Konvertierung von Spielen und Spielsystemen

[Engel]

"Alles Gute ist nie beisammen" heisst es ja und so unternehmen viele Rollenspieler in ihrer spärlichen Freizeit alles, um das perfekte Spiel zu kreieren. Zwar werden Spielwelten entworfen und mit einem System versehen und dann in gedruckten Büchern zum Kauf angeboten (manchmal sogar mit mehreren Systemen zur Auswahl -siehe "Die Chroniken der Engel") und dennoch gibt es Menschen, die das perfekte System für sich schon gefunden haben und davon nicht mehr lassen wollen.

So fand ich dereinst ein PDF, in welchem versucht wird, die Welt von "Die Chroniken der Engel" mit dem Storytelling-System auszustatten, welches ja durch die Spiellinien der World of Darkness hinlänglich Verbreitung fand und bekannt sein sollte. Ob es sich um das Storrytellig-System der WoD vor oder nach der Zeit der Abrechnung handelt vermag ich nicht zu sagen. Ich hänge es gerne mal hier an.

Vielleicht habt ihr dafür Verwendung, oder ihr äussert euch einfach mal zur Sinnhaftigkeit solcher Bestrebungen - gerne auch an diesem Beispiel hier - oder berichtet von euren Projekten dieser Art.

[Arkam]

Hallo zusammen,

den Versuch ein eigenes Rollenspiel zu schreiben und so das perfekte System zu schaffen halte ich für eine der interessantesten Aufgaben die man sich als Rollenspieler stellen kann.
Gerade wenn man einen Hintergrund faszinierend findet aber dafür noch kein Rollenspiel existiert oder aber man mit den existierenden Systemen so gar nichts anfangen kann lohnt sich der Aufwand.

Wenn man sich an eine Konvertierung macht sollte man vorher prüfen ob sich die Arbeit lohnt. Hier zeigen "Die Chroniken der Engel" sehr klar was man nicht machen sollte. Man sollte nicht ein sehr freies und auf Erzählen ausgelegtes System, Arcana System, nehmen und auf ein strikt stufenbasiertes System, D20 umsetzen. Denn wenn die Unterschiede zwischen den Systemen zu groß werden muss man entweder ein System extrem verhausregeln, da kann man dann eher neu schreiben oder aber der Hintergrund und das System passen nicht zusammen.
Man kann sich viel Arbeit sparen wenn man sich vorher überlegt welche Teile des Hintergrunds man umsetzen möchte. Wenn in einem SF System etwa nie Raumschlachten schlagen will kann man sich entsprechende Regeln sparen.

Unsere Runde hat sich ja überlegt "Die Chroniken der Engel" auf das Warhammer RPG 1. Edition um zu setzen. Das System arbeitet mit Karrieren. Innerhalb der Karriere ist recht eng fest gelegt was man lernen kann und wie sich die Attribute verbessern. Aber man kann in einem vorgegebenen Rahmen die Karriere wechseln. Zudem sind viele Karrieren die man in der Welt von Engel erwarten würde schon ausgearbeitet oder man braucht die entsprechenden Karrieren nur umbenennen.
Als Drittsystem war uns "Die Chroniken der Engel" diesen Aufwand aber nicht wert.

Gruß Jochen

[Azirophos]

@ Engel:
Das Problem bei Engel ist, daß das Arkana System nicht jedermanns Sache ist. Vor allem die richtige Gewichtung zwischen Spielleiter und Spieler beim Interpretieren der Karten im Eifer des Gefechts zu finden ist sicherlich eine Herausforderung. Das d20 System wiederum hätten sie sich aus dem Regelwerk sparen können, da dies zu Engel einfach wegen seiner rigidität nicht paßt. Engel ist das einzige System, daß ich kenne, daß 2 Systeme anbietet, und beide nicht so ganz das ware sind. Sollte es allerdings je dazu kommen, daß ich Engel leite, dann würde ich trotz alledem die Arkana Regeln nehmen.

@ Konvertierungen allgemein:
Es gibt so viele Systeme und Hintergrundwelten, und es ist schon fast unmöglich, daß man keine System/Hintergrund-Kombo findet, die der Gruppe nicht zusagt. Daher vermeide ich eher Basteleien am System, oder gar gänzliche Konvertierungen. Dies ist bei mir aber nicht nur eine Frage der Einstellung, sondern auch der Zeit. Es ist mir das (Abenteuer)Potential eines Spiels viel wichtiger als das Regelsystem, und deshalb akzeptiere ich auch mal Mängel, wenn das Gesamtbild stimmt. Mir ist am liebsten, wenn ein System Einfachheit und "Realismus" gut unter einem Hut bringt, dh ua, daß Kämpfe relativ gefährlich sind, und daß die Erfolgsaussichten für Würfe/Aktionen nachvollziehbar und einschätzbar sind.
Wenn man schon aber sowas von unzufrieden mit dem Regelsystem ist, und aber den Hintergrund sowas von mag, dann sollte man sich aber trotzdem vorher zusammensetzten und durchgehen was genau an dem derzeitigen System nicht gut ankommt. Vielleicht kann man ja die Gruppe (und sich selber) durch ein paar geschickte Handgriffe am Regelsystem zufriedenstellen. Ist bei uns mit DSA passiert. Da hat der SL angeregt das Kampfsystem (dauert halbe Ewigkeit) und Würfelsystem (das 3x Würfeln) abzuändern. Nach langen hin und her haben wir das Kampfsystem erweitert ein paar andere Kleinigkeiten geändert, aber das 3x Würfeln haben wir als gegeben akzeptiert. Jetzt ist jeder zufrieden, wenn auch Kompromisse gemacht wurden, und die Kämpfe gehen sehr gut und schnell über die Bühne. Wir wissen alle, daß es bessere Regelwerke gibt, aber das Gesamtbild paßt.
Generell versteifen sich viele Leute zu sehr auf ein System und wollen dies dann auch auf andere Hintergrundwelten übertragen wissen, und drohen mit nicht spielen, falls dem nicht so passiert. Ein bischen mehr Toleranz/Kompromissbereitschaft wäre da oft sehr hilfreich

[Vomo]

Ob es sich um das Storrytellig-System der WoD vor oder nach der Zeit der Abrechnung handelt vermag ich nicht zu sagen.

Also, wenn der Produzent dieser Konvertierung korrekt gearbeitet hat, dann müsste es sich um die zweite Welt der Dunkelheit handeln. Zuvor wurde das System noch Storyteller-System genannt. In den neuen Veröffentlichungen heisst es dann Storytelling-System. Der Unterschied mag nur klein sein im NAmen, aber schliesslich ist das eine ja auch nur eine abgewandelte Form des anderen - sowohl im Hinblick auf den Namen wie auch das Spielsystem selbst.

Wer weiß? Vielleicht kann man diese Regeln für Engel damit auch auf beide Story...-Systeme adaptieren?