Wolfgang Hohlbein - Das Druidentor
  
  
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  Autor: Wolfgang Hohlbein 
  Seiten: 542 
  ISBN: 3-453-08843-3 
  Verlag: Heyne 
  Erstveröffentlichung: 1993
  
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 In den Schweizer Bergen von Ascona wird ein Tunnel durch den Gridone eingeweiht. 
  Ein brandneuer ICE fährt hinein - und kommt auf der anderen Seite nicht 
  mehr heraus. Als man im Tunnel nachsieht, findet man den ICE - um 200 Jahre 
  gealtert. Sämtliche Insassen sind mumifiziert.
  Bereits drei Jahre vorher, beim Bau des Tunnels, ereigneten sich seltsame Dinge. 
  So zeigte Laser zum Abmessen des Tunnels eine Strecke von mehreren Tausend Kilometern 
  an oder gingen mehreren Menschen in den Tunnel hinein und kamen Wochen später 
  heraus - mit einem Zeitverlust von wenigen Stunden.
  Die Warnungen des jungen Ingenieurs Warstein wurden damals in den Wind geschlagen. 
  Nach einem schrecklichen Vorfall beim Bau des Tunnels wurde er gefeuert.
Jetzt wird er von der Vergangenheit wieder eingeholt. Die junge Frau Berger 
  kommt zu Warstein in die Wohnung und bittet ihn um Hilfe. Frank Berger, ihr 
  Mann und Warsteins Ex-Kollege, ist verschwunden. Warstein lässt sich nur 
  ungerne für die Suche einspannen, trifft er doch wieder auf seinen verhassten 
  alten Chef Franke und auf den nervenden Reporter Lohmann.
  Doch die seltsamen Ereignisse am Gridone häufen sich. Und schon bald bahnt 
  sich eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßens an.
Nur die Prophezeiung eines alten Einsiedlers erzählt, wie die absolute 
  Vernichtung sämtlichen Lebens auf der Erde aufgehalten werden kann...
Das Druidentor war einer der ersten Romane, die ich von Wolfgang Hohlbein gelesen 
  habe. Damals mag dieser hier vielleicht noch zu anspruchsvoll gewesen sein, 
  heute jedenfalls ist er für mich ein kleiner Geniestreich und wahrscheinlich 
  eins der besten Bücher von Hohlbein.
  Besonders faszinierend an Hohlbeins Büchern, die thematisch in der Neuzeit 
  angelegt sind, ist das Zusammentreffen von Wissenschaft und Fiktion. Es geschehen 
  immer unerklärliche, mysteriöse Dinge - und immer wird versucht, sie 
  mittels wissenschaftlicher oder kriminalistischer Methoden zu erklären. 
  In diesem Buch erreicht Hohlbein schon fast ein beängstigend hohes Maß 
  an Realismus. Allein schon die Atmosphäre im ersten Kapitel des Buches 
  sucht ihresgleichen.
  Insgesamt baut sich dann die Geschichte wie ein Hollywood-Film auf: Der "Held" 
  Warstein ist vom intellektuellen Ingenieur zum Trinker mutiert und wohnt in 
  einer abgetakelten Wohnung und wird dann mit den anderen Charakteren zusammengeführt. 
  Danach zieht die Geschichte natürlich immer weitere Kreise, bis es zum 
  mystisch-apokalyptischen Finale kommt.
Doch der Reihe nach: Gerade am Anfang ist das Buch sehr stark. Die Debatten 
  um die beängstigenden Geschehnisse, die Versuche, Unerklärliches zu 
  erklären sind interessant und mit Köpfchen geschrieben. Man merkt, 
  dass Hohlbein ein wenig nachgeforscht hat, dennoch driften die Diskussionen 
  nicht in völlig unverständliches Fachlatein ab.
  Die erste Hälfte des Buches gestaltet sich abwechselnd aus Rückblenden 
  und den momentanen Geschehnissen. Man weiß also erst nach geraumer Zeit, 
  was da unter dem Berg lauert - und ab diesem Zeitpunkt steigt die Spannungskurve 
  sehr steil an.
Die Charaktere sind für Hohlbein mal wieder ein wenig stereotyp. Seine 
  Hauptfiguren sind immer missverstandene Freaks, die zwar intellektuell ziemlich 
  was auf dem Kasten haben, sich aber von ihrer Umwelt abspalten. Dennoch erzeugen 
  diese Charaktere immer wieder dieses recht angenehme Hollywood-Feeling - und 
  das obwohl alle seine Romane in Deutschland oder, wie in diesem Fall, in der 
  Schweiz spielen.
  Vor allem zum Schluss ist bei Hohlbein immer das Problem, dass er keine herkömmlichen 
  Schlüsse schreibt. An und für sich ist dagegen ja nichts zu sagen, 
  nur oft, auch hier, driftet er dann völlig ab und lässt dabei viel 
  offen, sodass man danach nach einer Erklärung verlangen will.
Die Geschehnisse im Druidentor sind zum Glück relativ gut nachvollziehbar, 
  auch wenn einem die eine oder andere Sache immer mal wieder ein wenig unlogisch 
  vorkommt. Hohlbeins Hang zur Übertreibung ist natürlich eine der Hauptursachen 
  dafür. In fast jedem seiner Bücher geht es um das Schicksal der gesamten 
  Welt oder darüber hinaus. Dieses Kreiseziehen von den kleinen Vorfällen 
  am Anfang bis zu den großen, epischen Ereignissen zum Schluss ist eines 
  von Hohlbeins Markenzeichen. Und es macht doch immer wieder Spaß, ihm 
  dabei zuzulesen... :-)
Fazit: Ein spannender und (halbwegs) realistischer Horrortrip durch die Schweizer 
Alpen. 
  
Rezension erstellt von DerDoktor