Pen-Paper.at

World of Darkness => Wraith - New York 2001 => Thema gestartet von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 09:49:48



Titel: Intime: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 09:49:48
Es war der heisseste Tag des Jahres in New York. Ein grauer Smogschleier schien über der Stadt zu hängen und die Hitze und Wärme staute sich zwischen den Hochhäusern. Dennoch herrschte emsiges Treiben auf den Strassen. Aus einem kleinen Fenster im Appartment konnte Marie nach unten sehen.
Sie sah all die Menschen, beim einkaufen, während der Mittagspause oder beim flanieren. Sie lachten miteinander oder grüßten sich freundlich. Das einzige was bis zu Marie vordrang war der Lärm auf der strasse. Ebenso wie der Lärm ihrer alten Klimaanlage, welche emsig bemüht war es in dem Appartment angenhem kühl zu halten.
Marie sass an einem einfachen Schreibtisch, vor ihr lag ein Manuskript eines James Stewart...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 09:57:36
[Marie's Appartement]

Zu heiß... viel zu heiß!

Marie dreht den hin- und herschwenkenden Ventilator, der sich die Fensterbank neben dem Schreibtisch mit einem altersschwachen Ficus Benjamini teilt, ein Stück mehr zu sich. Die lärmenden Menschen in den Straßenschluchten New Yorks treiben sie in den Wahnsinn. Ihre Konzentration ist schon seit dem Schwinden der kühleren Morgenstunden zu einer formlosen Masse zerflossen und bildet nun das glibberige Fundament ihrer leeren Gehirnwindungen.

Sie kann jetzt nicht arbeiten. Sie will das Fenster schließen, aber auch das geht nicht; der Hausmeister hatte schon vor sechs Wochen versprochen, die Klimaanlage zu reparieren. Natürlich erst, nachdem sie ihn schon das vierte Mal darauf angesprochen hatte. Aber es war wie immer gewesen. Sie hatte nur ein weiteres Mal bewiesen, dass ihre Autorität nicht einmal dazu reicht, eine der vielen Kakalaken in ihrem Appartement davon abzuhalten, sich an der letzten Scheibe Toastbrot in der Küche zu schaffen zu machen.

Während greller Sonnenschein - vom Smog zu einem kränklichen Orange verfärbt - ihre Augen blendet, legt sich gleichzeitig eine schwere Woge dunkler Melancholie über ihr Gemüt. Sie steht auf.

Im Bad schmeißt sie die schon vollkommen von klebrigen Schweiß durchnässten Klamotten in eine Ecke und steigt unter die Dusche.

Kalt. Das ist gut.

Sie hofft, dass das kalte Wasser, sie wieder dazu bringt, einwandfrei zu funktionieren. Es ist bereits die dritte Dusche an diesem Tag. Aber das Manuskript muss endlich fertig werden. Und James Stewart hat ein ernsthaftes Problem mit seiner Rechtschreibung, was die Arbeit nicht gerade vereinfacht.

Weiter im Text.

Sie geht mit einem Handtuch um den Leib zurück in ihr Zimmer - mehr als ein Ein-Zimmer-Appartement auf einem krummen Dachboden war in New York City für sie nicht drin - und zerrt wahllos neue Kleidungsstücke aus einem Wäschekorb. Nachdem sie sie übergezogen hat, setzt sie sich wieder an den Schreibtisch.

"...gilt als einer der bedeutungsvollsten..." ... Das ist Quatsch. Muss heißen: "gilt als einer der bedeutensten..."


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 09:58:05
"gilt als einer der bedeutensten..."

Denkt Marie als sie ihren Schatz erblickt... eigentlich mehr als ein Schatz.
die Hitze legt sich wie ein warmes, vollgesogenes Tuch über das ganze Appartment, sie ist schwer und drückend. Vielleicht sogar erdrückend.
Marie muss sich anstarengen um noch einen letzten kleinen rest Konzentration aufzubringen...

Das erfundene Mittelalter- von James Stewart

liegt vor ihr... Doch schweifen ihre Gedanken ab... Der Blick fällt durch das Fenster auf die Strasse nach unten, auf all die fröhlichen glücklichen und vielleihct sogar verliebten Menschen...

Ein leises Flüstern dringt durch das Appartment, seltsam fern, fremd und dennoch vertraut

"Marie... hast du uns vergessen?"

wieder fällt der Blick auf Maries Buch, ihren Schatz...ihr Leben.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 09:58:34
Irritiert schaut Marie sich um. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Flüstern hört.

Langsam wird es ernst. Ich verliere den Verstand! Aber eigentlich war es ja abzusehen, dass das irgendwann mal geschehen muss. Die ganze Zeit alleine in diesem Zimmer. Tag ein, Tag aus. Nun rächt sich das Einsiedlerdasein... Ich muss hier raus.

Marie stemmt sich in ihrem Stuhl hoch, das Leder des Bürosessels klebt an der schweißnassen Haut ihrer nackten Beine. Sie zieht eine ausgewaschene Blue-Jeans unter ihrem Bett hervor und schlüpft hinein. Dann hebt sie noch eine Einkaufstasche aus Bast vom Boden neben der Eingangstür auf und verlässt das Appartement.

[In den Straßen]

Schnellen Schrittes huscht sie so leise wie möglich die Treppenspindel hinunter und öffnet die Tür zur Straße. Es stinkt. Das marode Kanalsystem der Stadt arbeitet unter der ungewöhnlich starken Hitzewelle nur noch unzureichend und ergießt sein widerlich süßes Verwesungsaroma in die Straßenschluchten New Yorks, die fast hermetisch abgeriegelt gegen frische Luft und Sauerstoff scheinen. Marie fasst den Entschluss sich nur so lange wie nötig hier draußen aufzuhalten. Obwohl hier unten kein Sonnenstrahl ihre Haut benetzt, rinnt ihr erneut der Schweiß in Strömen den Körper hinab.

[Dimitrios Laden]

Gegenüber, auf der anderen Straßenseite liegt der kleine Laden, geführt von einer russischen Einwandererfamilie, die dort quasi alles verkaufen. Die Klingel über der Tür verkündet mit sanftem Klang ihr Eintreten, und doch schreckt Marie zusammen. Sie hasst es, wenn etwas so vehement auf sie aufmerksam macht.

Sie schaut sich schnell um, um festzustellen, ob jemand sie bemerkt hat.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 09:59:05
Marie täuscht sich nicht... sie wurde bemerkt. Dimitrios, der Inhaber des ladens und Vater eines wahren Clans hat sie bemerkt. Auch ihm rinnt der schweiss in Strömen runter. Obwohl es in dem Kleine Laden eine funktionierende Klimaanlage gibt, welche für Erleichterung sorgt.
An den Kühlregalen ist es angenehm kühl.
Dimitrios trägt eine Jeans, ein Unterhemd und darüber "schicke" schwarze Hosenträger. Seine halbgaltze versucht er mit zur Seiten gekämmten Haaren zu überdecken. Er ist dick, starker haarwauchs ist am Brustbereich und den Armen zu erkennen.
Neben ihm steht seine jüngste Tochter Vesna, sie ist das genaue Gegenteil von ihm. Vesna ist blond, schlank und sehr ruhig.

Als er das Klingel hört, sieht Dimitrios zur Tür. Freundlich lächelt er zu Marie. In schlechtem gebrochenen Englisch spricht er sie direkt an. Der russische Akzent ist nicht zu überhören. Seine stimme ist rauh.

"Guten Morgen... furchtbares Wetter draussen... zu warm zum Essen und zum Trinken... nicht wahr?" Auf seinen eigen kleinen Scherz lacht er.

Der Laden besteht aus einer kleinen Theke, davor stehen Süsigkeiten. Links davon am Schaufenster steht das ganze Obst und Gemüse. In den Kühlrgalen finden sich alle frischen Produkte wie Milch, Saft und Fleisch. Weiter hinten gibt es in dem kleinen Laden noch eine kleine Frischfleischtheke. Hir findet man alles was man für einen Ein-Personen Single Haushalt benötigt. Bis auf Marie ist niemand mehr dort.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 09:59:52
Marie, die Dimitrios Laden nun schon seit ihrem Umzug nach New York regelmäßig besucht, ist die Offenheit des Russen noch immer befremdlich. Sie blickt ein wenig schüchtern und verschämt zu Boden, als er sie direkt anspricht. Einige Strähnen ihres rötlich blonden Haares fallen ihr ins Gesicht, wodurch der Versuch eines freundlichen Lächelns fast verdeckt wird. Zögernd nickt sie, um ihm Recht zu geben. Es ist wirklich viel zu heiß... Aber trotzdem muss sie raus. Und wohin soll sie denn gehen, wenn nicht hier her. Freunde hat sie in der Stadt noch immer keine gefunden, und eigentlich sucht sie auch keine. Die Anonymität der Großstadt ist ihr Fluch und Segen zugleich.

Mit noch immer gesenktem Kopf zieht sie sich in die hinteren Regale zurück und hofft dabei, aus dem Blickfeld Dimitrios zu verschwinden. Zwischen Pampers und Papierservietten zieht sie eine Single-Packung Toilettenpapier aus dem untersten Regal. Dann klaubt sie drei Äpfel aus dem Korb am Schaufenster... noch Toastbrot und Käse. Die Einkaufsliste ist abgearbeitet.

Auf dem Weg zur Ladentheke bleibt ihr Blick auf der Schokolade hängen. Nein! Die ist geschmolzen, bis ich wieder oben bin! Aber ihr Unterbewusstsein schleust undeutliche Bilder des wahren Grundes in ihre Gedanken, weshalb sie die Schokolade nicht kaufen will, obwohl sie solche Lust daurauf hat: Pickel! Marie bekommt immer Ausschlag von Schokolade... aber sie liebt sie doch so sehr! ...Noch ein sehnsüchtiger Blick. Ein Hadern. Ein Zaudern. Dann stellt sie ihre Einkaufstasche auf die Theke und kramt wortlos aus ihrer hinteren Hosentasche ein Portemonnaie hervor, immer darauf bedacht, den Blick Dimitrios und dem unvermeidlichen Gespräch auszuweichen.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:00:20
Dimitrios lacht...

"Marie sei nicht so schüchtern... wir sehen uns jeden Tag. Du gehörst zur Familie, nicht wahr Vesna?" Dimitrios klopft dabei seiner Tochter auf die Schulter. Diese lächelt sie gequält und verstohlen zu Marie.

Der Laden ist ansonsten leer. Heute scheint nicht viel los zu sein.

Dimitrios begutachtet Maries einkauf, genau. Seine sirn legt sich in Falten als er zu ihr blickt, seine Stimme nimmt einen anderen, fast schon besorgten Klang an. Dimitrios blickt ernst

"Kindchen, du kannst nicht immer nur Toast und Käse essen... Das ist nicht gesund und macht krank... du musst etwas Fleisch essen. Du bist so dürr und immer viel zu blass... Ich mache mir Sorgen um dich. Seit ich dich kenne kaufst du nur Toast und Käse. Hast du keine Küche? Meine Frau würde für dich liebend gerne mitkochen....Familie du weisst schon.."

Bei seinen letzten Worten lächelt Dimitrios wieder. In Vesnas Gesicht scheint sich so etwas wie Hoffnung zu regen... doch warum?

Marie blickt immer noch auf die Schokolade.... noch ist sie kühl und knackig....


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:02:23
Marie zuckt bei jedem Klopfen Dimitrios auf Vesnas Schulter zusammen.
Nur ein einziger Gedanke geht ihr durch den Kopf, während Dimitrios ihre Essgewohnheiten bemängelt: Ich will hier weg!

Erst nachdem Dimitrios geendet hat, antwortet Marie mit ihrer leisen und traurigen Stimme:
"Vielleicht... irgendwann mal... aber heute ist es einfach viel zu heiß, um etwas Warmes zu essen. Danke."

Und auch zu warm für Schokolade.

Trotz des kleinen und kindischen Verlangens in ihr, hat ihre rationale Seite wieder Abstand von dem Gedanken genommen, sich heute mit Schokolade einzudecken. Und außerdem will sie mittlerweile nur noch nach hause, wodurch auch der Wunsch nach Süßigkeiten in weitere Ferne rückt.
Schnell klaubt sie die einzelnen Stücke ihres Einkaufes vom Tresen und verstaut sie in ihrer Einkaufstasche. Sie nickt Dimitrios noch einmal zu, wobei sie vermeidet, dass sich ihre Blicke treffen und hofft, sich sogleich wieder aus dem Laden stehlen zu dürfen.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:03:15
Rasch öffnet die Marie die Tür des ladens und verlässt ihn zügig.

Es ist immer noch sehr heiss in NEw York. Trotz allem sind die Strassen belebt. Marie wird immer wieder mal angerempelt, ohne dass sich jemand dafür entschuldigt.

Gerade als Marie in ihren Hauseingang verschwinden will hört sie eine Stimme

"Marie, warte bitte..." Es ist Vesna Dimitrios Tochter. Schnell kommt sie lächelnd auf Marie zugerannt...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:03:43
[In den Straßen]

Stocksteif, wie in der Bewegung erstarrt, bleibt Marie stehen, als sie die Worte hinter sich vernimmt. Für den unbeteiligten Betrachter mag es in diesem Moment den Anschein machen, als hätte sie gerade eine hochgiftige Schlange auf den Treppenstufen zur Haustür erspäht - was nicht in geringem Maße daran liegen wird, dass sie immer mit auf den Boden gerichteten Blick und gesenktem Haupt durch die Straßen huscht.

Sie schluckt.

Dann dreht sie langsam den Kopf und erkennt Vesna. Eine Mischung aus Erleichterung, dass es eine Person ist, die sie kennt, und banger Angst, was sie wohl wollen wird, schießt durch Marie hindurch und trotz der außerordentlichen Hitze stellen sich ihre Nackenhaare auf und auf ihren Armen bildet sich eine leichte Gänsehaut.

"Ja?", antwortet sie Vesna leise und ihr Blick verrät große Anspannung.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:04:15
Vesna beugt sich etwas vor und stüzt ihre Hände auf den Knien ab...

"Du bist ganz schön schnell... " sagt sie leicht lächelnd ein wenig aus der Puste geraten.

Schliesslich blickt Vesna ein wenig verlegen zum Boden.
Sie druckst ein wenig rum, als nach und nach die Worte ihren Mund verlassen.

"Nun, ich weiss nciht wie ich anfangen soll... aber ich wollte dich das schon seit langem Fragen. Ich weiss nur nicht wie. Also okay... Hast du Lust mit mir einen Kaffe trinken zu gehen? Oder Eis zu essen? Oder Shoppen oder Kino?"

Vesna wirkt deutlich erleichtert, nachdem alles raus ist. Gespannt schaut sie zu Marie.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:04:55
Kaffee. Eis. Shoppen. Kino. HÄH?

Marie versteht die Welt nicht mehr. Sie schaut Vesna total verdutzt an, wobei ihr Kinn sich leicht nach unten geneigt hat und der leicht offenstehende Mund ihr einen etwas debil wirkenden Ausdruck verleiht.

Was will die Kleine von mir? ...Also, nein! DAS kann nicht sein. Marie vermutet für einen kurzen Moment, dass das kleine Mädchen an ihr ein leidenschaftlicheres Interesse hegen könnte. Aber Sie verwirft den Gedanken sofort wieder.

Das ist absurd!

Trotzdem versucht sie unbewußt das Alter des Mädchens zu schätzen. Dimitrios hatte ihr irgendwann einmal nur erzählt, dass sie seine jüngste Tochter sei. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, ob er ihr irgendwann einmal ihr Alter genannt hatte.
Das Alter eines Fremden zu schätzen, merkt Marie schnell, ist ihr nahezu unmöglich. Sie hat in den letzten Jahren sowenig Zeit wie möglich mit anderen Menschen verbracht, und dieses Verhalten schien sich nun zu rächen.

ähm, okay... Wenn es nicht das ist, was will die Kleine dann? Und noch wichtiger, was soll ich ihr jetzt sagen?

Sekunden der Stille vergehen, in denen Marie Vesna nur anstarrt und ihr Mund keinen Laut von sich gibt.

Naja, vielleicht hat sie ja was Wichtiges zu sagen. Kleine Mädchen beprechen alle wichtigen Dinge beim Eis oder beim Shoppen, oder? Sie ist doch höchstens.... mmh?... Also, ein Teenager ist sie schon, aber...?

Marie gelang es einfach nicht, Vesnas Alter zu schätzen. Und der Gendankengang unterbrach, stattdessen setzte ein neuer ein: Wie alt sie auch sein mag, sie sieht nicht sonderlich gefährlich aus. Sie sieht zwar schon kräftiger aus als ich, aber... ich meine, sie sieht trotzdem nicht gefährlich aus. Um ehrlich zu sein,  hat sie eben sogar ziemlich ängstlich ausgesehen.

Und diese Feststellung, dass Vesna ängstlich auf Marie wirkte, scheint den Anstoss für eine Kurzschlussreaktion gegeben haben:
Noch während Maries Kopf mit Denken und Abwägen beschäftigt ist, öffnet sich ihr Mund. Sie atmet kurz die stechend heiße Luft des langsam vergehenden Tages ein und beginnt zu antworten, noch bevor ihr Kopf sich dessen gewiss geworden ist.

"Kaffee? Ich hab oben eine Kaffeemaschine... Magst du mitkommen?"

Marie hatte sich bereits umgedreht, als sie sich ihrer Handlung bewußt wurde. Sie erschrak. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwindelig und sie war froh, dass sie sich am Türknauf abstützen konnte. Sie hoffte, dass Vesna ablehnen würde. Sie hoffte, dass sie sich nur eingebildet hatte, dies gesagt zu haben. Sie hoffte, dass das alles gar nicht wahr sei. Aber dieses Pochen hinter ihrer Stirn, das sie so benommen machte, sagte ihr, dass es wahr sei. Und dass sie Vesna gerade auf einen Kaffee eingeladen hatte. Und obwohl es erst wenige Augenblicke her war, begannen die Erinnerungen schon langsam an Kontur zu verlieren.

Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Marie so gegen ihre eigenen Wünsche und Ängste gehandelt hatte. Es geschah immer wieder, bei Vorstellungsgesprächen, Rendezvous oder gegenüber Behörden.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:05:15
Erleichterung kann Marie in Vesnas Gesicht sehen, gefolgt von einem Lächeln.

"Sehr gerne würde ich mit hochkommen, aber ich muss meinen Papa erst noch helfen. Wäre das in ORdnung wenn ich danach vorbeikomme? " Vesnas Stimm überschlägt sich vor Aufregung und Nervosität ein wenig. Sie richtet sich wieder auf, ein strahlendes Lächeln blickt erneut zu Marie.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:05:36
"ähm... Okay."

Marie fühlt sich von der offenen Art Vesnas überrumpelt. Ihr Blick verunsichert sie, aber obwohl sie gerne Nein sagen würde, schafft sie es nicht, dem Mädchen eine Absage zu geben.

"Und wann ist später?"

Mit ihren Fingern nestelt Marie nervös am Griff ihrer Tragetasche herum, in der sich ihre Einkäufe langsam in der sengenden Sonne aufwärmen.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:05:57
"Hm... wenn Papa den Laden zumacht.. so gegen 19 Uhr. Dann ist es auch hoffewntlich etwas kühler. Ausserdem hast du bstimmt noch was zu erledigen. Von deiner Arbeit will ich dich nicht abhalten..."

erwidert Vesna leich lächelnd. Scheinbar bemerkt sie das Marie nervös ist.

"Marie  abgemacht? Geh schnell hoch und bringe deine Einkäufe ins Kühle. Wir sehen uns später in ordnung?"

Vesna wartet scheinbar ungeduldig eine Antwort ab.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:06:37
Marie starrt Vesna noch einen Moment ungläubig und verblüfft an. Sie ist es nicht gewohnt, in dieser auffordernden Weise, Anweisungen entgegen zu nehmen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst wäre, würde sie sich eingestehen müssen, dass sie gar keine Konversation mit anderen Menschen gewohnt ist.
Sie fühlt sich für einen Moment so hilflos... so klein... so ausgeliefert.

Noch immer ist ihr Mund leicht geöffnet vor Verblüffung über das - nun fast forsch anmutende - Auftreten der Kleinen. Wie von unsichtbaren Fäden gelenkt hebt und senkt sich ihr Kopf: Die Andeutung eines Nickens.

Marie wendet sich nun schnell und hektisch von Vesna ab. Ihre schweißnasse Hand legt sich um den Knauf der Eingangstür. Um ihn zu drehen, muss sie so fest zupacken, dass die Knöchel ihrer Hand hell unter der Haut hervortreten. Sie merkt nichts. ihre Gedanken schwimmen noch immer in dem hilflosen Morast vor sich hin. Schwanken auf und ab. Keine klaren Worte mehr in ihrem Kopf. Keine klaren Bilder. Nur Reflex... er flüstert nur ein einziges verständliches Wort durch den schwammigen Brei, der ihren Kopf erfüllt, hindurch: FLUCHT!

Marie drückt die schwere Tür auf und läuft schnellen Schrittes das Treppenhaus hoch. Ohne sich nocheinmal nach Vesna umzuschauen. Vorbei am Treppenabsatz des vierten Stocks, an dem sie normalerweise beginnt, die Anstrengung in ihren Beinen und ihrer Lunge zu spüren. Diesmal spürt sie nichts. Nichteinmal als sie ihre Wohnungstür im siebten Stock erreicht. Nur das Schwindelgefühl ist noch da.

[Marie's Appartement]

Mechanisch schließt sie die Tür auf. Tritt ein. Lässt die Einkaufstasche im Flur kraftlos zu Boden sinken und während sich eine Hand noch nach hinten wendet, um der Tür genug Schwung zu geben, dass sie von selbst ins Schloss fallen kann, stürzt Maries Körper bereits ins Badezimmer, um sich vor der Kloschüssel kniend, ausgiebig zu übergeben.

...

Nachdem Marie aus dem Badezimmer herauskam, ging es ihr wieder besser. Das Chaos in ihrem Kopf hatte sich beruhigt und sie konnte wieder klar denken.

Sie hasste diese Panikattacken! Und doch konnte sie nichts dagegen tun.

Sie hatte sich auf ihr Bett gesetzt und angefangen nachzudenken. Und sie war zu dem Schluß gekommen, dass Vesna nichts dafür konnte. Sie wollte ihr nichts böses... sie war doch nur ein nettes Mädchen, dass sich mit ihr unterhalten wollte.

Also hatte Marie angefangen, alles für die Ankunft Vesnas Vorzubereiten. Sie hatte die Berge sauberer Wäsche aus den Wäschekörben in ihren Schrank gestopft, ihre DVDs, die sich auf und vor dem Fernseher stapelten, wahllos in irgendwelche Hüllen gesteckt und diese im Regal verstaut, hatte die Manuskripte geordnet und mit ihrem eigenen sorgsam in eine Schublade des Schreibtischs gelegt. Danach wurden die Stifte, die auf dem Schreibtisch verstreut lagen und die Berge von unerledigtem Papierkram Opfer ihrer aufräumenden Schaffenskraft. Zuletzt wanderten noch die Schuhe im Flur in den Garderobenschrank, bevor die Sammlung leerer Fast-Food-Pappschachteln vom Taiwan-Express um die Ecke das Ende ihres kläglichen Daseins auf dem Boden neben dem Fersehsessel erreicht hatte. Zu guter Letzt schwang Marie noch einmal den Staubsauger durch die Wohnung.

...

Marie ist gerade dabei den Abwasch zu tätigen, als ihr auffällt, wie spät es bereits geworden ist. Im Hintergrund läuft der Ferseher und die Stimme des Nachrichtensprechers von CNN, die ihr so vertraut ist, übt eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Ihr Blick schweift ruhig aus dem kleinen Fenster in der Küche, aus dem man nichts als die benachbarte Häuserwand erblicken kann. Dabei fällt ihr eine dicke Spinnwebe zwischen der Decke und der Gardinenstange auf.

Staubwischen hab ich vergessen!... Nee, das wäre wirklich zuviel des Guten. Manchmal kann ich echt froh darüber sein, dass die Wohnung so klein ist. Wenn ich noch mehr Platz hätte, mich auszubreiten, würde mir mein eigenes Chaos wahrscheinlich vollends über den Kopf wachsen...

Marie stellt das letzte Glas auf die metallene Ablagefläche der Spüle. Sie hat noch nicht bemerkt, wie ruhig sie mittlerweile ist. Wäre sie sich dessen bewusst gewesen, wäre sie sicherlich wieder in Panik ausgebrochen.

So langsam bin ich schon gespannt darauf, was Vesna von mir will. Sie wird mich ja nicht ohne Grund angesprochen haben.

Marie stellt einen Topf mit Wasser auf den Herd. Sie hatte den Entschluss gefasst, dass sie etwas kochen könne, schließlich war es bereits früher Abend, und selbst wenn die Hitze des Tages noch nicht aus den Häuserschluchten gewichen war, verspürt sie nun doch etwas Hunger. Seit dem Frühstück hatte sie nichts gegessen, war sie doch gleich nach dem Einkauf ihres Mittagessens an die Arbeit gegangen.

Vielleicht liegt ihr etwas auf der Seele, dass sie loswerden muss? Und vielleicht hat sie niemanden, dem sie sich anvertrauen kann?

Marie zieht eine Packung "Macaroni & Cheese" aus dem Schrank. Sie reißt die Packung auf, aber bevor sie den Inhalt in den Topf schüttet, hält sie inne. Sie stellt die geöffnete Packung neben das saubere Geschirr auf der Spüle und bückt sich, um eine weitere Packung aus dem Schrankzu ziehen, die sie neben der anderen abstellt. Sie stellt den Herd ab und zieht den Topf mit dem kochenden Wasser von der Flamme runter. Dann gießt sie noch etwas mehr Wasser in den Topf.

Sie war zu dem Entschluss gekommen, dass sie mit dem Essen noch etwas warten würde. Sie wollte Vesna fragen, ob sie mit ihr Essen würde.

Der Anblick des Wassers im Topf lässt Marie für einen Moment stutzen. Es kommt ihr so seltsam viel vor. Seit sie von ihren Eltern in Atlanta weggezogen war, hatte sie nicht mehr für mehr als eine Person gekocht - wenn man das überhaupt Kochen nennen durfte.

Vielleicht wird Vesna daheim schlecht behandelt. Ich würde es Dimitrios zwar nicht zutrauen, aber wer kann das wissen. Und wenn ich mir so die anderen Leute aus dem Viertel anschaue, dann könnte ich schon nachvollziehen, wieso sie sich in so einer Sache an mich wenden würde. Schließlich sind die anderen nicht gerade das, was man die 'vorbildliche Familie' nennen sollte... Aber ich kann mir das bei Dimitrios gar nicht vorstellen. Nein, beim besten Willen nicht. Ich hatte immer das Gefühl, als wäre er so etwas wie die gute Seele des Viertels.

Marie schlurft zurück in ihr Zimmer und stellt sich an das offene Fenster, um einen grüblerischen Blick auf "ihr" Viertel hinabzuwerfen.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:07:01
Der übliche Lärm dringt zu Marie hoch: der Lärm der Strasse, unterschiedliches Sprach und Stimmengewirr, Hupen der Autos, Hin und wieder ein Martinshorn, das Gebell von Hunden. Und das leise Schluchzen, aus der Wohnung gegenüber das Marie immer wieder wahrnimmt. Sie sieht wie ein Schatten anscheinend die Vorhänge zuzieht.

Die defekte Neonreklame am Ende der Strasse, welche Tag und Nacht am blinken ist, scheint heute ausgefallen zu sein.

Marie bekommt mit wie sich in der Wohnung unter ihr, das alte Ehepaar wieder streitet, wie auf der kleine Gasse im Hinterhof ein paar Jugendlich mit Crack dealen. Sie sieht eine alte Frau in Lumpen, die Mülltonnen nach Nahrung absuchen.

Die Sonne brennt immer noch erbarmungslos auf die Stadt, es erweckt den Anschein als ob New York, verbnrannt werden soll. Doch im laufe der Stunden, lässt die Erbarmungslosigkeit der Hitze nach.

Es kehrt scheinbar Ruhe ein in Maries Viertel.

Der Vorhang in der Wohnung gegenüber wird wieder aufgezogen, von einem Mädchen, vielleicht gerade 16 Jahre alt. In dem kurzen Augenblick sieht Marie tiefe, traurige, braune Augen. Das Mädchen scheint asiatischer Herkunft zu sein.

Die alte Frau am Ende der Strass, hat scheinbar ein Stück altes Brot gefunden, die jugendlich habe ihr ihre Reste gegeben. Die alte Neonreklame blinkt wieder schwach.

Marie wird aus ihren Gedanken gerissen, als es an der Tür schellt...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:07:34
Auch wenn Marie, seit sie in dieser Stadt wohnt, eine eine dicke und undurchdringliche Schicht der Gleichgültigkeit um sich herum geschaffen hat, gehen die Eindrücke ihrer Umwelt nie vollkommen spurlos an ihr vorüber.
Diese Barriere scheint bei genauerer Betrachtung nicht gegen die Wahrnehmung der Sinneseindrücke wirken zu können, sondern vielmehr ihre eigenen Gefühle, die sie beim Anblick des Greuels um sie herum empfindet, von ihr fernzuhalten.
Die Augen der jungen Asiatin lösen immer wieder einen lauten, gellenden Schrei des Entsetzens und der Rebellion in ihr aus, aber ihre "inneren Ohren" versagen den Dienst. So dass sie, als sie den dunklen, traurigen Blick wieder einmal durch die Vorhänge des Fensters wahrnimmt, so reagiert, wie es so viele Menschen tun:
Sie schaut weg.
Sie sieht es nicht.
Weil sie es nicht sehen will.
...Und somit existiert es nicht.

...

Es klingelt an der Tür.
Und das Klingeln reißt Marie aus den Wänden ihres Geistes hinaus, in die sie sich zurückgezogen hatte.
Traumwandlerisch und noch immer auf ihre ganz eigene Art apathisch geht sie zur Eingangstür der Wohnung, schaut durch den Türspion ohne wirklich wahrzunehmen, wen sie da sieht und öffnet wie betäubt die Tür...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:07:53
"Es ging doch schneller als ich dachte..." plappert Vesna schon fröhlich los. Sie umarmt Marie herzlich, zumindest versucht sie es. Vesna trägt ihre langen Haare diesmal offen, in groben Locken, fallen sie ihr sanft auf die Schultern. Sie trägt eine schlichte, zerrisene Jeans und eine schwarzes Tanktop. In der Rechten Hand, hält sie einen Korb, aus dem es herrlich heraus duftet.

"Tut mir leid, das ich dich heute morgen, so überfallen habe..." Sie hält inne und sieht Marie besorgt an
"Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst abwesend.. fehlt dir was?"  Deutlich hört Marie in Vesnas Stimme den Klang von Besorgnis.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:08:36
Wie zu erwarten war, weicht Marie geistesgegenwärtig dem Versuch einer Umarmung durch Vesna aus, indem sie die Tür weiter öffnet und, um den Mädchen das Eintreten zu ermöglichen, einen Schritt in den Flur zurückweicht. Sie holt mit ihrem freien Arm zu einer weitläufigen Geste aus: "Hi, komm doch herein."

...Maries Ohren vernehmen zwar die Worte, aber wirklich sicher, dass sie sie gesprochen haben soll, ist sie sich nicht...

"Mit mir ist alles in Ordnung. Nur die Hitze macht mir ein wenig zu schaffen. Echt teuflisch!"

...alles in Ordnung? Marie bezweifelt es stark...

"Dort ist die Küche, nimm doch Platz und fühle dich wie zuhause. Ich wollte gerade etwas kochen, hast du auch Appetit?"

...irgendetwas ist ganz und gar nicht in Ordnung! Aber Marie's Kopf fühlt sich in diesem Moment an, als sei er mit Zuckerwatte ausgekleidet, an der jeder Gedanke wie an einem Fliegenfänger haften bleibt, bevor er durchdacht werden kann. Dazu noch dieses hässliche Rauschen des eigenen Atems in den Ohren, das alles andere so fern und hallend wirken lässt. Ihr ist etwas schwindelig...

Marie deutet mit einem feinen, höflichen Lächeln auf die beiden Packchen in denen alles für ein einfaches Nudelgericht schlummert und blickt eine Antwort abwartend Vesna an.



Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:14:13
Vesna lächelt leicht amüseiert als MArie auf die Fertiggerichte deutet.

"Nun, ich hoffe du bist mir nicht böse, ich habe Reste von unserem Abendessen mitgebracht. Meine Brüder haben gekocht und es war zu schade um es einfach wegzuwerfen... ich dachte du kriegst selten was Gutes..." verlegen blickt Vesan erst zu Marie und dann zu ihrem Korb. Sie betritt die Tür in Maries Appartment, schaut sich ein wenig um.

"Dein Appartment ist wirklich gemütlich..." Schliesslich geht Vesna zum Küchentisch um dort Platz zu nehmen. Sie wirkt ein wenig nachdenklich, sieht dann leicht erschrocken auf...

"Oh, Verzeih mir ich war unhöflich.." ihre Hand berührt kurz ihre Lippen, "ähm , wenn dir die Hitze zu schaffen macht... hm möchtest du lieber alleine sein? Ist es dir unangenehm das ich hier bin, oder willst du vielleicht ins Schwimmbad?" ihr Stimme überschlägt sich leicht, als sie auf Marie eingeht.

Ein leichter Windhauch streift durch das Appartment, de Wind bringt eine leichte Kühlung. Er duftet nach einem Neuanfang. Doch etwas is seltsam... das leise Flüstern das mit dem Wind zu kommen scheint.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:14:39
Marie schweigt verlegen, während Vesna die Wohnung betritt und am Küchentisch Platz nimmt. Sie fühlt sich so seltsam, schwindelig und wie in Watte gepackt. Außerdem ist ihr Kreislauf nicht zuletzt durch die große Hitze des nun vorbeigehenden Tages stark aus dem Gleichgewicht geraten.
Sie möchte sich ersteinmal setzen, bevor ihre Pudding gleichenden Beine den Dienst versagen. Also rückt sie sich den zweiten Stuhl an dem kleinen Tisch zurecht und lässt sich nieder sinken.

"Du hast etwas zu essen mitgebracht. Das ist aber lieb von dir. Ich hätte dir wirklich nichts 'Gutes' bieten können. Deine Brüder haben es gekocht...?", wiederholt Marie ungläubig, scheint aber keine weitere Bestätigung zu erwarten, und hebt schließlich das Tuch über dem Korb leicht an, damit sie einen Blick hinein werfen kann.

über Vesnas Kompliment, dass das Appartement gemütlich sei, freut sich Marie, aber trotzdem entgeht ihr nicht, dass das Mädchen nachdenklich wirkt. Marie entscheidet sich aber, in diesem Moment noch nicht nachzuhaken, schließlich weiß sie, wie unangenehm es ist, wenn jemand in so einer Situation mit der Tür ins Haus fällt. Vesnas Themenwechsel kommt ihr somit sehr gelegen und sie steigt gerne - wenn auch etwas unbeholfen - darauf ein:
"Nein, ich freue mich, dass du da bist..." - eine Aussage, die nicht ganz der Wahrheit entsprach - "Wärst du nicht vorbeigekommen, hätte ich den Abend sicherlich vor dem Fernseher verbracht." Ihre Stimme war leise und sanft und stand im harten Kontrast zu ihrer klaren, deutlichen Aussprache, die fast an einen Nachrichtensprecher erinnern ließ.
"Ins Schwimmbad zu gehen wäre an sich keine schlechte Idee..." ...aber ich habe nicht einmal einen Badeanzug! "...aber das nächste Schwimmbad liegt über eine halbe Stunde entfernt und ist sicherlich bis zum Rand voll mit Menschen!" Bei diesem Gedanken erschauderte Marie innerlich, allerdings drang von diesem Schaudern nicht viel zu dem Lächeln durch, dass sie Vesna schenkte.

"Und außerdem müssen wir jetzt ersteinmal die Leckereien angehen. Wie sieht es aus, hast du schon gegessen?" Marie stand auf, um aus den Hängeschränken über den Küchenarmaturen Geschirr und Besteck hervorzuholen.

...Marie lauschte nur mit einem Ohr auf Vesnas Antwort, mit dem anderen verfolgte sie gebannt das Wispern des aufziehenden Windes...



Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:15:00
Als Marie den Tuch von Korb hebt strömt ihr ein verführeischer Duft entgegen. Im Korb befinden sich kleine selbstgebackene Brote gefüllt mit Käse und Fleisch, ein kleiner Topf der noch warm ist, aus dem es herrlcih heraus duftet. Marie entdeckt noch ein Schale Gebäck eingetaucht in einer Zucker Lösung. Vesna beobachtet Marie dabei lächelnd. Auf Maries Ungläubige Frage hin nickt sie nur.

"Fernsehen? ich mag das Fernsehprogramm nicht, es stumpft ab und man hat das Gefühl zu verblöden. Hmm hast du Lust raus zu gehen? In den nahegelegenen Park... wir könnte ja picknicken?" erwidert Vesna, ihr Stimme schint sich zum Ende des Satzes vor Aufregung fast zu überschlagen.

"hm... mit dem Schwimmbad hast du sicher recht. Aber es gibt ein kleines hier in der Nähe. Das wär nicht allzu voll...ne, gegessen habe ich ncoh nicht ich wusste ja das ich hier bin und wollte dir Gesellschaft leisten." erwidert sie lächelnd. Mit einaml wirkt Vesan unglaublich erleichtert.

Der Wind streift sanft Maries wange, das flüstern des Windes ist kein flüstern... Marie hört leise Schreie, ein Schluchzen, Worte der Trauer..doch da ist noch was anderes. Der Wind trägt noch mehr in sich, fast spielerisch dringen die Worte an Maries Ohr heran....Liebe....


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:15:22
Marie steht an einem der Schränke und holt zwei Teller heraus.

"Also 'vor dem Fernseher' ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit 'fernsehen'. Ich dachte eher an meine 'Vom Winde verweht'-DVD." Marie musste schmunzeln, weil es ihr selbst absurd vorkam, dass sie den Film wahrscheinlich heute zum fünften Mal in den letzten zwei Wochen angesehen hätte, wäre Vesna nicht vorbeigekommen.

"Picknicken? Also ehrlich gesagt werde ich nicht von der unbändigen Lust mich von hunderten Schnaken und anderen Stechmücken aussaugen zu lassen angetrieben, das Haus heute Abend noch einmal zu verlassen..." ...und erst recht nicht davon, mir von lauter vorbeilaufenden Joggern und Passanten auf den Teller starren zu lassen!

Marie zieht eine der zwei schmalen Schubladen unter der Küchenanrichte heraus und kramt in den Besteckkästen nach dem klassischen Duett 'Messer & Gabel' in doppelter Ausführung.

"Eine wichtige Sache hast du übrigens vergessen." Marie dreht sich wieder zu Vesna um und beginnt den Tisch zu decken. "Wenn wir das alles gegessen haben, sollten wir nicht mehr schwimmen gehen." Marie gab sich Mühe ihre Abneigung gegen die Idee hinter diesem - ihr vollkommen logisch anmutenden - Grund zu verstecken.

Marie überblickt den Tisch. Da fehlt noch was!

Wieder dreht sie sich herum und holt nun noch zwei Tassen aus dem Schrank. Diese Tassen an den Henkeln über die Finger der linken Hand baumelnd greift sie nach der Kaffeekanne und öffnet danach mit der rechten den Kühlschrank um eine Tüte Milch herauszuholen.

"Zucker?"

In dem kurzen Moment der Stille zwischen dieser Frage und Vesnas Antwort venimmt Marie die Schreie, das Schluchzen und dieses eine Wort: LIEBE.

Erschrocken zuckt sie zusammen. Ihre Augen weiten sich. WAS?...
Marie scheint sich vollkommen sicher, dass es nicht Vesnas Stimme war, die sie gerade vernommen hatte. Diese Gewissheit stellt ihr unter einem kalten Schauer jedes einzelne Härchen im Nacken auf.

Sie wirbelt herum und blickt Vesna mit ihren noch immer schreckgeweiteten Augen fragend an.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:15:46
Vesna legt den Kopf schief und sieht fragend zu Marie
"Was ist vom Winde verweht?" scheinbar scheint sie dieses grandiose Meisterwerk des amerikanischen Kinos nicht zu kennen. Die Stars der 40er Jahre in den USA bildgewaltig Szene gesetzt. Allein das brennende Atlanta im Hintergrund ist ein wunderbare Szene.

" Wenn du nicht magst können wir ja auch hier bleiben.." erwidert Vesna ruhig, aber dennoch vergnügt. Sie beobachtet wie Marie Besteck herausholt und den Tisch einzudecken.

Nachdem Marie ihre Einwände gegen das Schwimmen scheinbar logisch hervorgebracht hat nickt Vesna nur zustimmend. Schweigen holt sie all die warmen Leckereien aus dem Korb. Den Topf stellt sie nochmal auf den Herd um ihn zumindest kurz zu erwärmen. Sie sieht zu Marie als diese sich umdreht mit den beiden Tassen in der Hand:

"Danke, nur Milch... ich mag keinen Kaffee" erwider Vesna und rümpft dabei leicht ihre Nase.
"Er schmeckt mir nicht... ich hoffe du bist nicht böse..."

Als Vesna Marie mit dem Blick voller Schrecken ansieht,  ergreift sie Marie an den Armen. Das Lächeln ist nun verschwunden.

"Marie was ist los?" fragt sie sehr ernst.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:16:21
Jetzt ist es wieder weg!

"Ich weiß nicht... ich dachte kurz, ich hätte..."

Maries übliche Blässe war mittlerweile dem fahlen Weiß von ungelöschtem Kalk gewichen. Sie atmet noch einmal tief durch und während sich ihre, um die Milchpackung verkrampften, Finger wieder lösen, versucht sie sich noch einmal auf die Stimmen aus dem Nichts zu konzentrieren.

Nichts!

"Ich glaube, ich habe nur mal wieder Gespenster gesehen!" versucht sie Vesna - und nicht zuletzt auch sich selbst - zu beruhigen.



Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:16:47
"Setze dich hin, Marie. Du siehst so bleich aus wie der Tod."

Vesna nimmt ihr schnell die Milchpackung aus der Hand, versucht anschliessend dafür zu sorgen, dass Marie sich setzt.
Schliesslich kniet sie sich vor Marie hin, nimmt ihr Hände in ihre und schaut zu ihr.

"Erzähle es mir bitte, vielleicht kann ich dir ja helfen..." schnell hält Vesna inne, doch Marie nimmt diesen leisen geheimnisvollen Klang ihrer Stimme deutlich wahr....


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:17:09
Marie lässt sich wie eine Marionette ohne freien Willen von dem Mädchen führen.
Nachdem sie auf dem Stuhl platzgenommen hat, schluckt sie ersteinmal schwer.

"Ich hatte nur für einen Moment das Gefühl..." nocheinmal tief durchatmen "...als hätte ich jemanden sprechen gehört... oder sowas in der Art."


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:17:35
Vesna hört sich das sehr ruhig an, scheint nur leicht zu nicken.

"Hast du verstanden was gesagt wurde? Hast du das öfter?" fragt Vesna behutsam.
Sie kniet immer noch vor Marie und versucht ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:17:53
"Hmm, eigentlich nicht... vielleicht war es nur der Fernseher der Nachbarn. Oder es war dieses Rauschen, dass ich schon den ganzen Tag in den Ohren höre... mein Kreislauf ist von der starken Hitze in Mitleidenschaft gezogen worden," lügt Marie.

"Aber jetzt setz' dich doch bitte wieder hin. Mir geht es gut. Es war nur der Schrecken..." Marie versuchte ein Lächeln über ihre blassen Lippen huschen zu lassen, was ihr nur spärlich gelang. "...wir wollten doch etwas essen!"


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:18:15
Gequält lächelnd setzt Vensa sich an den Küchentisch. Besorgt blickt sie noch einmal zu Marie, in dem Blick schint mehr als nur bloße Sorge drin verborgen zu sein. Mehr Zuneigung, vielleicht ein Gefühl, welches Marie nur einmal in ihrem Leben spürte...als ihr Bruder noch bei ihr war.

Vesna gibt Marie etwas auf ihren Teller, um sich anschliessend selbst kräftig zu bedienen. Sie scheut sich nicht sich etwas Milch zu nehmen und Marie Kaffee einzuschenken.

"Schmeckt es dir?" fragt sie erwartungsvoll.

"Sag mal Marie....kennst du die alte Frau, die öfter bei meinem Vater im Laden verweilt? Das eine Auge ist weiss, das andere grün. Ihr Haar schlohweiß und ihre Hände faltig. Sie selber ist klein und gebückt." ein wenig zaghaft klingt diese Frage.

Marie hat diese Frau oft gesehen, doch nie mit ihr gesprochen. Sie sieht verwachsen aus, unheimlich sogar.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:18:39
Vesnas plötzlicher übergang zur Tagesordnung und ihre forsche Art, die Kontrolle über die Situation zu übernehmen, lässt Marie wieder in diesen Zustand der apathischen Hilflosigkeit verfallen...

Sie antwortet mehr mechanisch, als wirklich über die Frage und die Antwort nachzudenken: "Ja, es schmeckt vorzüglich!"

Marie scheint kurz zu überlegen: "Ja, ich habe die Frau schon gesehen..." Die Antwort klingt so, als würde sie den Subtext enthalten <...und worauf willst du hinaus?>. Aber das spricht Marie nicht aus.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:18:52
Ohne vom Teller aufzusehen spricht Vesna weiter.

"Nun, du sagtest du hörst öfter Stimmen... vielleicht solltest du mal mit ihr reden... man erzählt sich in der Nachbarschaft, das sie eine Hexe sei... nun natürlich kannst du das auch als Humbug abtun... aber wäre es nicht einen Versuch wert?"


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:19:12
"Das ist nicht dein ernst?" erwidert Marie in ruhigem und keinesfalls abfälligem Ton.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:19:31
"Doch warum nicht? Mein Vater ist auch öfter bei ihr. Er sagt in seiner Heimat erweist solchen Frauen Respekt, auch wenn man sie nicht gern in seiner Nähe weiss." erwidert sie ruhig, immer noch auf den Teller blickend.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:19:50
"Ja, in der Heimat deines Vaters hat das sicherlich eine lange Tradition..." Maries Stimme ist noch immer sehr sanft und ruhig. Ihr Gesicht scheint keine Reaktion des Unglaubens oder Amüsements über Vesnas äusserung zu zeigen. Sie sieht aus wie ein geübter Pokerspieler, der keine Mimik zeigt. "...aber wir sind hier in New York."

Innerlich zweifelt Marie zwar an, dass diese alte Frau über "Zauberkräfte" oder etwas dergleichen verfügt, aber eine Stimme - die Stimme, die sich immer zu Dingen wie "Das Bermudadreieck", "Wunderheilung" oder "Poltergeister" zu äussern pflegt - schaltet sich ein:

...aber wer sagt denn, dass alles in unserer Welt mit Physik, Mathematik und deren ach-so-unwiderlegbaren Naturgesetzen zu erklären ist. Geschweige denn mit Logik. Und noch weniger sollte der Mensch auf seine Sinne vertrauen, wo sich ein Auge schon durch die verworrenen Perspektiven Eschers täuschen lässt.

Marie zweifelt beide Meinungen an.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:20:16
Einige Minuten lang herrscht Schweigen... fast schon ein wenig unbehaglich als Vesna,  kauend wieder das Wort ergreift.

"Mal was anderes, Marie. Sag mal hast du morgen Abend schon was vor?" Eindeutig liegt Hoffnung in der Stimme des Mädchens oder doch eher Frau?

Die Leckereien, sind köstlich und zergehen auf der Zunge, es sind kleine, gefüllte selbstgebacken Brote. Allerdings ist eine kleine Tortur, das warme Essen zu sich zu nehmen bei der Hitze...

Erneut streift der Wind sanft Maries Wange...doch diesmal bringt er nur Kühlung...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:20:36
"Schmeckt wunderbar!" Marie war völlig auf die phantastische Fülle wunderlicher Geschmäcker auf ihrer Zunge konzentriert. "Mmmmh...", entfährt es ihr in schwärmerischer Versunkenheit.
Das ist wirklich was anderes als sonst...
Mitten in diesem Gedankengang erreicht Vesnas Frage das Sprachzentrum in Maries Gehirn, das sich in emsigem Arbeitswahn sofort daran macht, den Inhalt der Worte zu entschlüsseln... Als diese Aufgabe nach wenigen Sekundenbruchteilen erfolgreich beendet ist, fällt Marie vor Schreck fast die Gabel aus der Hand:
"WAS?"


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:21:15
"ähm, habe ich was falsches gesagt?" fragt Vesna ein wenig erschrocken...

"Ich wollte doch nur wissen ob du morgen Abend schon was vor hast..."

Vesna`s Stimme wird zum Ende des Satzes hin immer leise, bis sie schliesslich verstummt und schüchtern zu Marie aufsieht.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:21:32
"ähm... naja... also...."
Auch bei Marie macht sich schleichend eine Art der Schüchternheit breit.
"Bei mir ist heute eine Menge Arbeit liegen geblieben, und im Moment ist es tagsüber viel zu warm. Deswegen verlagere ich das Arbeiten immer auf die Abendstunden...", druckst Marie herum.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:21:47
"Oh, ich verstehe... ich hätte Karten für eine Gala Veranstaltung...dort sollen einige Gäste der Kunst Szene anwesend sein, sowie weiter Lokale Prominenz... ich gehe nicht gern allein weg... da hatte ich nun ähm ja gehofft das du vielleicht... "

stottert Vesna leicht verlegen...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:22:13
Marie scheint verblüfft über diese Antwort.
Sie hatte eigentlich wieder so etwas wie 'Kino gehen', 'Schwimmen' oder irgendeine andere Freizeitbeschäftigung erwartet, die sie zwingen würde, sich unter die Menschen zu mischen... ...aber das - eine Einladung zu einer Gala - das ist.... das ist ja... noch viel schlimmer!

Marie schluckt und schweigt einen Moment.
Sie muss nachdenken, kann aber keinen klaren Gedanken fassen. Loses 'Denk-Konfetti' fegt durch ihren Kopf wie ein Paar alte Socken im Schleudergang einer Waschmaschine...

Die Pause wird länger.
Und das Schweigen zieht sich hin.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:22:29
Unerträgliche Stille und Wärme scheinen in Maries Wohnung beide erdrücken zu wollen. Vesna erhebt sich vorsichtig...

"Ich hoffe, dass ich nichts falsches gesagt habe, oder dich beleidigt habe, falls doch so tut es mir ... leid," antwortet Vesna und erhebt sich. Schnell macht sie sich daran, ihre Sachen wieder in den Korb zu packen...

Erneute Stille herrscht im Raum. Vesna wirkt in Gedanken versunken und wartet auf eine Regung von Marie. Irgendeine...

Als plötzlich die Stille, jäh von Sirenengeheul aus der Nachbarstrasse zerrisssen wird und wildes Stimmgewirr von der Strasse her nach oben dringt.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:22:46
Maries Regung - ein nervöses Herumkauen auf ihrer Unterlippe - war jäh in Gang gekommen, als die Sirenen lauter werden.
Maries Stirn legt sich in Falten. Ein Blick zum Fenster, das in ein sich abwechselndes rotes... blaues... rotes... blaues... rotes Licht getaucht wird, und das sich an der gegenüberliegenden Wand als verzerrtes Abbild dupliziert.

"ähm..."


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:23:03
Erwartungsvoll blickt Vesna zu Marie. Scheinbar wartend auf etwas...

Die Frage ist nur, auf was?


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:23:32
Wieder folgt ein "...ähm.." und ein Stocken, das auf Vesna zu recht den Eindruck machen könnte, sie habe es mit einem eher debilen Gesprächspartner zu tun, dessen geistiges Niveau dem eines Knäckebrots gleich kommt.

Immernoch verwirrt und unsicher beginnt Marie aber schließlich vor sich her zu stammeln: "Ja... also... das verwirrt mich schon... irgendwie. ... Wie ... also... warum... kommst du denn auf die Idee... also... das gerade ich da mitkommen soll? Du... du hast doch sicherlich einen Freund... oder eine gute Freundin, die viel lieber... ähm... also, die du viel lieber dabei haben würdest... so Karten für so Veranstaltungen sind doch recht teuer... also, du solltest echt jemanden mitnehmen, den du... ähm... wirklich magst... meine ich."

Marie schluckt erneut. Innerlich verzweifelt sie daran, dass es noch keine Anrufbeantworter gibt, die in der Lage sind auch Einkaufen zu gehen. Dann wäre ihr diese höchst peinliche Situation nämlich erspart geblieben. Vor ihrem inneren Auge sieht sie den Ausgang der Situation bereits kommen: Sie würde es nicht schaffen, Vesna zu sagen, dass sie sogar einen schmerzhaften Lippenherpes dieser Veranstaltung mit vielen dutzend wenn nicht gar hunderten von Menschen vorziehen würde... was wohl letztendlich dazu führen wird, dass sie mit Vesna - einer in ihren Augen über die Maßen seltsamen Person - zu dieser widerwärtigen Gala gehen wird.
Marie verzweifelt...


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:23:55
Vesna lächelt Marie verständnisvoll an.

"Ich habe keinen Freund, weil ich mich nicht Männer hingezogen fühle, ich dachte bei dir wäre es ähnlich..." sie stockt mitten im satz.

Schliesslich seufzt sie.

"Entschuldigung, ich war wohl etwas voreilig... wenn es dir unangenehm ist, werde ich nun gehen. Und dich in Ruhe lassen, keine Sorge ich verstehe es schon. " vesnas Stimme klingt schwer und anangenehm traurig. Ein letzter Blick geht zu Marie.

"Bis bald..."


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Dezember 20, 2007, 10:24:16
Marie starrt Vesna mit großen Augen an. Ihr Mund öffnet sich, um etwas zu sagen, aber ihr fehlen die Worte.

Angestrengt versucht sie, Worte zu finden und zu Sätzen zusammenzusetzen, die Vesna nicht verletzen würden. Schließlich, so denkt sie, ist ja nichts dabei. Marie war nicht konservativ genug eingestellt um daran etwas Schlimmes oder Verwerfliches zu sehen. Und außerdem... hab ich es mir eh schon gedacht..
(Allerdings scheint Marie - ohne es selbst zu merken - zu konservativ zu sein, um in ihren Gedanken die Worte "lesbisch" oder gar "homosexuell" zu verwenden.)

Ihr offenstehender Mund verleiht ihrem Gesichtsausdruck etwas debiles. Aber auch wenn sie nicht in der Lage ist, ihre Gedanken zu einer Aussage zu ordnen, die in ihren Augen angemessen ist, will sie Vesna nicht so gehen lassen.
Marie weiß, dass sie Vesna gekränkt hat. Und eigentlich wollte sie alles andere als das. Für einen Moment huscht der Gedanke "Hätte ich mich doch niemals darauf eingelassen..." durch ihren Kopf. Dann streckt sie ihre Hand aus, um Vesnas Unterarm zu ergreifen und sie so daran zu hindern zu gehen.

Sie schluckt.
Einen Moment braucht sie noch... sowohl um ihre Augen dazu zu zwingen, Vesna ins Gesicht zu sehen - ständig erhebt das schlechte Gewissen und die Scham, dieses Mädchen so verletzt zu haben, nur weil sie sich wie ein dämlicher Trampel aufgeführt hat, Einwände sie direkt anzuschauen - und um endlich die richtigen Worte zu finden, um sich so glimpflich wie möglich aus der Affäre zu ziehen.

Dann schließt sie den Mund um den finalen Versuch zu unternehmen, etwas zu sagen. Wenn sie es jetzt nicht schafft, dann wohl nie... Ihr Herz schlägt bis zum Hals.

"Aber... aber... ich bin doch viel zu alt für dich."


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Dezember 20, 2007, 10:24:35
Als Marie Vesna am Arm festhält, bleibt sie stehen vollkommen reglos und schaut zu ihr hinunter.

Es scheint als ob diese Szene eine Ewigkeit dauern würde: Marie wie sie ihre Worte langsam hört, das Essen halb weggeräumt und über allem liegt die restlich Hitze des Tages.

Schier endlos scheint die Stille zu sein als sie jäh durch Vesnas Worte unterbrochen wird

"Zu Alt? Wie kommst du denn darauf?" ein sanftes flüchtiges Lächeln sieht man über ihr Lippen huschen.Obwohl Vesna sich zum Gehen aufgerafft hatte, bleibt sie regungslos stehen. Fast regungslos, mit der anderen Hand stellt sie den Korb ab, um Maries Hand flüchtig zu berühren.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Januar 10, 2008, 14:05:03
Maries Hände sind kalt und feucht. Ein lauter, kreischender Sturm tobt in ihrem Inneren. Sie fühlt sich in die Enge getrieben.

"Ich... ich... ...bin doch mindestens" Sie versucht noch einmal vergeblich Vesnas genaues Alter einzuschätzen "...zehn Jahre älter als du!"

Ihr wird klar, dass sie keine Möglichkeit findet, aus dieser unangenehmen Situation zu entkommen.


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Februar 17, 2008, 16:00:34
Vesna starrt Marie scheinbar fassungslos an. Sie murmelt

"Zu alt?" eher fragend. Schliesslich sieht sie zu Marie, nachdenklich.
" Was sind schon zehn Jahre? Ausserdem wären es höchstens fünf Jahre, die uns trennen. Macht dir das Alter was aus, oder etwas anderes? Wovor hast du Angst? "

Vesna kniet sich vor Marie um ihr von unten in die Uagen sehen zu können.

"Wovor?" flüstert sie leise


Titel: Re: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am April 01, 2008, 21:42:47
"Wovor hast du Angst?" sind die Worte, die durch Maries Kopf hallen wie durch eine riesige, furchteinflößende gothische Kathedrale. Sie hat das Gefühl, ihre verkrampften Glieder erschaudern zu spüren.
Formlose, nebelhafte Erinnerungsschemen tanzen szintillierend vor den Gedanken herum, die sie zu fassen versucht, und betäuben ihren schweren Kopf.
Langsam setzt ihr Körper einen Schritt zurück, während ihre Augen den Fokus verlieren und ihr Blick in nicht vorhandene Weiten abdriftet.

Dieser Tag war einfach zu viel. Zu viel Hitze. Zu viele Stimmen. Zu viel Vesna. Es hat einfach zu viel von Maries schwachen Nerven gekostet. Sie sinkt gegen die Wand hinter sich, der Kopf fällt in den Nacken, der Blick heftet sich an die Decke.

Watte... wie in Watte gepackt. Alles so dumpf. Sie schweigt. Sie steht regungslos.

Der erste wohl formulierte Gedanke, der ihr wieder greifbar durch den Kopf geht, ist: Oh my fucking god!
Aber anstatt dies auszusprechen, hört sie sich sagen: "Wann war noch einmal die Gala?"

Ihr Blick verweilt an der Decke, da ihr Gehirn noch lange nicht empfangen hat, was sie gerade gesagt hat - oder es die Annahme verweigert hat?


Titel: Re: Intime: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Juli 24, 2008, 23:40:16
Der watteartige Zustand der Maries Sinne gefangen nahm, hielt noch so lange an, bis die Tür hinter Vesna ins Schloss fiel und Marie das Klimpern der kleinen Kette hörte, die in der Messingschiene am Türrahmen einhakte. Marie hätte wirklich nicht mehr sagen können, was in der Zwischenzeit passierte, was Vesna gesagt und wie sie selbst darauf reagiert hat... alles war weg. Weit weg in einem fernen Traum am Ende der Zeit.

...

Das helle Geräusch der dünnen Metallkette weckt Marie aus ihrem hypnotisierten Zustand. Zu Begreifen, wozu sie ihr Einverständnis gegeben hat, lässt ihr Herz erneut in spastischen Zuckungen einen wilden Veitstanz aufführen. Nach Luft schnappend spürt sie, wie die Kälte der Angst langsam an ihren Gliedern entlang kriecht. Und als die Panik vor dem nächsten Abend ihr den finalen Schauer über den Rücken jagt und sie das Zittern ihrer Hände erblickt, rennt sie los. Ein kurzer Sprint, wenige Meter, einige Schritte. Nur ins Bett. Mehr nicht.

Die Bettdecke sinkt über ihrem Kopf hinab, als sie die Arme um die Knie schlingt und nur ein einziger Satz formt sich immer wieder und wieder stumm in ihren Gedanken: Ich will nach hause... ... ...ich will nach hause... ...ich will NACH HAUSE. Regungslos liegt sie dort. Darauf bedacht, sich nicht zu rühren, keinen Laut von sich zu geben, sich nicht zu verraten. Ein kleines Häufchen im dunklen Zimmer unter der dunklen Bettdecke. Langsam beruhigt sich der Herzschlag wieder. Ihre Atmung wird immer ruhiger... Ihr ist speiübel!

...ich will nach hause...

Sie traut sich nicht aufzustehen. Das Ziel heißt: nicht bewegen. Bloß kein Lebenszeichen von sich geben. Am besten gar nicht mehr zu dieser Welt gehören. Sich einfach abnabeln und nicht mehr da sein.

...ich will nach hause...

Unter der Bettdecke wird es warm. Die Luft ist stickig. Zuwenig Sauerstoff. Und das Atmen wird schwerer. Es verlangt nun einen Teil ihrer Aufmerksamkeit. Die Konzentration auf das leise Säuseln ihres Atems, schiebt das ewige Mantra des kleinen Kindes in ihr in den Hintergrund: ...ich will nach hause... ... ...aber wo ist NACH HAUSE überhaupt?

Marie beginnt zu schluchzen. Laut und ungehemmt. Mit offenem Mund und zusammengekniffenen Augen bricht es wie eine tosende Sturmflut aus ihr heraus. Und die Tränen fließen ihre Wangen hinab, um trommelnd auf dem Bettlaken zu zerplatzen.

Irgendwann – nach vielen Tränen – holt die Erschöpfung des heißen Tages sie ein und die geschwollenen und schweren Lider fallen zu, ohne dass sie sich dagegen wehren könnte. Doch, wozu wehren? Im Schlaf ist alles wieder gut.


[Am nächsten Morgen]

Als Marie langsam wach wird, stellt sie fest, dass ihre Augen noch immer geschwollen und schwer sind. Sie will sich gar nicht aus dem Bett quälen. Erst nach einer Ewigkeit, als es unter der Decke zu warm wird, schält sich das viel zu warme, klebrige Teil von sich herunter. Die gleißenden Strahlen der Sonne, die durch das Fenster in den Raum fallen, stechen in ihren Augen.

Ganz langsam regt sie sich. Was ein Abend! ... Was eine verdammte Scheiße! Worauf habe ich mich da eingelassen?

Marie setzt sich auf die Bettkante und reibt sich die Augen. Jetzt brennen sie noch mehr.
Mit zugekniffenen Augen steht sie auf und tastet sich ins Badezimmer, dreht den Hahn am Waschbecken auf und klatscht sich einige Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Dann öffnet sie wieder die Augen. Es brennt nicht mehr so stark.

Träge entledigt sie sich ihrer Kleidung und steigt in die Dusche. Die Ringe des Duschvorhangs klappern laut und unrhythmisch, als sie diesen hinter sich zuzieht. Heißes Wasser. Nein, doch lieber etwas kälter. Die hoch am Himmel stehende Mittagssonne hatte ihr Appartement schon zu genüge aufgeheizt. Da ist eine heiße Dusche ganz eindeutig der letzte Wunsch auf ihrer langen Wunschliste. Ganz oben stand: Dieser Abend soll so schnell wie möglich vorüber gehen. ...Nein! Noch viel besser: Heute nachmittag soll die Welt untergehen und ich mit ihr!

Nach einer ausgiebigen Dusche beginnt Marie mit dem Unausweichlichen. Sie dreht ihre langen roten Haare Strähne für Strähne auf große Wickler auf. Wie ich das hasse! Und wofür das Ganze? Irgendwann in den vergangenen Minuten hatte sie resigniert und die Gegenwehr aufgegeben.


Nur mit einem flauschigen Morgenmantel bekleidet und mit einem großen Pott Kaffee vor sich, beginnt sie wenige Minuten später ihr Tagwerk. Das nächste Kapitel des James-Stuart-Manuskripts zu korrigieren, war eigentlich ein Kinderspiel. Reine Routinearbeit. Da fehlt ein Komma... Den Namen schreibt man groß... mit r... da fehlt ein Punkt... ohne e.. Und wie im Flug verstreichen die nächsten Stunden, ohne dass Marie auch nur einen großartigen, echten Gedanken fasst.

Irgendwann bemerkt sie den Schatten, der langsam von ihrer Schreibtischkante an, über den Stiftebecher kriecht, über die alte Schreibmaschine – eine IBM 72, die jedes Mal, wenn man sie anwarf, Geräusche von sich gab, als würde zum Jüngsten Gericht geblasen – und über den kleinen Wecker... Urplötzlich, wie eine Ohrfeige, reißt es sie aus ihrer Arbeitsroutine: Es ist 17.15 Uhr.

Verdammt!

Sie weiß zwar nicht mehr, was Vesna gesagt hatte, wann sie sie abholen würde... Aber ewig hatte sie nicht mehr Zeit. Und sie hatte noch nicht einmal geschaut, was sie anziehen wollte. Hurtig springt sie von ihrem Stuhl auf, wobei das Lösen ihrer nackten Oberschenkelhaut vom Leder ein wirklich widerliches Geräusch erzeugt. Ein Blick durch den Raum. Der Kleiderschrank! Zwei Schritte. Tür auf.

Das Schwarze? Das Rote? Hmmm?...

Marie zieht einen Kleiderbügel, an dem ein kurzes schwarzes Kleid mit dünnen Trägern hängt. Klassisch. Marie gefällt der Gedanke, in diesem schlichten Klischee des Kleinen Schwarzen aufzutauchen. Sie dreht sich um, um den großen Spiegel im Blick zu haben und hält das Kleid an. Damit sehe ich aus wie eine Wasserleiche! Das Kleine Schwarze fliegt in hohem Bogen auf das Bett.

Marie klaubt den Kleiderbügel aus dem Schrank, an dem ein langes rotes Kleid aus fließender Seide hängt. Das wäre sicherlich auch keine schlechte Alternative. Sie hatte es einst für ein Rendevouz erstanden... zu dem sie dann doch nicht erschienen ist. Aber in dieses Kleid hatte sie sich vom ersten Augenblick verliebt, als sie es in dem großen Second-Hand-Laden an der 43th Street an der Stange hängen sah. Wirklich traumhaft... aber ob ich da noch reinpasse? Es war von Anfang an etwas eng.

Marie streift den Morgenmantel ab und steigt in das Kleid hinein. Voller Zuversicht stellt sie fest, dass es ganz leicht über ihre Hüften gleitet. Mit einiger Anstrengung schafft sie es auch endlich beim dritten Anlauf, den Reißverschluss am Rücken hochzuziehen. Ein Blick in den Spiegel und Oh Gott! Das ist ja viel zu weit! Schlagartig wird ihr bewusst, wie viel sie in den letzten Monaten abgenommen haben musste, seit sie aus Atlanta weggezogen war. Auch wenn sie schon immer ein Einzelgänger gewesen war, die wenigen Freunde, die sie dort hatte, hatten ihr immer Halt gegeben. Doch nun... Vielleicht hat Vesna recht. Es scheint mir wirklich nicht gut zu gehen.

Der Gedanke wird nach hinten geschoben. Jetzt bleibt nur noch eines. Wenn das nicht passt, dann... dann... ...dann mache ich heute Abend einfach die Tür nicht auf! Und Marie ist überzeugt, dass es nicht passen wird. Das letzte Kleid in ihrem Kleiderschrank ist das Kleid, dass sie zu ihrem High-School-Abschlussball getragen hat. Das war nun immerhin eine Ewigkeit her.

Sie kramt zwischen ihren Winterjacken und zieht aus dem letzten Winkel, aus dem dunkelsten Eck ein helles, apricotfarbenes Abendkleid heraus. Der weiche, leichte Stoff raschelt unter ihren Fingern. Eine dünne Lage feinsten Chiffons mit dezentem Blumenmuster schmiegt sich an das Unterkleid und die luftigen Träger flattern hinter dem Kleiderbügel herab. Ich bin mir sicher, da waren mittlerweile die Motten dran, denkt Marie, sich selbstsicher an diesen letzten Hoffnungsschimmer klammernd, der sie davor bewahren könnte, heute Abend auf diese widerliche Gala zu gehen.

Fast schon lustlos steigt sie in das dünne Kleidchen. Ich sollte es auf alle Fälle flicken. Das gibt ein wunderbares Sommerkleid ab, unglaublich angenehm bei diesem heißen Wetter. Ziemlich achtlos streift sie die Träger über. Kein Reißverschluss. Wieder der Blick in den Spiegel. Das passt! Halb erstaunt, halb erschrocken muss Marie feststellen, dass das Kleid sitzt wie angegossen. Der weiche Stoff umspielt ihre schmalen Hüften und der zarte Chiffon flattert im Zug des kleinen Ventilators auf ihrem Schreibtisch.

Hektisch streift sie das Kleid wieder ab und setzt sich auf die Bettkante, um den Stoff auf Löcher oder Macken zu untersuchen. Doch so viel und so oft sie auch jeden Zentimeter Stoff, jede Naht absucht... das Kleid scheint in tadellosem Zustand. Maries Herz beginnt wieder zu pochen. Erneut steht sie auf. Erneut zieht sie das Kleid an. Noch ein Blick in den Spiegel.

So schlimm sieht es gar nicht aus.

Als sie es damals zum Abschlussball getragen hatte, kam es ihr scheußlich vor. Sie hatte sich so geschämt, dass sie den ganzen Abend in der dunklen Ecke neben der Bühne gestanden hatte – dort, wo kein Licht hinfiel und wo keiner der bunten Scheinwerfer sie erfassen konnte – und darauf gehofft hatte, dass der Abend schnell vorbeigeht. Aber er hat schier eine Ewigkeit gedauert.

Jetzt im warmen Licht der langsam nach unten sinkenden Sonne gefällt ihr das Kleid. Wirklich schön. Sie dreht sich ein wenig nach links. Dann ein wenig nach rechts. Ein Lächeln formt sich auf ihren Lippen. ...Sie ist für einen kurzen Moment fast bereit zu denken, dass sie sich gefällt. Doch dieser Gedanke wandert noch vor seiner Geburt auf den Friedhof, auf dem so viele schöne, ungedachte Gedanken ein lautloses Ende gefunden hatten.

Barfuß und in gewohnter Weise leise, fast lautlos, geht sie in ihr Badezimmer. Im grellen Neonlicht der Lampe über dem Spiegel gefällt sie sich überhaupt nicht mehr. Die Wickler aus den Haaren gedreht, wird die Haarspraydose gezückt. Ein Griff in die mittlere Schublade des kleinen Unterschranks unter dem Waschbecken und sie hat ihren Kulturbeutel mit den Schminksachen gefunden. Oh je! Ich habe mich so lange nicht mehr geschminkt, denkt sie. Und ein kleiner gehässiger Folgegedanke erwidert: Du hattest ja auch keinen Grund dazu.

Abdeckstift, Make-up, Puder und noch einmal Puder... und schon ist nichts mehr von ihren Sommersprossen zu sehen. Wirklich bewusst, dass sie auch so fast nicht zu sehen wären, ist sie sich nicht... Lippenstift. Rouge. Lidschatten. Kajal... Marie zittert wieder vor Anspannung. Noch immer ist ihr der Gedanke zuwider, heute Abend unter Menschen zu gehen. Überhaupt heute Abend aus dem Haus zu gehen! ...Eyeliner. Verrutscht!

Wütend dreht Marie den Wasserhahn auf. Wozu das alles eigentlich? Warum soll ich mich zurecht machen? Ich will da doch nicht hin! Ich will da niemanden sehen! Und Marie wäscht alle Farbe wieder ab.

Der nächste Versuch: Ein wenig Puder, ein wenig Wimperntusche, etwas Lidschatten. Fertig! ...Ist mir doch egal, was die sagen!, denkt sie vor sich hin, obwohl das Gegenteil wohl eher der Wahrheit entsprechen würde.

Zum Schluss sucht Marie noch passende Schuhe zusammen. Und dann stellt sie fest, dass sie scheinbar so hektisch zu Werke gegangen ist, dass sie nun nicht mehr weiß, was es noch zu tun gibt. ...Sie macht sich einen Kaffee.

Es ist noch immer Zeit. Sie geht zurück ins Badezimmer und kramt aus dem Spiegelschrank ein Kästchen mit Haarnadeln. Ihre Hände zittern noch immer und als sie fertig ist, hängen noch immer einige Strähnen ihres nun welligen Haares im Nacken lose herab. Ganz zu schweigen von dem Verlust einer Nadel, die ihr während ihren Bemühungen aus den Fingern geglitten ist, im Waschbecken herunter gekullert ist und im Abfluss verschwand, bevor Marie sie wieder einfangen konnte.

Und jetzt ist immer noch Zeit. Marie sitzt auf dem Bett und starrt nervös Löcher in die Luft. Sie wünscht sich so sehr, dass Vesna sie versetzt. So sehr, dass Vesna ihr Interesse nur geheuchelt hat. Dass Vesna sie von vorne bis hinten belogen hat. Dann wäre alles so einfach! ...und dass Vesna einfach nicht auftaucht.

Es ist halb acht, als sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzt und ihr Manuskript aus der Schublade holt. Viel zu lang hat sie nicht mehr daran gearbeitet. Aber in der letzten Zeit will es einfach nicht mehr. Dabei ist es ihr doch so wichtig.

Seit Tagen hat sie kein einziges Wort mehr darunter geschrieben.

Vielleicht einfach mal dieses eine Blatt weglegen. Ich kann es wahrscheinlich einfach nicht mehr sehen, denkt sie hoffnungsvoll.

Sie wirft die Schreibmaschine an. Ein dröhnendes Brummen erfüllt den Raum. Und nun noch einen neuen Bogen weißen Schreibmaschinenpapiers eingespannt. Jetzt kann es losgehen!

Doch sie sitzt da. Und kein einziges Wort findet den Weg aus ihrem Kopf über die Tasten auf das Blatt. Die Haarnadeln pieken entsetzlich und ihr ist so verdammt warm. Warum kann der Hausmeister nicht ein einziges Mal seinen Job machen und die Klimaanlage endlich reparieren?

...

Viel Zeit vergeht, bis es dann doch noch an der Tür klingelt. Ein schlichtes NEIN! schießt Marie durch den Kopf...

...und dann ist die Watte wieder da. Nur diesmal fühlt sie sich zäh und klebrig an, wie ein warm gewordener Marshmallow. Ein rosa Marshmallow.

...

Das Letzte, an das sich Marie erinnern kann ist, dass sie zögernd und ängstlich im Flur stand und das kleine Knöpfchen angestarrt hat, das unten im Hausflur die Tür öffnet.

Nun hört sie Motorengeräusch...


Titel: Re: Intime: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: Shilindra am Juli 25, 2008, 08:34:56
Die Strassen in New York sind ein Alptraum. Trotz der drückenden Hitze und dem bereits ausgelösten Smog-Alarm sind sie zum Bersten gefüllt. Fast wie zu viele Ameisen in den engen Gängen eines Ameisenbaus. Scheinbar endlose Stunden qualvoller Autofahrt, bis endlich das Ziel in Sicht ist. In einer kleinen Seitenstrasse, irgendwo an der Grenze zu Kings gelegen, an einem alten, heruntergekommenen Hafen.
Nur Bauzähne und Kräne sind zu erkennen, die wie Gerippe alter Fabelwesen in den bewölkten Himmel ragen. Der Beton aufgerissen wie von Klauen. Doch ist am Hafen in einem Führerhäuschen eines alten Entladekrans immer wieder ein schwaches Leuchten zu erkennen...

Vor dir steht ein altes Hotel im Art-Deco-Stil. Wie alle anderen Gebäude auch, ist dieses in wenigen Tagen dem Tode geweiht. Es wird nichts zurückbleiben außer Staub, Beton und Stahl. Und vielleicht der letzte Seufzer an eine Erinnerung aus glücklichen, prachtvollen und fernen Tagen.

Draußen stehen einige wenige Kerzenleuchter, die das ganze in ein seltsam schummriges Dämmerlicht tauchen.
Der Boden des Hotels ist mit weißem Marmor bekleidet, doch durch das warme Licht, schimmert auch er leicht gelblich, ein wenig wie Wüstensand. Direkt neben dem Eingang befindet sich eine alte Garderobe mit einer Theke aus einem dunklem Kirschholz. Dahinter sind zwei Frauen und ein Mann, in einer schwarz-roten Uniform, mit weißem Hemd zu erkennen, welche unablässig ein Garderobenstück nach dem anderen aufhängen. Ihre Gesichter sind zwar freundlich, doch vergisst man sie schnell wieder.
Die Wände sind mit edlem Stuck und einer Stofftapete umhüllt.
In der Mitte der große Hotellobby hängt ein prachtvoller Kronleuchter, eher schwebend in dem Raum. Fast greifbar...
Vor Kopf sind zwei Relikte aus einer längst vergangen Zeit zu erkennen: Mit holzvertäfelte Aufzüge mit einer altmodischen Etagenanzeige.
Umarmt wird dieser von zwei weit ausladenden Treppen, jede Stufe einzeln verhüllt mit schwerem roten Stoff. Fast fließend. Die Treppen führen hoch in die erste Etage, einst Ort für viele Zimmer mit ihren kleinen und großen, bedeutungslosen und herausragenden Geschichten. Heute entkernt und umgebaut zu einem Saal. Der längst vergessene Parkettboden wurde für diese eine Nacht, aus der Vergessenheit emporgehoben. Der Raum ist länglich, überall stehen einige Tische, links an der Wand ein Buffet und rechts eine Bar. Mittendrin, Bilder, Skulpturen, Video und Lichtinstallationen. Blitzlichter zucken immer wieder durch den Saal. Im Hintergrund, kann man leise Musik vernehmen, ebenso wie die Stimmen, vieler Menschen, was zu einem ohrenbetäubende, leisen und sinnlosem Rauschen von Tönen heranschwillt. Mittendrin stehst du...


Titel: Re: Intime: [Wraith 2001] Präludium: Marie
Beitrag von: medusas child am Juli 25, 2008, 10:41:10
[Ein unbekanntes Hotel am Hafen]

Maries Füße machen Halt. Sie bleibt stehten und hält sich am Treppengeländer fest. Ihre Finger klammern sich regelrecht um das abgegriffene Metall. Wieder dieser Schwindel im Kopf. Wieder diese Übelkeit.

Allein der Geruch von vielen fremden Menschen um sie herum, lässt sie halb wahnsinnig werden.

Sie schließt die Augen.

In ihren Ohren dröhnt die leise Musik wie von weiter Ferne zwischen dem Rauschen ihres eigenen Blutes, das alle anderen Geräusche dumpf werden lässt.

Ihre Beine sind weich wie Pudding. Noch immer hat sie keinen Schritt in den Saal hinein gewagt.

...

Einige Minuten steht sie steif wie eine in Stein gemeißelte Statue am Geländer. Die Übelkeit will einfach nicht vorbeigehen. Das Rauschen in den Ohren wird immer lauter. Sie merkt, wie all ihr Blut aus den Gliedern weicht. Kleine weiße Punkte beginnen vor ihren Augen zu tanzen.

Dann wird alles schwarz...