Ooooooookay:
Anwalt beauftragt Schnüffler (SC) damit, Beweise für die Unschuld seines Mandanten zu finden. Der Mandant sitzt bereits in der Todeszelle – allerdings in Conneticut, d.h., die Berufungsmittel reichen aus, um ihm einen natürlichen Tod im Greisenalter zu ermöglichen. Der Anwalt drängt aber, dass die Zeit knapp sei. Warum? Nach einem intensiveren Gespräch mit dem Anwalt kommt heraus, dass der Todeskandidat möchte, dass alle Berufungsverfahren eingestellt werden. Er möchte die Hinrichtung. Auch hier drängt sich wieder das Warum auf.
Der Veurteilte beteuert seit 15 Jahren seine Unschuld an den acht Morden, die ihm zur Last gelegt werden. Und nun ist er überzeugt, dass die einzige Möglichkeit, sich von den Anschuldigungen zu befreien, sein Tod ist. Da er zu wissen scheint, dass der wahre Mörder noch auf freiem Fuß ist und weiter morden wird.
Die Akten, die der Anwalt mitgebracht hat, werden begutachtet. Schnell wird deutlich, dass das Urteil aufgrund unzureichender Indizien gefällt wurde. Außerdem stellen sich bei den Verbrechen mehrere Muster heraus, unter anderem, dass der Mörder immer im Januar zugeschlagen hat. Ein Blick auf den Kalender verrät: Es ist Ende Dezember – die Zeit drängt wirklich.
Los geht's!
Alte Spuren werden genauer untersucht, Sachverhalte in Frage gestellt, weitere Zeugen gesucht. Viele Wege sind Sackgassen.
Aber durch exzellente Ideen, die die Recherche in andere Richtungen lenken, kommt eine fatale Wahrheit ans Licht: Der Mörder hat all die Jahre weitergemordet. Beunruhigend, dass der weitere Verlauf der Mordserie nicht in die Medien gekommen ist.
Archive werden gewälzt und weitere Spuren aufgedeckt:
– Es gab einen weiteren Angeklagten, der vor dem Verurteilten angeklagt wurde und freigesprochen wurde. War er es doch? Aber es geschah ein weiterer Mord, während er in Untersuchungshaft saß.
– Ungereimtheiten bei der Wahl der neueren Opfer fallen ins Auge. Der Mörder weicht nun vom alten Schema ab. Ist nun ein anderer am Werk? Ein Trittbrettfahrer? Kann es nicht doch der Freigesprochene gewesen sein? Viele Indizien deuten auf ihn.
– Eine gute Frage: Hatte der Freigesprochene evtl. einen Helfer? Hat der Helfer den Mord begangen, als der nun Freigesprochene in U-Haft saß? Die Frage kann nicht beantwortet werden. Aber die Recherchen ergeben, dass der Junge aus einem sehr einflussreichen Elternhaus kommt. Ein Verdacht erhärtet sich: Die Familie hat ausreichend Geld locker gemacht, um den nun Verurteilten trotz Mangel an Beweisen als Mörder verurteilen zu lassen, damit der Ruf des eigenen Spross' reingewaschen wird.
– Viele Sackgassen später wird deutlich, dass alle neuen Opfer in einer Beziehung zur Jury standen, die damals den ersten Angeklagten freigesprochen hat. Außerdem ergibt eine Blitzrecherche, dass der Freigesprochene in all den Städten, die in den letzten Jahren Tatort wurden, wohnhaft war. Warum sollte der Freigesprochene die Jury betrafen, die ihn freigesprochen hat? Noch passen nicht alle Teile zusammen.
– Nur der Freigesprochene kann Klarheit ins Bild bringen. Er ist nicht aufzufinden. Nirgendwo. ... Er ist untergetaucht. Versteckt er sich vor seiner Familie? Noch weniger Teile passen zusammen.
Showdown!
Es war wirklich eine Meisterleistung, wie die Spieler an die benötigte Info gekommen sind: Passende Kontakte auf die richtige Weise angesprochen mit der richtigen Idee im Hinterkopf.
Sie treiben den Freigesprochenen auf. Er sitzt in einer psychatrischen Anstalt – hat sich selbst eingewiesen. Wie jedes Jahr, wenn der Januar naht (oder er sorgt dafür, dass er die betreffende Zeit im Gefängnis verbringt). Er sieht diese Maßnahme als einzige Möglichkeit, seine Unschuld zu beweisen, denn er weiß, dass viele Menschen glauben, er sei schuldig und nur das Geld seiner Eltern hätten ihn vor der Todeszelle bewahrt ... (Ja, das klingt wirr – das war der Junge auch
) ... Über all die Jahre hat er sich auf den Spuren den Mörders bewegt. Aber immer wenn der Mörder zugeschlagen hat, musste er sich wegsperren lassen, um nicht in Verdacht zu geraten.
Sein konsequenter freiwilliger Freiheitsentzug über die betreffenden Zeiträume lässt sich beweisen. Und damit ist auch bewiesen, dass er wirklich nicht der Täter ist.
Ein kleiner Schritt noch: Wer war zu den betreffenden Zeiträumen in den vielen Städten, in denen die Morde geschahen, gemeldet? Es sind über ein Dutzend Morde geschehen – über ein Dutzend Städte. Es gibt nur einen Treffer: Ein Polizist.
(An dieser Stelle sei erwähnt, dass dieser Polizist im Verlauf der Geschichte in einem belanglosen Gespräch mit einem Kontaktmann erwähnt wurde – eines dieser berühmtberüchtigten Smalltalk-Gespräche, die ich sonst so gerne einbaue, um die Geschichte aufzulockern und nicht weiter von Belang sind. Umso mehr ist mir das Herz in die Hose gerutscht, als einer der Spieler vollkommen ohne Zusammenhang in der Mitte des Abends rausplatzte: "Collins ist der Mörder! Der Bulle, der neu im Revier ist!")
Letztendlich stellte sich als Motiv heraus, dass der Polizist sich so sehr in die Idee hineingesteigert hat, der Freigesprochene sei der wahre Mörder, dass er zunächst die Mordserie fortgesetzt hat, um Beweise für dessen Schuld zu schaffen. Das ist nicht geglückt. (Es gab einige Lücken in der Serie – diese Opfer konnten nicht einmal von den Charakteren der Mordserie zugeordnet werden. Ihr Tod wird wohl für immer Rätsel aufgeben.)
Aus Frustration und Wahn hat er dann angefangen an der Jury Rache zu nehmen. Und zwar auf die Weise, wie der wahre Killer seine Opfer getötet hat.
Trauriges Fazit: Die Mordserie wurde gestoppt. Ein Mörder seiner Strafe zugeführt. Aber Beweise für die Unschuld des Verurteilten konnten keine gefunden werden – es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt, dass er die Taten nicht begangen hat. Vielmehr sieht es so aus, als könne er es doch gewesen sein, weil die erste Mordserie mit seiner Verhaftung endete. Und nun rückt die Giftspritze immer näher.
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Also, ein ganz klassischer Detektiv-Plot. Aber ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was man für so eine Story alles recherchieren muss. Angefangen von "Wieviele Mitglieder hat die Jury eines Geschworenengerichts?" bis hin zu "Wie viele Jahre vergehen zwischen Verurteilung und Vollstreckung der Todesstrafe?" – Was wäre gewesen, wenn es einfach zu wenig Jurymitglieder gegeben hätte, um jedes Jahr nach der Verurteilung Rache an einem zu nehmen? Schon dieses simple Beispiel lässt erahnen, auf welch wackligen Beinen dieser kleine Plot stand. Von den vielen Logikfehlern, die ausgemerzt werden mussten, mal ganz zu schweigen.
Und entschuldigt, dass ich euch nur eine so kurze Fassung der Geschichte geben konnte. Aber mehr als die zentralen Fakten würden einfach den Rahmen sprengen.