Zum Thema White Wolf und seine Bücher, gibt es einiges anzumerken:
Die Qualität des MaterialsDie Qualität der Bücher hat im Laufe der Zeit so dermaßen abgenommen, dass man sich als Käufer vollkommen verarscht vorkommt. Billiger sind sie nämlich dadurch nicht geworden. Das Problem der Bücher, deren Seiten einem schon nach dem ersten Mal öffnen um die Ohren fliegen, soll ja mit der neuen WOD noch viel schlimmer geworden sein, habe ich gehört.
(Kann ich dazu vielleicht ein paar Erfahrungsberichte der WOD2-Eigentümer haben, ob ich richtig gehört habe?)
Die Qualität des LayoutsEs gab Zeiten, da sahen die WOD-Bücher scheußlich aus, wenn man reingeblickt hat - das waren aber noch andere Zeiten. Anfang der 90er sah jedes Rollenspielregelwerk einfach scheußlich aus, kann man heute nur noch drüber schmunzeln. Okay. Aber...
Als ich das erste Mal das Demon
1)- und das Requiem-Grundbuch aufgemacht habe, sind mir die Augen aus dem Kopf gekullert, und ich habe mich gefragt, ob das wirklich wahr sein kann:
Da waren untragbare Fehler im Layout...
- von verpixelten Schriftzügen,
- über falsch gesetzte Bildern (gut, die gab's auch schon früher - war aber hauptsächlich ein Feder-&-Schwert-Syndrom),
- bis hin zu gestalterisch total verhunzter Schriftwahl.
Wann haben die verlernt Bücher zu setzen?
Die Qualität des InhaltsAber dass sich da was in der White-Wolf-Mentalität was geändert hat, konnte man schon so ab 1998 feststellen.
(Ich muss jetzt etwas ausholen, sorry.)
Vampire - Die 1st Edition:Die erste Edition Vampire (ab 1991) bestand aus ca. 12-16 Büchern, viele davon waren Abenteuer-Bücher. Alle wirklich wichtigen Informationen standen in Maskerade, Spielerhandbuch, Spielleiterhandbuch. Dass damit kein Geld zu machen war, ist klar. Trotzdem wurde das System in den Staaten ein unglaublicher Erfolg.
Vampire - Die 2nd EditionWir verzeihen White Wolf also, dass sie in der zweiten Edition (bereits ab 1992) über 40 Bücher rausgebracht haben - viele davon in etlichen Sammelbüchern reprinted.
Verzeihlich ist es auch, weil nahezu alle dieser Bücher wirklich sinnvolle Informationen enthalten haben, die helfen konnten, die Spielwelt auszubauen. Es gab endlich Clanbücher und auch die Anzahl der Städtebücher wurde aufgestockt. Endlich gab es auch spezielle Infortionen über die anderen Sekten, Sabbat und Anarchen.
Die anderen Settings - 1st EditionDann kamen die anderen Settings:
- Werewolf,
- Mage,
- Changeling
2),
- Wraith.
Man kam schon nicht mehr hinterher mit dem Kaufen. Und es war einem mit jedem neuen Setting, das erschien, klar, dass White Wolf das nicht auf Dauer durchziehen könnte, denn wie wir alle aus dem BWL-Unterricht wissen: Dass sich die Nachfrage durch ein größeres Angebot erhöht, ist ein Trugschluss.
Zu jedem Setting erschienen mindestens 20 Bücher. Das war für den normalen Rollenspieler nicht mehr erschwinglich, wodurch einige Systeme wie Changeling und Wraith nie wirklich anliefen (Wraith wurde nicht einmal in das deutsche Sortiment von Feder & Schwert aufgenommen).
Diese Settings hätten wohl zweifellos mehr Anklang gefunden, hätten sich die Veröffentlichungszeiten der neuen Bücher damals nicht so drastisch verkürzt.
Vampire - Die revised EditionDann kam die revised Edition (ab 1998) und für viele Spieler stellte sich damals schon die Frage: Was ist daran so neu, dass ich mir deswegen für 69,95 DM eine neue Maskerade kaufen soll, wo ich doch eine alte im Schrank habe?
Glück für White Wolf war, dass mit Blade, John Carpenter's Vampire und diversen anderen Vampirfilmen gerade eine neue Welle des Vampir-/Gothic-Hypes hochkam und deswegen viele neue Kunden gewonnen werden konnten. Außerdem überzeugte die neue Edition durch eine wirklich professionelle und edle Aufmachung. (Von der Sinnhaftigkeit der Regeln ließ ich mich allerdings erst einige Jahre später wirklich überzeugen.
).
Nun kamen die neuen Quellenbücher allerdings in einer vollkommen seltsamen Reihenfolge. Einige Clanbücher ließen ewig auf sich warten, obwohl sie wirklich von Nöten gewesen wären. Stattdessen erschienen Bücher, die ausschließlich mit Spekulationen vollgestopft waren. Man hatte nicht mehr das Gefühl, dass die Inhalte der Bücher wirklich eine Spielhilfe waren. Schließlich hätte man sich dieses halbseidene Geseier auch noch gut selbst zusammenreimen können.
Aber dem nicht genug, kamen auch noch ein paar richtige Tiefpunkte:
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Children of the Night: Ein Quellenbuch voll mit Templates zu irgendwelchen Übervampiren der Welt der Dunkelheit. Der Nutzen, die Charakterwerte der mächtigsten Vampire der Welt vor sich zu haben, hat sich mir bis heute nicht erschlossen.
(Hier wurde mir bewusst, dass die Zeiten, in denen so etwas in hübschen Geschichten und wunderbaren Bildbänden offeriert wurden, endgültig vobei waren. Nie wieder so schöne Bücher wie Children of the Inquisition oder Kindred Most Wanted!)
-
Blood Magic - Secrets of Thaumaturgy: Da hatte White Wolf bereits mit dem "Gärtner Pfad" (siehe: Camarilla Handbuch, Der grüne Pfad --> damit kann man Pflanzen wachsen lassen) den thaumaturgischen Vogel abgeschossen und dann das...! Ein ganzes Buch nur für Thaumaturgie-Fetischisten.
Ein unnützer Pfad nach dem nächsten und auch noch detaillierte Informationen, wie man sich selbst seinen Gott-Pfad und sein Gott-Ritual erschafft.
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Blood Sacrifice - The Thaumaturgy Companion: Ihr ahnt es, oder...? Das Buch kam kurz nach Blood Magic.
Dazu sage ich jetzt auch nichts weiter, außer dass ab jetzt auch Assamiten, Setiten, wer-auch-immer und dein Nachbar über unendlich viele Thaumaturgy-Pfade verfügen konnten.
So viele Bücher. Und ab jetzt begannen sie auch, sich ernsthaft zu widersprechen oder sie wärmten nur irgendwelchen Quatsch auf, den es früher schon gab. Nährwert gleich null. Nur noch Redundanzen oder sinnfreie Sprechblasen. Vieles war das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde.
Die anderen Settings - revised EditionIn der Zwischenzeit hatten sie das nur mäßig erfolgreiche Changeling durch Hunter ersetzt, das noch schlechter lief. Und Wraith war auch eingestellt worden. Dafür gingen nun auch die anderen Settings nach und nach in ihre zweite Runde.
Es gab neue Mage- und Werewolf-Editionen und auch in den Dark-Ages wurde ein Großputz gestartet.
(Und ich klinkte mich aus der Entwicklung aus und betrachtete das ganze nur noch am Rande. Den Überblick hatte ich schon lange verloren.)
Werewolf - revised EditionDie neue Werewolf-Edition wurde sogar ein richtiger Erfolg.
Viele Leute wollten nun Werewolf spielen, und White Wolf bediente die Leute. Teilweise mit wirklich, wirklich tollen Büchern... aber dann ging es auch dort los: ein Dutzend verschiedene Shifter-Rassen, darunter Rokea (Wer-Haie) und Hengeyokai - Shifters of the East (Werwesen in Asien).
Problem nur: Die sind untereinander nicht kompatibel, weil sie sich gegenseitig die Rübe einhauen. Der Nutzen dieser Bücher war dementsprechend gering. (Schön zu lesen waren sie aber alle mal.)
Dann gingen ihnen die Ideen aus, es musste ein Krieg her... und ein Dutzend Bücher dazu... same shit.
Noch mehr neue SettingsDann kamen Mummy - The Reckoning und Demon - The Fallen. Für die Mülltonne geboren! - Nicht falsch verstehen, die Ideen waren nett, aber sie haben nichts dermaßen Neues geboten, als dass sie einen den Kauf eines neuen Grundbuches wert gewesen wären.
Und in beiden Systemen konnte man schon auf den ersten Blick gravierende Balancing-Fehler ausmachen. Sie waren wirklich nur noch auf den Markt geworfen worden, um die Zeit zur neuen WOD zu überbrücken.
Mein Fazit:Im Endeffekt: Es gab einmal Zeiten, da war jedes Buch sein Geld wert. Aber irgendwann hat man festgestellt, dass die Bücher nur noch
- hier eine neue Blutlinie,
- da einen neuen seltenen Stamm,
- dort einige Disziplinsvorschläge oder ein paar neue Rituale
enthalten haben, um das restliche sinnfreie Gesülze drumherum schmackhaft zu machen.
Versteht mich nicht falsch!
Ich verstehe die wirtschaftliche Notwendigkeit der Gewinnmaximierung sehr gut. Ich weiß, dass White Wolf darauf angewiesen ist, ständig neue Bücher zu produzieren. Das ist alles okay. Ich wollte hier nur mal meinen persönlichen Eindruck der Entwicklung der World of Darkness-Reihe von 1991-2004 schildern (auch wenn ich natürlich nicht die ganze Zeit selbst mitbekommen habe - bin zwar alt, aber sooo alt nun auch wieder nicht!
).
Der NeuanfangAls ich das erste Mal von Requiem gehört habe, hieß es:
"Jetzt wird alles anders!"
"Jetzt wird der Ballast über Board geworfen!"
"Jetzt wird alles übersichtlich!"
"Alles wichtige wird in einigen wenigen Büchern stehen!" (Bei der Aussage habe ich damals schon den Vogel gezeigt...)
"Es wird nicht mehr ständig Add-Ons geben!" (Auch hier habe ich den Vogel gezeigt...)
Jetzt - nach 4 Jahren WOD 2 - möchte ich mal ein kurzes Resume hören:
Wie haben sich die Bücher der WOD 2 entwickelt?
Kann man wirklich jedes Buch kaufen und weiß, dass da wirklich nützlicher Stuff drinstehen wird?
Wie schaut es mit "Add-Ons" aus?
Wie zufrieden seid Ihr so ganz allgemein?
1)Das Demon-Regelwerk war das letzte Setting, das White Wolf vor der Einstellung der WOD 1 auf den Markt geworfen hat.
2)Changeling erschien unter Feder & Schwert als "Wechselbalg - Der Traum"