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Autor Thema: Eure No goes im Rollenspiel  (Gelesen 44990 mal)
Beschreibung: Was hat für euch nichts im Rollenspiel verloren?
Arkam
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« Antworten #30 am: März 10, 2009, 16:37:04 »

Hallo zusammen,

Diesmal bringt mich Shilindra zum Nachbohren.
Aber auch Aphiel hat eine Antwort verdient, danke für den frischen Wind in der Diskussion.

@ Topic
Also die Begründung, m ein Sc macht das weil ich will und ich finde es nicht schlimm. Ist ein Grund sich von dem Spieler generell zu verabschieden. Ein SC muss auch tiefe, eigene Gedanken und Vorstellungen haben. Wenn das nicht durchkommt, ist das schon seltsam.

Also wie nun als Spielleitung darf man alle Tabus brechen? Als Spieler darf man das aber nur mit Begründung?
Klingt für mich ein wenig nach die weise Spielleitung bringt das Thema ja veratwortungsbewußt und wohlüberlegt zum Einsatz. Aber meine Spieler sind alle perverse Irre ,  muss ich einbremsen damit das Thema vernünftig integriert bleibt.
Wenn ich mir etwa den Pädophilen aus dem zweiten Akte X Film als Beispiel nehme und das Abenteuer mich in einen Kindergarten führt muss ich mir dann noch eine Begründung für sexuelle Handlungen überlegen?
Ich habe in Cyberpunk 2020 einen noririschen terroristischen Bobenbastler als Charakter gehabt. Der war als Charakter menschenverachtend und darauf bedacht unbemerkt und am Leben zu bleiben. Muss ich als Spieler jetzt noch wirklich meine Handlungen begründen? Oder darf ich davon ausgehen das auch die Spielleitung begriffen hat das es sich um einen Charakter handelt der auch auf dem Ponyhof danach handelt das das einzig wichjtige auf der Welt ist wen du reitest und wer dich reiten könnte.
Wenn ich mir Hannibal Lector als Vorbild für meinen Charakter wähle muss ich dann noch begründen wraum der Endgegner zu einem 5 Gänge Menü wird?

Sollte ich Shilindra deutlich missverstanden habe und sie will nicht mit Spielern die solche Handlungen nicht aus der Sicht ihrer Spielfigur sondern tatsächlich als Mensch als positiv ansehen spielen kann man den obrigen Abschnitt streichen.

@Aphiel
Nein Rollenspiel muss meiner Ansicht nach nicht jedes Tabu brechen.
Säuerlich reagiere ich aber wenn man ohne zur Gruppe dazu zu gehören auf die Gruppe mit dem Zeigefinger zeigt und damit ausdrück "Iiiii so etwas etwas fürchterliches nutzt ihr in einem Rollenspiel. Gute / anständige / perfekte / nicht vorhandene Rollenspieler machen das nicht.
Das Nichtrollenspieler da mehr Klärungsbedarf haben, Menschen die versuchen Rollenspiel bekannter zu machen sagen du machst mir meine Aufgabe damit nicht leichter und Medienexperten aller Art darüber auf theoretischer Basis diskutieren wollen komme ich perfekt klar.

Was die von dir genannten Tabus angeht habe ich allerdings Zweifel.
Ist Inzest ein Tabu wenn man in der Bravo nachlesen kann wie man damit umgeht? Wenn es verdeckt in "Türkisch für Anfänger" im Vorabendprogramm mitschwingt, ok da ist es meines Wissens nach ein Stiefbruder? Wenn in der Öffentlichkeit über die Aufhebung des Straftatsbestand diskutiert wird?
Ist Kannibalismus ein Tabu wenn entsprechende Fälle in den Medien zu normalen Sendezeiten ausgewalzt werden und wenn Hollywood in mehreren Filmen (Hannibal und Das Schweigen der Lämmer) das Thema frei ab 16 in die Kinos bringt?
Ist Massenmord ein Tabu wenn das Thema im Schulunterricht breit ausgewalzt wird, entsprechende Berichte etwa aus Kambodscha in die Nachrihten kommen und verschiedene Medien das Thema immer wieder aufgreifen?

Oder macht es uns einfach nur Angst zu zu geben das wir bei diesen Themen nicht klar dagegen Stellung beziehen können?
Könnten wir uns selbst noch im Spiegel anschauen wenn wir bei der nächsten angeblich schockierenden Nachricht nicht pseudobetroffen sind sondern zugeben müssen das uns diese Nachricht so interessiert das wir uns aus der alltäglich Routine haben heraus bringen lassen?
Gibt es heute tatsächlich noch Tabus weil eine Gesellschaft insgesamt etwas ablehnt?
Oder gibt es Tabus nur noch weil Strafen, Selbstbetrug und medialer Ersatz uns an Tabubrüchen hindern?

Gruß Jochen

PS: In mir steckt ein Gutmensch der diese Anmerkung anfordert.
Ich will mit diesem Posting wirklich keinem auf den Schlips treten, die Wörter bei denen ich das Gefühl hatte bewehrte Richtlinien zu überschreiten ahbe ich dann Mal so Tabu stehen gelassen und habe umformuliert.
Mir brennt das Thema unter den Nägeln und ich bin erfreut darüber das es hier so sachlich diskutiert wird.
Von da aus erlaube ich mir nachzubohren.
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medusas child
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« Antworten #31 am: März 10, 2009, 17:09:30 »

@Aphiel:

Also, wir gehen in unseren Ansichten über Tabuthemen wohl knallhart aneinander vorbei. An die von dir beschriebenen Beispiele hätte ich im Traum nicht gedacht!

Was ich meinte, als ich sagte, das Leben sei kein Ponyhof, waren viel allgegenwärtigere Probleme, die allerdings in unserer Gesellschaft gerne als Tabuthemen betrachtet werden: Alkoholismus, Obdachlosigkeit, häusliche Gewalt, Vernachlässigung von Kindern... und in diesem Zusammenhang meine ich auch, dass auf gar keinen Fall bagatellisiert werden darf. So etwas muss einfach einen Schlag in die Magengrube versetzen. Wenn wir den nicht mehr verspüren – sei es im Rollenspiel oder im realen Leben –, dann läuft was schief!

Aber dennoch muss ich sagen: Wenn ich wirklich mal – aus welchem Grund auch immer – in die Zwangslage käme, Inzest in meine Chronik einbinden zu müssen... dann würde ich wohl lange darüber nachdenken, wie ich damit umgehe... aber ich nehme nicht an, dass ich sagen würde: "Nein, in meiner Vorstellung gibt es das nicht."



@Arkam:

Und mal so in den Raum gefragt: Wer hat denn behauptet, dass die Spielleitung perverse Irre einbringen muss? Das ist doch ein lauwarm aufgebrühtes Gerücht.

Warum neigen wir im Rollenspiel eigentlich so oft zu den Extremen? Hat einer von euch eine Antwort darauf?

Warum muss in einem Ritual immer jemand geopfert werden? Reichen für die Stimmung nicht auch ein paar dunkle Kerzen und ein paar okkulte Zeichen, wenn man es richtig verpackt?
Warum muss der Feind immer getötet werden? Reicht es nicht, ihn irgendwie bewegungsunfähig zu machen, wenn man sich vor ihm in Sicherheit bringen will?
Warum müssen es immer perverse Irre sein? Reicht nicht auch eine Geschichte über jemanden, der einem Angehörigen nachtrauert, weil die Umstände des Todes noch immer unklar sind, wenn man etwas nicht-alltägliches in seine Runde einbauen will?



Zitat
Oder macht es uns einfach nur Angst zu zu geben das wir bei diesen Themen nicht klar dagegen Stellung beziehen können?

Oh doch, ich kann dagegen Stellung beziehen. Und wie ich das kann.

Aber ich glaube, dass viele Leute heute nicht mehr den Mumm in den Knochen haben, ihren Fernseher auszuschalten, wenn mal wieder etwas kommt, dass in der Öffentlichkeit nichts zu suchen hat und besonders in dieser Aufbereitung gegen alle guten Sitten verstößt. Es gibt viel zu viele Menschen, die sich faszinieren lassen, anstatt endlich die Reißleine zu ziehen. Und so ziehen die Kreise immer weiter und die Hemmschwelle sinkt und sinkt. Ob wir Rollenspieler nun etwas dazu beitragen oder nicht, ist da völlig egal.
« Letzte Änderung: März 10, 2009, 17:14:16 von medusas child » Gespeichert
Aphiel
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« Antworten #32 am: März 10, 2009, 17:17:22 »

@Arkam
nein, gegen eine sachliche Auseinandersetzung mit Thema Tabu hat gewiss niemand was, ich am Allerwenigsten. So lange man denn auch sachlich bleibt, und nicht einem aufmerksamkeitsheischenden Medienrummel Vorschub leistet, dem es letztendlich nur um Auflage/Einschaltquote geht.

Und genau da hast du schon den ersten Ansatz geliefert mit deinen Beispielen. Die Art und Weise, WIE es der heutigen Gesellschaft präsent gemacht wird, ist entscheidend.
Über einen Genozid im Gesellschaftskunde-/Geographie-/Politik- oder Geschichtsunterricht in der Schule zu reden, ist eine Sache. Da sollte man davon ausgehen können, dass die Lehrkraft die entsprechende Sensibilität aufweist und nicht zulässt, dass das Thema verherrlicht oder beschönigt wird, noch in Lächerliche gezogen werden kann.
Über Inzest zu diskutieren und nicht nur die damit verbundenen Risiken nicht nur medizinischer Art für mögliche Nachkommen, sondern auch gesellschaftlicher Natur (massive Unterwanderung der familiären Struktur, falsche Vorbildfunktion), ist nicht das Problem. Es medial aufzubauschen und zur Sensationsschlagzeile zu machen schon.
Kannibalismus, als Paradebeispiel, hat besonders viele Gesichter. Und es gibt zahlreiche dokumentierte Fälle, bei denen starvation cannibalism, also das Essen von Menschenfleisch aus Mangel an anderen Nahrungsmitteln, einfach nur als letzter Ausweg zum überleben blieb, weil einfach nichts anderes mehr da war. Egal ob nun in den eisigen Weiten von Nordkanada oder in einem deutschen KZ, wo die Insassen aus Not ihre Toten aßen, weil sie nichts anderes zu Essen bekamen: die Motivation war immer diesselbe. Und diese Form von Kannibalismus wird auch am ehesten toleriert. Und damit ist nicht der Vorstadtkannibale gemeint, der einfach aus Lust und Laune heraus tötet und Menschenfleisch isst (und selbst der könnte einfach nur schwer psychisch krank/gestört sein und nicht mal bewusst wissen, wieso er das tun will, was er da so besessen tun will).

Es ist eine Frage der Präsenz in unseren Gedanken, aber auch eine Frage des Umgangs damit. Ein Tabu totzuschweigen bringt nichts, es zu verschleiern ebensowenig. Dann lieber offen und sachlich thematisieren.

Aber zurück zur Relevanz dieses Threads/Beitrags: ich denke es ging vor allem eher darum, das Tabu mit dem Char aktiv zu brechen bzw, einem Tabubruch beizuwohnen, anstatt ihn nur mitzubekommen.

Darum ja auch meine Zwischenfrage, wie man mit solchen SC/NSC umgehen würde. Wie würde man einem bekennenden Kriegsverbrecher NSC begegnen, der für einen Genozid verantwortlich ist? Wie würde man einen als SC verkörpern? Wie würde man einen Char umsetzen, der Inzest begangen hat, vielleicht unsissend, vielleicht absichtlich, wissend, dass es ein Tabubruch war, und wie geht er damit um, wenn dieser Fakt über sein Leben bekannt wird (von dem zu erwartenden Medienrummel um seine Person mal abgesehen)? Wie würde man den Vorstadtkannibalen als SC oder NSC verkörpern/betrachten, der geplant und absichtlich bei klarem Verstand Leute einlädt, um sie zu ermorden und zu verspeisen?

Es kommt also gerade bei der Umsetzung darauf an, nichts zu verharmlosen oder ins Lächerliche zu ziehen. Auch bzw. GERADE in einem Rollenspiel.

Zumindest sehe ich das so.
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Ihr wünscht Euch mit mir zu messen? Bedenkt, zum wahren Können braucht es Agilität, Grazie und Stil - wie bedauerlich, dass die Passionen an Euch bei diesen gespart haben, mein Freund.

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« Antworten #33 am: März 10, 2009, 17:22:40 »



Sollte ich Shilindra deutlich missverstanden habe und sie will nicht mit Spielern die solche Handlungen nicht aus der Sicht ihrer Spielfigur sondern tatsächlich als Mensch als positiv ansehen spielen kann man den obrigen Abschnitt streichen.



Ich will keine Spieler die bestimmte Sachen als Mensch positiv oder nicht fragwürdig ansehen. Was der SC macht ist mir recht egal. Da ich auch nur mit ausgewählten Personen zocke. Mal ganz ehrlich: Jeder von uns hat schon den ein oder anderen Bastard gespielt.

Also ich muss eingestehen es gibt einfach Sachen die mich nerven, was durchaus durch mein Studium bedingt ist.
Aber nicht alles was medial augekotzt wird, stellt eine Auseinandersetzung mit Tabuthemen dar. Kannibalismus, Inzest und Genozid berichterstattung zeugt eher  von einer lüsternen Sensationsgeilheit. Das geht einfach nicht. Entweder man setzt sich vernünftig damit auseinander oder gar nicht.

Ich stimme Medusa zu: ich würde auch nichts ablehnen im RPG nur weil es etwas in meiner Vorstellung nicht geben könnte.
« Letzte Änderung: März 10, 2009, 17:30:19 von Shilindra » Gespeichert

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medusas child
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« Antworten #34 am: März 10, 2009, 18:42:55 »

@Aphiel:

Da ich dir soweit zustimme, gehe ich mal nur auf die Zwischenfrage ein: Schwer zu sagen. Und es ist auch nicht schlimm, wenn man auf die Frage, wie man mit schwerwiegenden Entscheidungen umgeht, keine Paradeantwort auf dem Silbertablett servieren kann.
Das Einzige, das ich pauschal sagen kann, ist, dass die Reaktion von Charakter zu Charakter unterschiedlich wäre.

Um das Beispiel mit dem Kinderschänder aufzugreifen: Einige Charaktere würden diesen Menschen töten. Vielleicht aus Rache, vielleicht aus dem Empfinden heraus, die Menschheit vor ihm schützen zu müssen. Andere Charaktere wiederum würden ihn der Gerichtsbarkeit und dem gültigen Recht überlassen, weil sie der Meinung sind, dass man Gewalt nicht durch Gewalt vergelten darf, wenn man sich nicht auf die Stufe des Monsters begeben will. So oder so, dieser Spielabend würde mir sicher noch einige Tage zu kauen geben... und das ist sicherlich auch nicht schlecht. Zumindest sehe ich nichts schlechtes daran, wenn man sich gedanklich mit Problemen auseinandersetzt, ob man nun real betroffen ist, oder nicht.



@Shil:

Ja, wir haben alle schon einmal einen Bastard gespielt. Aber das muss nicht heißen, dass dieser Bastard nicht auch eine gewisse Hemmschwelle und Skrupel hatte. Wie hat Seth in From Dusk Till Dawn gesagt: "Ich bin zwar ein Bastard, aber ich bin kein verdammter Bastard!" Und so halte ich es mit meinen Charakteren auch immer. Irgendwo gibt es Grenzen bei jedem meiner Chararaktere.
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Shilindra
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« Antworten #35 am: März 10, 2009, 19:07:13 »

@ Medusa

Das trifft es ziemlich genau. Grin
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Arkam
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« Antworten #36 am: März 10, 2009, 20:23:57 »

Hallo zusammen und besonders medusas child,

@Aphiel:

Also, wir gehen in unseren Ansichten über Tabuthemen wohl knallhart aneinander vorbei. An die von dir beschriebenen Beispiele hätte ich im Traum nicht gedacht!

Was ich meinte, als ich sagte, das Leben sei kein Ponyhof, waren viel allgegenwärtigere Probleme, die allerdings in unserer Gesellschaft gerne als Tabuthemen betrachtet werden: Alkoholismus, Obdachlosigkeit, häusliche Gewalt, Vernachlässigung von Kindern... und in diesem Zusammenhang meine ich auch, dass auf gar keinen Fall bagatellisiert werden darf. So etwas muss einfach einen Schlag in die Magengrube versetzen. Wenn wir den nicht mehr verspüren – sei es im Rollenspiel oder im realen Leben –, dann läuft was schief!

Da kann ich dir nur Recht geben. Diese Themen sind für mich zwar keine klassischen Tabuthemen aber sie werden tatsächlich gerne verdrängt, ignoriert und zur Seite geschoben.

@Arkam:

Und mal so in den Raum gefragt: Wer hat denn behauptet, dass die Spielleitung perverse Irre einbringen muss? Das ist doch ein lauwarm aufgebrühtes Gerücht.

Nein die Spielführung muss keine perversen Irren einbringen.
Ich hatte Shilindra nur so missverstanden, siehe auch ihre Antwort, das eben nur die Spielführung mit solchen Themen umgehen kann und sie frei einbringen kann aber die Spieler bei so etwas durch Vorgaben wie einer begründung in Charakter gelenkt werden müssen.
Dieses Verhalten wollte ich kritisieren. Die Formulierung kam aus tiefsten Herzen war aber nicht passend für eine sachliche Diskussion. Die durchgestrichene Formulierung war da ein Kompromiss.

Warum neigen wir im Rollenspiel eigentlich so oft zu den Extremen? Hat einer von euch eine Antwort darauf?

Warum muss in einem Ritual immer jemand geopfert werden? Reichen für die Stimmung nicht auch ein paar dunkle Kerzen und ein paar okkulte Zeichen, wenn man es richtig verpackt?
Warum muss der Feind immer getötet werden? Reicht es nicht, ihn irgendwie bewegungsunfähig zu machen, wenn man sich vor ihm in Sicherheit bringen will?
Warum müssen es immer perverse Irre sein? Reicht nicht auch eine Geschichte über jemanden, der einem Angehörigen nachtrauert, weil die Umstände des Todes noch immer unklar sind, wenn man etwas nicht-alltägliches in seine Runde einbauen will?

Eine historische Antwort würde wohl lauten weil ein Strang der zum heutigen Rollenspiel führt vom Tabletop kommt und da die Figuren eben ausgeschaltet wurden und dann vom Spielbrett verschwanden.
Entsprechend gab es in den ersten Rollenspielen keine Regeln für solche Aktionen und damit waren solche Aktionen eben nicht möglich.
Die Idee der Behinderung kam auch erst später auf. War ein Monster nicht tod so war es also immer noch eine Gefahr. Mal abgesehen davon das einige Spielleiter für nicht getötete Gegner auch keine Erfahrungspunkte gaben.

Dazu kommt natürlich auch das man sich an Vorgaben aus diversen Filmen und Romanen holte. Diese wiederum haben sich eben teilweise an historischen Gegebenheiten orientiert und unsere Geschichte ist nun Mal gewaltgeprägt.

Zitat
Oder macht es uns einfach nur Angst zu zu geben das wir bei diesen Themen nicht klar dagegen Stellung beziehen können?

Oh doch, ich kann dagegen Stellung beziehen. Und wie ich das kann.

medusas child du hast einen verregneten Tag ein wenig sonniger und wärmer gemacht.

Gruß Jochen
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medusas child
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« Antworten #37 am: März 11, 2009, 13:00:50 »

Danke, Jochen! Und einen Dank an auch alle anderen, die hier so sachlich zu der Diskussion beitragen.
Es ist in meinen Augen keine Selbstverständlichkeit, dass in einem Forum über so heikle Themen so besonnen diskutiert wird. Umso mehr freut es mich, dass wir ein Gegenbeispiel zu den in der Forenkultur üblichen Phrasendreschereien bieten können.



@Arkam:

Der historische Ansatz, die Neigung zu den Extremen zu erklären, ist auf alle Fälle nachvollziehbar. Aber ich frage mich dennoch, ob dieser Ansatz eine Allgemeingültigkeit aufweist. Schließlich liegen die Zeiten, in denen Rollenspielsysteme keine Möglichkeit boten, einen Gegner auszuschalten, ohne ihn zu töten, schon lange hinter uns und kaum einer dürfte diese Systeme noch kennen, geschweigedenn spielen. Und schließlich erklärt es nicht, warum auch oft neue Rollenspieler dazu neigen, zum mMn letzten Mittel zu greifen.

Gerade bei neuen RPGlern fehlt, wahrscheinlich aus mangelnder Erfahrung, oft das Feingefühl für Alternativen. Stattdessen scheint die einhellige Meinung vorzuherrschen, ein Rollenspielcharakter müsse einem Helden aus einem Film ähneln, sprich allmächtig und gottgleich sein. Dies wird natürlich nie so umschrieben, am liebsten wird stattdessen die Beschreibung "cool" gewählt. Und hier wird wieder der aktuellere Ansatz deutlich, den du in deinem Nachsatz bereits genannt hast: Film und Fernsehen. Romane klammere ich an dieser Stelle einmal aus, denn die Romanhelden, die ich so kenne, werden für gewöhnlich weniger "cool" dargestellt, da sie aufgrund der Möglichkeit zu einem inneren Monolog im Roman doch häufig auch unter Selbstzweifeln und Gewissensbissen leiden.

Natürlich kann ich es nachvollziehen, dass jemand im Rollenspiel, einen Charakter spielen will, der frei von den eigenen Unzulänglichkeiten ist, und auch, dass man sich als Vorlage gerne dessen bedient, was man selbst als makellos betrachtet, aber dies passt nicht in meine Sicht des Rollenspiels. Nicht, weil ich nicht denke, dass es keine "coolen" Helden geben kann, die nie mit ihrem Gewissen hadern und immer so straight on sind, dass sie nie eine alternative Vorgehensweise benötigen, sondern weil mir vielmehr auf Dauer die Tiefe im Spiel verloren geht. Ich meine immer, wenn wir nur einen Action-Film nachspielen wollen, dann muss ich mir nicht die Mühe machen, dann können wir auch einfach eine DVD einlegen und haben vielleicht sogar mehr davon.



Aber was kann man dagegen tun, dass Spieler anfangen das Rollenspiel mit "Coolness" gleichzusetzen und beginnen, Rambo oder den Terminator zu mimen? Als erstes würde ich dort ansetzen, wo scheinbar etwas schiefgegangen ist: Bei der Einführung. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, mir richtig Zeit für eine Einführung in die Materie des Rollenspiels zu nehmen und dabei Wörter wie "Film", "Held" und alle anderen Wörter, die zwar allgemeinverständlich aber nicht treffend sind, aus den Beschreibungen rauszuhalten. Stattdessen lege ich mehr wert darauf, von Anfang an klarzustellen, was ich von dem Spieler am Spieltisch erwarte. Das System ist dadurch zwar immer weiter in den Hintergrund gerückt, aber ich meine, dass lässt sich in seinen Feinheiten bei Bedarf auch noch am Spieltisch erklären. Und damit fahre ich besser als mit meinen früheren Einweisungen, in denen der Spieler zwar alle wichtigen Spielmechanismen und die halbe Welt erklärt bekommen hat, aber nicht einmal einen blassen Dunst davon hatte, wie man mit einem Charakter umgeht. (Und das steht mir dieses WE schon wieder bevor. *seufz* Huldigt mir, denn ich sorge fleißig für Rollenspieler-Nachwuchs. Grin)

Aber bei der Einführung bleibt es auch nicht. Die Leute, die schon einmal mit mir gespielt haben, wissen, was ich meine: Während und nach dem Charakterbau folgt meist ein mehrstündiges Verhör, in dem ich dem Spieler alle Feinheiten über den Charakter entlocke – die natürlich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierten, aber sich durch das Gespräch entwickeln. Und da werden die Grenzen des Charakters ausgelotet, wie empfindet er gewisse Umstände, was macht ihm Angst, was hasst er, womit bringt man ihn so zur Rage, dass er alles vergisst, wie blickt er auf sein bisheriges Leben zurück, wo liegen seine Ziele, wie will er diese erreichen... Diese Fragen zu beantworten, fällt zwar nie leicht, aber sie füllen den Charakter einerseits mit einem gewissen Lebensfunken und andererseits werden automatisch ethische Werte für den Charakter erzeugt, die auf keinem Bogen festgehalten werden könnten. So wird die Hemmschwelle erzeugt, die ich bei den Charakteren brauche, wenn ich leite. Für einen Charakter, dem quasi alles am Allerwertesten vorbeigeht, könnte ich nicht leiten.

Und damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen: Dieses Interview muss man bei mir auch nur ein einziges Mal durchstehen, weil ich erwarte, dass der Spieler das bei den folgenden Charakteren selbstständig mit sich selbst ausmacht. Nur gerade beim ersten Charakter sehe ich mich als Spielleiter in der Verantwortung hier und da noch unter die Arme zu greifen, wenn es mal hapert. Und wenn ich merke, dass der Charakter von der vorher festgelegten Linie abweicht, dann weise ich den Spieler darauf hin. Nicht IT, sondern offen OT nachgehakt. Und das kann ich eben nur, wenn ich jedes Detail des Charakters kenne.



So, jetzt habe ich viel drumherum gelabert. Aber ich meine, dass es doch nicht so sehr OT geworden ist, weil ich im Fazit sagen kann: Wie ernst ein Spieler eine gegebene Situation auffasst, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie sein Einstieg ins Rollenspiel ausfällt. Und das wiederum führt zu jenem verantwortungsvollen Umgang, den man letztlich auch bezüglich den bisher besprochen Themen pflegen (können) muss.
« Letzte Änderung: März 11, 2009, 13:02:25 von medusas child » Gespeichert
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« Antworten #38 am: Juni 25, 2009, 01:40:56 »

Ich schließe mich der Meinung Medusas an, die er in seinen ersten beiden Posts klarmachte.
Ich sehe es so, vieles geht mir gegen den Strich, wie Nazis und Gewalt. aber dennoch habe ich kein Problem damit ein Charakter zu pielen der anders denkt. Immerhin erfinde ich mit meinem Charakter eine neue Person und spiele nicht mich selbst mit Magiefähigkeiten. Was heißen soll ich kann klar abgrenzen, wenn ich einen Charakter spiele der anders denkt als ich. In Shadowrun oder Dark Heresy gibt es immerhin metafeindliche bzw. xenofeindliche Charaktere. Was alles in Richtung Rassismus oder sogar Nazitum geht.
Andererseits ist es in Ordnung damit Probleme zu haben. Genau genommen finde ich es sogar gut. Ein Spieler in meiner Runde kann zum Beispiel den Nachtil Sadist nicht richtig ausspielen, da er sich nicht wirklich in einen reinversetzen kann. Sein Char vergewaltigt nicht und hat mit übertriebener Gewalt Probleme.
Im Endeffekt bleibt es jedem slebst überlassen was sein Char macht oder nicht.
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« Antworten #39 am: Juni 25, 2009, 12:51:23 »

Meiner Meinung nach hat Sadismus nichts mit Vergewaltigung und Gewalt zu tun. Sadismus geht für mich da in eine ganz andere Richtung.

Manchmal kann man eben nicht klar abgrenzen: Eine Handlung kann für deinen Charakter so wie du ihn dir vorstellst vollkommen okay sien, sogar gut zu ihm passen, während die gleiche hnadlung dir als Spieler auch übel aufstoßen kann. Ist es verständlich worauf ich hinauswill?
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Arkam
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« Antworten #40 am: Juli 11, 2009, 18:19:10 »

Hallo zusammen,

kann es sein das das Phänomen etwas mit unserer beschleunigten Medienwahrnehmung zu tun hat?

Ich schaue gerade abwechselnd Saw IV und eine Folge Millenium.
Saw IV braucht 1 Stunde 35 Minuten um eine recht grausame Geschichte zu erzählen. Die Geschichte ist eigentlich trivial und man hat das Gefühl die Gewalt dient dazu einen trotzdem an der Geschichte zu halten.
Millenium ist eine Krimi Serie die sich vor dem Jahre 2000 mit den Mythen um den Jahrtausendwechsel beschäftigt. In den 43 Minuten pro Folge folgen die Höhepunkte ausreichend schnell so das ich die Folgen verfolge ohne Szenen zu erwarten die grenzwertig sind.

Wenn man sich heute ältere Filme anschaut bemerkt man das sie langwierig wirken weil Dinge die man früher noch szenisch gezeigt hat heute mit einem schnellen Schnitt erledigt würden. Also etwa eine Reise von Ort zu Ort.

Braucht man heute tatsächlich vorher noch nie gesehene Szenen um in der Medienlandschaft wahrgenommen und als etwas besonderes zu gelten?
Das gilt ja nicht nur für Action- und Horrorfilme auch die Passion Christi arbeitet ja mit solchen Szenen und hat eine Geschichte die wohl die meisten Kinogänger kannten die also keine Überraschungen bot.
Auch einige Kunst oder Autorenfilme nutzen ja Schockszenen, meistens sexueller Natur.

Oder benötigen wir eine neue Erzählkultur damit wir auf solche Gewaltszenen wieder verzichten können?
Filme wie Highlander I und Terminator I haben ja neue Geschichten erzählt und beide haben heute noch ein Fandom.

Gruß Jochen

Edit: Rechtschreibung
« Letzte Änderung: Juli 12, 2009, 21:15:37 von Arkam » Gespeichert
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« Antworten #41 am: Juli 12, 2009, 14:41:53 »

Es muss einfach immer "mehr" sein um noch zu reizen und zu profozieren.. ist überall so
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« Antworten #42 am: Juli 12, 2009, 21:27:05 »

Hallo zusammen,

meine Frage ist ob diese Provokation denn überhaupt etwas bringt wenn sie nicht in eine ordentliche Geschichte eingebunden ist.
Denn Saw hat mich trotz Provokation gelangweilt.

Ok es mag ein Klientel geben für das die Provokation vor die Story geht aber ich denke das ändert sich mit steigendem Alter bzw. steigender Filmerfahrung.

Ich denke dieses Phänomen gilt auch für das Rollenspiel.

Gruß Jochen
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« Antworten #43 am: Juli 12, 2009, 21:39:39 »

Ich denk, dass das nichts mit den Alter zu tun hat sondern mit den Massenmedien die uns in jeglicher Hinsicht abhärten

blödes Beispiel-- guck dir nen Porno aus den 60iger an und von jetzt ^^

Beim Rollenspiel.. mhh ich würde das nicht für jede Gruppe sagen, aber manchen wird sicher mit der Zeit "langweilig" und es braucht extremere Stilmitteln und Storys
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Arkam
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« Antworten #44 am: Juli 13, 2009, 06:14:01 »

Hallo Marrok,

also wenigstens in meiner Runde kann ich bei den Charakteren einen deutlichen Trend ausmachen. Es werden kaum mehr normale Menschen und Standardklassen wie Krieger, Dieb oder auch nur ein Magier gespielt.
Statt dessen müssen es Dunkelelfen, Dämonen oder Vampire sein. Zudem sollen es auch keine Standardklassen sein sondern lieber ein Asassin, eine Anhängerin der dunkelsten Gottheit oder eine hohe Adlige.

Das gleiche läßt sich auch mit Abstrichen bei den Gegnern feststellen. Aus dem Orkäuptling oder Nekromanten wurde der Erzmagier, der Dämon oder auch derjenige der die Welt untergehen lassen wollte. Ich sage mit Abstrichen weil derartige Gegner auch einen gewissen Verwaltungsaufwand bedeuten und um den drückt man sich gerne.

Gruß Jochen
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