicht mehr gebraucht, da der Raum durch die Fackeln recht gut erleuchtet war. Ich warf die Kerze also beiseite um mein Schwert mit beiden Händen greifen zu können. Nun mein erster Schock war, dass die Kerze nicht auf dem Steinboden aufschlug. Die Dunkelheit schien sie einfach zu verschlucken. Als ich dann noch eine Stimme aus der Richtung des Thrones hörte von einer Person die da vorher noch nicht gewesen war. Zumindest hatte ich niemanden gesehen.
„Ich befürchte dir hat noch niemand gute Manieren beigebracht…“
Es war die Stimme eines Mannes. Auf den ersten Blick erschien er nicht älter als vielleicht 25 Winter zu sein. Dennoch war die Dominanz mit der er sprach so unglaublich, dass ich das Gefühl hatte mich vor einem Kaiser zu befinden. Auch strahlte er eine Präsenz aus, die mich schon bei seinem Anblick auf die Knie hatte gehen lassen wollen. Nur die Angst hielt mich aufrecht und meine Klinge in meinen Händen. Ich richtete sie auf die Person da auf dem Thorn, auch wenn sie in meinen Händen unglaublich zitterte.
„Erklärt Euch, wer seid Ihr? Ich … ich bin bewaffnet …“
Der Mann hob seinen Kopf von dem Podest auf dem, wie ich jetzt bemerkte, ein Schachspiel stand. Er sah mich an meinen seinen Augen … und unter diesem Blick brach ich förmlich zusammen und viel auf die Knie. Mein Schwert klirrte als es zu Boden fiel. Mit so viel purer … nun … Macht … hatte ich noch nie zu tun gehabt. Was auch immer dies war, ich fühlte mich als wäre diese Person mir in jedem einzigen Belang dieser Welt völlig überlegen.
Ich hörte ein schnalzen mit der Zunge und dann wie sich Stoff bewegte, Schritte auf dem Boden die in meine Richtung kamen. Ich wurde angehoben, wusste aber nicht wie. Die Dunkelheit schien mich förmlich zu packen und anzuheben. Ein grausiges Gefühl. Unglaubliche Kälte, gepaart mit unnatürlicher Kraft. Mein Kopf hob sich ungewollt an und ich musste die Person wieder ansehen. Du weißt gar nicht was wahre Furcht ist mein lieber Bruder. Völlig in der Gewalt dieses Etwases zu sein, nicht zu wissen wo man ist, schutzlos und dann diese Ausstrahlung die einen and die Wand zu drücken schien. Ich wundere mich manchmal, dass mir in diesem Moment nicht der Herz still stehen blieb oder ich meine Hosen unbeschmutzt ließ.
Er begann zu sprechen, nannte mir seinen Namen:
„Pharnabazus, Ahn des Clans der Magister.“
Nun … zu diesem Zeitpunkt sagte mir das natürlich genau so viel wie dir bei meiner Vorstellung. Er machte auch keine Anstallten mir zu erklären was es bedeutete. Von seinen Worten blieb mir bis heute nur im Gedächtnis, dass ich von dieser Nacht an sein Ghul wäre. Ein Sklave seines Blutes der seinen Leib bei Tage schützen sollte und für ihn ein Auge auf die Welt außerhalb seines Refugiums haben sollte. Nun muss man sich vorstellen. Ich war ein junger Adliger. Nicht nur Adel, ich gehörte zum normannischen Hochadel. Ein Kreuzritter und Vasall von König Heinrich I. Kreuzritter in Diensten des Kaisers Konrad III. Ein Sklave sollte ich sein? Ich wollte mich natürlich dagegen wehren. Ihm wenigstens ins Gesicht spucken, aber nichts gelang mir. Er konstatierte ganz sachlich, dass ich meinen Widerstand aufgeben solle. Er würde am Ende eh triumphieren. Dennoch versuchte ich mich weiterhin zu befreien. Die Angst verlieh mir Stärke aber es half nichts. Die Dunkelheit hatte mich in ihrer Gewalt als bestünde sie aus festem Stein. Schlimmer war nur noch, als er mich ansah und mir befahl den Mund zu öffnen. Weißt du wie es ist, wenn du die Kontrolle über deinen Körper verlierst? Deine Muskeln sich bewegten obwohl du es nicht willst? Es ist nicht einmal so, als würde man durch Gewalt gezwungen die Kiefer zu öffnen. Viel schlimmer war, dass der Körper es tat als wäre es sein eigener Wunsch und er hatte keinen Willen dies wieder rückgängig zu machen. Dann sah ich etwas, dass mich fast den Verstand gekostet hätte. Dieser Mann entblößte seine Fänge. Nie hätte ich so etwas für möglich gehalten. Sicher, auch ich hatte Geschichten von Unholden gehört. Geschichten von den Untoten die nachts ihre Gräber verließen und die Unschuldigen zu peinigen und ihr Blut zu trinken. Aber nie hätte ich erwartet, dass dies der Wahrheit entsprach. Noch schlimmer, dass Gott einem seiner Gläubigen ein solches Schicksal zugedachte dieser Kreatur Nahrung zu sein. Aber Pharnabazus biss nicht mich. Er öffnete in seinem Unterarm eine Wunde und hielt sie mir hin. Auf seinen Befehl: „Trink.“ tat ich genau das. Ich trank. Es schmeckte … seltsam. Ich kannte den Geschmack und Geruch von Blut vom Schlachtfeld, aber dies … war irgendwie anderes. Als wäre es … potenter … mächtiger, nicht menschlich. Natürlich war es nicht menschlich. Dann ließ der eiserne Griff der Dunkelheit nach und ich stürzte zu Boden. Vermutlich erlitt ich in diesem Moment einen Nervenzusammenbruch. Wieder verlor ich das Bewusstsein. Als ich erwachte lag ich wieder in meiner Kammer. Mein Schwert steckte in seiner Scheide und lehnte am Kopfende meines Bettes. Außerdem stand auf dem Tisch im Zimmer etwas zu Essen. Gebratener Fisch mit trockenem Brot. In meinem Hunger vergaß ich, dass Blut von der vorherigen Nacht und schlang des Essen herunter. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen, denn nur einen Moment später übergab ich mich wieder. Mein Magen konnte die plötzliche und viel zu schnelle Aufnahme von Essen einfach nicht vertragen. Als ich auf dem Boden kniend wieder zur Ruhe kam hörte ich ein höhnisches Lachen von der Tür. Als ich mich langsam aufrappelte erkannte ich wieder den Mann der mein Meister werden sollte. Ich erkannte jetzt auch, dass er die Person war, die auf jedem der Gemälde abgebildet wurde. Paradox ist die Schwäche der Lasombra. Wir werfen keine Abbildung auf Oberflächen auf denen wir und spiegeln sollten. Damit er nicht vergisst wie er aussieht hat mein Herr den Wahn entwickelt, dass er sich auf unzähligen Gemälden immer wieder selbst betrachten kann. Er stand vor der Tür, obwohl ich mir sicher war, dass sie nicht geöffnet worden war. Er stand einfach da, hatte einen amüsierten Blick auf den Lippen und legte den Kopf leicht schief als er mich mit seinen fast schwarzen Augen begutachtete. Die Ausstrahlung von Macht war verschwunden, dennoch strahlte er immer noch eine Dominanz aus, die mich fühlen ließ als wäre ich nur eine Kröte vor einem Gott. Bei genauerer Betrachtung erkannte ich durchaus orientalische Züge an ihm. Er war sicherlich kein Europäer, aber auch kein Mohr wie Tirune. Er sah arabisch aus. Dennoch schien etwas an ihm anders zu sein. Nur Kleinigkeiten. Er war kleiner als heutige Menschen, die Gesichtszüge waren schärfer, kantiger … auch seine Art sich zu bewegen passte nicht so ganz auf die heutige Zeit. Nun, ich konnte ja nicht ahnen, wie Recht ich mit dieser Einschätzung hatte. Pharnabazus erklärte mir, dass er ein Vampir sei. Ein Kainskind um unseren Begriff dafür zu verwenden. Er gehöre dem Clan der Lasombra an, Magister würden sie genannt und sie seien die Spitze der kainitischen Gesellschaft. Er bräuchte jemanden der am Tage über ihn wacht. Er ließ mir den Schein der Wahl, dass ich selbst entscheiden könnte ob ich nun sterben will oder mich als Ghul in seine Dienste stelle … als hätte ich eine Wahl gehabt.“
Kurz schmunzelte ich beim Gedanken an die Nacht. Es war geschickt von dem alten Perser gewesen mir die „Entscheidung“ zu überlassen. Hätte er es mir aufgezwungen wären vielleicht im Laufe der Jahrzehnte dennoch immer wieder Gedanken von Rebellion kurzzeitig immer aufgestiegen nur um dann vom Blut erstickt zu werden. Vielleicht hätte ich nach meinem Kuss schließlich genauso reagiert wie John es tat. Aber er überließ mir die Wahl. Er überließ jemandem die Wahl der bereits einmal direkt einmal über das Essen in jener Nacht sein Blut getrunken hatte und der demnach keine andere Entscheidung treffen würde als seinem Herren treu zu dienen. Andererseits hat er John einfach in seinen Dienst gezwungen. Vielleicht wollte er ein Experiment starten wer von uns beiden sich durchsetzen würde. Oder ob Zwang oder freier Wille letztlich einen besseren Diener erschaffen würden.
„Ich entschied mich dafür zu dienen. Ich hing natürlich einerseits an meinem Leben, andererseits … nun, es ist nichts Fassbares. Ich war bereits unter dem Bann seines verfluchten Blutes, aber dennoch noch nicht so vollständig, als dass es mir nicht so vorkam als würde ich zum Dienst gezwungen werden. Auch wusste ich natürlich noch nicht um die Macht des kainitischen Blutes. Kaum hatte ich mich für den Dienst entschieden, schien mein neuer Herr mit der Dunkelheit zu verschmelzen und ließ mich allein. Ich ging zur Tür, aber sie war diesmal verschlossen. Ich prüfte ob sie vielleicht nur klemmte, aber gab schließlich auf, eh zu schwach um sie aufzubrechen. Ich aß den Rest meines Essens, diesmal langsamer. Töricht wie ich noch war kniete ich die ganze restliche Zeit vor meinem bett und betete, dass Gott meine Entscheidung  nur mir selbst anlasten würde und meine Familie von diesem Treueid zu dem Dämon verschon bliebe. Irgendwann legte ich mich wieder zur Ruhe. Als ich wieder erwachte standen zwei Karaffen dort wo das Mahl am Vortag gestanden hatte. Auch mein Erbrochenes war verschwunden. Offenbar herrschte Pharnabazus noch über einige andere Diener, die allerdings so still und heimlich waren, dass ich sie weder gehört habe noch sie je gesehen hätte. Ich erhob mich und begutachtete die Getränke. Das eine war offensichtlich Wasser, das andere war tiefrot, roch bekannt und nach einem Moment erkannte ich, dass es sich um Blut handelte. Allerdings war in mir etwas anders als noch vor 2 Tagen. Der Geruch und Anblick des Blutes stieß mich nicht mehr ab. Im Gegenteil … auf eine seltsame Art und Weise war dieses Blut unglaublich verlockend. Mit zitternder Hand hatte ich nach dem Gefäß gegriffen und es an meine Kehle gesetzt. Es kostete mich viel Überwindung tatsächlich meine Lippen zu öffnen um das Blut auf meine Zunge treffen zu lassen. Doch kaum war der erste Tropfen meine Kehle hinunter geronnen trank ich gierig den Rest … es war wie Ambrosia, das köstlichste was ich bis dato zu mir genommen hatte. Heute weiß ich, dass es die macht des Blutes war die meine Wahrnehmung getrübt hat. Aber es ändert nichts. In meinem Kopf wurde jeder Gedanke der nicht damit zu tun hatte meinem Herren zu dienen und ihm zu gefallen verdrängt. Ich band mir mein Schwert an den Gürtel und überprüfte ob ich die Tür öffnen konnte. Sie war nicht verschlossen, wie schon zuvor nicht und ich eilte hinaus und durch den Gang um meinem Herren zu begegnen. Ich bin sicher du kennst eine ähnliche Hingabe Gott dem Herren gegenüber. Und doch weißt du nicht wie es ist. Es ist als würdest du Hungern und Dürsten zugleich. In meinem Verstand war nur noch das Bild meines Herren und das schrecklichste was auf dieser Welt hätte passieren können wäre wenn ihm etwas passiert, oder schlimmer er mich verstieße. Endlich kam ich bei der Runden Kammer an. Oh du kannst dir meinen Schock nicht vorstellen als ich dort John, meinen John Caroux sah wie er aus dem Arm meines Gebieters Blut erhielt. Mein Verstand konnte nicht so schnell reagieren da hatte ich meine Hand bereits am heft meiner Klinge und sie gezogen. Die pure Eifersucht tobte in mir zu sehen wie er das Lebenselixier erhielt, welches in meinen Augen allein mir zustand. Doch kaum wollte ich mich auf diesen Hundsfott stürzen hatten mich die Schatten wieder in ihrer Gewalt. Ich hörte das Lachen meines Herren, dann wurde ich durch die Luft getragen und zu Füßen seines Thrones wieder abgesetzt. John kniete dort bereits als der Vampir auf Arabisch zu sprechen begann:
„Ihr kennt meinen Namen. Ich habe euer Leben verschont damit ihr mir, Pharnabazus, dient. Keiner von euch wird gegen den anderen kämpfen, es sei denn ich verlange es. Ihr werdet am Tage über meine Gruft wachen und meine Augen und Ohren unter den Menschen sein so ich es verlange. Ihr werdet meine Boten sein und unter meinesgleichen meinen Wille kundtun, denn ihr seid meine Ghule.“
Seine Ansprache wird mir wohl auf ewig ins Gedächtnis gebrannt sein. Weißt du … auf eine seltsame Art und Weise fühlte ich mich wieder in meine Zeit bei Tirune zurückversetzt. Als wäre ich wieder der kleine Junge der einem großen Schicksal entgegen sieht. Nur ohne das Schicksal, aber mir war es gleich, denn alles was ich wollte war meinem Herren zu dienen um mir einmal im Monat sein Blut zu verdienen. Erstaunlich, wie erfüllend Dienst manchmal sein kann, auch wenn der Wille zu dienen künstlicher Natur war.“
Tatsächlich hatte ich selbst meine Familie zu Hause vergessen. Nicht, dass ich nicht wüsste dass sie existierte aber ihr Schicksal war mir schlicht egal geworden. Keine Leidenschaft die ich je gefühlt hatte, kein Wunsch war je größer gewesen als meinem Herren zu dienen. Selbst wenn kurzzeitig eine leise Stimme in meinem Kopf flüsterte, dass dies alles unnatürlich wäre, dann wurde sie schon im nächsten Moment von der Blutschlange erdrückt und ich kehrte wieder zu meinem Dienst zurück.
„Insgesamt ging es mir während der folgenden 20 vielleicht auch 25 Jahre nicht schlecht. Sicher war ich ein Sklave, aber ich war glücklich. Pharnabazus erwartete, dass wir immer in Form blieben und uns immer weiter im Kampf fortbildeten. Wir bekamen spezielle Ausrüstung von unserem Herren. Unser neues Kettenhemd wog sicher 20 Pfund mehr als die ursprünglichen. Mit fast 80 Pfund Gewicht war es bereits schwer sich zu bewegen, zumindest zu Beginn. Außerdem bekamen wir zusätzlich noch Stiefel aus Leder mit Eisenbeschlägen und in unsere Lederhosen waren ebenfalls Ketten eingearbeitet die zusätzlichen Schutz bieten sollten. Zusätzlich war auch in unsere Armschützer Metal eingearbeitet, auch der Mantel den wir erhielten war sicher nochmal ein paar Kilo schwer. Unser Herr war der Meinung, wir müssten stärker werden da unsere Körper immer noch diese Menschlichen Schwächen hatten. Wir mussten lernen die Macht im Blut unseres Herren zu nutzen um das zusätzliche Gewicht zu meistern. Insgesamt hatten wir sicherlich gut 120 Pfund nur an Kleidung die wir jeden Moment den wir auf den Beinen waren tragen mussten. Es war anstrengend. Auch unsere Schwerter durften wir nicht abnehmen. Du kannst dir gar nicht vorstellen was für eine körperliche Anstrengung dies ist. Es kam öfter vor, dass John oder ich zusammenbrachen und erst wieder zu Kräften kommen mussten. Unser Herr besah sich das alles. Das erste Jahr in seinem Dienst bestand einzig daraus uns an die Kleidung zu gewöhnen und kaum hatten wir uns daran gewöhnt erhielten wir neue die wieder etwas schwerer waren. Am Ende unseres fünften Jahres trugen wir so fast 200 Pfund mit uns herum. Es ist unglaublich, aber tatsächlich wurde das Gewicht erträglich. Unsere Körper entwickelten sich weiter und wir entwickelten nach und nach die Stärke uns trotz dem Gewicht so zu bewegen, als würden wir einfache Lederkleidung tragen. Schließlich sollten wir auch unseren Umgang mit dem Schwert verbessern. Wir waren gute Kämpfer durch unsere Schlachten auf dem Kreuzzug, allerdings waren es zumindest für mich nicht viele gewesen und dementsprechend fehlte es mir schlicht und ergreifend an Erfahrung. John hatte diese bereits. Auch wenn ich mich seinem Können immer weiter annährte blieb er immer der Bessere von uns beiden. Auch meinem Herren fiel dies natürlich auf, weshalb er mich immer öfter nach außerhalb schickte damit ich Berichte von anderen Teilen der Insel einholte oder Botschaften an andere Ahnen brachte. Er ließ den Stärkeren als Verteidiger bei sich, auch wenn er sicherlich keinen von uns gebraucht hätte wenn er selbst wach war. Es vergingen die Jahre fast wie im Fluch. Ich kann nicht sagen, dass es eintönig war, denn mein Herr hatte oft Gäste. Andere Lasombra aus der Umgebung und auch aus Sizilien oder Spanien. Wenn solche zu Gast waren, begab es sich, dass John und ich hin und wieder einen Schaukampf austragen mussten um sie zu unterhalten oder wir sie einfach bedienten. Die restliche Zeit verbrachten wir mit Training oder Aufgaben die unser Herr uns auftrug. Ich habe in dieser Zeit gehört wie der Kreuzzug verlaufen ist. Man kann nun nicht sagen, dass unser König Löwenherz sich großartig mit Ruhm bekleckerte, auch wenn er sicherlich durch die Eroberung Akkons und Jaffas die Kreuzfahrerstaaten und das Königreich Jerusalem vor der Auslöschung durch Saladin rettete. Doch dies war nur nebensächlich. Mein Herr hielt sich aus den Geschäften der Menschen heraus. Ich werde wohl nie erfahren, was ihn tatsächlich antrieb. Aber ich glaube, er selbst wusste es auch nicht mehr. Aus diesem Grund begab es sich auch, dass er sich entschied sich selbst in Starre zu legen. Du musst wissen, wenn ein Kainskind stark verletzt wird oder sich zur Ruhe legt, fällt es in eine Starre. Diese Starre ist ein todesähnlicher Zustand in dem unsere Ahnen große Zeitperioden überdauern. Ich weiß nicht warum man sich in Starre legt, auch nicht wie es sich anfühlt, da ich selbst bisher noch nie in Starre lag, aber mein Herr entschied sich dafür. Vielleicht wollte er einfach einmal ruhen, wer weiß.
Nun … um einen Ghul zu erhalten muss dieser wenigstens einmal in 30 Tagen Blut seines Herren trinken. Wenn mein Herr sich also in Starre zurückziehen wollte, dann wäre das mein und Johns Ende gewesen. Wir waren 20 Jahre lang außerhalb der Zeit gewesen. Wenn wir nun abrupt nachgealtert wären, hätte es durchaus sein können, dass unsere Körper versagen. Ganz abgesehen vom geistigen Zerfall. Pharnabazus aber hatte andere Pläne mit uns. Er reif uns eines Tages vor seinen Thron und begann wieder zu sprechen“:
„Nun, meine Diener. Ihr seid nun genau 21 Jahre, 4 Monate und 16 Tage in meinem Dienst. Nach eurem Kalender ist heute 15. des neunten Monats im Jahre 1169. Dies ist der letzte Tag eures Lebens. Ich werde mich zur Ruhe legen. Ich werde euch den Kuss schenken und zu Kindern des Clans Lasombra machen. Ich werde Euch zeigen was es heißt ein Kind Kains zu sein und wenn die Zeit gekommen ist, da ich mich in Starre lege wird einer von euch meinen Leib bewachen. Der andere wird diese Insel verlassen und die Welt bereisen, auf dass er mir wenn ich wieder erwache von den Geschehnissen außerhalb meiner Festung berichten kann.“
„In dieser Nacht erhielten sowohl John als auch ich den Kuss durch Pharnabazus und wurden wiedergeboren als Lasombra.“
Ich lehnte mich zurück, betrachtete meinen Bruder. In seinen Augen las ich Verunsicherung, Unglauben, Verwirrung. Ich weiß nicht ob er all dies glaubte, aber es war auch egal.
„Nun mein werter Bruder. Dies war mein Leben als Diener und wie ich hinter den Vorhang geblickt habe die die Stille des Blutes über die Menschen geworfen hat. Als Ghul war ich dir sehr ähnlich. Ich diente mit all meiner Kraft und Leidenschaft einem Herren der so viel größer als ich war…“
„Du ähnelst mir in keiner Weise Dämon! Ich diene Gott dem Allmächtigen und du … DU hast dich und deine Seele dem Teufel verkauft. Verschwinde von hier und quäle mich nicht länger mit deinen Lügen!“
Ich schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf als ich mich erhob. Der Starrsinn der Gläubigen versetzt mich immer wieder in erstaunen. Aber in diesem Falle wäre es nur von Nachteil, denn er würde mir so keine Antworten geben. Ich drehte mich wieder zu ihm.
„Nun gut. Ich habe Fragen an dich, wenn du sie mir beantwortest verlasse ich dich und kehre nie wieder.“
„Dann frag Dämon.“
„Meine Frau und meine Kinder. Du sagtest, Gott hätte meinen Kreuzzug anerkannt und sie vor dem Tod durch die Pocken bewahrt. Was ist mit ihnen geschehen?“
„Ja, sie überlebten die Krankheit. Elisabeth wurde mit 16 an einen deutschen Fürsten verheiratet, ich weiß nicht mehr wem. Tirune ist hier als Mönch aufgenommen worden und vor zwei Jahren fort, in ein anderes Kloster gegangen, ich weiß nicht wohin.“
Meine Augen verengten sich. Mein Sohn ein Mönch. Das Schicksal hatte es wahrlich nicht gut mit meinem Blut gemeint. Aber zumindest meine Tochter schien wohl auf zu sein und mein Stammbaum könnte weitergeführt worden sein.
„Und Isabell? Was geschah mit ihr?“
„Das Weib meines Bruders war schwach. Von schwachem Glauben und schwachem Geist. Als sie die Nachricht vom Tod meines Bruders erhalten hat, hat sie sich von der Burgmauer gestürzt. Ihre Seele schmort in der Hölle wie ein Selbstmörder es verdient.“
Ich knurrte, meine Fänge traten hervor. Es war die Art wie dieser Bastard gesprochen hatte. Mit dieser selbstgerechten Arroganz der Fanatiker, wie er über das Schicksal meiner Frau sprach und auf ihr Andenken spuckte. Das Tier in mir begehrte auf und die Schatten griffen nach meinem Schwert, zogen es und trieben es mit einem Ruck in die alte Brust meines Bruders. Ich knurrte tief als er ungläubig auf den Stahl in seiner Brust blickte und seine Augen einen Moment später trüb wurden. Langsam verfärbte sich sein Gewand rot und er hauchte seinen letzten Atem aus. Schnellen Schrittes begab ich mich zum Leichnam des Mönches und zog die Klinge aus seinem Leib. Mit einem kurzen Zug über sein Gewand säuberte ich das Schwert vom Blut des heiligen Mannes und ließ es wieder in seiner Scheide verschwinden. Leicht verzog ich das Gesicht … das war wirklich vielleicht etwas übereilt.
„Nun Bruder … hoffen wir für dich, dass dein Stolz dich nicht auch in die Hölle bringt.“
Ich schnalzte mit der Zunge und band meine Klinge wieder an meinen Gürtel. Nun, meine Tochter würde ich nicht zurückverfolgen können, aber wenn mein Sohn hier am Kloster war würde ich ihn finden können. Ich musste nur jemanden finden der wusste wohin er gegangen war. Letztes Jahr also … meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, ja ich hatte bereits jemanden im Blick. Und wenn ich ihn richtig einschätzte würde dies eh das Richtige sein. Ich trat zur Tür und stieß sie mit einem Ruck auf. Ich hörte ein Poltern auf der anderen Seite und lächelte leicht, hatte ich es mir doch gedacht.
„Hatte ich nicht gesagt, du sollst nicht lauschen mein Junge?“
Ich verließ die Kammer meines nun toten Bruders und schloss die Tür hinter mir. Es würde bis zum morgen dauern, bis man ihn fand und dann wäre ich schon wieder verschwunden.
Vor mir lag der junge Adrian zitternd mit ängstlicher Miene auf dem Boden. Er versuchte weg zu krabbeln, verhedderte sich aber in seinem Gewand.
„Du hättest auf mich hören sollen Junge. Aber ich werde dir schon Gehorsam beibringen.“
„Wa … was habt Ihr vor?“
„Nun, du hast gehört, dass ich Antworten will. Du wirst sie mir geben. Aber nicht hier. Die Sonne ist nicht mehr fern.“
Ich griff nach seinem Kragen und hob ihn auf die Beine.
„Du wirst mich begleiten. Und wenn du um Hilfe rufst, dann schwöre ich dir werde ich dich und das gesamte Kloster töten. Wenn du deine Brüder also retten willst, dann gehorche.“
Ich sah die Angst in seinen Augen, sah die Verzweiflung … und sah, dass er mir glaubte.
„Also dann … komm.“
Mit diesen Worten wandte ich mich ab und verließ die Mauern des Klosters um in meine momentane Zuflucht zu gehen.

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« Antworten #3 am: Juni 30, 2010, 19:28:04 »

Adrian und ich verließen St. Augustinus. Auf den Gängen des Klosters sahen wir niemanden mehr und als ich die Klostermauern verließ fühlte ich mich auch gleich wieder etwas besser. Ich war nie gern hier gewesen, aber nun lag noch eine etwas andere Stimmung auf meinem Gemüt wenn ich die heilige Stätte betrat. Ich saugte die kühle Nachtluft tief ein. Als ich ausatmete blickte ich zu dem jungen Mönch hinter mir. Er hatte die Arme um seinen Körper geschlungen und zitterte hundserbärmlich. Ich griff an meine Schultern und die Kehle und löste meinen Umhang welchen ich ihm zuwarf. Ich hatte gelernt, dass man seine Untergebenen zwar nicht wie Gleichrangige zu behandeln hatte, aber sie waren auch kein Vieh. Adrian blickte mich erstaunt an und legte sich schließlich den schweren Mantel um, was die Kälte wenigstens etwas abhielt.
„Hast du ein Pferd?“
„Nein Herr.
„Nun, dann müssen wir wohl beide laufen. Es ist nicht weit. Ich habe meine Zuflucht in Canterbury aufgeschlagen. Nicht komfortabel, aber ausreichend. In der zeit die wir unterwegs sind, werde ich dir den Rest der Geschichte erzählen, die eigentlich für meinen Bruder bestimmt war. Dann entscheide ich, was ich mit dir anstellen werde.“

„Nun, mein junger Freund ich denke zu erst werde ich dir etwas über den Kuss erzählen. Du wirst vor Sonnenaufgang noch wissen wie er sich anfühlt. Ich bin sicher du hast noch nie die Wärme einer Frau gespürt, daher kann ich es dir nur schwerlich beschreiben. Es ist wie die Erfüllung all deiner Wünsche zugleich. Der Schmerz wenn die Fänge die Haut durchbohren und dann die Extase wenn der Vampir von dir trinkt. Es ist mit nichts auf dieser Welt gleichzusetzen. Ich selbst habe es nur einmal erlebt da mein Herr nicht von seinen Leibwächtern trank. Und er hörte auch nicht auf wie die meisten unserer Art. Ein weit verbreiteter Glaube, dass Kinder Kains ihre Beute immer töten. Nun, dass mag auf einige von uns zutreffen, aber viele nehmen von ihrer Beute nur so viel wie sie brauchen und lassen sie anschließend am Leben. Dem Mensch schadet es nicht wirklich, sehen wir einmal von einer Gewissen Schwäche durch den Blutverlust ab. Bei der Verwandlung ist es jedoch von Nöten, dass das gesamte Blut den Körper verlässt. Du spürst erst die Extase und im Hintergrund ist langsam eine Taubheit in deinen Gliedern. Diese Taubheit wird immer größer und irgendwann schwinden dir auch die anderen Sinne bis du nur noch die Dunkelheit um dich hast und du spürst wie dein Herzschlag langsam aber sicher nachlässt um schließlich ein allerletztes Mal zu schlagen und dann auszusetzen. Und dann schmeckst du es. Dieser salzige, leicht metallische Geschmack. Erst auf deinen Lippen, dann in deiner Kehle und schließlich gräbst du deine Zähne in das kalte Fleisch das dir das Blut, die Vitae, das Lebenselixier spendet. Irgendwann spürst du dann nichts mehr, du fällst in Dunkelheit, spürst wie dein Körper stirbt. Und dann beginnt das brennen. Das Blut deines Erzeugers beginnt zu wirken. Erst in deinem Magen, dann breitet sich das Brennen aus bis irgendwann der ganze Körper erfüllt davon ist. Du willst schreien vor Schmerz, aber hast keine Luft in deinen Lungen und bleibst so stumm. Pharnabazus hat für John und mich jeweils einen Menschen vorbereitet gehabt. Dem ersten Hunger kannst du nicht widerstehen. Ich habe mich auf ihn gestürzt und mich in seinem Hals verbissen. Belohnt wurde ich einen Moment später mit dem Geschmack des Blutes. Aber es war anders als noch zu menschlichen Zeiten. Es schien das einzige zu sein, was diesen unbändigen Durst tief in mir zu befriedigen schien. Das Grollen dessen was wir das „Tier“ nennen schien davon befriedigt zu werden und meinen Verstand langsam wieder kehren zu lassen. Auch als der Mensch keinen Tropfen Blut mehr in sich hatte sog ich noch an der Wunde die ich geschlagen hatte. Erst als er unter mir kalt wurde, wurde mir langsam bewusst was ich getan hatte, zu was ich geworden war. Ich schreckte zurück, von der Leiche weg und kroch nach hinten. Meine Augen geöffnet sah ich mich um und die Welt hatte sich scheinbar verändert. Ich sah die Fackeln und wich instinktiv zurück, sah die Schatten und Dunkelheit und sie sah anders aus, lebendiger. Ich konnte den Geruch von Blut feststellen als ich wieder von Schmerzen geschüttelt wurde da mein Körper langsam alles was nun in ihm überflüssig geworden war umwandelte oder vernichtete. Unter schmerzen übergab ich mich und eine blutige Masse verließ meinen Körper. Ich sah auf meine Hände, meine Haut und sie waren bleicher geworden, elfenbeinfarben würde ich fast behaupten. Auch meine Fingernägel waren härter geworden, schärfer sogar etwas. Und natürlich hatte sich mein Gebiss gewandelt. Meine Eckzähne hatten sich gewandelt und zu rasiermesserscharfen Fängen verwandelt. Aber der Kuss verändert dich auch innerlich. Eine Bestie schlummert tief in uns. Für mich ist das Tier unser Urinstinkt. Es kennt nur fressen, überleben und schlafen. Es ist die Personifikation unseres Hungers der versucht die ganze Welt zu verschlingen. Wir ketten das Tier in unserem Inneren an damit es uns nicht überwältigt.
Der erste Mensch, den ich sah ernüchterte mich. Ich sah in ihm das Leben. Nahrung, Gefühle … als das was ich verloren hatte. Mit diesem Augenblick wurde mir das wahre Ausmaß von Kains Fluch bewusst. Ich erkannte, zu was ich geworden war. Ein untoter Jäger der Menschen, zumindest dachte ich das im ersten Moment. Mein Erzeuger aber zeichnete ein anderes Bild. Er war bereits viele Jahrhunderte in diesem Zustand und hatte erkannt, dass die Kainiten den Menschen in vielerlei Hinsicht überlegen sind und es ist ein Naturgesetz ist, dass die Überlegenen über die Unterlegenen herrschen sollten. Den Preis den wir für unsere Überlegenheit zahlten war zwar hoch, aber nicht zu hoch wie ich finde. Natürlich vermisse ich die wärmenden Strahlen der Sonne, den Geschmack eines guten Bratens oder simple Wärme des Körpers, aber wenn ich alle pros und contras aufrechne ist mein jetziges Unleben durchaus vorzuziehen.
Pharnabazus war ein guter Lehrmeister. Er wollte seine Kinder nicht einfach allein lassen sondern brachte uns bei was wir wissen mussten ehe er in Starre ging. Du musst wissen junger Freund, dass wir verschiedene Wege kennen auf den wir wandern. Manche Vampire sehen sich besonders zu Gott hingezogenen, andere glauben sie müssten den Menschen in sich bewahren. Vielleicht die schlimmsten von uns sind diejenigen die ihren neuen Zustand als Grundlage für alle Sünden dieser Welt sehen und sie danach ausleben. Mein Erzeuger folgte einem anderen Weg. Ich folge genau wie er der via regilis, dem Pfad der Könige. Wir sind Herrscher. Die stärksten sollen herrschen und so sollen wir über unsere Diener gebieten. Dennoch sind Ehre, Eid und Mäßigung grundlegend für uns. Unsere Untergebenen müssen wissen wo ihr Platz ist, aber dass ist kein Grund sie zu quälen. Wenn ich einen Feind vernichten muss so tue ich dies, aber ich müssen ihn nicht noch demütigen, dies ist unter meiner Würde. Andererseits werde ich jedem derer die mir nicht gleichgestellt oder höhergestellt ist zeigen wo ihr Platz ist.
Nun mein Junge, es begab sich, dass nach dem Kuss auch mein Bluteid zu Pharnabazus brach. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren waren meine Gedanken meine eigenen, mein Wille nicht durch den Druck des Blutes auf meinen Verstand getrübt. Es war am Anfang schwierig die neue Freiheit zu kennen, aber letztlich findet man sich schnell wieder zurecht wenn man nur einen starken Willen hat. Für John war es schwieriger. Er war von unserem Schöpfer in dieses Leben gezwungen worden. Ich natürlich auch, aber am Anfang meines Unlebens war ich naiv genug  um zu glauben, dass man mir in jener Nacht 1169 die Entscheidung überlassen hatte. Demnach habe ich meinem Erzeuger auch nach dem Kuss weiterhin freiwillig gedient. John hingegen war verbitterter. Ihm war ein Leben gestohlen worden oder er ordnete sich einzig der Macht von Pharnabazus unter, da ihn alles andere getötet hätte.
Unser Erzeuger brachte uns bei zu jagen. Allerdings auf eine Art und weise die manche vielleicht als Grausam ansehen würden. Er sagte uns nicht, wann wir aufzuhören hatten. Unsere ersten Beuten töteten wir fast immer. Das Tier in mir wurde immer lauter und gieriger bis irgendwann der Zeitpunkt gekommen war, dass ich fast nichts anderes mehr hören konnte auf der nächtlichen Jagd. Aber dies war der Zeitpunkt da Pharnabazus begann uns auf den Pfad der Erleuchtung zu führen dem auch er folgte. Wir lernten, dass wir den Menschen überlegen waren. Es war unsere Pflicht über sie zu herrschen, genauso wie es unsere Pflicht war die Stärkeren und Älteren zu achten und unsere Eide einzuhalten. John schien im Großen und Ganzen diesen Bestimmungen auch zu folgen, allerdings war er weitaus mehr auf Machtgewinn aus. Sein Ehrgeiz immer mehr und mehr Macht zu gewinnen und zu halten trieb ihn an, während ich mich ehr dem Ideal eines gerechten, aber konsequenten Herrschers anglich. Letztlich lernte ich auch, wenn ich herrschen wollte müsste ich zu erst lernen mich zu beherrschen und das Tier zu kontrollieren. Seit diesem Tage versuchte ich mit dem Trinken aufzuhören wenn der Mensch noch immer lebte und am Ende des ersten halben Jahres meines Unlebens starb keines meiner Opfer mehr. Als wir gelernt hatten unsere Urtriebe zu beherrschen brachte uns Pharnabazus unsere Disziplinen näher. Disziplinen, so nennen wir unsere kainitischen Kräfte. Als Lasombra haben wir drei Fähigkeiten die uns besonders im Blut liegen. Einmal die unnatürliche Stärke der Verdammten. Über unser Leben als Ghul und durch das Training unseres Herren hatten wir bereits unbewusst begonnen diese Fähigkeit zu entwickeln. Außerdem können wir unseren Willen schwächen Wesen aufzwingen. Zu guter Letzt gebietet der Clan Lasombra über die Schatten. Die Dunkelheit ist unser Verbündeter und wir ziehen aus dem Abyss unsere Macht über die Dunkelheit. Diese Fähigkeiten beweisen eindeutig, dass die Lasombra die Herren der Verdammten sind. Wir sind die perfekten Herrscher aus den Schatten heraus. Sollen die Ventrue und Tzimisce sich um die Throne dieser Welt streiten. Wir kontrollieren sie aus der Dunkelheit heraus und ziehen unsere Fäden im Schatten. Pharnabazus legte Wert darauf, dass wir uns in jeder unserer Disziplinen weiterbildeten. Ich persönlich bevorzuge die Macht über die Dunkelheit und die Stärke, allerdings gebe ich zu, dass ein einfacherer Befehl manchmal mehr bewirken kann als alle Kraft dieser Welt. Nun mein Herr trainierte unsere Kräfte und lehrte uns die Gepflogenheiten unserer Art. Auch die Geschichte unsers Blutes sollte über uns weiter getragen werden, ebenso wie man uns unsere Ahnenreihe näher brachte. Nach 20 Jahren war es schließlich soweit. Das war jetzt vor 10 Jahren. Mein Erzeuger entschied sich in Starre zu gehen. John würde, wie schon vorher bestimmt, als Wächter seines Körpers auf Zypern bleiben und dort sein Erbe antreten bis er wieder erwachen würde. Ich sollte in die Welt hinausziehen um meinem Schöpfer nach seinem Erwachen über die Veränderungen die geschehen waren zu berichten. Mein erstes Ziel sollte Bagdad sein. Dort lebte ein anderes Kind meines Erzeugers. Mania, die Zauberin von Bagdad. Sie war ebenfalls bereits viele Jahrhunderte alt und konnte als seltsame Form des Fluches kein fließendes Wasser überqueren. Dadurch war es ihr unmöglich das Zweistromland zu verlassen. Ich sollte ihr die neusten Ereignisse vom Hofe meines Vaters überbringen. Zur Wintersonnenwende 1190 machte ich mich also auf die Reise. Das schwierigste war die Überfahrt von Zypern ins heilige Land. Mein Erzeuger gab mir zwei Säcke, nunja ehr Beutel, Gold mit auf die Reise die mein Startkapital bilden sollten damit ich nicht mittellos auf reisen ging. Außerdem bekam ich eine versiegelte Nachricht für meine Schwester. Ich war klug genug mich nicht von der Neugier übermannen zu lassen und sie zu lesen sonst wäre ich vermutlich nicht mehr auf Erden. Ich konnte mit einem Schiff von Pharnabazus aufs Festland übersetzen und begab mich dann auf die Reise nach Bagdad. Es kostete mich gute 2 Monate dort hin zu gelangen. Mania selbst zu finden war nicht schwierig. Sie besaß einen Kuriositätenladen in der Stadt und der Name Pharnabazus sorgte dafür, dass die Ahnin mich vortreten ließ. Ich übergab ihr die Nachricht meines Schöpfers und berichtete ihr, dass er sich in Starre gelegt hatte. Auf ihre Frage was ich nun vorhätte sagte ich ihr, dass ich es noch nicht wisse. Also bot sie mir an mich als ihren Bruder tiefer in die Geheimnisse des Abyss einzuführen damit ich meine Fähigkeit die Schatten zu beherrschen schulen könnte. Wenn ich gewusst hätte, was für ein Monster die Alte ist hätte ich abgelehnt. Sie gebietet über Geister und Schatten und hat in ihrem Leben schon viele Reichtümer angehäuft. Außerdem schien sie alles über den Abyss zu wissen was es zu wissen gab. Ich blieb insgesamt 4 Jahre in ihrem Dienst als sie eines Nachts plötzlich herumfuhr und nach Westen blickte. Ich wusste, dass in dieser Richtung Zypern lag und auch ich fühlte in mir, dass irgendwas passiert war, irgendwas erloschen war. Mania schickte noch in dieser Nacht ihre Geister aus und schon in der nächsten Nacht trug sie mir auf nach Zypern zu reisen. Ich wusste nicht warum, gehorchte aber, da ich wusste was mit denen geschah die ihrem Willen nicht folgten. Außerdem war mir durchaus lieb aus ihrem Griff zu entkommen. Versteh mich nicht falsch, ich habe viel von Mania gelernt, aber ich war ebenso froh ihr entfliehen zu können.
Ich kehrte nach Zypern zurück und begab mich auf direktem Wege zur Residenz meines Erzeugers. Als ich dort ankam konnte ich bereits das Blut von Menschen riechen. Ich ahnte schreckliches … vielleicht waren Jäger oder Rivalen meines Erzeugers hier eingedrungen und hatten ihn vernichten wollen. Ich schrie nach meinem Bruder und fand ihn schließlich im Thronraum. Überall lagen Leichen von menschlichen Dienern herum. Auf dem Thron sah ich meinen Bruder sitzen und vor ihm lag Asche verstreut.“
Ich knurrte. In meinem Kopf formten sich die Bilder des Geschehens nach. Ich sah wie mein Bruder da auf dem Thron saß, in seiner Hand ein Kelch gefüllt mit Blut und um ihn verstreut die Diener. Sie waren alle niedergemetzelt worden.
„Ah Jacob mein Lieber, wie passend dass du gerade jetzt zurückkehrst wo ich auf meinen Triumph trinke.“
„Was ist hier passiert John? Wo ist Pharnabazus?“
„Nun die alte Mumie wirst du nicht mehr wieder sehen … er hat bekommen was er verdient hat. Ich habe ihm seine Seele entrissen, so wie er uns das Leben entrissen hat.“
„Du … du hast WAS?!?“
„Das Amaranth an ihm begangen mein werter Bruder. Er war alt und schwach und seine Macht ist bei mir deutlich besser aufgehoben.“
In diesem Moment hatte ich meine Klinge gezogen und die Schatten um mich herum zur Hilfe gerufen. Ich knurrte und stürzte mich auf den Bastard. Nicht, dass ich ihn nicht verstand, es ging um das Prinzip. Er hatte einen unserer Ahnen vernichtet, seine Seele gefressen und jede Regel des Unlebens gebrochen. Dafür wollte ich ihn zur Rechenschaft ziehen. Natürlich war er vorbereitet. Er war ein Kämpfer wie ich und auch im Tod war er nach wie vor stärker als ich. Unser Kampf dauerte nicht sehr lang. Seine und meine Schatten mögen gleich stark gegeneinander gewesen sein aber er war simpel und ergreifend der bessere Kämpfer und mit der gesteigerten Kraft durch das Blut unseres Erzeugers überwältigte er mich schließlich. Als ich da schwer verletzt auf dem Boden lag beugte er sich über mich und hatte noch die Dreistigkeit mich zu verhöhnen.
„Jacob … Jacob. Du weißt doch, dass du mir nicht gewachsen bist. Du bist mir nicht gewachsen seit wir damals vor Lissabon standen. Und du willst mir jetzt, da ich die Kraft unseres Schöpfers in mir trage gegenübertreten? Nein mein lieber Junge. Wir werden uns wieder sehen. Irgendwann. Vielleicht in 10 vielleicht in 100 vielleicht in 1000 Jahren. Wenn wir uns dann begegnen wird es das letzte Mal sein, denn einer von uns wird dann sein Ende finden. Leb wohl, Bruder. Trainiere noch ein wenig, ich will nicht zu schnell gewinnen.“
Dann verschwand er und ließ mich verletzt zurück.

„Er bezwang mich. Als ich wieder dazu in der Lage war erhob ich mich und durchstreifte auf der Suche nach Blut die Residenz. Ich fand welches in Form eines Dieners der sich versteckt hatte um meinem wahnsinnigen Bruder zu entkommen. Nun fiel er mir zum Opfer. Mit seinem Blut verschloss ich meine Wunden und stillte meinen Hunger. Nun war ich meiner Aufgabe beraubt, denn da Pharnabazus vernichtet worden war brauchte ich die Welt nicht mehr zu bereisen um ihm schließlich zu berichten. Ich blieb noch etwa eine Woche in der Festung um wieder vollständig zu Kräften zu kommen. Ich wusste, dass ich trainieren musste um John irgendwann entgegentreten zu können. Ich beschloss also mich auf Reisen zu begeben um irgendwo einen Lehrer zu finden und stark genug zu werden um meinen Bruder seiner Strafe zukommen zu lassen. In der Feste von Pharnabazus fand ich auch seine Schatzkammer und nahm mir dort mit was ich ohne Schwierigkeiten tragen konnte und was ich an Ausrüstung brauchen würde. Den Rest brachte ich in die Krypta in der mein Herr früher übertagt hatte und brachte dann den Eingang zum Einsturz indem ich die Mauern des dort hin führenden Ganges zerstörte. Vielleicht hat man den Schatz heute schon gefunden, vielleicht aber auch nicht und ich kann mich irgendwann wenn es nötig ist daran bedienen. Schließlich verließ ich den Ort der so lange mein zu Hause gewesen ist. Ich entschied mich, mich auf den Weg nach England zu machen. Ich wusste nicht, wo ich meine Suche starten sollte, also dachte ich, könnte ich mich auf die Suche nach meinen Blutsverwandten machen um herauszufinden was mit meinem Geschlecht geschehen ist. Wie passend, dass jemand den ich vom Namen her kannte direkt hier in Canterbury haust. Goeffrey war der Erzeuger des Erzeugers meines Erzeugers. Ich ging zu ihm. Der Ahn hörte mich an und hörte auch meinen Schwur, nicht zu ruhen ehe ich Rache genommen hatte. Er gestatte mir, in seiner Residenz zu übertagen solange ich mich in England aufhielte, allerdings sollte ich ihm dafür 10 Jahre zu diensten sein wie er es verlange. In Ermangelung meiner Möglichkeiten und in der Hoffnung von dem Ahnen noch ein paar Tricks zu lernen willigte ich ein. Nun, die nächsten 10 Jahre waren eigentlich wie meine ersten bei meinem Schöpfer. Ich war Bote Goeffreys und wenn er es verlangte bediente ich seine Gäste. Natürlich war es erniedrigend wenn man als einfacher Diener zu leben hatte, allerdings lernte ich so auch den ein oder anderen Kainiten kennen und schulte dadurch meine Umgangsformen und sammelte Kontakte. Zum Training kam ich in dieser Zeit leider kaum, höchstens meine Kraft und die Kontrolle über die Schatten konnte ich schulen. Goeffrey vertraute mir zwar keine wohl gehüteten Geheimnisse an, aber er zeigte mir etwas, das ich später sicherlich gut nutzen könnte wenn ich auf John traf und es dann beherrschte. Er nannte es dunklen Stahl. Seine Arme des Ahriman waren deutlich länger und stärker als sie es normalerweise gewesen wären. Ich denke wenn ich dies beherrschen würde könnte ich John damit bezwingen.
Eine Episode möchte ich dir noch erzählen ehe wir die Stadt betreten, ich kann bereits die Mauern erkennen. Es begab sich, dass in einer Nacht vor etwa 3 Jahren jemand bei Goeffrey zu besuch war. Ich dachte, Pharnabazus wäre mächtig gewesen. Goeffrey hatte mir schon eine neue Dimension von Macht gezeigt … aber dieser Kainit, Boukephos sein Name, sprengte alles was ich bis dato gesehen und gespürt hatte. Ich wusste, da er auch in meiner Ahnenreihe auftauchte, dass er Goeffreys Erzeuger war. Er ist einer der Ältesten unseres Blutes, ein Kind Lasombras höchstpersönlich. Ich ließ mir während ich den beiden Kelche mit Blut reichte keine Angst anmerken, aber ich muss gestehen, dass dieser Urahn mich durchaus mit Angst erfüllte wie ich sie seit meiner ersten Begegnung mit Pharnabazus nicht mehr gekannt habe. Zum Glück musste ich keine Worte mit ihm wechseln, sonst hätte ich die Fassade vielleicht nicht aufrechterhalten können. Aber genug davon. Meine 10 Jahre des Dienstes sind vorüber und nun habe ich mich heute Nacht auf den Weg zu meinem menschlichen Bruder gemacht und wollte Antworten haben um zu sehen wohin mein Weg mich als nächstes führt.“
Langsam zeichneten sich vor uns die Tore von Canterbury ab. Es war doch gut, dass meine Zuflucht Möglichkeiten bot den jungen Menschen festzusetzen ohne, dass ihn jemand den Tag über hören könnte. Es war angenehm, dass das Kloster welches St. Augustinus innerhalb der Stadtmauern gegründet hatte noch über tiefe Katakomben verfügte über die ein Lasombra herrschte der meinen Vater gekannt hatte. Es kostete mich zwar 10 Jahre des Dienstes das ich dort übertagen durfte um meine Suche fortsetzen zu können. Aber insgesamt war es mir das Wert und Goeffrey war schließlich mein Urgroßerzeuger. 
„Was … was habt ihr mit mir vor Herr?“
„Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Aber keine Sorge, du wirst die heutige Nacht überleben.“
„Aber warum lasst ihr mich dann nicht gehen Herr? Bitte … ich werde auch niemandem von dem was ich gehört habe erzählen…“
„Natürlich wirst du niemandem davon berichten. Aber ich kann dich nicht einfach gehen lassen Adrian. Zumindest nicht hier und heute. Komm … ich muss noch einen alten Bekannten aufsuchen und mich dann für den Tag vorbereiten.“
Wir betraten die Stadt und schlugen den Weg zu Goeffreys Residenz ein. Wir betraten das Kloster bei der Kathedrale durch den Eingang, den man nahm um die Unterkünfte des Vampirs zu betreten. Man kam nur herein wenn man wusste wie. Die Schatten musste man beherrschen können um einen Mechanismus in Gang zu setzen der den Weg freigab. Schließlich war ich in meinen privaten Unterkünften. Nicht zu spät zum Glück, denn die Sonne würde mit Sicherheit nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich durchschritt mein Zimmer und öffnete eine Holztür die in einen Raum führte der für Gäste gedacht war sofern welche hier übertagen wollten.
„Nun mein Junge, dieses Zimmer ist für dich … wir reden morgen weiter. Geh hinein!“
Vielleicht wäre er auch so, aber ich hatte kein Interesse mehr daran zu diskutieren. Ich würde morgen Nacht entscheiden was mit ihm geschah.

Als die Sonne untergegangen war erhob ich mich wieder aus des Todes Griff. Eine weitere Nacht, eine weitere Nacht meiner Ewigkeit. Ich erhob mich. Noch bevor ich mich zur Ruhe gelegt hatte, hatte ich mein Kettenhemd und meinen Wappenrock gegen einfache schwarze Kleidung getauscht. So hätte ich auch auf jedem Adelsball gehen können, aber da dies die letzte Nacht hier bei Goeffrey sein sollte entschied ich diese Kleidung zu tragen um mich gebührend von ihm verabschieden zu können. Aber zu erst musste ich noch mit dem Jungen Adrian reden. Ich begab mich in seine Kammer und fand ihn vor dem bett kniend und betend vor. Als er hörte, wie ich die Tür hinter mir wieder schloss fuhr er herum und blickte mich an. Ich sah die Angst in seinen Augen, aber ich hatte meine Entscheidung ihn betreffend schon gefallen.
„Nun Adrian wir haben noch etwas zu besprechen. Wie lange bist du schon Mönch in St. Augustinus?“
„5 Jahre Herr.“
„5 Jahre … gut … dann kennst du sicher einen Bruder namens Tirune. Leon meinte er hätte die Abtei verlassen um in ein anderes Kloster zu gehen. Weißt du wohin?“
„Nach Krakau Herr. Er ging nach Krakau in die Abtei Tyniec. Bitte Herr, lasst mich gehen. Ich flehe euch an … ich … ich werde niemandem von euch berichten. Bitte Herr, Gott ist mein Zeuge…“
Früher hätte mich sein Flehen sicherlich erweichen lassen, aber diese Zeiten waren schon einige Zeit vorbei. Krakau also. Polen.
„Nein Adrian. Du wirst mich nach Krakau begleiten und mein Ghul werden. Bereite dich auf eine lange Reise vor Junge.“
Damit verließ ich die Kammer und schloss die Tür wieder hinter mir. Mein Weg durch die Gänge führten mich zu der Kammer in der ich wusste, dass Goeffrey sich zu dieser Zeit aufhielt. Ich klopfte und wartete bis ich hereingebeten wurde. Ich sank auf die Knie als ich 10 Meter vor der von Schatten verborgenen Gestalt war. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, dass er seine Form immer öfter für die Schatten aufgab. Überhaupt schien er manchmal keine festen Züge zu haben sondern nur aus wabernder Dunkelheit zu bestehen.
Ich schwieg bis die Stimme des Ahnen erklang.
„Nun Welpe, hast du deine Antworten bekommen?“
„Ja Herr, dass habe ich.“
Ich blieb auf en Knien. Goeffrey hatte nicht gesagt, dass ich mich erheben durfte und ich war nicht dumm genug um aufzustehen.
„Wo wird dich deine Reise also als nächstes hinführen?“
„Nach Krakau Herr. In die Abtei Tyniec.“
„Krakau also. Hm. Du darfst dich aus unserem Dienst entlassen ansehen Welpe. Du hast uns gut gedient. In deiner Zuflucht liegt ein Schreiben. Nutze es wie es dir beliebt. Wir haben dir die Ehre zukommen zu lassen, dir unsere Empfehlungen mitzugeben.“
„Ich danke euch Herr. Es war mir eine Ehre von eurer Erhabenheit lernen zu dürfen.“
„Natürlich war es das. Nun geh Jacob, Kind des Pharnabazus. Mögest du deinen Schwur vollenden. Solltest du deinen Bruder im Blute finden, werden wir darüber nachdenken deinen Fall vor die Amici Noctis zu tragen.“
„Ich danke euch Herr.“
Ich verließ den Raum rückwärts und drehte mich erst um als ich die Tür hinter mir verschlossen hatte. Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab als ich die Tür in meine Zuflucht durchschritt und das Schreiben fand.
„ADRIAN, KOMM.“
Als der Mensch nicht auf mich hörte runzelte ich die Stirn und begab mich zu seiner Kammer um ihm zu lehren was es hieß, sich seinem Herren zu widersetzen. Aber kaum als ich seine Kammer öffnete wusste ich schon, dass etwas nicht stimmte. Da hing er. Mit dem abgerissenen Ärmel seiner Mönchskutte hatte er sich am Bettpfosten aufgeknüpft.
„Dummer Bengel.“
Ich knurrte tief als ich ihn abnahm. Nicht einmal als Nahrung hatte ich ihn mehr gebrauchen können. Ich legte seinen Leichnam auf das Bett und verließ dann das Zimmer. Ich suchte meine Habe zusammen. Legte meine Ausrüstung an und band mir mein Schwert um. Schließlich suchte ich zusammen was noch vom Schatz den ich aus Zypern mitgebracht hatte übrig war und verschnürte alles sorgfältig und gab auch das Empfehlungsschreiben des Ahnen hinzu. Zu guter Letzt legte ich mir meinen Mantel um auf dem noch das Kreuz der Kreuzritter prangte um. Als ich die Tür öffnete wartete bereits einer von Goeffreys Dienern um das Zimmer wieder herzurichten.
„Im Gästezimmer liegt noch die Leiche eines jungen Mönches. Sorgt dafür, dass er auf dem Friedhof von St. Augustins beigesetzt wird.“
Dann verließ ich die Residenz des Ahnen mit einem neuen Ziel vor Augen. Krakau...

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Wuschel
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« Antworten #4 am: Juli 01, 2010, 21:46:07 »

--- 18. Mai 1204, tief in den Höhlen unter der Burg Krakau, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang ---


Igor duckte sich vor dem dunkelhaarigen Fremden. Igor hatte ihm gerade frische Vitae in eine Tonschale gefüllt, die erstaunlich sauber gewesen war und kippte die große Amphore, die ihren Inhalt nie gerinnen ließ, mit Leichtigkeit. Er schmeckte verschiedens Leben, ein fein auf einander abgestimmtes Bouquet menschlichen Seins, wenn er trank. Schleimig und unterwürfig, dabei zunehmend aufdringlich, blieb der schlimmer als jeder Gossenjunge stinkende Diener neben Jacob stehen, als ob ihm zu Diensten zu sein das Ausfüllenste wäre, das er sich ausmalen konnte.

Gestern war er kurz vor Sonnenaufgang zurückgekehrt, und hatte noch gar keine Gelegenheit gehabt, sich bei Krak zu bedanken, daß sein Guhl ihm noch Einlass gewährt hatte. Er kannte den Fürsten bereits, schließlich hatte er ihn in die Abtei Tyniec geschleust, die einige Wegstunden südöstlich lag. Die Informationen, die er erhalten hatte, würden ihn jetzt einiges kosten. Schon wieder hatte er zugestimmt, einem Älteren einen Dienst zu erweisen, einem, dessen Absichten er noch nicht hatte durchschauen können. Aber die Information war es Wert gewesen. Nun saß er hier, wie schon Wochen zuvor, auf den Fellen zu Füßen des aus Kalkstein gewachsenen Throns. Hin und wieder fiel ein Tropfen von einem Stalgtiten auf den Boden. Noch wusste er nicht, was der Tzimisce verlangen würde. Sein kleines Reich war im Umbruch. Eine seltsame Mischung aus wandernden Kreuzrittern und Priestern war schon wärend seiner eigenen Ankunft in Krakau hier aufgetaucht. Er hatte es begrüßt, die Burgstadt verlassen zu können, doch nun musste er seine Schuld zurückzahlen. Vielleicht konnte er tatsächlich etwas tun, denn wenn sich diese sogenannten Inquisitoren ausbreiteten, konnte das nichts Gutes für die Kainitenheit bedeuten.

"Herr, wünscht ihr, daß iiiiiiiii...."

Schlagartig verlor Jacob Igors Aufmerksamkeit. Aus den Schatten, die durch die präzise Anordung der Fackeln noch tiefer wirkten, trat Krak hervor. Er trug eine einfache schwarze Robe, aus deren Ärmeln seine unnatürlichen bleichen Finger hervorragten, die seine überdurchschnittliche Körpergröße unterstrichen. Dieses zusätzliche Gelenk und der fehlende kleine Finger ließen die Hände wie Präzisionswerkzeuge wirken - oder wie Spinnenbeine. Der Stoff war so fließend und zart, daß sich unter der Kapuze über seinem Schädel die kreisrunde Anordnung von kleinen Hörnen deutlich abzeichnete.
Sein Bruder hätte ihn vermutlich für einen Dämon gehalten.

"Oh, du bist zurückgekehrt, Jacob Prewett, Neugeborener der Magister, Kind des Pharnabazus," sagte er mit deutlich gespielter Überraschung und starkem slawischem Akzent.

Natürlich nahm sich ein Tzimisce auf seinem eigenen Grund und Boden heraus, ihn zu duzen wie ein Kind. Er hatte keine entfernte Ahnung, wie alt Krak war, äußerlich wirkte er zeitlos, fast wie ein unbeschriebenes Blatt.

Igor kam sogleich ein Bein nachziehend auf ihn zugeeilt und senkte den Kopf als er sprach: "Herr, ich habe alles erledigt."

Hektisch schleifte er die Amphore herbei. Mit der Würde eines Herrschers setzte er sich der Fürst erst einmal, und wartete, bis der nun garnicht mehr aufdringliche Igor die Schale, die er nebenbei aus seiner Robe hervorgezogen hatte, mit dem roten Leben gefüllt hatte. Den Bericht seines Guhls bedachte er mit keiner Geste.

"Erst einmal auf unser aller Wohl," hob er die Stimme zeitgleich mit seiner Schale in die Höhe, "wir werden es nötig haben. Finstere Zeiten sind angebrochen."

Er trank einen Schluck und hielt für einen Augenschlag - nicht, daß er einen getan hätte - inne.

"Anstatt, daß ich nun etwas von dir fordere, wie ich es angekündigt habe, muß ich dich nun um einen Gefallen bitten, den du mir schuldig bist." sagte er kurz und blickte mit seinen schwarzen Augen erwartend in Jacobs Gesicht. Grade wurde ihm wohl bewusst, daß er mit der Tür ins Haus gefallen war, denn er schwieg plötzlich. Für einen Moment schien echte Sorge über sein Gesicht gehuscht zu sein, aber das konnte getäuscht haben. Er blieb stumm und nachdenklich.
« Letzte Änderung: Juli 01, 2010, 21:50:15 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #5 am: Juli 06, 2010, 02:56:11 »

Der Magister zog sachte die Finsternis in der Höhle des Fürsten um sich. Die kühle Dunkelheit beruhigte seinen Geist der nach der Reise zur Abtei noch aufgewühlt war. Noch hatte er ihn nicht gesprochen. Er hatte sich nur bestätigen lassen, dass sein Sohn tatsächlich im Kloster hier lebte.
Das war bei Gott nicht das Leben, welches er sich für sein Kind gewünscht hatte. Nein, eigentlich sollte er in der Heimat leben, selbst den Schoß voller Kinder haben und als Earl von Worchester die Blutlinie des heuten Lasombra fortführen.
Tja, nun war er nach dem Tod seines Vaters und dem Freitod seiner Mutter ins Kloster gekommen und hatte das Leben des Mönches geführt. Aber noch war ja nicht aller Tage Abend und sein Kind und sein Stammbaum noch nicht völlig verloren.

Aber sicher war sein Kind derzeit nicht sein größtes Problem. Überall in der Stadt rannten Ritter und Kleriker herum und machten ihm eine effektive Jagd schwierig. Sicherlich konnte man den üblichen, partoullierenden Krieger leicht umgehen, aber irgendwelche Kirchenkrieger die viel zu wachsam schienen waren ein anderes Kaliber. Es würde ihn nicht wundern wenn demnächst noch eine Ausgangssperre verhängt würde und dann würden die Vampire Krakaus und im Moment auch er selbst vor ernsten Problemen stehen.
Daher nahm er auch ohne Reue das dargebotene Blut von diesem viel zu aufdringlichen Diener an. Ein Nicken zum Dank, dann versuchte er Igor wieder aus seiner Wahrnehmung zu streichen. Dieses schleimig, kriecherische ließ ihn fast würgen, zumindest wenn sein Körper solch klassisch, menschlichen Schwächen noch hätte.

Es gab dennoch wichtigeres. Er hatte sich die Informationen von Krak teuer erkaufen müssen und Jacob war niemand der seine Rechnungen unbezahlt lassen würde. Er wartete auf den Tzimisce, man würde sehen was er für das Wissen welches er mit ihm geteilt hatte verlangte.

Als der Ghul ihn endlich aus seiner Aufmerksamkeit entließ hob sich schnell Jacobs Kopf und er erhob sich trotz des Gewichtes seiner Kleidung geschmeidig als wäre er nur in Seide gekleidet.
Sobald der ältere Vampir auftrat verneigte Jacob sich tief vor jenem um dem Protokoll genüge zu tun.

"Ich kam letzte Nacht, Sire. Ich danke Euch, dass Ihr mir zum letzten Morgengrauen noch Unterschlupf in eurer Zuflucht gewährt habt."

Dann hob er den Kelch zum Trinkspruch des Fürsten. Obwohl seine Aussprache perfekt war konnte der leicht britische Akzent nicht völlig verbannt werden.

"Auf euer Wohl"

Dann trank er auch einen Schluck, nicht zu viel, er war kein Barbar der hier Blut herunterkippte wie ein Verrückter.
Des Lasombras Kopf legte sich nur leicht schief bei den Worten Kraks. Erstaunlich ... er bat um einen Gefallen anstatt dessen Erfüllung zu verlangen. Offenbar war dieser Unhold in einer ein wenig ungünstigen Position. Vielleicht konnte man da ja dennoch ein wenig herausschlagen. Je nachdem wie groß der erbetene Gefallen würde.

"Natürlich bin ich jederzeit bereits den mir erwiesenen Gefallen zurückzuzahlen, Sire."

Dabei verneigte er sich leicht, das er zu seinem Wort stand schien ohne Zweifel.
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« Antworten #6 am: Juli 06, 2010, 14:25:24 »

Krak nickte.
Er hatte sich als Ahn vorgestellt, doch seiner Vorgehensweise nach musste er ein sehr junger Ahn sein. Sowieso hatte man noch nie etwas von ihm gehört, in den Landen, in denen Jacob umhergereist war. Irgendetwas an ihm ließ ihn vorsichtig werden und der Fürst tat alles, um den Eindruck noch zu verstärken. Er wirkte, als wäre seine Etikette mühsam erlernt worden.
Er saß aufrecht auf seinem Thron, die Fassung wiedergefunden. Seine Gestalt wirkte wie ein Dämon aus Geschichten, die man Kindern erzählte damit sie artig blieben.

"Du hast dir einen unruhigen Zeitpunkt ausgesucht, mich aufzusuchen," begann er. "Wie du sicher erraten hast, haben wir Jäger hier. Sethskinder, die von unserer Existenz wissen." Er holte Luft um weiter zu sprechen. "Wichtige Verbündete aus der Gegend sind vernichtet worden, darunter mächtige Ahnen.
Es ist Krieg. Ich sammle die Überlebenden hier. Doch bisher folgte niemand meinem Ruf. Sie haben es nicht geschafft, haben meine Nachricht nicht erhalten, sind in Starre oder geflohen." Wieder trat dieser Schatten auf sein Gesicht, den man als Sorge deuten konnte.

Er trank noch etwas. Ein Ratte huschte heran. Sie war ungewöhnlich groß. Das Vieh kam aus den Schatten der Höhle und suchte ihren Weg zu Krag. Seitlich kletterte es des Stalgmiten hinauf, bis es auf der Höhe seines Ohres war. Krag hob, Jacob signalisierend einem Moment zu warten, die Hand. Die Ratte quiekte leise. Krag zog die nicht vorhandenen Augenbrauen hoch, dann verfinsterte sich seine Mine. Wieder wandte er sich an Jocob, nachdem er dem Tier etwas zugesteckt hatte, und es wieder verschwunden war.

Er fuhr mit seinem Monolog fort:
"Nun, diese ganze Gegend war einst von einem Voivoden regiert. Nach schwierigen Zeiten habe ich die Stadt als Lehen übernommen. Ich sammelte meine Ratgeber. Vier sind gefallen, einer gefangen genommen, von den restlichen beiden weiß ich nichts. Es muß mich jemand verraten haben. Diese Gegend hier war lange ein Ort des Friedens. Und nun ist diese Höhle der einzige sichere Ort. Hier wird niemand ohne meine Erlaubnis eintreten. Es sei denn, er kennt die alten Geheimnisse meines Clans..." Er blickte sinister.
"Ganz allein jedoch stehen wir nicht. Es existieren meines Wissens nach noch drei Childer. Sie waren bereits hier, doch ich habe sie gestern ausgesandt. Sie sind Blutjung, erst ein paar Nächte alt. Ich habe sie unter meinen Schutz genommen. Zwei ihrer Erzeuger sind verloren, doch einer ist noch am Leben. Doch seine Zeit schwindet." Er blickte nach oben. "Heute Nacht werden sie ihn vor aller Augen verbrennen. Jonathan von Sternberg, vom Clan des Todes." Er bewegte sich nicht, schien keine Notiz von dem zu nehmen was anscheinend seinen Worten nach gerade geschah.

Diesen Namen hatte Jacob er schon einmal gehört, gerade erst vor ein paar Tagen - auf Tyniec. Die Mönche hatten ihm gesagtm daß wenn er jemanden suche, er mit "Bruder Jonathan" reden solle. Er lebe eigentlich in der Abtei, sei aber, um einen alten Freund zu treffen, vor Monaten schon nach Krakau gereist. Sein Sohn lebe nun ebenfalls dort, obwohl auch er eine lange Zeit in Tyniec verbracht hatte. Er war einfach ein paar Monate zu spät. Jonathan habe eine enge Verbingung zu Krakau und schätze die stillen Mönche in ihrer Abgeschiedenheit trotz der Burgstadt sehr. Er sollte ein Treffen organisieren können. Daß er ein Kainit war, hatte er sich schon gedacht, wahrscheinlich hatte er sogar mit einem Guhl gesprochen, aber ein Grabräuber?

"Ich habe die Kinder ausgeschickt, sich zu beweisen, damit sie solange beschäftigt sind. Eigentlich hätten sie längst zurück sein müssen ..."
Langsam, mit hochgezogener Stirn, dreht er den Kopf und blickte Igor an, der sogleich zusammenzuckte. "Wo bleiben die drei Welpen, sind sie immernoch nicht zurück?" blaffte er. Trank noch einmal. "Nein Herr, kein Zeichen von ihnen," antwortete er bedrückt, was in einer entgegengesetzten Kopfdrehung ignoriert wurde.

Endlich kam er zu dem, was Jacob erwartet hatte, seinem Gefallen. Er beugte sich vor und sprach ihn direkt an:

"Jacob Prewett, du weißt, wie man sich in dieser Welt zurechtfindet. Ich bin alt, und habe diese Höhlen lange nicht mehr verlassen. Du musst ein Auge auf diese drei Kinder haben. Ich bin ihr Pate geworden, doch ich habe keine Zeit sie auszubilden. Ich fürchte sie könnten uns sonst in Schwierigkeiten bringen. Sie wissen kaum die einfachsten Dinge, ich weiß nicht einmal ob sie jemals gejagt haben. Du kannst sie für deine Pläne einsetzen, soweit es geht. Stelle nur sicher, daß sie unter Kontrolle sind, solange, bis du diese Gegend wieder verlässt ... und sie sollten überleben, wenn sie es verdient haben.

Sicherlich bist du hier noch nicht fertig, sonst wärest du nicht zurückgekehrt," schloß er.
« Letzte Änderung: Juli 09, 2010, 01:12:50 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #7 am: Juli 07, 2010, 01:29:20 »

Dieser 'Ahn' redete einfach zu viel. Jacob wusste es besser als das er seinen höflich, aufmerksamen Blick vom sprechenden abwandte oder die leicht unterwürfige Haltung aufgab, dennoch bevorzugte er die ruhigen, direkteren Ahnen seiner eigenen Blutlinie. Nunja, dieser Fürst war schließlich nur ein Tzimisce und man konnte nicht von jedem Clan die Überlegenheit der Magister erwarten. Aber man müsste ihr Inkompetenz auch nicht länger ertragen als nötig.

Viel interessanter waren die Informationen die der Unhold ihm gab. Jäger die in der Lage waren Ahnen zu vernichten? Was lebten in diesen Landen nur für Vampire wenn sie sich von Menschen überwältigen ließen? Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintrat, dass diese Menschen den Vampiren überlegen waren. Wenn es ausreichend viele waren und sie mit Feuer bewaffnet waren konnte dies ja durchaus passieren. Aber selbst das unerfahrenste Kind seines Clans, das nur ein wenig mit dem Abyss verbunden war wäre in der Lage für genug Ablenkung zu sorgen um zu fliehen ... wozu Ahnen in der Lage waren musste er gar nicht erst nachdenken.
Dennoch waren sie gefallen. Entweder waren also die Vampire hier alles Versager deren Tod man keine Sekunde betrauern musste oder diese Menschen waren keine Menschen ...

Und dann dieser Jonathan. Es würde im ureigenen Interesse des Lasombra liegen diesen Kappadozianer zu retten, zumindest bis er die Informationen hatte die er wollte, dann könnte der brabbelnde Mönch seinetwegen in der Hölle schmoren. Sicherlich würde er allerdings stark bewacht werden und es gab nur eine Möglichkeit ihn zu befreien und zwar wenn man ihn zur Schlachtbank führte.

Drei Kinder. Innerlich seufzte er. Er hatte eigentlich keine Zeit Kindermädchen für 3 Welpen zu spielen, aber Schulden waren Schulden und solange er diese Gefilde nicht verließ konnte er auch darauf achten, dass die Neulinge sich nicht umbrachten.

"Natürlich werde ich Eurem Wunsch nachkommen, Sire."

Dabei verneigte er sich wieder leicht.
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« Antworten #8 am: Juli 07, 2010, 21:56:49 »

Wieder nickte Krag zuerst nur zur Bestätigung des Handels, dann griff er auf seine Kapuze, und lies sie nach hinten gleiten. Sie dappierte sich wie von selbst um seine Schultern. Seinen perfekt geformten Schädel ziehrten genau 13 Hörner (, wobei er Keines genau in der Mitte auf der Stirn gesetzt hatte, sondern das Dreizehnte an seinem Hinterkopf saß). Am Ansatz glichen sie seiner blassen, ein wenig gelblichen Hautfarbe im Fackelschein. Sie gingen Nahtlos aus der Kopfhaut hervor. In ihren Spitzen wurden sie dunkel, bei hellerem Licht rot. Man sah förmlich, wie die blauen Adern pumpten.
Er legte dann im Sprechen beinahe den Kopf schief.

"Du bist ein Ehrenhafter Mann. Das werde ich nicht vergessen."

Er schien ein wenig entspannter, soweit man das bei seinem Gesicht sagen konnte. Igor stand nochimmer neben seinem Fürsten, als sei er ein Stalagmit, bereit nachzuschenken, sobald sein Herr auch nur den anschein machte, mehr haben zu wollen. Fast schien er wie ein Verliebter am Fenster seiner Angebeten, jedoch nahm es ihm nichts von seiner ekelerregenden Schleimigkeit. Er schnaufte.
Zum Glück mußte Jacob nichts riechen, doch allein der Geschmack der sich beim einatmen auf seiner Zunge sammelte, hätte selbst einen Gerber zum Würgen gebracht. Krak lehnte sich zurück und sprach seinen Diener an, ohne ihn eines Blickes zu würdigen:

"Igor, geh deinen Aufgaben nach."
Mit einem gemurmelten Ja, Herr, zog er sich zurück und verschwand in den tiefen Schatten der Höhle. Die Luft wurde sogleich etwas besser, als würde er verschluckt.

"Warten wir noch etwas.
Erzähl mir doch, wie es dir ergangen ist, in Tyniec," wollte der Unhold wissen, als sie allein waren.
« Letzte Änderung: Juli 09, 2010, 01:00:09 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #9 am: Juli 12, 2010, 23:42:54 »

Selbstverständlich war er ein ehrenhafter Mann. Was glaubte dieser Tzimisce eigentlich wie ein Lasombra sonst mit seinem gegebenen Wort umgeht? Jacob hatte einen Gefallen erbeten und nun wurde die entsprechende Bezahlung gefordert. Er würde seinem eigenen Geburtsrecht selbiges andersherum einzufordern sonst widersprechen und das würde er nicht zulassen. Außerdem waren die Regeln unter Kainiten klar. Gefallen für Gegengefallen.

Der Ghul verschwand und der Magister fühlte sich gleich ein wenig wohler. Diese Subkreatur verpestete die Luft und beleidigte Jacobs Wahrnehmung. Warum konnten diese Missgeburten nicht in den Schatten bleiben und den wichtigen Wesen dieser Welt nicht im Weg stehen?

"Tyniec war nicht so befriedigend wie erwünscht. Die Mönche sind zwar augenscheinlich ... berührt ... von uns, allerdings war der Mann den ich suche nicht unter ihnen. Er ist nun der Bruder Herold hier in Krakau."

Einerseits war er stolz auf seinen Sohn, dass dieser den Willen aufbrachte sich gegen den massiven Einfluss der Vampire zu wehren, andererseits bedeutete es nun noch mehr Arbeit für ihn.

"Wissen eure Spione wann dieser Grabräuber verbrannt werden soll?"

Warum auch immer, aber es schien nicht in seinem Interesse zu liegen, dass sie damit Erfolg hatten.
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« Antworten #10 am: Juli 19, 2010, 15:40:35 »

"Wenn wir den Menschen nur eines vorraus hätten, wäre es die Zeit. Trotzdem bedauerlich für euch, die Gefähliche Reise gemacht zu haben."

Aus dem Mund des Unholds klangen die Worte ernst gemeint, wo er wußte, was eine Reise diesem Clan für Unanehmlichieten bereitete.

"Die Zeit drängt, die Hinrichtung wird gegen Mitternacht stattfinden. Oben haben sie bereits in der Stadt Feuer entzündet, dumm sind sie nicht. Ihn öffentlch zu befreien wird unmöglich sein, ohne das Schweigen des Blutes zu brechen.
Ihn aus dem Kerker zu befreien wird ebenfalls unmöglich sein. Er hat nur einen Eingang, einen langen Gang indem die Wachen so angeordnet sind, daß sie grade Soweit außerander stehen daß sie immer Sichtkonakt haben ...
Ich warte auf einen weiteren Boten, dann weiß ich mehr."

Mittlerweile erkaltete Kraks gegenwart wieder, er wurde wieder zeitlos und teilte seine Regungen nicht mehr durch Mimik und Gestik mit. Er saß aufrecht, das Einzige, was sich an ihm noch bewegte war sein Mund, wenn er sprach. Nebenbei schien er intensiv in die Schatten hinter ihm zu lauschen.
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« Antworten #11 am: Juli 20, 2010, 20:31:15 »

"Jede Gefahr stählt mich nur, jeder gewonnene Kampf bringt mich meinem Bruder näher."

Jacob blickte zu Boden und um ihn herum begann die Finsternis in Bewegung zu geraten bis sie ihn aus den Schatten wie ein finsterer Umhang einhüllte, nur seinen Kopf frei ließ.

"Aber heute Nacht wird mein Ziel ein anderes sein. Dieser Grabräuber weiß etwas was ich wissen will, also ist es mir ein persönliches Anliegen ihn heute zu befreien."

Nur wie. Wenn sie alles voller Feuer haben in der Stadt wird es in der Öffentlichkeit tatsächlich kaum möglich sein ihn zu befreien. Nicht ohne die halbe Stadt auszulöschen und das dürfte nicht im Sinne der einheimischen Vampire sein. Der Kerker ... das müsste Wahnsinnig schnell gehen und war vermutlich zum Scheitern verurteilt, da man letztlich in der Falle hocken könnte. Er hatte zwar eine Idee wie es funktionieren könnte, aber die wäre unmöglich vorherzusagen.
Vielleicht wenn man ihn gerade vom Kerker zum Scheiterhaufen führte.

"Gibt es vielleicht einen der Aussätzigen mit dem man einen Plan schmieden könnte?"

So widerlich diese Kreaturen auch waren ... ihre Fähigkeiten sind wahnsinnig nützlich.
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« Antworten #12 am: Juli 25, 2010, 13:29:54 »

"Ich kann keinen Kontakt zu ihm herstellen," antwortet Krak sachlich. "Ich vermute, er hat sich in Starre begeben, oder ist geflohen. Wenn man ihn auspüren könnte, wäre er seines Clans nicht würdig."

Der Unhold lauschte weiter in die Schatten.

"Die Zeichen stehen wirklich schlecht dieser Nächte."

Ein Luftzug ging durch die Höhle und ließ das Licht der Fackeln zittern. Die Bewegung hätte Jacob beinahe davon abgelenkt, daß aus der Schwärze ein kleines Tier hervorkam. Wieder war es eine Ratte.
Sie lief zu Kraks ausgestrecktem Bein und kletterte daran hoch. Jacob konnte sehen, daß das tier etwas im Maul trug. Ein kleines Stück Holz, nichtmal einen Finger breit. Krak nahm es an sich und inspizierte es, indem er die Augen schloß und es befühlte.
Für eine ganze Weile blieb er so und schwieg.

Jacobs abend geht weiter in Kapitel III, Die Nacht des Feuers.
« Letzte Änderung: August 30, 2010, 16:42:39 von Wuschel » Gespeichert
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