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Autor Thema: [Intime] Die Nacht des Feuers  (Gelesen 78064 mal)
Beschreibung: Teil Eins - Kapitel III
Aphiel
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Stier


« Antworten #60 am: Juli 29, 2010, 15:22:32 »

"Verzeiht, dass ich nicht anhielt" waren die ersten Worte Remys an Gero, während sie vor dem schmalen Spalt darauf warteten, dass Nathalia hindurchkroch und die Passage freigab. "Die Gelegenheit war zu günstig, um sie ungenutzt zu lassen."

Er sah den älteren Mann mit dem hellen Haar noch einen Moment an, dann drehte er sich zur Felsspalte und bewegte sich ebenfalls hindurch. Es fiel ihm nicht besonders schwer, da er ohnehin von schmalem Körperbau war, und seine Kutte hatte schon mehr ertragen müssen, nicht zuletzt den 'Sturz' über die Kante des Wawel in seinen 'Tod.'

Und dann roch er es, das Nahrhafte, das Lebensspendende, das einzige Gut, nach dem sein Körper, oder eher, sein Tier, unverhohlen und gierig verlangte. Es war beinahe, als könne er die rote Farbe riechen, die reichhaltige Schwere jedes Tropfens, als würde jeder nun nutzlose Atemzug ihm bereits einen Vorgeschmack darauf schenken. Tief in seinem Inneren spürte er das verlangende Zischen und die spinnengleichen Finger (seinen eigenen so ähnlich!) die an den Wänden seiner Seele zerrten, und an seinem Geist, beständig nach Sättigung verlangend. Remy gebot dem Tier mit seinem Willen zu schweigen, wie bereits zuvor - und doch wusste er, dass er es, und damit auch sich selbst, nähren würde. In dieser Nacht würde er die Schale nicht zurückweisen.

Im Dunkel setzte er fast beiläufig die geschäften Sinne wieder ein, um seine Augen besser sehen zu lassen, bis sie die Biegung erreichten. Nathalia konnte er so immer im Blick behalten, denn sie ging noch immer voran. Er streifte die Kapuze vom Kopf und sah zurück, ob Gero noch hinter ihm war.

Als die Biegung erreicht war, griff der Mönch in seine Umhängetasche und zog das Schreiben an Marcin hervor. Er hatte den Auftrag nicht erfüllen können, daher würde er es an Krak zurückgeben. Er bedeutete Nathalia kurz stehen zu bleiben, bis auch Gero zu ihnen aufgeschlossen hatte. Nun, wo der Gang breiter wurde, war es besser, gemeinsam die Tropfsteinhöhle zu betreten.
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Remy le Duc (Vampir)
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« Antworten #61 am: Juli 30, 2010, 00:35:38 »

Er hatte kein Problem mit der Handlungsweise des Mönchs. Eine Bitte um Verzeihung war in seinen Augen nicht nötig. Wenn er selbst den weiteren Weg gekannt hätte, wäre sein Vorgehen in dieser Situation genau das gleiche gewesen. Er sparte sich jedoch erklärende Worte und nickte dem Mönch nur kurz und wohlwollend zu.

Noch einmal sah er sich den Eingang der Höhle genau an und fragte sich, ob das der Eingang zur Höhle des Drachen gewesen sein könnte. Nicht lange nach seiner Ankunft in der Stadt vor drei Jahren, machte er auch schon Bekanntschaft mit der Legende der Stadt Krakau, in welcher es um einen Drachen und den listenreichen Ritter Krak ging, der den Jungfrauen fressenden Drachen zur Strecke gebracht hatte und somit zum Namensgeber für die Stadt auf dem Wawel geworden war. Aber falls tatsächlich der Eingang zur Drachenhöhle war, so würde das auch bedeuten, dass der Drache nicht von besonders großer Gestalt gewesen sein muss. Er hörte damit auf, sich den Kopf über die Ungereimtheiten dieser Legende Krakaus zu zerbrechen und wartete darauf, dass der Mönch im Spalt verschwand.

Noch einmal sah er sich aufmerksam um, ließ seinen Blick gleiten und sog die Eindrücke in sich auf. Es war der Augenblick, in dem er noch einmal alles überdachte. Niemand war mehr da, der ihn in diese Höhle zwingen könnte. Was dort drinnen auf ihn wartete vermochte er nicht vorherzusagen, doch es war ihm noch einmal deutlich bewusst, dass dort drinnen in dieser Höhle über sein weiteres Schicksal bestimmt werden würde. Er könnte dies ganz leicht vermeiden, indem er jetzt den anderen den Rücken kehren würde. Sein Leben in der Dunkelheit würde kein einfaches sein und seine Aufgabe, die ihm ungefragt aufgebürdet worden war, würde er meistern, so gut es sein Vermögen zuließ.
Doch da war etwas aus seinem alten Leben, das ihm diesen leichten Weg verwehrte. Er hatte dem Mönch seine Hilfe zugesagt, als dieser sie dringend brauchte. Es lag in seinem Wesen und auch wenn er jetzt ein Geschöpf der Dunkelheit war, so machten ihn doch auch jetzt seine menschlichen Wesenszüge aus. Sein Wort würde er halten. Was danach kam war offen.

Er blickte noch einmal auf den abnehmenden Mond, der sich zum Teil hinter den Fetzen der sich verziehenden Regenwolken versteckte und prägte sich dieses Bild ein. Dann schloss er die Augen senkte seinen Kopf, wandte sich zum Spalt und folgte den beiden anderen.

Seine schlanke Gestalt machte es ihm leicht, sich durch einen Spalt zu zwängen, den ansonsten höchstens die kindliche Neugier eine nähere Untersuchung widmen würde. Doch Kinder kamen hoffentlich niemals hierher. Die Legenden und Geschichten der Alten mochten sie davon abhalten, die vielen Höhlen des Wawel genauer in Augenschein zu nehmen. Er tastete sich durch die Dunkelheit und irgendwann nahm er einen Lichtschimmer im Inneren des Wawel wahr. Und noch etwas drang in sein Bewusstsein. Es war der metallische Geruch von Blut. Sofort schlug etwas in ihm darauf an. Es zerrte an und in ihm. Es fühlte sich an wie das Rumoren in den Eingeweiden, wenn er eine Woche lang nichts Richtiges gegessen hatte. Seine Hände krallten sich in den Fels und seine Füße stemmten sich gegen die Wände des Durchgangs. Er zwang sich zur Ruhe und versuchte Kraft seines Willens die Herrschaft über seinen Körper zurück zu erlangen. Es gelang ihm mit Mühe. Erst dann löste er seinen Griff und setzte sich wieder in Bewegung.

Irgendwann hatte auch er das Ende des Ganges erreicht und stand in der Höhle des Fürsten.
« Letzte Änderung: Juli 30, 2010, 10:09:28 von Vomo » Gespeichert

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« Antworten #62 am: August 02, 2010, 17:42:02 »

Zum Glück sah man nach einer Biegung dirket hinter dem Eingang bald ein Licht. Von Feuer. Es roch nach Kalk und ein eisiger Luftzug strömte ihr entgegen, der den Geruch frischen Blutes mit sich trug.
Nach ein paar Metern trat Nathalia zuerst in die Tropfsteinhöhle. Sie hatte rießige Ausmaße, ähnlich der Höhle in der sie Aufeinandergetroffen waren. Armdicke Stalaktiten hingen Ellenlang von der Decke und ebenso starke Stalakmiten verliehen der Höhle ein fremdartiges aussehen. Hatten sie zuvor nur gehört und gefühlt, war hier alles erleuchtet. Die Wassertopfen hallten vielfach wieder, ebenso wie das prasseln und Zischen der Pechfackeln, die in Wandhalterungen steckten.

Jacob hörte etwas. Wenn er sich umdrehte, sah er, daß sich doch tatsächlich ein Mädchen durch den Eingang gepresst hatte, den auch er eine Nacht zuvor nutzte.

Der Mönch trat ein. Im Feuerschein erkannte sie das nahezu kreisrundes Lager, mit Fellen verschiedenster Art ausgelegt. Auf den Fellen saß ein ihnen unbekannter Kreuzritter, wie sie sofort erkannten. Der Slawe folgten hintereinander.

An dem Punkt, der am weitesten von ihnen entfernt lag, bildeten die Tropfsteine eine Art natürlichen Thron. Es schien, erstarrter flüssiger Stein habe sich in einem natürlichen Becken gesammelt, das die Sitzschale bildete. Die Formen erinnerten den Slawen, der als letztes den Eingang bewältigt hatte, an die seltsamen Formen, die die Tropfsteine in der Höhle seines Todes angenommen hatten. Ihrendwie passte das nicht zusammen..

Auf diesem thronähnlichen Gebilde saß eine Gestalt, die etwas in ihrem Ärmel verschwinden ließ und Remy fixierte. Er trug eine einfache schwarze Robe, aus deren Ärmeln seine unnatürlichen bleichen Finger hervorragten, die seine überdurchschnittliche Körpergröße unterstrichen. Dieses zusätzliche Gelenk und der fehlende kleine Finger ließen die Hände wie Präzisionswerkzeuge wirken - oder wie Spinnenbeine.
Seinen perfekt geformten Schädel ziehrten genau dreizehn Hörner. Am Ansatz glichen sie seiner blassen, ein wenig gelblichen Hautfarbe im Fackelschein. Sie gingen Nahtlos aus der Kopfhaut hervor. In ihren Spitzen wurden sie dunkel, bei hellerem Licht rot. Man sah förmlich, wie die blauen Adern pumpten.

Sein Blick wechselte zu Rujanel. "Ich bin Krak. Für dich: Fürst Krak. Tritt vor, nenne deinen Namen, Erzeuger, Clan und Generation. Dann setze dich und schweige, bis ich dich zum sprechen auffordere," sprach er ihn unvermittelt und kaltherzig an.

Krak machte eine auffordernde Geste mit dem Kinn, er solle näher kommen. Außer Rujanel gab es niemanden in diesem Raum, der diesen Satz nicht schon einmal gehört hatte. Remy und Nathalia mussten wohl dort stehen bleiben, und auch Jacob könnte nur der Dinge harren.
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« Antworten #63 am: August 04, 2010, 02:18:32 »

Der Anblick des Fürsten ließ ihn kurz erschaudern, wobei er sich nicht einmal sicher war, das es der Anblick des Tzimisce war. Sich in einer Höhle aufhalten zu müssen, die dem Ort ähnelte, an welchem sein Dasein als Mensch beendet worden war, drückte ihm aufs Gemüt. Er spürte, wie selbst seine Gedanken sich verlangsamten und er nur mit Mühe die Kontrolle über seinen Körper behielt.


Er hatte die Aufforderung Kraks deutlich vernommen und doch versuchte er mit aller Gewalt die Konfrontation mit dem Fürsten hinauszuzögern. Krampfhaft rief er sich in Erinnerung, was er in seinem kurzen Dasein als Kainskind, aber auch als Barnuta in den Gesprächen mit Rachamiel alles über die Kainiten erfahren hatte.

Das Mädchen - Natalia - sprach zu dem Dämonenpaktierer: "Oh, nicht so schnell mit euren Urteilen, Fedai. Ich mag jung sein, doch ich weiß, wann ich handeln muss, um mir und anderen zu helfen. Ich war bereits so frei und habe dies in der Vergangenheit getan. Es brachte mir nur Schwierigkeiten. So wenn ihr die Traditionen für hohle Phrasen haltet, warum wollt ihr dann zum Fürsten gehen und euch bei ihm melden? Weil ihr euch etwa auch an die Traditionen halten wollt? Es gibt da eine weitere, die genau dieses Verhalten umschreibt: 'In der Domäne eines anderen darf niemand sein Wort in Frage stellen. Alle schulden ihm Respekt. Wenn man ins Lehen eines anderen kommt, sollte man sich vorstellen.' Ah ich vergaß da noch etwas...da es uns alle betrifft. Solange unsere Existenz nicht durch den Fürsten abgesegnet ist, ist unser Dasein nicht berechtigt. Falls unsere Sire den Fürsten um unsere Erschaffung baten...sonst sind wir dem Willen den Alphawolfs ausgeliefert, der keine Jungen in seinem Revier duldet von denen er nichts weiß!"

Ich muss mich dem Fürsten vorstellen und es führt kein Weg daran vorbei. Sollte ich mich als Junges in seinem Revier zu erkennen geben, so bin ich seiner Gnade ausgeliefert. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen.

Marcin stand auf und streckte beide Arme aus.
"Ich bin Rachamiel! Ich zähle zum Clan Salubri!" rief er.
Seine Stimme pflanzte sich in einem Echo durch die Höhle fort. Das Alter fiel von ihm ab, als würde es einfach weggewischt. Die Haut zog sich glatt, das grau aus dem Haar verschwand und wich einer hellbraunen Mähne. Er strich sein Stirnhaar beiseite. Das, was ich die ganze Zeit für eine tiefe Falte gehalten haben mußte, entpuppte sich als waagrechtes Drittes wimpernloses Auge, daß sich langsam öffnete. Die Iris hatte die gleiche Farbe wie die anderen beiden Augen: Rehbraun.
"Ich bin einer der dreizehn Wächter des Wissens! Ich hüte die Geheimnisse unseres Clansgründers!" , übertönte seine nun kraftvolle und reine Stimme jedes Tropfen, sogar das Rauschen des Blutes in meinen Ohren.


Was Name, Erzeuger und Clan angeht, so verstehe ich, was er von mir wissen will. Doch was ist mit Generation gemeint? Vermutlich mein Platz in der Ahnenreihe der Kainiten im Hinblick auf Kain, doch hat Rachamiel nie etwas dazu verlauten lassen. Er ging weiter in die Höhle hinein und blieb, seinen Blick dem Fürsten zugewandt, stehen, sobald er die Mitte des Lagerplatzes erreicht hatte.

Ich bewegte die Lippen. Von außen war es kaum zu sehen doch mir selbst war, als formten meine Lippen klare Worte, als spräche ich mit mir selbst, und doch kamen sie nicht aus meinem Bewußtsein, aber doch aus mir.
'Klammere dich nicht an Dinge, sie sind vergänglich,' sagte ich zu mir selbst.
Die Stimme kannte ich, niemals würde ich sie vergessen.
'Nimm deinen Platz in der Gesellschaft ein. Du musst überleben. Das Wissen darf nicht sterben. Deine Einzige Zuflucht, wo du dir etwas Sicherheit erhoffen kannst, ist beim Fürsten. Vertraue ihm nicht.'
Rachamiel schwieg. Der Eindruck verschwand.


Er deutete eine Verbeugung an. 'Vertraue ihm nicht', echote es in seinem Kopf. Als ob ich mein Vertrauen leichtsinnig einem jeden schenken würde. Pah! Es ist gar nicht so lange her, da wurde mein Vertrauen schändlich missbraucht ... Er rief sich innerlich zur Ordnung. Es fiel ihm aus irgendeinem Grund schwer, sich in dieser Umgebung zu konzentrieren.

"Ihr könnt mich Gero nennen. Mein Erzeuger wurde Hodo genannt. Ich zähle zum Clan Ventrue." Es entstand eine kurze Pause, als er noch einmal abwog, was er zur Generation sagen sollte. Die Gefahr war groß mit einer genannten Zahl falsch zu liegen und so entschloss er sich die Lüge in der Wahrheit zu verstecken. "Ich kann euch nicht sagen, welche Generation ich bin, da mein Erzeuger starb, kurz nachdem er mir den Kuss geschenkt hatte."

Nachdem er knapp und mit möglichst klarer und fester Stimme die Fragen des Fürsten beantwortet hatte, folgte er der Anweisung des Hausherrn, wandte er sich nach rechts und ließ sich auf dem Teppich von verschiedensten Fellen nieder.

Er hoffte, dass er überzeugend genug geklungen hatte und versuchte sich mit anderen Gedanken abzulenken, damit seine Bedenken sich nicht in seinen Gesichtszügen widerspiegelten. Ob Krak ... Fürst Krak, verbesserte er sich selbst in Gedanken, mit dem Ritter identisch ist, von dem in der Legende die Rede war?
« Letzte Änderung: Dezember 08, 2010, 20:42:41 von Vomo » Gespeichert

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Wuschel
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« Antworten #64 am: August 04, 2010, 03:17:30 »

Während Rujanel sprach, legte Krak den Kopf schief. Sein Blick wich nicht von ihm. Als Gero geendet hatte, nickte er. Mit einer Hanbewegung winkte er Nathalia und Remy heran.

Er wies auf den Fremden: "Dies ist Jacob Prewett, Neugeborener vom Clan der Magister,"
er zeigte auf das Mädchen, "Nathalia, Kind des Clans der Drachen,"
und auf den totenblassen jungen Mann, "Bruder Remy Kind vom Clan des Todes, " sagte er in die Runde.
Mehr Auflebens machte er nicht um eine Vorstellung. Er verlor keine Zeit.

"Dein Erzeuger ist mir unbekannt. Wie kommt es, daß Du und er sich in meiner Domäne aufhalten?" hakte er nach, als Rujanel sich schon gesetzt hatte.

Irgendetwas stimmte mit diesem Slawen nicht, das konnte man spüren in dessen Nähe. Eine schwere Bürde musste auf seinen Atlasschultern lasten. Etwas Unheimliches ging von ihm aus, das man nicht benennen konnte.
« Letzte Änderung: August 04, 2010, 17:28:09 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #65 am: August 04, 2010, 10:23:38 »

Es dauerte einen Augenblick, bis seine Konzentration wieder bei der Situation war, in der er sich befand. Insgeheim freute er sich, das er sich in seiner Jugend nicht nur für die Geschichte der Mark Brandenburg, sondern auch die der benachbarten Mark Lausitz interessiert hatte. War seine Wahl auf den Namen Gero als Alias hauptsächlich auf Grund der Bedeutung gefallen, so war ihm der Name Hodo nur in den Sinn gekommen, weil er sich dunkel daran erinnerte, dass es auch einen Gero als Markgrafen gegeben hatte, dessen Vorgänger der Markgraf Hodo gewesen war.

Er wandte seinen Blick dem Fürsten zu und sprach langsam und überlegt: "Mein Erzeuger schuf mich in den Gefilden, in welchen er seit vielen Jahren lebte, einer Nacht, die keine zwölf Jahre her ist. Er starb kurz darauf an den Folgen eines heimtückischen Anschlags durch ein Monster, wie ich es nie zuvor gesehen hatte. Was er mir für mein Dasein als Kainit mitgeben konnte, war nicht viel. Wir hatten vor, eine gemeinsame Reise zu unternehmen, die uns zu einer Höhle hier in der Nähe führen sollte. Er hatte die Absicht, mir auf dem gemeinsamen Weg alles Nötige beizubringen. Dazu kam es nicht. Ich kannte nur das Ziel der Reise, doch nicht den Grund. Ich hoffte mehr in Erfahrung bringen zu können, wenn ich mich auf den Weg mache, den er für uns vorgesehen hatte. In der Höhle fand ich letztendlich jedoch nur einen Kainiten namens Marcin, der mir nicht viel sagen konnte. Er fragte mich, ob ich ihm bei einer Übersetzung behilflich sein könnte und ich stimmte zu. Doch bevor wir unser Ziel in der Höhle erreichen konnten wurde ich Zeuge seiner Vernichtung. Er starb durch eine arglistige Falle und zerfiel zu Asche."

Nachdem er geendet hatte sah er den Fürst nicht länger an. Insgeheim war er stolz darauf, mit keinem Wort die Unwahrheit gesagt zu haben. Jeder Satz für sich traf auf ihn und seine Geschichte zu. Dass er die Reihenfolge der Abläufe etwas verändert hatte lag daran, dass die Erzählung zu dem Bild passen sollte, welches er dem Fürsten gezeichnet hatte, als er sich ihm vorstellte. Ihm war klar, dass es jetzt darauf ankam, dass seine Wahrheiten auch von Krak als Wahrheit angesehen wurden, auch wenn sie in ihrer Darstellung Lügen waren, die eine Lüge stützen sollten.

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« Antworten #66 am: August 04, 2010, 17:31:50 »

Die Geräusche hinter ihm rissen ihn aus seinen Gedanken. Kratzen von Kleidung auf Haut und dann trat schon das erste der drei erwarteten Kindern durch den Spalt. Jacob saß nach wie vor auf seinem Fell, die Finsternis der Höhle hatte sich wie ein lebendiges Wesen um ihn geschlungen und nur sein Kopf war sichtbar. Ganz so als würde der Kopf frei über der Finsternis schweben.
Er blickte nach hinten, die schwarzen Augen auf die Neuankömmlinge gerichtet erhob er sich schließlich in einer fließenden, drehenden Bewegung. Die Schatten dabei zurückschlagend wie einen Mantel. Ein eben solcher schien sich auch aus der Finsternis zu formen und legte sich sachte um die Schultern des Lasombra. Erst bei genauerem Blick konnten sie fest stellen, dass der Mantel aus festem schwarzen Stoff gefertigt war.

Das blutrote Kreuz prangte auf dem nun sichtbar werdenen Wappenrock, welcher früher einmal in blütenreinem weiß gestrahlt hatte. Heute war er zwar immer gepflegt, aber auch eindeutig schon nicht mehr neu. Darunter das leicht matte Kettenhemd, sowie das Schwert am Gurt, an seiner Seite und der Dolch an der anderen, komplettierten das Bild eines Kreuzritters.
Dennoch wirkte er ehr wie ein Jüngling, ein Burgherr, der selbst nie wirklich harte Arbeit erledigen musste und es gewohnt war anderen Befehle zu erteilen die dann auch ausgeführt wurden. Seine Haut war elfenbeinfarben und makellos, kein Kratzer verunstaltete das schmale, scharf geschnittene Gesicht.

Einzig sein Blick strafte die recht zierliche Erscheinung lügen. Der war ruhig und kalt. Berechnend und abschätzend musterte er die Kinder die hier nach und nach die Höhle betraten. Er würde nichts sagen, sich nicht regen. Er stand stiller dort als jeder Mensch es vermocht hätte und strahlte dennoch etwas ... herrschaftliches aus. Er war zweifellos jemand der voran ging während andere seiner Führung folgten.

Sein Blick fiel schnell auf diesen "Gero". Nicht nur sein Erscheinungsbild ließ ihn eine Braue heben. Etwas an dieser Person passte ihm nicht ... ein ... fast ein bekanntes Gefühl das von diesem ausging, er aber nicht mehr wirklich einordnen konnte. Wie eine Erinnerung von der man wusste, das sie wichtig war, aber man nicht mehr genau fassen konnte was sie bedeutete.

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« Antworten #67 am: August 04, 2010, 18:55:13 »

Remy trat näher, als Krak ihn heranwinkte. Die leichenblasse Gestalt steckte in der regennassen Robe eines Benediktiners, und die Tonsur ließ darauf schließen, dass dies keine Verkleidung war. In den spinnendürren Fingern hielt er ein Schriftstück, das er beim Eintreten hervorgezogen hatte. Die lebhaften, aber häufiger als üblich zwinkernden Augen musterten auch den zweiten Anwesenden außer Krak, ebenso wie das Schauspiel mit der Dunkelheit. Vom Clan der Magister, interessant. Er sieht gar nicht aus wie ein Spanier. Aber er trägt den Rock eines Kreuzfahrers. Ah, nun verstehe ich auch, wieso sie Magister der Schatten genannt werden...

Er neigte den Kopf, als er vorgestellt wurde. Da ihm aber das Wort noch nicht erteilt worden war, hockte er sich an einer Seite der Höhle auf ein Fell, geduldig wartend, bis der Angesprochene seine Erklärungen beendet hatte. Er hörte sich die Erzählung genau an, denn Gero erzählte hier nun mehr als ihm zuvor allein.

Der Mönch hatte sein Versprechen nicht vergessen, und so lange die Unterhaltung noch ging, würde Gero sicher kein Leid geschehen. Darüber hinaus würde der Fürst ohne Zweifel einen Bericht über die Ereignisse verlangen. Spätestens dann konnte Remy auch seine Fürsprache zugunsten Geros anbringen; eine Vorstellung im eigentlichen Sinne hatte es ja so nicht gegeben, von daher war er nicht in der Lage gewesen, dieses erste Aufeinandertreffen so zu gestalten, wie er es sich gewünscht hatte.

Hatte er den Kreuzfahrer eingangs nur oberflächlich betrachtet, so widmete er sich nun einer genaueren Untersuchung des anderen. Er starrte ihn förmlich an, so als wolle er sich jedes Detail dieses Schattenmagisters einprägen. Und dann passierte es wieder.

Verwirrt schloss Remy die Augen, kniff sie zusammen. Das war ihm schon einmal passiert, als er dem Dämonenbesessenen Fedai begegnet war. Aber was bedeutete dies? War der Schattenmagister etwa auch besessen? Was war mit Gero? Er sah konzentriert zum Slawen hinüber.

Erneut diese seltsame Erfahrung und das Gefühl, dass ihm seine Sinne mehr verrieten als sie es normalerweise vermochten. Dies musste Teil seines Blutserbes sein, von dem Jonathan ihm noch nichts erzählt hatte. Doch was bedeutete das? Vermochte er etwa das Tier in den anderen zu sehen? Ein Versuch musste her. Remys Blick richtete sich auf Nathalia und verweilte dort. Mit seinen Gedanken versuchte er die Farben zu rufen, deren Vorhandensein er auch bei ihr vermutete.

Die Erkenntnis, dass seine Gedanken nicht so falsch gewesen waren, brachte eine gewisse Befriedigung mit sich. Dann kam ihm ein neuer Gedanke. Konnte er es tatsächlich wagen? Noch immer sprach Gero... also wieso eigentlich nicht? Remys Augen fanden die Gestalt von Krak und nun wollte er es wissen. Sein Geist öffnete sich.
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« Letzte Änderung: August 04, 2010, 23:52:26 von Aphiel » Gespeichert

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Remy le Duc (Vampir)
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« Antworten #68 am: August 04, 2010, 21:21:30 »

Nathalia ging wie ihr geheißen in die Höhle hinein und trat vor. Ihr Blick lag allein auf dem Fürsten, da dieser ihr gewunken hatte. Garstiger alter Sack. Nie werde ich deinen Augen und deine Bitten erfüllen. Schoss es ihr durch den Kopf. Sie machte einen anständigen Knicks. Das Kleid hob sie dabei an. Wenn man ihr Kleid noch Kleid nennen konnte, denn es war aufgerieben von dem letzten Abenteuer. Ihr Blick war beim Anblick des Fürsten gesenkt. Ihr Gesicht wirkte leicht mitgenommen. Leichte Spuren einer Verbrennung waren vielleicht noch zu sehen.

Sie wandte sich an den jungen Jacob und machte auch vor ihm einen tiefen Knicks - einladend weit. Hier jedoch schaute sie nicht - wie es ihre Stellung forderte, zu Boden. Sie sah dem Jüngling interessiert in die Augen. Ihre braunen Augen versuchten einen kurzen Kontakt mit den schwarze aufzunehmen. Lecker siehst du aus. Nathalia lächelte eine Spur höflicher beim ihm. Ja, es wirkte schon fast herausfordernd. Ein junger Mann... . Ist er noch zu haben? Sie senkte langsam ihren Blick und ging gebannt in eine wartende Stellung. Sie wirkte auf den ersten blick viel zu brav.

Ihre Kleidung war die eines einfachen Bauernmädchen. Die Kleider ließen sie wie eine Bettlerin aussehen. Ihr Gesicht war bedeckt mit Schlamm. Die Haare schauten nass unter dem Kopftuch hervor - zerzaust und wie vom Donner getroffen. Dennoch war da eine Spur von Weiblichkeit zu sehen. Ihre Augen zwinkerten nicht nervös. Sie sah eher aus wie eine Puppe. Das Mädchen wirkte ruhig. Hm...Seine Aura hat etwas anziehendes. Nathalia sah kurz wieder in das Gesicht. Es machte ihn verführerisch.

Schweigend stand sie da und hörte nur mit halbem Ohr zu, was Gero zu sagen hatte. Sie hatte ihn gewarnt, doch er wollte nicht hören. Er war es nicht wert, von ihr in irgendeiner Art und Weise bestärkt zu werden. Sie Kniff ihre Augen zusammen und sah zu Gero. Die Aussagen von Gero ließen Sie dann jedoch stocken. Soso... . Ihre Gedanken waren wieder klar. Sie fixierte ihn. Immerhin wollte sie mehr über diesen Versager hören. Warum habe ich ihn nicht verrecken lassen?


Aus einen weiteren Reflex heraus ließ sie ihren Blick weiter durch die Runde schweifen. In ihrem Kopf nagte es. Sie war sich ihrer Fähigkeiten langsam bewusst. Hier in der Höhle im Licht konnte sie es erneut versuchen. Ich muss seinen Schemen sehen wie Gero tickt. Sie dachte zurück an die Höhle. Hier hatte sie im Dunkeln sehen können. Sie konzentrierte sich und sah auf den Jungen Knaben. 'Sehen'.

« Letzte Änderung: August 05, 2010, 23:00:47 von Alukard » Gespeichert

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« Antworten #69 am: August 05, 2010, 23:47:14 »

Während Gero sich setzte, wurde auch Jacob von Krak dazu aufgefordert per Geste. Bis auf das unangenehme Gefühl, daß er in der Nähe des Fremden verspürte, hatte der Magister eigentlich keinen Grund gehabt, dessen Aussage anzuzweifeln. Doch als er sich vorstellte, war er sich sicher, dieser Mann trug eine große Last auf seinen Schultern, oder hatte seine Erlebnisse sehr zusammengefasst. Das sagte ihm seine Menschenkenntnis. Während der Slawe seine Geschichte erzählte, bohrte sich der Blick des Bendiktiners merklich in seine Gestalt.

Remy sah verwirrend viele Farben und Formen, daß er einige Zeit brauchte, sie aueinanderzuhalten.
Nach einem Moment erkannte er blasses aber deutliches gelb, das sich mit waberndem braun mischte wie Öl in Wasser.
Diese wabernde Mischung wurde unregelmäßig von dunkelblauen Flecken durch zogen, die auftauchten und wieder zerplatzten - gleich Luftblasen im Moor. Darüber legte sich ein Fischernetz von hellgrün das mit Jacobs wachsend argwöhnischen Gesichtsausdruck immer stärker wurde, während Rujanel sprach.
Die verwirrenden Farben transportierten etwas, und ließen Schwingungen - Stimmungen assozieren. Sie sagten ihm etwas über den Fremden - daß er ganz und garnicht mit der Situation zufrieden war.

Krak warf einen offensichtlich begutachteten Blick auf Rujanel.

Genauso wie Remy. So genau er auch hinsah, er konnte nur einen blassen Schimmer hervorzwingen. Als er Gero, der auf Krak konzentriert war, beobachtete, merkte auch er, daß eindeutig etwas in dem Slawen vorging, so, wie er sprach - scharfsinnig. Er drang nicht zu ihm durch.

"Nun gut, Gero. Du genießt für eine Weile das Gastrecht in dieser Domäne," sagte Krak protokollartig formell. "Da du nicht freigesprochen wurdest hast du den Staus eines Kindes inne. Das bedeutet du wirst mir, deinem Ahnen, folge leisten bis ich dich frei spreche. So wie die anderen beiden."
 
Er erwartete keine Antwort. Als die Worte "Kind" und "Ahn" fielen, war es als fiele Rujanel ihm wieder ein, ein vertrautes Gefühl. Vor allem das Alter eines Kainiten war von entscheidender Bedeutung. Die Jüngeren folgen den Älteren, die Schwächeren den Stärkeren. Simpel und einfach weil unter Wölfen keine andere Lebensweise möglich war. Tatsächlich wirkte Krak nahezu unmenschlich. Hinter seinen Gesten und Worten lag keine Emotion. Selbst der Leichenartige Remy wirkte menschlicher. Rujanel meinte den Fürsten denken zu hören: "Wir sprechen uns später. Allein." Langsam bekam er ein ungutes Gefühl, dieser Kainit hatte trotz seines groteken Äußerung eine beeindruckende Austrahlung ... oder hatte er den Gedanken wirklich gehört?

"Daß Marcin vernichtet wurde, ist ein großer Verlust für uns," sagte Krak, den Blick in die Ferne gerichtet.

Nathalia kam das alles Spanisch vor. Sie hatte deutlich bemerkt, daß Krak und Gero sich irgendwie verstanden hatten. Irgendetwas ging hier vor. Als sie sich Gewißheit verschaffen wollte, indem sie ihr Blut einsetzte, fühlte sie sich, als wäre sie gegen einen Baum gelaufen. Sie sah sonst einfach tiefer in die Welt als normalerweise selbst mit ihren verstärkten Sinnen. Irgendetwas hatte sie blockiert. Krak zog wie zufällig eine Augenbraue hoch. Sie bemerkte Remys angestrengten Blick, der auf ihr ruhte.

Dessen weiterer Versuch an der Unholdin brachte nichts anderes hervor als bei Gero. Ein blasser Schimmer, weiter nichts. Keine Farbe wollte auftauchen. Trotzdem entging seinem wachen Geist etwas nicht, daß sonst niemand bemerkt hatte: Kurz wurden Nathalias ganze Augen schwarz wie Tinte, nur für einen Augenblick.

"Igoooor!" rief der Tzimisce halblaut in die Höhle hinein.

Remy konnte einen Moment erhaschen, in dem er unbeobachtet einen tiefergehenden Blick auf den Unhold werfen konnte. Er konnte nicht einmal mehr das sachte blasse Leuchten hervorrufen, das er bei den anderen zumindest noch erhaschte hatte.

"Remy, verlieren wir eine Zeit. Berichte mir," wurde er plötzlich von Krak aufgefordert, was ihn bei seinen Versuchen unterbrach.
« Letzte Änderung: August 10, 2010, 17:02:25 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #70 am: August 07, 2010, 03:36:29 »

Der Mönch hatte sich so sehr auf seinen Versuch konzentriert, dass er die Stimme von Krak beinahe nicht mitbekommen hätte. Als ihn dessen erwartungsvoller Blick traf, während er ihn noch so konzentriert anstarrte, zuckte Remy zusammen, als wäre er ertappt worden. Schnell erhob er sich, stellte sich gerade hin und begann mit der Schilderung der Ereignisse, seit sie die Höhle zu dritt verlassen hatten.

"Ich werde Euch nicht mit den Details die Zeit stehlen, mein Fürst, darum das Wesentliche: wir waren bedauerlicherweise nicht in der Lage Euren Auftrag zu erfüllen. Zum einen vermag ich Euch nicht zu sagen, wo Heinrich abgeblieben ist. Nathalia und ich vermochten das Stadttor erfolgreich zu passieren, doch hat uns der Schwertbruder nicht wie vereinbart wiedergetroffen; wir mußten ohne ihn weitergehen. Da wir Herrn Marcin nicht in seinem Hause antrafen, ließen wir uns von seinem Hausdiener sagen, wo er zu finden war. Noch in derselben Nacht begaben wir uns zur genannten Höhle, die östlich der Stadt liegt. Die aufgehende Sonne ließ uns keine Zeit mehr, nach Herrn Marcin zu suchen. Wir begannen unsere Suche in der heutigen Nacht, kaum dass wir uns erhoben hatten. Wir fanden jedoch lediglich diesen Mann, Gero, und er berichtete auch uns, dass Marcin vernichtet worden war. Da wir keinen Grund hatten, an seinen Worten zu zweifeln, und sich auch keine Spuren für die Anwesenheit anderer Personen in der Höhle finden ließen, beschlossen wir, zu Euch zurückzukehren. Darüber hinaus hätten wir auch nicht dort verweilen können, da uns einer der Fallen zu einem hastigen Aufbruch zwang. Es gab auch keinen Grund, in die Höhle zurückzukehren, darum beeilten wir uns, zu Euch zurückzukehren. Euer Schreiben an Herrn Marcin ist nach wie vor verschlossen in meinem Besitz."

An dieser Stelle hob Remy den Umschlag sichtbar hoch.

"Ich muss noch drei Dinge hinzufügen. Zum ersten begegnete uns ein weiter Kainit vor dem letzten Sonnenaufgang. Er stellte sich als Fedai von den Gangrel vor und blieb bei uns, bis wir Krakau erreicht hatten. Er hatte vor, Euch ebenfalls aufzusuchen, und entsprechend der Traditionen das Gastrecht zu erbitten. Hier nun wurde dies durch das zweite Ereignis verhindert, welches sich gegenwärtig in der Stadt zuträgt. Ich bin sicher, ihr seid bereits darüber informiert, dass die Inquisitoren in Krakau tun und lassen, wie es ihnen beliebt. Was Ihr vielleicht noch nicht wißt, ist, dass einer von ihnen, der Spanier names Xavier y Aragon, von uns dabei beobachtet werden konnte, wie er mit einem Hammer vor dem Stadttor etwas vernichtete. Es muss ein heiliges Artefakt gewesen sein, da wir alle von einer nicht sichtbaren, aber deutlich spürbaren Macht zur Strafe auf den Boden geworfen wurden. Ich bin mir ebenfalls sicher, dass das Unwetter ein weiteres Zeichen des Allmächtigen Herrn ist, dass hier Dinge gegen seinen Willen geschehen. Wie auch immer, nach jenem Ereignis verließ uns Fedai von den Gangrel ohne Erklärung."

Er machte eine kurze Pause, in der er den Blick auf Gero richtete, dann sah er zurück zum Fürsten.

"Mein Fürst, die letzte Sache betrifft unserer größeres Vorhaben als Ganzes. Ich wollte darauf hinweisen, dass Herr Gero sich sehr bereitwillig einverstanden erklärte, bei der Rettung von Jonathan von Sternberg seine Unterstützung zu gewähren. In Anbetracht der Tatsache, dass wir nicht wissen, wo Heinrich abgeblieben ist, oder wann wir ihn wiedersehen werden, halte ich es für klug, jegliche Hilfe anzunehmen, die sich so selbstlos anbietet."

Die Fürsprache für Gero war nur knapp ausgefallen, doch genau das war Remys Absicht gewesen. Zum einen hatte er nicht zu dick auftragen wollen, denn das hätte zu unglaubwürdig geklungen. Zum anderen kannte er den Fremden ja auch nicht wirklich. Von daher war seine Formulierung so gewählt gewesen, dass sie sowohl der Wahrheit entsprach, als auch die positive Seite von Gero hervorhob: sein schnelles Hilfsangebot. Er hatte es hingegen wohlweislich unterlassen, auf weniger vorteilhafte Verhaltensweisen des blonden Mannes mit der seltsamen Ausstrahlung einzugehen. Allein die schwierige Konktaktaufnahme und der beständige Wunsch nach Einsamkeit hätten den Fürsten vielleicht misstrauisch stimmen können. So nun, zumindest hoffte das Remy, hatte er ein positives Bild eines hilfsbereiten Mannes übermitteln können, das für Krak leichter zu glauben war.

Noch immer hielt er den Brief in der totenblassen Hand, als er auf die Reaktion des Fürsten wartete.
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« Letzte Änderung: August 15, 2010, 22:53:43 von Aphiel » Gespeichert

Ihr wünscht Euch mit mir zu messen? Bedenkt, zum wahren Können braucht es Agilität, Grazie und Stil - wie bedauerlich, dass die Passionen an Euch bei diesen gespart haben, mein Freund.

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« Antworten #71 am: August 07, 2010, 13:56:12 »

Für einen Moment war sie wie ausgewechselt und sah leer in die Höhle auf Jacob. NICHTS! Puff, wie vom Blitz getroffen war diese Erfahrung gewesen. Ungläubig schüttelte die junge Frau ihren Kopf. Warum kann ich nicht 'Sehen'? Sie hatte nichts gespürt, dass sie hätte hindern können. Oder doch? Herr der Berge, bist du das gewesen? Ihre Augen suchten die Decke der Höhle ab. Für einen Moment lauschte sie nach einem Lufthauch. Warum hatte sie nicht 'Sehen' können? Ich muss es nochmals versuchen, aber nicht jetzt. Die Benutzung dieser Fähigkeit hatte auch seine Schattenseite. Nathalia fühlte sich matt, aber was hatte sie blockiert?

Nathalia kniff die Augen zusammen. Ihre Brauen senkten sich nachdenklich. Aus irgendeinem Grund, der ihr selber nicht klar war, roch es hier nach einem riesigen Haufen Mist, als sie den Faden zum Gespräch zwischen Gero und Krak aufnahm. War das da eben eine Lüge gewesen? Zumindest klingen die anderen Worte nach einer guten Antwort. Was verschweigen beide? Können die in ihre Köpfe sehen? Nathalia fühlte sich konfus und widmete ihre Aufmerksamkeit ihren eigenen Erkenntnissen, die sie bis hierher selbst gesammelt hatte.

Ich habe keine weiteren Spuren in der Höhle und außerhalb gefunden. Wenn ich an einer Hand alle Beweise abzähle, dann komme ich nur auf zwei Spuren, die deutlich zu männlichen Personen gehörten. Zwei Personen und ein Esel. Ältere Spuren wären mir aufgefallen. Es hatte lange nicht geregnet. Nathalia versank in ihren eigenen Gedanken, während sie verwundert eine Augenbraue hob und den Blick Remys nicht weiter beachtete. Will er was? Sie konnte ihn später immer noch fragen. So hing sie ihren Gedanken wieder nach. Es passt nicht. Nach dieser Darstellung müssten es sogar drei Personen gewesen sein: Die Andeutungen des Esels. Sein Herr war gerade erst in die Höhle hinab gestiegen. Niemand lässt seinen Esel einfach so allein zurück. Er ist ein wertvolles Gut. Marcin gehörte der Esel. Wie will Gero dort hinein gelangt sein? Einen weiteren Ausgang haben wir in der Höhle nicht finden können. Falls er einen anderen kannte, warum ist er uns dann gefolgt? Hat er nicht das Seil wie selbstverständlich aufgewickelt? Er muss Marcin besser kennen, als er es zu gibt. Ich muss den Mönchen um seinen Rat bitten, was er von der ganzen Geschichte hält. Vielleicht kann er mir bei der Klärung meiner Fragen helfen. Für Nathalia stand fest, dass ihr die volle Wahrheit nicht gesagt wurde. Es fehlten Teile, die sich mit ihren eigenen Entdeckungen nicht deckten!

Ruhiger und immer noch nachdenklich stellte sie die in ihr brennenden Fragen nicht. Jedes Wort von Remy bestätigte sie im Geiste. Sorgsam Mönch, doch ich hätte weiter ausgeholt. Ich hätte mehr erzählt. Das Verhalten dieses Fremden, Gott, soll es ihm verzeihen. Sie sah den Mönchen mit hochgezogenen Brauen an. Es lag in ihrer Natur neugierig zu sein. Es kamen also weitere Fragen auf den Mönchen zu, das stand für die junge Frau fest. In ihren Augen war Gero eine mittlere Last gewesen. Er wollte nicht mit ihr reden und das stimmte sie verdrießlich. Den Mund fest geschlossen und den Blick gesenkt, presste sie die Zähne aufeinander, sodass ihre Warngenmuskulatur hervortrat. Warum will er nicht mit mir reden? Bin ich minderwertig? Oh...ich bin ja nur eine "junge Frau"! Schmeiß mich nur in den Dreck. Warte, bis wir in der Wildnis sind. Nathalia ballte ihre Hände kurz zur Faust. Das Bedürfnis zu knurren, überkam sie. Sie drängte es in ihren Schlund zurück. Sie lenkte sich zur Beruhigung ab.

Aus einem Reflex heraus suchte Nathalia etwas an ihrem Körper und wurde sogleich auch fündig. Einen Sack und ein Messer waren noch da. Erleichterung war ihr anzusehen und dennoch wog eine Unruhe in ihr. Mit Worten hätte sie ihre Gedanken preis gegeben wollen und dennoch hielt sie lieber den Mund. Sie achtete auf ihr Verhalten gegenüber dem Fürsten. So werde ich nie ich sein! Wie soll ich mich verhalten? Ein Seitenblick auf den Ritter und einige unfruchtbare Gedanken verflogen. Sie sah hastig an ihm vorbei und dachte wieder an ihre Aufgabe, die gescheiter war. Aber nun konnte sie ihr Wort einlösen, denn die Hoffnung bestand noch, dass Jonathan noch lebte. So konnte sie ihr Wort halten. Wenn ich es richtig anstelle, dann werde ich meine Feinde dabei niederstrecken können. Ein kaltes Lächeln erschien für einige Momente auf ihrem schmutzigen Gesicht.



« Letzte Änderung: August 08, 2010, 23:44:05 von Alukard » Gespeichert

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« Antworten #72 am: August 12, 2010, 20:17:26 »

Eine Braue hob sich beim Lasombra ob der Vorstellung des vermeintlichen Ventrues. Die Geschichte mochte man ihm so abkaufen, wenn es denn zu den Kriegsherren passen würde einfach in der Gegend umher zu wandern und dies vor allem ohne Rücksicht auf die Traditionen Kains zu tun. Noch dazu in so einem Aufzug ... ein Patrizier der in Lumpen und Loden. Sah man davon ab, dass einem das seltsame Gefühl einer dunklen Last bei diesem Vampir überkam. Er kannte dieses Gefühl, konnte es aber nicht wirklich einordnen.
Der Blick des Kappadozianers riss ihn dann wieder aus seinen Gedanken und ruckartig richtete sich sein Kopf auf diesen als er den Lasombra inspzierte. Diesem schien diese Untersuchung wenig zuzusagen, zumindest wäre es nicht schwer dies aus seinem Gesicht herauszulesen.
Jacob setzte sich ehr in Richtung des Ahnen als zu den Kindern, begutachtete diese weiterhin abschätzig.
Erst als Remy endete richtete sich sein Blick in Richtung Krak. Die erhobene Stimme war klar und jugendlich, hatte aber durchaus einen kräftigen Klang, der man vermutlich auch auf einem Schlachtfeld folgen würde.
Die Sprache jedoch würde wohl nur Remy verstehen können.

[alt-griech.]"Welpen. Vertrauen Fremden und führen sie vorbehaltlos zu ihren Ahnen. Vielleicht sollte ich versuchen den Kappadozianer allein zu retten, ehe sie durch Flüchtigkeit und Dummheit auch die letzte Chance vertun."

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« Antworten #73 am: August 15, 2010, 00:18:32 »

Der Fürst ließ nicht erkennen ob er Jacob verstanden hatte, sondern fixierte den versiegelten Brief, den Remy nochimmer hochhielt, keine Anstalten machend, aufzustehen und sich zum ihm herunter zu beugen.

"Ich teile für den Moment deine Meinung Bruder Remy." Mehr sagte er nicht zu Remys ausführungen. Stattdessen zog er etwas aus seinem Ärmel und warf es ihm zu. Der Mönch fing es reflexartig mit der freien Hand auf: ein kleines Stück Holz, nicht einmal einen Finger breit.
Er bedeutete Remy mit einer Handbewegung, sich zu setzen.

"Igoor!" rief Krak nocheinmal in die Höhle hinein.


--- 18. Mai 1204, in der Höhle des Drachen, zwei dreiviertel Stunden vor Mitternacht ---


"Ja, Herr!"
Der Diener kam sogleich aus den Schatten herbeigeeilt, verschwitzt und abgehetzt, sein Bein nachziehend. Ohnedaß sein Herr noch etwas sagen mußte, hatte er bereits drei weitere Tonschalen mitgebracht, die er Remy, Rujanel und Nathalia einzeln reichte, daß jeder von ihnen mit seiner unangenehmen Präsenz in Kotakt kommen musste. Er schlurfte zurück hinter den Thron, wo er die große Amphore zuvor abgestellt hatte. Er zog sie hervor und schleifte sie zu den Sitzenden und trat neben sie, bereit die Schalen mit dem lebensspendenden, würzig riechenden Inhalt zu füllen.

Krak strafte ihn wie meist mit Nichtbeachtung.
« Letzte Änderung: August 15, 2010, 19:26:08 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #74 am: August 16, 2010, 00:07:26 »

Zunächst sprach der Fremde, zum ersten Mal, und dazu noch ausgerechnet in einer Sprache, die wohl kaum einem Anwesenden hier geläufig war - altgriechisch. Remy verstand ihn ziemlich gut, unterdrückte aber jegliche Reaktion, die dies verraten könnte, indem er weiterhin Krak erwartungsvoll ansah. Auch dessen Miene verzog sich nicht. Innerlich wunderte der Mönch sich allerdings schon, welches Interesse ein Schattenmagister an seinem Erzeuger haben könnte. Vielleicht war es besser, sich weiterhin unwissend zu stellen. So vermochte er eventuell noch mehr in Erfahrung zu bringen. Einen Moment lang dachte er darüber nach, den Fremden namens Prewett zu fragen, was für eine Sprache das war, und ob er sie ihn lehren würde - doch entschied er sich dann dagegen. Es wäre zu dick aufgetragen, zu auffällig und offensichtlich. Besser, ich höre zu und lerne.

Als Krak dann endlich sprach, nickte Remy nur. Die ungewöhnliche 'Belohnung' auffangend, wunderte er sich einen Moment darüber, dann folgte er der stummen Anweisung Kraks und ließ sich nieder. Das Holzstück in seiner Hand wurde kurz in Augenschein genommen, wobei er erneut mehrfach zwinkerte, dann einmal die Augen zusammenkniff, um die Lider anschließend weit aufzureißen. Wann immer er das tat, blieb das Zwinkern für einige Momente völlig aus.

Dann ließ er die Hand mit dem Holz darin sinken und sah zu Krak, als dieser nach dem Diener rief. Der Duft der flüssigen Nahrung hätte ihn beinahe vergessen lassen, was er den Fürsten fragen wollte. Dann wagte er es doch, ihn nochmals anzusprechen.

"Mein Fürst, verzeiht mir" begann er mit einem unterwürfigen Tonfall. "Ich will nicht ungeduldig erscheinen, zumal ich doch weiß, dass Euch das Wohlergehen von Jonathan von Sternberg wichtig ist. Darf ich dennoch fragen, was Ihr zu tun gedenkt, nun, da wir nicht länger auf die Hilfe von Marcin zählen können? Ich bin zwar nur ein bescheidener Glaubensbruder, doch bin ich bereit und willens, alles zu tun, das der Befreiung Jonathans dienlich ist. Ich war Gast in den Hallen des Konvents und kenne dort so einige Gänge, wenn das etwas nutzt. Und sowohl Herr Gero als auch Nathalia sichterten ihre Unterstützung zu. Welchen Plan ihr auch haben mögt, wir sind bereit."

Er hoffte, dass er nicht zu ungeduldig erschien, doch wenn dort oben schon Scheiterhaufen standen, dann drängte doch gewiss die Zeit. Und jeder Augenblick, den sie hier zögerten, konnte entscheidend sein. Das Gefühl der Ohnmacht nagte aber an ihm, und zugleich setzte ihm der Hunger zu. Und da war noch dieser verlockende Duft in der Luft.

Es war der bedauernswerte Igor, der dies zu spüren bekam, denn kaum hatte er Remys Schale gefüllt, durchbohrten ihn die eisigen Blicke des wandelnden Leichnams. Wie ein Peitschenknall zischten geflüsterte Worte in Richtung des Dieners, während seine Hände nun Umschlag und Holzsstück fahren ließen und die Schale nahmen. "Ich hoffe für deine Seele, dass kein Unschuldiger und kein Kind als Quelle dieser Nahrung herhalten musste - ansonsten möge der Allmächtige dich verdammen." Schnell richtete sich der Blick wieder auf Krak, während nun endlich die er Schale an die Lippen hob und die ersten Tropfen in den Mund laufen ließ. Schon nach den zweiten Schluck gab er jede Vorsicht auf und trank einfach nur noch, bis die Schale geleert war.
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Ihr wünscht Euch mit mir zu messen? Bedenkt, zum wahren Können braucht es Agilität, Grazie und Stil - wie bedauerlich, dass die Passionen an Euch bei diesen gespart haben, mein Freund.

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