Calcium Kid
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Regisseur: Alex De Rakoff
Filmlänge: 85 Minuten
Erscheinung: UK, 2004
Darsteller: Orlando Bloom, Omid Djalili, Michael Lerner, Michael Pena, Ronni Cona, Billie Piper
FSK: ab 12
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„Die Milch macht’s!“
Jimmy Connelly (Orlando Bloom), Milchmann eines Londoner Vorstadt-Bezirks und Hobby-Boxer, schickt durch einen mehr
oder minder glücklichen Zufall den Britischen Hoffnungsträger auf den Mittelgewichtsweltmeisterschaftstitel in die Seile,
als dieser sich beim Sparren mit Jimmy die Hand bricht. Der raffgierige Manager des nun kampfunfähigen Profi-Boxers Herbie
Bush (Omid Djalili) nimmt Jimmy kurzerhand unter die Fittiche und macht aus ihm „The Calcium Kid“. Jimmy soll der neue
Herausforderer für Jose Mendez, bislang ungeschlagenen Champion aus den USA, werden und muss sich fortan auf den Kampf
in nur einer Woche vorbereiten.
Regisseur Alex De Rakoff – selbst Newcomer in der Filmbranche – überrascht mit einer eigenwilligen Komödie, die fast
eher eine Art Dokumentarfilm ist, da ein für den Zuschauer nie sichtbarer Kameramann das Geschehen begleitet und filmt.
Was in anderen Filmen ein Faux Pas wäre, ist hier sogar beabsichtigt: die Darsteller reden mit der Kamera. Die meiste Zeit
über begleitet der Kameramann Jimmy, zeigt sein alltägliches Leben, seine morgendliche Runde mit dem Milchmobil oder sein
ständiges Training in den Straßen Londons. Liebevoller Spott über bekannte Boxer-Filme wie z.B. „Rocky“ gehört hier
genauso dazu wie gesellschaftskritische Andeutungen, die in witzigen, teilweise absurden Situation verpackt letztendlich
doch zum Nachdenken anregen.
Hierbei bekommt der Zuschauer einen genaueren Eindruck vom Leben des leidenschaftlichen Milchverkäufers, der in seiner
kindlichen Naivität eher an Forest Gump erinnert als an einen großen Boxhelden, denn Jimmy ist alles andere als das. Er
ist sogar äußerst tollpatschig, weder besonders gebildet noch intelligent, und scheint ein überdurchschnittliches Talent
dafür zu besitzen, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Vom Manager ausgenommen, von der Presse verspottet und
schließlich durch den unglücklichen Verlauf einer Pressekonferenz sogar als Faschist abgestempelt, schlägt sich Jimmy
nicht nur mit widerspenstigen Sandsäcken herum, sondern auch in überspitzer Form mit all jenen Dingen, denen ein plötzlich
zu Ruhm geratener Junge von nebenan gegenübersteht.
Genauso wie diese Probleme ist aber auch alles in diesem Film überspitzt und typisch britisch humorvoll dargestellt,
vom zweifelhaften Beruf Jimmys Mutter als ‚Massage-Therapeutin’ über den skrupellosen, geldgeilen Manager bis hin zu der
gesamten Nachbarschaft, die alle gängigen Clichés aufs Korn nimmt. Dabei sind die Darsteller, allen voran Bloom und auch
Djalili überzeugend, ihre Charaktere trotz aller Übertreibung echt und lebensnah.
Besonders beeindruckend – und das müssen in diesem Fall wohl auch all seine Gegner eingestehen – ist Blooms
schauspielerische Leistung, der in diesem Film zeigt, dass er tatsächlich mehr als nur zwei Blicke in seinem Repertoire zu
bieten hat, was nicht zuletzt an der Vielseitigkeit dieser Rolle liegt, in der er den sympathischen Volltrottel sehr
überzeugend darstellt.
„The Calcium Kid“ ist keineswegs ein reiner Boxer-Film, sondern eher das Paradebeispiel einer Genre-Neuschöpfung, ein
spöttischer Dokumentarfilm oder eine dokumentarische Komödie, die neben vielen zum Grölen urkomischen Momenten auch ihre
nachdenklicheren aufzuweisen hat. Wo gängige Komödien jedoch meist früher oder später zu rührender Dramatik oder gar
Pathos greifen, bleibt „The Calcium Kid“ auf seinem sich selbst nicht allzu ernst nehmenden, absurden und typisch britisch
humoristischen Niveau.
Dass dieser Film es nicht in die deutschen Kinos schaffte und allgemein eher floppte als zu glänzen, ist schade, jedoch
nicht unverständlich. „The Calcium Kid“ ist und bleibt eine Low-Budget-Produktion, die nicht für die breite Masse gedacht
ist. Dafür lohnt es sich jedoch, die DVD anzuschaffen, die neben dem Hauptfilm noch einige, äußerst witzige ‚Deleted
Scenes’ sowie fünf Minuten Outtakes zu bieten hat.
Fazit: Wer eine gewohnte Komödie erwartet, wird enttäuscht sein. Wer bereit ist, sich auf etwas neues, eher
eigenwilliges einzulassen, wird 85 Minuten erfrischende und ungewöhnliche Unterhaltung erleben, die sogar einige
überraschende Wendungen innehält.
Meine persönliche Wertung: 7 von 10 möglichen Punkten.
Rezension erstellt von Leandra