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Autor Thema: [Intime] In der Höhle des Drachen  (Gelesen 49043 mal)
Beschreibung: Teil Eins - Kapitel I
Alukard
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Steinbock


« Antworten #45 am: September 22, 2009, 23:47:10 »

Nathalia nahm schweigend Nadel und Sehnen entgegen. Sie hatte sich ganz auf Krak fixiert. Was er da erzählte, klang gar nicht gut. Es gab also noch einen anderen? Wer sollte das sein? Sie dachte nach. War sie diesem vielleicht begegnet? Nur ein Hirngespinst. Nathalia hörte zwar noch zu, doch ihre Stimmung sank. Krak sollte ihr neuer Mentor werden? Warum bringe ich mich nicht gleich selbst um?

Um ihre dunklen Gedanken in andere Bahnen zu lenken, nahm sie die Sehne in die Hand, rieb sie zwischen den Handflächen und fädelte sie gekonnt durch die Knochennadel. Hin und wieder nahm sie eine neue Sehne in die Hand und löste einen dünnen Faden heraus und verdrillte diese. Stabil konnte sie die Naht bestimmt damit machen.

Einen Moment lang wollte sie de Nadel fallen lassen. Knochen! Aber eigentlich...mit was hatte sie sonst zu Hause genäht? Sie dachte nicht weiter drüber nach und nähte an den Hosenbeinen einen Saum, damit sich der Stoff nicht auflöste. Nach und nach waren die ersten Ergebnisse zu sehen, sodass sie zufrieden lächelte, bevor sie damit begann, die Hose enger zu machen. Geschickt tauchte die Nadel in das harte Leder ein.

Mit der Knochennadel im Mund sah sie von Remy zu Krak. Es war offensichtlich - jedenfalls für die junge Frau - dass Jonathan verloren war. Ihre Augen schielten zu Igor. Dankbar? Nein! Endlich war dieser Sack weg. Sollten die Leute ihn holen und besiegen und schlachten. Gespannt war nun auch Nathalia, was Remy sagte. Die Luft hielt sie an. Sie wollte Remy beistehen, schwieg jedoch. Wie reagierte der Mönch?


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Aphiel
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Stier


« Antworten #46 am: September 23, 2009, 15:01:37 »

Da war er nun, der Moment, auf den Nathalia noch vor wenigen Minuten so gewartet hatte: das Tier in Remy meldete sich zu Wort. Ob es der aufsteigende Zorn in seinem Inneren war, dass Krak nicht die ganze Wahrheit sagte, oder ob es seine eigene Ohnmächtigkeit ob der Situation wachgekitzelt hatte, war schwer zu sagen. Aber das unzufriedene und kalte Funkeln in Remys milchigem Blick gehörte definitiv jenem finsteren Wesen, das nun in seinem Herzen wohnte.

Dennoch entbehrten Kraks Worte nicht einer gewissen Logik. Jonathan war noch nicht in unmittelbarer Gefahr, und im Moment wussten sie zu wenig, um etwas zu tun. Es war tatsächlich klüger, zunächst einige zum Überleben notwendige Dinge zu lernen, bis sie das Wissen hatten, das vonnöten war, um Jonathans Rettung zu planen. Für den Augenblick war also Kraks Vorschlag durchaus sinnvoll. Den Teil mit der Verantwortlichkeit hingegen konnte Remy nur mit einem spöttischen Lächeln bedenken, das aber glücklicherweise aufgrund seiner leichenhaften Erscheinung unbemerkt blieb, da seine Miene sich nicht einmal um einen Deut veränderte. Ihr seid nicht mein Erzeuger! Noch ist Jonathan nicht vernichtet. Möge der Allmächtige geben, dass es nicht dazu kommt. Und bis es soweit ist, Herr Krak, werde ich nur ihn anerkennen! In der Tat war die Maske des Todes für Remy in diesem Augenblick ein Segen, denn sie verbarg mehr als nur seine wahre Erscheinung; sie verschleierte auch jegliche verräterischen Zeichen von Widerwillen.

Remy wollte etwas tun, würde sogar alles tun, um Jonathan aus den Fängen dieser Inquisitoren zu befreien - und doch musste er einsehen, dass dies momentan außerhalb seiner Fähigkeiten lag. Und Krak, der selbsternannte Fürst, der tatsächlich etwas hätte tun können, zog sich hier in seinen Bau zurück wie eine feige und hinterhältige Natter! Remy war selbst über seine eigene plötzliche Loyalität zu Jonathan erstaunt. Nach dem kürzlichen Wortwechsel mit Nathalia wusste scheinbar ein Teil von ihm doch ziemlich genau, wohin er gehörte, nur dass sich dieses Gefühl nicht auf einen Flecken Erde bezog.

Der Mönch zügelte sich, bevor er seine Antwort an Krak richtete: "Mir scheint, als wäre es durchaus die weisere Vorgehensweise für den Augenblick, wenn wir bleiben. Anstatt als blind umherzuirren und uns selbst in Gefahr zu begeben, sollten wir lernen, was wir lernen können, bis wir wissen, wie wir weiter verfahren. Von mir aus können wir gleich mit der ersten Lehrstunde beginnen..." In mehr oder weniger echter Demut neigte er den Kopf vor Krak, während er sich zu Nathalia und Heinrich drehte.

"...aber wenn die Zeit kommt, werde ich handeln müssen; das bin ich Jonathan schuldig. Ich werde dann gewiss einen kampferprobten Begleiter benötigen und auch sonst jegliche Hilfe, die ich bekommen kann. Darf ich Euch, Heinrich, und dich, Nathalia, bitten dann an meiner Seite zu stehen? Ich bin sicher, dass unser ehrenwerter Fürst Krak zustimmen wird, dass die Befreiung seines weisen und vertrauten Beraters, meines Erzeugers, ein durchaus wichtiges Unterfangen ist. Und selbst, wenn er uns nicht in Person begleiten kann, so wird er uns doch sicher gehen lassen, da ein Erfolg für uns alle nur von Nutzen sein würde."

Bei den letzten Worten drehte sich Remy wieder zu Krak um. "Gewiss kann uns jeder noch so kleine Hinweis helfen. Und ihr erwähntet einen weiteren Kainiten, der ungefährdet nach oben gelangen könnte. Vielleicht kann er uns ebenfalls Auskunft über die Situation in der Stadt geben? Bitte, sagt mir seinen Namen, und ob wir ihn noch heute Nacht erreichen können. Je eher wir ihn um Rat bitten, desto früher können wir eine Rettung planen."

Remy hatte seinen Tonfall und seine Worte so gewählt, dass sie nach Möglichkeit nicht widerwillig erschienen. Seine Absicht hingegen war deutlich geworden: Jonathans Rettung war ihm noch immer das Wichtigste. Blieb nur zu hoffen, dass Krak den gemeinsamen Nutzen sah und seinen Vorschlag nicht als Herausforderung oder Ungehorsam betrachtete.
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« Antworten #47 am: September 23, 2009, 16:05:04 »

Krak schien nachzudenken. Gedankenverloren trank er mit Genuß aus seinem Kelch.
Er ging zur Amphore hinüber und schüttete nach. Dann setzte er sich wieder auf seinen Thron. Nachdem er einen weiteren Schluck genommen hatte, sprach er: "Ich werde euch eine Lehrstunde, wie du es nanntest, Bruder Remy, in Etikette und Überleben geben.
Dann sollt ihr drei euch beweisen.
Ihr werdet diesen Kainiten aufsuchen, und ihn selbst um Hilfe bitten. Er nennt sich Marcin. Frederick Marcin. Ich habe bisher nicht seine Vernichtung gespürt. Er lebt im Händlerviertel, also sollte es nicht allzu schwierig werden, solange ihr nicht erkannt werdet."
Er lehnte sich zurück und blickte in die kleine Runde.
"Was wisst ihr über die Traditionen, die einzigen Gesetze, denen wir folgen?" fragte er, wie ein Großvater seine Enkel, oder ein Lehrer seine Schüler.
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Aphiel
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« Antworten #48 am: September 23, 2009, 20:03:27 »

Remy nickte beifällig. Das klang nach einem Plan, und der könnte vielversprechend sein. Dieser Marcin hatte sicher wichtige Hinweise. Je eher sie ihn aufsuchten, desto besser. Und wenn Krak recht hatte und der andere Kainit tatsächlich unerkannt in die Burg käme, dann würden sie Jonathan gewiss bald aus seiner misslichen Lage befreien können. Oder zumindest eine Nachricht übermitteln können. Die Aussicht darauf gab Remy Zuversicht. Mit einer dankbaren Verbeugung setzt er sich wieder.

Dann begann der Unterricht in Etikette und Überleben. Doch von diesen Traditionen, wie Krak es nannte, wusste er nichts. "Darüber hat Jonathan mich noch nichts gelehrt." erklärte der Mönch knapp und blickte zu den anderen. Es sah ganz danach aus, als würde er diese Nacht noch ein paar wichtige Dinge über das Dasein als Kainskind erfahren.
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Remy le Duc (Vampir)
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Steinbock


« Antworten #49 am: September 23, 2009, 21:04:12 »


Nathalia studierte Remy genau. Sie versuchte seine Körperreaktion und seine Mimik zu entschlüsseln, doch dank der Leichen Maske sah sie nichts. Enttäuscht sah sie zu Boden, spielte mit ihrer Nadel herum und sah wieder zu Remy. Vielleicht...nein, er war zu undurchsichtig für den Moment. Schade eigentlich. Mit dem Daumen fuhr sie wieder über die Nadel und sah in die Runde. Die Worte des Mönches ließen sie schweigen. Ihre zarten Lippen presste sie aufeinander. Was sie da hörte... . Überwältigend.

"Wenn ich meinen Bogen noch hätte, wäre ich an euer Seite, Bruder Remy. Ihr sollt die Gelegenheit bekommen, euren Erzeuger sicher zu wissen."

Sprach Nathalia mit leiser, sanfter Stimme. Die Augen fest auf Remy gerichtet. Sie kannte ihn kaum, dennoch war ihr Gerechtigket wichtig. Sie musste so oder so etwas gegen die Ritter in den strahlenden Rüstungen tun! Schweigend saß sie wieder da und sah von Remy und Krak hin und her. Heinrich war auch in ihren Augen. Der geht bestimmt nicht mit. Wenn er andere schlachtet mit seinem Schwert. Und zack, war der ihre Aufmerksamkeit wieder beim Fürsten.

Der Fürst lässt uns gehen? Aber erst mal Etikette...tz...warum das ?! Das hatte doch einen Haken. Sie hörte zu, aber sie wusste keine Antwort auf die Fragen vom Fürsten. Elaine hatte sie wohl nicht alles gelehrt. Marcin? War das wieder dieser andere. Gut, dann will ich lernen und brav sein. Vertrauen tu ich ihm noch nicht...niemals. Ihr Kopf bewegte sich verneinend hin und her. Nadel und Fadel hielt sie fest in den Händen.

"Ich kenne keine Traditionen."
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« Antworten #50 am: September 30, 2009, 21:30:06 »

Heinirch hörte nicht wirklich zu, was die beiden zu bereden hatten war ihm egal. Der Ritter schwieg sich aus bis Krak, sie nach den Traditionen fragte den gesetzen die Adell ihm beigebracht hatte. Jetzt konnte er doch noch was zu dem ganzen hier beitragen.

"Ich kann sie, meine Erzeugerin hat sie mich gelehrt, wenn auch nicht viel zeit blieb.


Das Vermächtnis
Nimm deinen Zustand an und wünsche nicht ein Sterblicher zu werden.


Vernichtung
Es ist Verboten andere deiner Art zu vernichten, die Älter sind als du. Nur die Ahnen durfen wertlose Kinder vernichten.

Nachkommenschaft
Ein Kind darf nur mit der Erlaubnis eines Ahnen gezeugt werden. Ohne erlaubnis werden du und dein Kind vernichtet


Rechenschaft
Bis deine Nachkommenschaft losgesprochen ist, sollst du ihr alles vorschreiben. Ihre Sünden Fallen auf dich zurück.


Domäne
In deiner Domäne darf niemand dein Wort in Frage stellen. Alle schulden dir Respekt. Wenn du ins Lehen eines anderen kommst, sollst du dich vorstellen.


Die Stille des Blutes
Du sollst dein wahres Wesen nicht denen enthüllen die nicht vom Geblüt sind. Tust du es, so seien dein Blutrechte verwirkt.


Das sind die Gesetze, nach denen wir leben."
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« Antworten #51 am: Oktober 01, 2009, 17:57:41 »

Krak nickte.
"Sehr gut, das ist, was ich erwartete," antwortete er. Beinahe vorwurfsvoll blickte er zu Nathalia und Remy herüber. Scharf sagte er: "Lernt unsere Gesetze gut. Der dunkle Vater hat sie uns mit auf den Weg gegeben. Jeder, der ihnen nicht folgt, entzieht er sich nicht der Gerichtsbarkeit. Ganz besonders nicht unter meinem Dach."
Krak machte eine Pause.
Nathalia war mit ihren Näharbeiten gut vorangekommen. Sie würde in wenigen Stunden ein passables Ergebnis erziehlt haben, schätzte sie. Kein einziges Mal stach sie sich mit der Nadel in die Finger. Überhaupt hatte sie noch nie eine Nadel von solcher Qualität in der Hand gehabt. Sie war perfekt glatt und unheimlich spitz...

"Ich muß sicher gehen, daß ihr die Traditionen begriffen habt...," der Fürst hatte sich an Remy und Nathalia gewandt, "Nun bin ich Euer Ahn, oder zumindest der Vertreter eurer Ahnen in ihrer Abwesenheit. Ihr könnt mich alles Fragen, daß ihr nicht versteht. Doch ich erkläre alles nur einmal. Ich hasse es, mich zu wiederholen..."
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Alukard
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« Antworten #52 am: Oktober 01, 2009, 21:44:32 »

"Was hat es  mit diesen Traditionen auf sich? Mir erscheint das unsinnig. Wer hat sie aufgestellt? Wenn ich mich recht erinnere, dann hat mir Elaine etwas ähnliches gesagt. Ich bin den Ahnen Rechenschaft schuldig...und ich habe keine Rechte, weil ich ein Küken bin. Was ist, wenn ich versuche menschlich zu bleiben?"

Nathalia sah von ihrer Arbeit auf und von Remy zu Krak und dann zu Heinrich, der mehr wusste als sie. Ihre Augen sahen fragend in die Runde. Sie war nur auf diesen Moment fixiert. Es trieben keine Gedanken in ihrem Kopf. Eines wusste sie genau, dass sie diesem Fürsten kein Vertrauen schenken würde. Ich höre lieber auf das Stimmchen in meinem Kopf. Schoss es ihr nun doch durch den Kopf, während sie mit schnellen und geschickten Händen an ihren Nähten weiter arbeitete. Das Ergebnis konnte sich tatsächlich sehen lassen.

Ihre Augen sahen nun vollends zu Krak. Sie war eigentlich gespannt, wie der Mönch reagieren würde. Es war offensichtlich, dass er gegen jenes neue Leben den ein oder anderen Einwand hatte. Zurück konnte keiner mehr von ihnen! Wird er mich nun auseinander nehmen? Leichte Unruhe stieg in der jungen Frau auf.
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« Antworten #53 am: Oktober 03, 2009, 15:03:30 »

Krag zog eine Augenbraue hoch. "Unsinnig?..." echote er.
"Nur, weil du Kind den Sinn nicht erkennst, heißt es nicht es nicht, daß es keinen Sinn gibt... Begreifst du den Sinn der zehn Gebote?" fragte er rethorisch.
"Warum werden Regeln aufgestellt?" fragte er weiter in die Runde, "Wann werden sie aufgestellt?"
Er hatte sich vorgebeugt. Der Reihe nach blickte er forschend in Nathalias, Remys und Heinrichs Augen.
« Letzte Änderung: Oktober 09, 2009, 18:41:31 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #54 am: Oktober 09, 2009, 18:12:47 »

Remy hatte der Aufzählung des sonst eher wortkargen Schwertbruders gelauscht und sich gemerkt, was dieser von sich gab. In der Tat machte er sich so seine Gedanken zu dem Gesagten. Insbesondere die erste dieser Traditionen bereitete ihm noch Unbehagen. Dass es kein Zurück mehr gab, war ihm wohl bewusst, sein Dasein als Mensch hatte in jener Nacht in Jonathans Kammer ein Ende gefunden. Aber war es ihm nun gar nicht mehr gestattet nach etwas anderem zu streben als dem Dasein als Kainskind? Zwischen dem kalten Monster und der Erlösung mussten doch viele Zwischenschritte liegen. Und dass es beide Varianten gab stand für Remy völlig außer Frage, denn sein Erzeuger Jonathan hatte weitaus mehr Menschliches an sich als dieser Krak. So haderte er also mit den Traditionen im Stillen und dachte dabei gründlich über sie nach.

Für den letzten Aspekt hatten seine Gedanken jedoch nur Zweifel übrig. Hatte Jonathan dann nicht die Tradition gebrochen, als er sich ihm, Remy, offenbarte? Würde Krak ihn nun dafür vernichten? Aber dann wären doch alle Kainskinder des Todes, denn im Akt der Zeugung eines Kindes war die Offenbarung doch ein unveränderlicher Bestandteil. Dieser Widerspruch liess ihn nicht los, doch würde er sich später darüber mehr Gedanken machen. Für den Moment galt seine Aufmerksamkeit Krak und den beiden anderen Kainiten.

Nathalia hatte einen Einwand geäußert, und Krak ging tatsächlich darauf ein. Sein Angebot, Fragen zu beantworten, war verlockend. Vielleicht würde Remy seine Zweifel zur ersten und zur letzten Tradition ihm gegenüber doch noch zur Sprache bringen. Aber das würde er entscheiden, sobald er gesehen hatte, wie Nathalias Bemerkung behandelt wurde. Falls nicht, konnte er später immer noch fragen, vorzugsweise sogar Jonathan.

"Regeln werden erlassen, um das Soziale zwischen verschiedenen Parteien zu regeln," beantwortete er langsam und deutlich Kraks Frage. "Mit Hilfe von Gesetzen lässt sich der Umgang der Menschen untereinander genauer bestimmen und sie helfen die Grenzen des anerkannten Verhaltens zu wahren."

Der Wortlaut entsprach haargenau dem seines Lehrers in der Klosterschule von Orleans. Sie hatten ihn damals auswendig aufsagen müssen, sonst hätte es Strafen für die Jungen gegeben. Der Gedanke an sich war auch nicht weiter schwierig zu begreifen und er war der Auslöser für seinen Schulfreund Florent gewesen im fernen England die Lehre des Rechts zu studieren, während Remy bereits dem Orden der Benediktiner als Novize beigetreten war.

"Dies aber setzt noch einen weiteren Umstand voraus: dass es einmal Verstöße gegeben haben muss, die den Erlass von Gesetzen notwendig machten, um eine Wiederholung zu vermeiden. Kain erschlug einst Abel, doch später gab es die Gebote, und das 5. Gebot des Herrn lautet: du sollst nicht töten. Demzufolge sind Regeln die unbedingte Folge einer Geschichte von Fehlern."

Sein Blick ruhte auf Krak, während er dessen Antwort abwartete.
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« Letzte Änderung: Oktober 10, 2009, 13:08:21 von Aphiel » Gespeichert

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Remy le Duc (Vampir)
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« Antworten #55 am: Oktober 10, 2009, 12:57:58 »

Krak nickte anerkennend: "Dein Geist ist scharf wie ein Messer, Remy.
Ihr müßt begreifen, daß ihr keine Menschen mehr seid. Sie werden euch fürchten, wenn sie euch sehen, ebenso wie die Tiere. Sie werden wie Schafe euch als Raubtiere erkennen. Doch hütet euch davor, zusehr dem Tier zu verfallen, denn dann erwartet euch die ewige Raserei. Wie ihr einen klaren Verstand bewahrt, ist euch überlassen. Wenn ihr euch abmühen wollt, menschlich zu bleiben, liegt das bei euch... Doch ihr könnt kein Schaf mehr werden, höchstens ein Hüter.
Eine Herde kann nur einen Hüter - oder einen Wolf -  ertragen. Der Ältere führt das Rudel, also muß er entscheiden, ob die Herde noch ein Maul stopfen kann. Würden viele Kinder geboren, würden einige verhungern, oder vertrieben, womit sie kaum eine Überlebenchance haben. Meiner Meinung nach wäre das Grausamer, als die Geburten zu konrollieren. Der Ältere trägt erfahrung und Wissen in sich. Natürlich kann er sie weitergeben, doch er weiß, daß seine Kinder niemals mächtiger würden als er selbst. Was ist wenn er gestürzt wird? Wenn sein uraltes Wissen verloren geht, und andere mächtige Feinde auftauchen?"

Er schien rethorische Fragen zu lieben, und er beantwortete sie gern selbst:

"Irgendwann werdet ihr selbst Ahnen sein, und diese Position verstehen. Eure Kinder werden euch vielleicht nicht verstehen, weil die Zeiten in denen ihr lebtet andere waren.
So wie einst Kains Kindeskinder sich gegen ihre Erzeuger auflehnten, und er mitansehen mußte, wie seine Kinder starben. Deshalb verfluchte er uns. Uns alle. Das Wissen das mit ihnen starb, die Nähe und Liebe Kains starben mit ihnen... Sie hatten ihr Schiksal selbst besiegelt, denn sie wußten daß das Mal des Mörders an ihnen haftete."

Bevor jemand etwas sagen konnte, setzte er seinen Monolog fort:

"Wir haben fast keine Bücher, keinen Kaiser und keine Staatsreligion. Jeder Clan hat seine eigenen Ideale. Und keiner würde jemals von ihnen abweichen, denn alle sind gleich mächtig. Das einzige was einen Krieg verhindert, ist Respekt. Auch wenn wir uns gegenseitig nicht leiden können, wie Rivalisierende Rudel, respektieren wir doch unsere Grenzen. Es gillt das Gesetz desjenigen, der das Land für sich beansprucht... so einfach ist das. Es ist nicht anders als bei den Menschen, nur verheerender, wir sind zwar stärker, aber weniger als die Menschen. Was wird wohl geschehen, wenn die Menschen merken, daß sie uns in der Zahl überlegen sind?
Eine Stadt gegen..." er blickte sich um "...vier?
Oder wenn sie herausfänden, daß wir am Tage wehrlos sind?"

Sein abgeschweifter Blick fokusierte Nathalia:

"Hast du es nun begriffen?"
« Letzte Änderung: Oktober 10, 2009, 13:35:59 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #56 am: Oktober 10, 2009, 13:25:05 »

"Ich kann mich in kurzer Form Remy anschließen. Die Zehn Gebote sind wahrhaftig ein Teil gewesen, ach dem ich erzogen wurde. Ich danke für eure Beispiele, Fürst Krak. Es ergibt nun mehr Sinn für mich. Ich werde mir darüber Gedanken machen. Wenn ich nun die Worte und Sätze hier mit denen von Elaine zusammen nehme, dann ergibt alles einen richtigen Sinn. Ich wusste zu Anfang nichts von den Geboten."

Nathalia legte ihre volle Aufmerksamkeit auf ihre beiden Gesprächspartner. Heinrich hatte einen guten Teil zu ihrer Aufklärung beigetragen. Langsam aber sicher reifte etwas in ihr. Sie dachte über ihre eigenen Worte nach, die sie in Gedanken gefasst hatte. Die Traditionen... . Wenn ich das jetzt richtig verstehe... . Sie sprach ihren Gedanken aus.

"Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann helfe uns diese Traditionen beim Überleben. Werden sie von Mund zu Mund weitergeben? Weil es ja nichts schriftliches gibt. Ich meine...Kain unser Vater, hat uns verflucht. Dann würde ich ja, wenn ich selbst einen Vampire Zeuge den Fluch weitergegeben. Ligt das irgendwie mit im Blut?"

Es klang für sie nicht unsinnig. Söhne oder Töchter sehen ihren Eltern sehr ähnlich. Warum sollte das hier nciht auch der Fall sein? Die Vampire scheinen nicht soo weit weg von den Menschen zu sein.

In ihrem Hinterkopf spielte sich aber noch etwas anderes ab. Es war das Wort Jäger gewesen. Ein Wolf unter den Menschen. Wenn das so war, dann konnte sie sich das auch zu nutze machen und somit ihrer eigenen Rache ein Stück näher kommen. Ein Hüter ihrer eigenen Gedanken und Gefühle. Jeden Clan respektieren...ah ja genau die Gastfreundschaft. Solange der andere nicht unhöflich wird ... .

"Soweit, Fürst Krak, hab ich das alles verarbeitet."

In ihrem Schoß ruhten ihre Hände, die Textilien und die scharfe Nadel, die sie hin und wieder gegen ihre Fingerkuppen pikste.
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« Antworten #57 am: Oktober 10, 2009, 14:27:45 »

"Gut..." sagte Krak zufrieden.
Sie spürten Müdigkeit. Ein Vergessen nagte an ihnen, machte es immer schwerer, sich nicht verstohlen in der Umgebung nach einem geeignet Versteck umzusehen.
Krak schien dies zu bemerken. Er stand auf.
"Folgt mir," wies er seine drei Gäste an. Im gehen führ er fort: "Morgen bei Mitternacht werdet ihr hinausgehen, in die Stadt, und Marcin aufsuchen. Erregt kein Aufsehen. Seht euch vor und bleibt zusammen. Vor allem: Führt niemanden hierher, der nichts von uns weiß."

Remy spürte, wie die Leichenstarre, die es ihm schwer machte, den Schritten Kraks zu folgen, langsam von ihm abzufallen begann. Seine Glieder bewegten sich mühloser, ihre Farbe wechselte langsam von wächsern zu blass.

Krak führte sie in eine Nische, in der einige hölzerne Kisten - Särge - ungeordnet herumstanden.
"Hier könnt ihr übertagen. Igor wird Wache halten," sagte er.
Der Boden der kleinen Nebenhöhle war mit frischer Erde ausgelegt. Es roch nach Regen und hier und da sah man einen Regenwurm, der die Erde durchpflügte.
"Nimm etwas Erde mit in den Sarg... du wirst sonst schlecht schlafen...," flüsterte es in Nathalias Kopf, "...es ist dein Fluch...."
« Letzte Änderung: Oktober 10, 2009, 15:37:39 von Wuschel » Gespeichert
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« Antworten #58 am: Oktober 10, 2009, 16:02:07 »

Nathalia sah sich um. Unruhe machte ich in ihrem Körper breit.
Sie sah sich immer wieder nach einem passenden Versteck um.
Es war nicht das erste Mal, dass sie sich so fühlte.
In ihr machte ihr Inneres Anstalten, als sie an ihre Flucht dachte.
Das Gesicht von ihr verzog sich, sodass sie Krak bereitwillig folgte.
Ihr Handwerkzeug nahm sie mit sich.

"Ja mein Fürst!" murmelte Nathalia.

Morgen konnte sie endlich hier raus. Es war Zeit.
Hoffentlich hatte Krak einen Bogen, dachte sie, bevor sie sich bei den Särgen
umsah. Sie sah mit weit aufgerissenen Augen auf dieses Etwas. Da drinne pennen?!
Nun bist du schon bei mir und bereitest mich auf Särge nicht vor... . Danke.
Ein schmunzeln klang in ihren Gedanken mit. Eigentlich lagen nur Tote in Kisten.
Es konnte also aufregend werden.

Ihr Körper wollte nicht gleich zu den Kisten gehen. So sehr es auch aufregend und prickelnd
werden konnte. Nathalia ließ sich Zeit, bis eine Stimme in ihren Kopf
für die richtige Ablenkung sorgte. Besser war es auf den zu hören.
Nathalia nahm ohne zögern zwei Hand voll Erde mit in den Sarg.
Sie musste noch einige Minuten mit sich ringen, bevor sie es wagte, ihren Körper in die
waagerechte brachte. Die Erde legte sie neben sich.

Kurz erhob sie sich mit dem Oberkörper und sah zu Krak.
"Wenn ich morgen Nacht raus soll, dann brauche ich einen Bogen,
damit ich mich nicht so nackt fühle, ein Tuch und nen Überwurf!"
« Letzte Änderung: Oktober 10, 2009, 19:25:27 von Alukard » Gespeichert

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« Antworten #59 am: Oktober 11, 2009, 16:09:10 »

"Bitte Igor morgen darum, ich werde mich nun auch niederlegen," antwortete er etwas ärgerlich.
"Das rate ich euch auch," fügte er hinzu, und verließ die Nische.
Wo er schlief, hatten sie bis jetzt nicht herausfinden können, und das Echo seiner Schritte verzerrte ihre Richtung.

Sie alle hatten schon mehr Komfort erfahren, als diese lieblos zusammengehämmerten wurmstichigen Holzkisten.
 - Andererseits wußten sie, daß sie sowieso nichts spüren würden.

Heinrich konnte sich keinen Reim darauf machen, warum das Mädchen etwas von der Erde nahm und sie mit in den Sarg nahm.
Remy allerdings konnte sich erinnern, daß Jonathan einmal davon gesprochen hatte, daß die Tzimisce sehr eng mit ihrem Heimatland verwurzelt waren. So wie das Mädchen die Erde aufgenommen hatte, wie sie erschrocken war, als hätte sie es beinahe vergessen, sagte es ihm, daß dieses heidnisch anmutende Ritual, das sie da hastig vollzog, sehr wichtig in diesem Hause oder diesem Land war. Jonathan allerdings hatte ihm nie etwas derartiges gesagt.

Wie ein Schnitter würde das Erscheinen der Sonne ihre Gedanken, sogar das Leben auslöschen, in ein paar Augenschlägen.
Das flüstern des Tieres, sich schnell in Sicherheit zu begeben, hätte einen Kanon gesungen, wäre es hörbar gewesen.
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