Titel: Sleepy Hollow Beitrag von: Silent am Januar 18, 2008, 22:42:49
Ende des 19. Jahrhunderts ist der Ermittler Ichabod Crane mit seinen Methoden seiner Meinung nach zwar der Zeit
voraus, aber bei der restlichen New Yorker Polizei auch recht unbeliebt. Er wird in das Dörfchen Sleepy Hollow abgeschoben,
in dem kürzlich erst drei Menschen enthauptet wurden. Wollte man "Sleepy Hollow" in ein Genre einordnen, so landete man wahrscheinlich bei einem Horror-Splatter-Krimi- Märchen mit humoristischen Elementen. Nun, Regisseur Tim Burton hatte schon immer einen Sinn für abgefahrenere Stoffe, ob "Edward mit den Scherenhänden", "Batman" oder das megaschrille "Mars Attacks!". Bei "Sleepy Hollow" stand eine in Amerika äußerst populäre Legende als Pate für die Story, die im Film der eines normalen Slasher-Films à la "Scream" im Prinzip gar nicht mal so unähnlich ist: Ein irrer Killer bringt spektakulär Leute um, und dessen Identität muss ergründet werden. Dennoch ist "Sleepy Hollow" alles andere als ein gewöhnlicher Gruselschocker, dafür sorgt schon allein der ungleich charmante Stil von Tim Burton sowie der immer wieder gute Johnny Depp zusammen mit Christina Ricci und nicht zuletzt der umwerfende Look des Films. Burton entwarf einen düsteren, aschfarbenen Look und zeigt alptraumartig verdrehte Kulissen und Wälder. Zusammen mit der tollen Musik und Dauernebel entsteht eine unschlagbare Atmosphäre, die irgendwo zwischen Märchen und Horrorschocker anzusiedeln ist. Burtons geniales Spiel mit den Farben zeigt sich vor allem in den bunten Rückblenden, denen man, wie im Übrigen dem gesamten Film auch, anmerkt, dass sich nur ein großer Kindskopf so etwas erdacht haben kann. Die überschäumende Phantasie, mit der das Thema und die Story angegangen wird, sorgt dann für ein unvergleichliches Filmerlebnis, da man sowohl in den traumhaft schönen Kulissen schwelgen, sich vor dem unheimlichen Reiter fürchten und über den sympathischen Ichabod Crane herzhaft lachen kann. Bei aller Traumhaftigkeit ist "Sleepy Hollow" jedoch nicht sehr zimperlich, da tatsächlich fast so viele Köpfe abgeschlagen und so viel Blut vergossen wird, wie in einem klassischen Splatterfilm - unfassbar, dass der Streifen in den deutschen Kinos zunächst ab 12 freigegeben war... Genauso hochfrequent wie die Enthauptungen sind nachher Menschen, die in Ohnmacht fallen, vorzugsweise Johnny Depp und Christina Ricci - Grusel und Humor halten sich exzellent in Waage. Doch auch der Krimiaspekt der Story ist tauglich, denn den eigentlichen Täter findet man nicht so einfach heraus. Die Auflösung ist dann zwar logisch, haut einen aber auch nicht gerade vom Hocker - dafür ist dieser Teil ja auch nicht der Hauptaspekt des Films. Da letztendlich mit Ichabod Crane eine sympathische, hintergründige Hauptfigur geschaffen wurde und der Film ein langes, spannendes Finale bietet, bleiben eigentlich fast keine Wünsche offen. Tim Burton beweist auch mit "Sleepy Hollow", dass er einer der phantasievollsten, skurillsten und auch liebevollsten Regisseure unserer Zeit ist - auch wenn das Blut in Kübeln fließt... Fazit: Wunderbar atmosphärische, blutige Gruselkomödie mit umwerfenden Kulissen und Effekten. Rezension erstellt von DerDoktor |