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Autor Thema: Säulen der Erde, Die - Ken Follet  (Gelesen 4126 mal)
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« am: Januar 16, 2008, 20:15:34 »

Ken Follet - Die Säulen der Erde (Originaltitel: The Pillars of the Earth)

Autor: Ken Follet
Seiten: 1151 Seiten
ISBN: 3-404-11896-0
Verlag: Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach

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England 1123-1173:
Nach dem Tod König Heinrichs des I. bricht für England eine unruhige Zeit heran, da mehrere Anwärter um den Thron streiten. Es ist eine zeit der blutigen Auseinandersetzungen des Adels, unter denen das einfache Volk zu leiden hat. Inmitten dieses Chaos führt es verschiedene Personen in das verschlafene Dorf Kingsbridge: Philip, den jungen Prior von Kingsbridge, dessen Eltern von Söldnern abgeschlachtet wurden, Aliena, die Tochter des verstoßenen Grafen von Shiring und Tom Builder, einen arbeitslosen Baumeister, mit seinen Kindern Martha und Alfred sowie seiner zweiten Frau Ellen und deren Sohn Jack. Als die Kathedrale von Kingsbridge unter mysteriösen Umständen abbrennt, erhält Tom den Auftrag, eine neue zu bauen. Jedoch erweist sich dieses Unternehmen nicht so leicht, wie es scheinen mag, da Kingsbridge es mit vielerlei Widersachern zu tun bekommt, die den Bau der Kathedrale verhindern wollen, wie dem William Hamleigh, dem unrechtmäßigen Grafen von Shiring, oder dem skrupellosen Bischof Waleran, die zu diesem Zweck auch nicht vor den brutalsten und intrigantesten Mitteln zurückschrecken....

Ein sehr packender Historienroman, der trotz seiner Länge, die immerhin 1151 Seiten beträgt und den Ablauf von fünfzig Jahren umfasst, zu fesseln vermag. Ich habe mich beim Lesen des Buches kein einziges Mal gelangweilt, lediglich das Ende bzw. das letzte Buch zog sich ein klein wenig und war, zumindest meiner Meinung nach, auch ein wenig unnötig. Der Leser erfährt viel über das Mittelalter, ganz besonders was den Bereich Kirche sowie Architektur betrifft. Selbstverständlich stehen aber auch in den Säulen der Erde in allererster Linie die Charaktere im Vordergrund, die zwar gut ausgedacht aber leider teilweise ein wenig schwarz/weiß dargestellt sind -d.h. entweder vollkommen skrupellos, böse und intrigant oder vollkommen gute und vorbildhafte Menschen. Gut gemacht wiederum ist, wie Ken Follet seine Hauptcharaktere behutsam, nach und nach in Kingsbridge zusammenführt und ihre Schicksale ineinander verflechtet, was bedeutet das zu Beginn wie auch im späteren Verlauf des Romanes immer mehrere Handlungsstränge zugleich laufen, was dem Buch eine umfassendere Dichte verleiht.
Für Freunde von Historienromanen ist dieses Buch ein Muss - aber auch sonst kann ich es nur wärmstens empfehlen, da die Geschichte sowie die Schicksale der Charaktere wirklich spannend ist und man gegen Ende hin nur noch mitfiebert, ob die Kathedrale denn nun endlich fertig wird oder nicht. Der Text ist nicht hochanspruchsvoll geschrieben (normale Unterhaltungsliteratur eben) , jedoch würde ich das Buch aufgrund einiger blutiger bzw. brutalen Szenen nicht an unter 14jährige empfehlen.

Fazit: Ein überragender, mitreißender Roman über Geschichte, Architektur, Liebe, Grausamkeit und Menschlichkeit der seinesgleichen sucht und unbedingt lesenswert ist.

Leseprobe:
Die Mönche, viele Dorfbewohner und die Familienangehörigen des Baumeisters standen in kleinen Gruppen beieinander, starrten mit weit aufgerissenen Augen die brennende Kirche an und unterhielten sich in gedämpftem Ton. Auch Philip drehte sich noch einmal um, bevor er zu ihnen sprach. Die Kathedrale bot inzwischen einen jämmerlichen Anblick. Der Westflügel war ein einziger Trümmerhaufen, und aus den Resten des dachstuhls loderten riesige Flammen empor.
"Sind alle da?", rief er. "Wenn ihr jemanden zu vermissen glaubt, nennt seinen Namen!"
"Cuthbert Whitehead!", rief jemand.
"Er bewacht die Gebeine des Heiligen. Sonst jemand?"
Es fehlte niemand mehr.
"Zähl die Mönche durch", sagte Philip zu Milius. "Wir wollen Gewißheit haben. Mit uns beiden dürften es fünfundvierzig sein."
Wohl wissend, daß er sich auf Milius verlassen konnte, ließ er es dabei bewenden und wandte sich an Tom. "Eure Familie ist vollzählig?"
Tom nickte und deutete auf die Seinen. Sie standen neben der Mauer des Gästehauses, die Frau, der große Sohn und die beiden kleinen. Der Junge sah Philip angstvoll an. Für die Kinder muss es ein furchtbares Erlebnis sein, dachte Philip.
Der Sakristan saß auf der eisenbeschlagenen Kiste, die den Klosterschatz enthielt. Philip, der gar nicht mehr daran gedacht hatte, war froh, daß der Schatz in Sicherheit war.
"Bruder Andrew", sagte er zu dem Mann, "der Sarg mit den Gebeinen des heiligen Adolphus befindet sich hinter dem Refektorium. Nimm ein paar kräftige Mitbrüder und bringe ihn..." Er überlegte. Der sicherste Ort war wahrscheinlich das Wohnhaus der Priors. "...und bringe ihn in mein Haus!"
"In euer Haus?", gab Andrew empört zurück. "Die sterblichen Überreste des heiligen gehören in meine Obhut!"
"Es wäre auch an dir gewesen, sie aus der brennenden Kirche zu retten!", fuhr Philip ihn an. "Und nun tu, was ich dir aufgetragen habe. Kein Wort mehr!"
Widerstrebend erhob sich der Sakristan. Es war ihm anzusehen, daß er vor Wut kochte.
"Beeil dich, Mann!", rief Philip ihm zu. "Oder du verlierst auf der Stelle dein Amt!" Er wandte Andrew den Rücken zu und fragte Milus: "Wie viele?"
"Vierundvierzig - plus Cuthbert. Dazu elf Novizen und fünf Gäste. Niemand fehlt."
"Der Herr hat Erbarmen mit uns." Es kam Philip fast wie ein Wunder vor, daß es keine Toten, ja nicht einmal einen verwundeten zu beklagen gab. Er spürte jetzt seine körperliche Erschöpfung, war jedoch innerlich viel zu aufgewühlt, um sich hinzusetzen und auszuruhen. "Gibt es sonst noch irgendwelche Wertgegenstände, die wir in Sicherheit bringen müssen?", fragte er. "Wir haben des Schatz, wir haben die Reliquien..."
Alan, der junge Schatzmeister, meldete sich zu Wort. "Was ist mit den Büchern?" Philip stöhnte auf. Natürlich, die Bücher! Sie befanden sich in einem verschlossenen Schrank im Kreuzgang, gleich neben der Tür zum Kapitelhaus, so daß die Möche sie während der Studierzeiten rasch zur Hand hatten. Die Bücher einzeln aus dem Schrank zu holen, war jetzt kaum noch möglich - es würde gefährlich lange dauern. Aber vielleicht konnten ein paar starke junge Männer den Bücherschrank insgesamt in Sicherheit bringen. Philip sah sich um. Der Sakristan hatte ein halbes Dutzend Mönche ausgewählt und war mit ihnen bereits unterwegs. Philip suchte sich nun seinerseits drei junge Männer und drei ältere Novizen aus und hieß sie, ihm zu folgen.
Er konnte nicht mehr rennen, er war einfach zu müde. Wieder wählte er den Weg vorbei an Mühle und Brauerei und an der Rückseite von Küche und Refektorium entlang. Cuthbert Whitehead und der Sakristan kümmerten sich gemeinsam um den Abtransport des Sarges. Philip führte seine Leute durch die schmale Gasse, die Refektorium und Dormitorium voneinander trennte und von Süden her unter einem Torbogen in den Kreuzgang mündete.
Die Hitze war jetzt deutlich spürbar. Die Tür des großen Bücherschrankes war mit Schnitzwerk versehen: es zeigte Moses mit den Gesetzestafeln. Philip befahl den jungen Männern, den Schrank nach vorne zu kippen und ihn auf die Schultern zu nehmen. Sie trugen ihn durch den Kreuzgang zum Südtor. Während die Mönche weitergingen, blieb Philip stehen und drehte sich um.
Der Anblick der ruinierten Kirche erfüllte sein herz mit tiefer Trauer. Die Rauchentwicklung war zurückgegangen, dafür gab es mehr Flammen. Weite Strecken des Daches waren verschwunden. Er sah, wie es sich nun auch über der Vierung senkte, und ahnte, daß diese Partie als nächste herabstürzen würde. Dann gab es einen donnernden Krach ,der lauter war als alles andere, was er während des Brandes gehört hatte: Das Dach des südlichen Querhauses stürzte ein. Philip war, als stünde sein eigener Körper in Flammen, so sehr litt er unter den Schmerzen der Kathedrale. Einen Augenblick später hatte er plötzlich den Eindruck, als beule sich die Wand des Querhauses über dem Kreuzgang aus. Gott helfe und, sie stürzt ein! Schoß es ihm durch den Kopf. Schon begann das Mauerwerk zu bröckeln... Sie fällt genau auf mich, dachte er und wollte fliehen, doch er hatte noch keine drei Schritte getan, da traf ihn etwas am Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein.

Rezension erstellt von Ninchen

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