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Autor Thema: Zweite Königreich, Das - Rebecca Gablé  (Gelesen 4185 mal)
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« am: Januar 16, 2008, 21:49:21 »

Rebecca Gablé - Das zweite Königreich

Autor: Rebecca Gable
Seiten: 878
ISBN: 3-404-14808-8
Verlag: Bastei Lübbe
Erstveröffentlichung: 2000
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England 1064: Ein Überfall dänischer Wikinger setzt der unbeschwerten Kindheit des jungen Caedmon of Helmsby ein jähes Ende - ein Pfeil verletzt ihn so schwer, dass er zum Krüppel wird. Sein Vater schiebt in ab und schickt ihn in die normannische Heimat seiner Mutter als Übersetzer an den Hof des Herzogs William, wo der junge von seiner Behinderung geheilt wird und eine Kriegerausbildung erfährt. Zwei Jahre später kehrt Caedmon mit William und dessen Erobererheer zurück.
Nach der Schlacht von Hastings und Williams Krönung gerät Caedmon in eine Schlüsselposition, die er niemals wollte: Er wird zum Mittler zwischen Eroberern und Besiegten. In dieser Rolle schafft er sich erbitterte Feinde, doch er hat das Ohr des despotischen, oft grausamen Königs. Bis zu dem Tag, an dem William erfährt, wer die normannische Dame ist, die Caedmon liebt...

Ein spannender Historienroman, der seinen Leser zu fesseln weiß. Das Buch gibt im Prinzip eine Chronik der Jahre 1064-1087 wieder, und der Leser erfährt eine Menge über William the Conqueror sowie das Leben der englischen Bevölkerung im 11. Jahrhundert. Trocken wird der Roman jedoch nie, da er die historischen Ereignisse mit der Geschichte Caedmons verknüpft und zudem äußerst gelungene Charakterzeichnungen bzw. Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren aufweist. Besonders gut gefiel mir persönlich die beinahe vollkommen unberechenbare Person des jähzornigen König William selbst. Der Roman weist einige recht überraschende Wendungen und Entwicklungen auf - wenn auch der Verlauf der Liebesbeziehung zwischen Caedmon und Aliesa, die einen Großteil des Romans ausmacht, recht vorhersehbar ist.

Das Buch ist für alle Liebhaber von Historienromanen geeignet, allerdings würde ich es aufgrund der teilweise recht blutigen Szenen (Geschichte war eben grausam) nur an Leser die älter als 12 Jahre sind empfehlen.

Leseprobe:

Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann fragte sein Bruder: "William, was habt ihr vor?"
Der König trat achtlos an ihm vorbei und schlug die Zeltplane zurück. "Lucien."
"Mein König?"
"Seht ihr die Schafherden dort drüben?
"Ja, Sire."
"Nehmt fünfzig Mann, reitet auf die Weiden und macht sie nieder."
"Ja, Sire."
"Dann reitet Ihr weiter in dieses Dorf dort unten, tötet das Vieh und verbrennt die Ernte in den Scheunen. Auch das Saatgut."
"Ja, Sire."
"William...", begann Robert in seinem Rücken, und der König fuhr zu seinem Bruder herum.
"Sei still! Sag kein Wort, Robert, tu uns beiden den Gefallen." Sein erhobener Zeigefinger zitterte leicht.
Er drehte sich wieder zu Lucien um. "Und dann, Lucien, wenn Ihr mit dem Vieh und der Ernte fertig seid, tötet Ihr die Männer."
Vor dem Zelt war keine Antwort zu hören.
"Lucien? Habt Ihr mich verstanden?"
"Ja. Ich.. ich habe verstanden, Sire."
"Gut. Tötet die Männer, am besten auch die Knaben. Was Ihr mit den Frauen macht, ist mir gleich. Dann reitet Ihr weiter zum nächsten Dorf, und dort tut Ihr dasselbe. Und so weiter. Und morgen, wenn wir nach York ziehen, werdet Ihr ausschwärmen und Euer Werk fortsetzen, Ihr und jeder meiner Männer, der mir ergeben ist. Tötet jeden, der Widerstand leistet. Und vor allem, vernichtet die Ernte. Wenn die Leute von Northumbria hungrig genug sind, werden sie schon zahm. Und wenn ihre dänischen und schottischen Befreier keinen Proviant mehr finden, werden sie die Lust verlieren und nach Hause gehen."
Lucien de Ponthieu besaß zumindest genug Anstand, sich unbehaglich zu räuspern, ehe er sagte: "Ich werde tun, was Ihr wünscht, mein König."
"Nein! Warte, Lucien!" Caedmon trat einen Schritt vor.
Der Bruder des Königs legte ihm eine warnende Hand auf die Schulter. "Macht Euch nicht unglücklich, Junge", raunte er. "Hier ist ohnehin jedes Wort verschwendet."
Caedmon hörte ihn nicht. Er riß sich los, beging die unverzeihliche Anmaßung, den König leicht am Arm zu berühren, so dass William sich zu ihm umwandte, und fiel vor ihm auf die Knie. "Das könnt Ihr nicht tun!"
Die Männer im Zelt und Lucien, der im Eingang stand, starrten ihn mit einer Mischung aus Faszination und Entsezen an. Der Bruder des Königs trat unauffällig einen halben Schritt zurück, als versuche er unbewußt, sich von ihm zu distanzieren. Er mochte Caedmon of Helmsby gern, aber mit diesem selbstmörderischen Irrsinn wollte er lieber nichts zu schaffen haben. Der König sah ausdruckslos auf Caedmon hinab, nur seine Stimme verriet eine gewisse Verblüffung. "Wie war das?"
"Tut das nicht, Sire, ich... flehe Euch an. Ihr habt ja recht, die Northumbrier sind rebellisch und waren es immer schon; selbst den angelsächsischen Königen wollten sie keine Gefolgschaft leisten..." es war ein hastiger Wortschwall, und er unterbrach sich, versuchte, sich zusammenzureißen und atmete tief durch. Zum ersten Mal bemerkte er die vollkommene Stille im Zelt. "Aber es wäre... ein furchtbares Verbrechen. Eurer nicht würdig."
Nur ein winziges Blinzeln verriet, dass William in seinem rasenden Zorn nicht völlig taub geworden war. Ohne Hast, mit bedächtigen Bewegungen zog er sein Schwert und setzte Caedmon die Spitze an die Kehle. "Nur weiter."
Caedmon schloß die Augen. "Es sind doch nur Bauern, sie... sie stellen doch keien gefahr dar. Und es sind Engländer, und Ihr... Ihr habt geschworen, ihnen ein gerechter König zu sein. Aber wenn Ihr das tut, was ihr vorhabt, werden sie alle verhungern. Ihr seid ein gottesfürchtiger, frommer Mann, Sire. Doch... was Ihr tun wollt, wird Gott Euch nicht vergeben..." Er brach ab.
Einen Augenblick spürte er die kühle Klinge noch unterhalb seines Adamsapfels, aber sie stieß nicht zu, sondern verschwand. Caedmon hob den Kopf und sah William sein Schwert einstecken. Dann blickte der König kopfschüttelnd auf ihn hinab. "Wisst Ihr, Euer Mut hat mir immer gefallen, aber Ihr verschwendet ihn seit jeher an Dinge, die es nicht wert sind. " Dann fuhr er zu Lucien herum und wies mit dem Finger auf Caedmon, der immer noch reglos am Boden kniete.
"Sperrt ihn ein. Und befreit ihn von der Verräterhand, die er gegen mich erhoben hat."



Rezension erstellt von Ninchen
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